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Allgemeiner Metzer Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemeinderat ?u Bretnig. Lofel-Aiizeiger für die Ortschaften Bretnig, Hsnswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal nnd Umgegend. Der Akgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. ! onnementspreis inll. des allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Unterhalt» ngsblattes" oirrteljährliä ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten ins Haus 1 Mark 20 Pfennige, durch die Post I Mark exkl. Bestellgeld. Jrrferate, die 4gespaltens Korpuszeile io Pfg., sowie Bestellungen auf de« M gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unser? sämtlichen Zeitunzsbote« jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähren «ir Rabatt nach Nebereinkunft. Inserate bitten wir für di: Mittwoch-Nummer bi» Dienstag vormittag l/,11 Uhr, für die Eonnabend-Nummer bis Freitag vormittag '/,11 Uhr einznsenden. Schrislleitung, Druck unö Vecisz son A. Sehttvig, Breinig. Nr. 92. 19. Jahrganz. Mittwoch, den 17. November 19V9. Z«m Butztage. Eoang. Matth. 18, 33. Der himmlische König fing an, mit seinen Knechten zu rechnen. Da sand er einen, der «ar ihm zehntausend Pfund schaldig. Er hatte eine bewegte Jugend hinter sich: Jugendsün den, Härte, Leidenschaft, Roheit, er hatte sich mit Mühe und Sünden emporgearbeiiet, bis er eine gesicherte Existenz fand. Und al» er nun in einem schönen Haus« saß mir einer Frau, die zehnmal besser war al« er, mit Kinderchen, die Lockenköpse hatten, wie die Engel, da fing der himmlisch« König an, mit ihm zu rechnen. Der himmlische Herr schickte «inen Loten und der hieß Ansteckung. Und al« dieser kam, redete er zuerst mit der kleinsten Tochter, dann mit dem Sohne, dann mit der Mutter. Sie lagen, und die Aerzte dachten, e« würde zu Ende gehen. Der Vater saß unterdessen im Halbdunkel und fühlte seine Vergangenheit vor ihm aufstehen. Natürlich war er gebildet ge nug, um zu wissen, daß Vergangenheit und Ansteckung eigentlich nichts miteinander zu tun haben, aber sein döse» Gewissen wollte sich trotz seiner Bildung nicht beruhigen lassen. Er sah den Tod an das Bett seiner Lieden treten und sprach zu dem ewigen Könige: Herr, habe Geduld mit mir, ich will Dir alles bezahlen. E» war ein Wunder, wie die kranke Frau und die Kinder.fich erholten. Es war einer von den Fällen, wo auch der Gefühllose spricht: Gott hat geholfen! Da« ganze Hau» lebte auf, e» war wieder Sonne und Friede da. — Da kam eine» Tage» ein ganz unbedeuten der Zwischenfall. Eine Forderung im Ge schäft war nicht eingelaufen und e« erging in der üblichen Weise der Zahlungrbefehl. Man hätte ja warten können, oenn der betreffende Schuldner hatte um Stundung gebeten, da Frau und Kinder krank seien. Aber es half nicht«. E« war zufällig, daß der Herr selbst die Entscheidung traf: E» soll geklagt werben. Nun nahm die Sache ihren Laus, der Schuld ner brach zusammen, e» waltete da» Recht, da» bloße, kalte, harte, metallene Recht. Aber der ewige Vater hörte die Stimme der Armut, und begann aufs neue Rechnung zu machen. Auf der einen Seite stand sein unendliche» Erbarmen, Rettung in Todesnot, auf der anderen Seite die Oberflächlichkeit der Buße, gewohnheitsmäßige Lieblosigkeit, Mangel an wahrer innerer Dankbarkeit gegen Gott. Da konnte da« Endurteil des himmlischen König« nicht zweifelhaft sein, er mußte ur teilen, wie e» die Gerechtigkeit verlangte, denn er war selbst der Urquell der Gerech tigkeit. Und siehe, auf seinen Befehl setzte sich einer seiner Boten, ein finsterer, langsamer Geselle an den Eingang des Hauses de« un barmherzigen Herrn und sorgte dafür, daß Frau und Kinder zwar leben blieben, aber zwischen ihnen und dem Vater stand der Groll und die Sorge. Es war kein Glück mehr im Hause. — Warum nur war alle» so ent setzlich traurig? Gott hatte gerichtet, nach dem er lange Geduld gehabt hatte. Bußtag spricht ein ernstes Wort an uns alle, es steht geschrieben: 1. Petri 4, 17, Frau Steinheil freigesproche«. Paris, 14. Nov. Nach neuntägiger Verhandlung im Mordprozeffe Steinheil haben die Geschworenen am Sonntag in der ersten Morgenstunde nach einer langen Nachtsitzung Frau Steinheil sowohl von der Anklage des Mordes wie von der Anklage der Mitwifssn- schaft freigesprochen. T-rtlicke- und SSchM-tz-s. Bretnig. Die hiesige Feuerwehr hielt am Sonntag im Gasthof zur goldnen Sonne ihr 32 jähriges Stiftungsfest ad. Nach zwei dasselbe einleitendenMusiksatzen gab der Haupt mann der Wehr, Herr Elbrecht, mit begrüßenden Worten seiner Freude über die allseitige Teil nahme am Stiftungsfeste Ausdruck und ge dachte zum Schluß de« Protektors der säch sischen Feuerwehren, unseres König«, dem er ein dreifaches Hoch widmete. Namen« der Gemeindevertretung übergab hierauf Herr Gemeindevorstand Petzold unter entsprechenden Worten dem Wachmann Richard Max^Gneuß für 15 jährige und dem Sanitäter Friedrich Max Zschiedrich für 10 jährige Dienstzeit dir Litzen. Eine besondere Auszeichnung wider fuhr aber dem Gemeindcvorstand und Brand direktor Herrn Ad. Petzold, indem ihm durch den Hauptmann Herrn Elbrecht eine Votiv- täfel ausgehändigt uno dessen Ernennung zum Ehren-Kommandanten von selten der Wehr mitgeteilt wurde. Sichtlich überrascht über diese Ehrung, dankte der Gefeierte mit herz lichen Warten für dieselbe. Verschönert wurde der Abend noch durch musikalische Darbietungen, ein von Mitgliedern der Wehr vorgetragenes Gesangsstück und den Dreiakter: „Mein Signalist". Lebhaften Beifall ernteten sämt liche Vorträge. Eine Verlosung von durch gängig hübschen Geschenken dürfte den gewünsch ten pekuniären Erfolg erbracht haben. Mit einem fröhlichen Balle endet« der gewiß in allen Teilen gut verlaufene Abend. Bretnig. Die am Sonntag vorge nommene LrgänzungSwahl des hiesigen Kirchen vorstandes hatte das Ergebnis, daß die vier ausscheidenden Herren: Herr Hermann Haufe Nr. 30 8, Herr Fabrikbesitzer Paul Gebler Nr. 34, Herr Gemeindevorstand Petzold Nr. 63 und Herr Fabrikant Paul Haufe Nr. 85 8 fast einstimmig wieder gewählt worden sind. Die feierliche Neuverpflichtung der wiedergewählten Kirchenvorstände findet am I. Advent im öffentlichen VormittagSgotteS- dienste vor versammelrer Gemeinde statt. — Eine atemberaubende Folge der neuen Steuern. Zu den verschiedenen unliebsamen Nebenerscheinungen, die uns die neuen Steuern gebracht haben, können wir auch eine unter Umständen nützliche anführen. Sie könnte z. V. bei der Atemtechnik oder zum Lungen training benutzt werden. Diese« wunderbare Mitte! ist ein Wort, das die Branntwein- Nachversteuerung erzeugt hat und in einem Aktenstück wie folgt zur Welt kam: Brannt- wein-Nachversteuerung«-Protokollabschriftr-Be- glaubigungsvermerk! Uff! Wer hat's in einem Atem gesprochen?! Es ist doch etwas Schönes um die deutsche Sprache. — Anarchistische Umtriebe? Einem Fab rikbesitzer in Frankenberg ging aus England ein unfrankierter Bries zu, der eine anarchistische Hetzschrift enthielt. Es wäre interessant, zu erfahren, ob auch in hiesiger Gegend Herren mit solchen Unverschämtheiten belästigt worden sind. Großröhrsdorf. Ein zum Gasthof „zum Bergkeller" gehöriger Schuppen geriet am Freitag abend in der 6. Stunde in Brand. Durch die hiesige freiwillige Feuerwehr konnte derselbe bald gelöscht werden. Kamenz. Gegen die Wahl des Abge ordneten Kockel im 8. ländlichen Wahlkreise ist von gegnerischer Seile iu der Zweiten Kammer der Stäudeversammlung Protest er hoben worden. Wie verlautet, wird derselbe einerseits mit bei der Wahl vorgenommenen Unregelmäßigkeiten degrünoet, so soll " a. da« Wahlrecht von Personen au«geübt worden sein, welche sich nicht im Besitze der sächsischen Staatsangehörigkeit befinden, ferner sollen von verschiedenen Wählern hinsichtlich der Zahl ihrer Stimmen unrichtige Zettel abge geben worden sein. Anderseits wird in dem Protest geltend gemacht, daß der körperliche Gesunb- heitrzustand de« Abgeordnete« Kockel nicht die ordnung«g«mäße »»«Übung seiner Pflichten als Volksvertreter gewährleiste und daß er insbesondere infolge Schwerhörigkeit deu Ver handlungen im Landtage überhaupt nicht zu folgen vermöge. Ran darf gespannt sein, welche Erledigung der Wahlprotest im Land tag« findet. Kamenz. Bei unberechtigter Ausübung der Jagd wurden dieser Tage in der Nähe vom Thonb-rg zwei hiesige Einwohner betroffen und zur Anzeige gebracht. Sie hatten wilde Kaninchen mittel» Frettchen geiagt und in der kurzen Zeit einer halben Stunde die an- sebnliche Beute von 12 Siück gemacht, die zu ihrem Leidwesen ebenso wie das dazugehörige Fangzeug beim Betreten der Stadt von der Polizei mit Beschlag belegt wurden. Bautzen, 13. Nov. Vor dem hiesigen Schwurgericht stand unter der Anklage des Morde« der 1884 in Bischheim geborene Kutscher Emil Richard Vetter, der beschuldigt wurde, am 29. März 1909 sein eigene», außereheliche» Kind vorsätzlich mit vergifteten Schokoladenstücken vergiftet zu haben. Der Angeklagte, der beim Fabrikbesitzern Schöne in Großrößrtdors diente, unterhielt seit 1904 mit der ledigen Geißler in Oberlichtenau rin Verhältnis, das nicht ohne Folgen blieb. Im Jahre 1907 wurde da» Kind geboren. Vetter, der die Mutter zu heiraten beabsichtigte, bändelte aber mit anderen Mädchen an, wodurch sich die Heirat hinaurzog. Da e» ihm schwer wurde, die Alimente zu zahlen, beschloß er, da« Kind zu töten. Er füllte Schokoladestückr mit Zyankali, besuchte im März sein Kind und gab ihm von der mit dem Gifte gefüllten Schokolade. Da» Kind starb. Vetter wurde verhaftet. Da« Gift Hal er von dem Photo graphen Krzywinski in Großröhrsdorf erhalten. Nach eingehender Beweisaufnahme bejahten die Geschworenen die Schuldsrage nach vor sätzlicher Tötung. Der Angeklagte wurde darauf zum Tode verurteilt. Bautzen, 14. Nov. Ein gefährliches Individuum wurde auf 10 Jahre unschädlich gemacht. Es ist der 1874 in Odersteina geborene, unverheiratete Tagearbeiter Max Bruno Oswald, welcher am 21. August die Wirt schaft, des Gutsbesitzer« Körner in Obersteina, bestehend au« Wohnhaus, Scheune und Aus- gebingehaus, in Brand setzte. Durch die Brandlegung in der Scheune wurde alles ein Raud der Flammen. Körner war nicht ver sichert und erleidet 15 000 Mk, Schaden. Der Angeklagte ist fünfmal vorbestraft und aus dem Heers ausgestoßen. Er verbüßte 1903 eine 3l/z jährige Zuchthausstrafe, die er gleich falls wegen Brandstiftung erhalten hatte. Im Jahre 1907 im April wurde er nach 2 jähriger Zuchthausstrafe entlassen. In dem Jahre seiner ersten Strafe kamen in der Um gegend von Obersteina viele Brände vor, die ungesühnt blieben und hat er auch diese auf sein Konto zu nehmen. Seiner Gemeingefähr lichkeit halber wurde er zu 10 Jahren Zucht haus und 10 Jahren EhrinrechtSverlust ver urteilt, 1 Monat kam als verbüßt in An rechnung. Auch ist Polizeiaufsicht zulässig. Zittau. (Veruntreuungen eine« Feld webels.) Ein im 16. Dienstjahre stehender Feldwebel des hiesigen Regiment«, der kurz vor seiner Einberufung in den Postdienst steht, soll sich berm letzten Herbstmanöver Verun- lreuunzen haben zuschulden kommen lassen, und zwar kommen einige hundert Mark Ber- pflegung«gelder in Betracht. Sollte sich bei der Untersuchung die Schuld de« Feldwebels bestätigen, so trete die schlimme Tatsache ein, daß sich der Betreffende nach so langer Dienst zeit leine ganze fernere Karriere verdorben hat, wa« allein für ihn schon eine schwere Strafe bedeuten würde. Nach Mitteilung de» Regimenttkommando» handelt e» sich zunächst nur um einen gegen den Feldwevel ausge sprochenen Verdacht. Da« Regiment hat lediglich, um eine zweifelsfreie gerichtliche Untersuchung zu ermöglichen, den betreffenden Feldwebel jestgenommen — nicht verhaftet — und die Angelegenheit an die höhere Gerichts barkeit abgegeben. Erst da« gerichtliche Ver fahren wird ergeben, ob der Verdacht begrün det ist. — Der Winter hat im Erzgebirge seinen Einzug gehalten. Der am Sonnabend von Johann - Georgeastadt um 12 Uhr 40 Min. adgelaffene Zug nach Karl«dad blieb bei der Station Breitenbach im Schnee stecken. Erst durch eine Hilssmaschine konnte der Zug au» dem Schnee befreit werden. Reichenbach. (Unterstützung de» Klein gewerbes.) Vor einiger Zeit hatr n die städ tischen Behörden beschlossen, aus dem staat lichen Gensffenschaflsfond» zur Unterstützung des Kleingewerbe» ein Darlehn von 100 000 Mark aufzunehmen. Wie jetzt bekannt wird, sind aus den Kreisen der Äewerbtreibenden bereits so viele Gesuche um Genehmigung von Darlehnen zur Beschaffung von Maschinen elngegangen, daß in diesen Tagen rund 60 00V Mark auszuleihen sind bei einem Zinsfüße von nur 2 Proz. In jedem einzelnen Falle darf da» Darlehn 5000 M. nicht überschreiten. — Ein gräßlicher Unfall ereignete sich am Donnerstag abend in der 8. Stunde in einem Fleischereigsschäft in Reichenbach. Dort fiel der 14 Jahr, alte Laufbursche Riedel in den mit kochender Masse gefüllten Wurstkessel und zog sich lebensgefährliche Verletzungen zu. — Ein Opfer des falschen Gerichtsvoll zieher«. Ein traurige« Nachspiel hat da» Auftreten ve» Schwindler« Luedke in Leipzig gezeitigt. Am Sonnabend abend hat sich in der Aufregung über den ihm von dem Gauner gespielten Schurkenstreich dec 62jährige Haus meister des Landgericht« in der Harkortstraße durch Erhängen da« Leben genommen. Kirchennachrichten von Bretnig. Mittwoch, den 17. November: Bußtag: 8'/, Uhr Beichte. 9 Uhr: Predigtgottes dienst verbunden mit heiligem Abendmahl. Nachmittags 5 Uhr: AvenvmahlsgotteSdienst. Dresdner Schlachtviehmar? vom 15. November 1909. Zum Auftrieb kamen 4130 Schlachttiere und zwar 685 Rinder, 1138 Schafe, 1957 Schweine und 350 Kälber. Die Preise stellten sich für 50 Kilo in Mark wie folgt: Ochsen: Lebendgewicht 41—44, Schlachtge wicht 77—80; Kalben und Kühen Lebend gewicht 39-42, Schlachtgewicht 71—75, Bu>n: Lebendgewicht 38—42, Schlachtgewicht 63—73; Kälber: Lebendgewicht 50—53, Schlachtgewicht 80—83; Schafe: 84—86 Schlachtgewicht; Schweine: Lebendgewicht 59—61, Schlachtgewicht 76^-78. Es sind nur die Preise für die besten Viehiorten verzeichnet.