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Dienstag. Nr. 9. 1. Februar 1870. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstalten. Weißerih-Ieitimg Preis pro Quartal 10 Ngr. . Inserate die Spalten-Zeile 8Pfg. Amts- und Anzeige-Dlatt der Königlichen Gerichts-Ämter und Stadträthe zu Dippoldiswalde und /rauevstci«. Verantworilicher NeÄruteur: Carl Lehne in Dippoldiswalde. Monats-Bericht. Im Monat Januar wurde die öffentliche Aufmerk samkeit vorzugsweise durch den Gang der Dinge in Frankreich und Oesterreich in Anspruch genommen. In Frankreich fand am neuen Jahre ein Ministerwechsel statt, der zugleich mit einem vollständigen Shstemwechsel verknüpft war. Der Kaiser Napoleon hat sich veranlaßt gefunden, das bisher geführte persönliche Regiment aufzugeben und zur parlamentarischen Regierungsform überzugehen. Bisher hat das neue Ministerium großen Anklang in der öffentlichen Meinung gefunden, indem es einerseits mit liberalen Reformen vorgeht, anderer seits aber auch der revolutionären Partei mit Energie und Kraft entgegentritt. Die weitere Zukunft wird lehren, ob die Franzosen für eine geordnete parlamen tarische Regierung im Laufe der Zeit mehr Verständniß gewonnen haben, als sie bei früheren Versuchen gezeigt haben. Für uns ist es zunächst von Werth, daß die neue Regierung ein durchaus friedliches Programm gegenüber dem Auslande veröffentlicht hat. Auch in Oesterreich trat mit dem neuen Jahre eine Ministerkrisis ein, welche zu dem Rücktritte der drei Minister Taaffe, Berger und Potozky geführt hat. Der Meinungsstreit im Ministerium drehte sich im Wesentlichen um die Frage, ob man einen Ausgleich unter den verschiedenen Nationalitäten versuchen solle oder nicht. Die zurückgebliebene Majorität der Minister war gegen neue Auögleichsversuche, und für das Fest halten der gegenwärtigen Verfassung, welche dem deutschen Elemente das Uebergewicht verschafft. Aus den übrigen europäischen Ländern und auch aus unserem deutschen Vaterlande ist nichts Belangreiches zu berichten. Die voraussichtlich im Monat Februar stattfindende Eröffnung des Reichstags wird uns im nächsten Berichte Anlaß geben, mit den vaterländischen Angelegenheiten uns zu beschäftigen. Tagesgeschichte. * Aus Hänichen. Am 27. Januar fand durch Hrn. Amtöhauptmann v. Vieth aus Dresden die Ueber- reichung der, dem hiesigen Herrn Obersteiger Kirbach verliehenen goldenen Medaille des Civilverdienst- ordens statt. Die Direktoren und Beamten des Werkes hatten sich zu diesem Behufe in einem einfach decorirten Locale des Beckerschachtes versammelt, woselbst der Herr Amtshauptmann mit einer herzlichen Ansprache dem Decorirten das von Sr. Majestät dem König voll zogene Decret nebst Ordensstatuten und der Medaille überreichte. Wie sich Kirbach bereit« früher bei der Rettung zweier Bergarbeiter im Golberoder Schachte ausgezeichnet hatte, wobei es ihm gelang, den einen derselben lebend herauszubringen, so war Kirbach nament lich auch bei Ausförderung der Leichen der in Burgk verunglückten Bergarbeiter in hervorragender Weise thätig und hatte ganz neuerdings wieder die Versuche zur Rettung der verschütteten Brunnengräber in Dresden mit Umsicht und dergestalt geleitet, daß bei den dieS- fallsigen Arbeiten weiteres Unglück verhütet blieb. Die ihm hierfür zu Theil gewordene hohe Auszeichnung ist daher gewiß allseitig als eine wohlverdiente freudig und dankbar anerkannt worden, und die von Herrn Director Beck nach Ueberreichung der Medaille an Kirbach, diesem Gefühle des Dankes Ausdruck gebenden Worte fanden, wie das auf Se. Majestät den König ausgebrachte Glück auf! einen herzlichen Wiederhall in dem kleinen Kreise. Dippoldiswalde. (Bericht der Handels- und Gewerbekammer auf 1868). Der Bericht klagt mit Recht darüber, daß seit der Uebernahme des Po st wesens auf den norddeutschen Bund, die Poststatistik eine noch ungenügendere geworden sei, als sie früher gewesen. An die Stelle vierteljähriger Zählungen feien Halb jährige getreten, deren Resultate die Kammer trotz mehr facher Bemühungen nicht habe erfahren können, so daß also auch der Bericht in Hinsicht auf BerkehrSstatistik eine wesentliche Lücke hat. Um dieselbe einigermaßen auSzusüllen, theilt derselbe aus „Hirth'S Annalen" einen Auszug mit, der allerdings nur 14 der größeren Post anstalten umfaßt, während über den Verkehr der übrigen Postanstalten das Dunkel nicht gelichtet werden konnte, da die Kammer sich nicht zu entschließen vermochte, die circa 80 Postexpeditionen ihres Bezirkes mit Fragen nach den Zählungsverhältnissen von 1868 zu behelligen. — In dem erwähnten Auszuge aus Hirth'S Annalen kommt von den unsere Gegend besonders interessirenden Post anstalten nur Dippoldiswalde vor, welches an fran- kirten und unfrankirten Sendungen eine Gesammtzahl von 60,480 Stück, also 20 Stück auf den Einwohner, aufzuweisen hatte. Geringeren Verkehr zeigten Freiberg mit 15 Stück aus den Einwohner, Großenhain mit 16, Grimma und Pirna mit je 19 Stück auf den Einwohner. Den höchsten Verkehr zeigten Wurzen mit 29, Schandau mit 32 Stück auf den Einwohner. Dresden hatte nur 21 Stück auf den Einwohner. In der Portoeinnahme stand Dippoldiswalde am geringsten mit 2992 Thlr., also mit 1 Thlr. auf den Einwohner, verzeichnet. Die Gewerbevereine. Der Altenberger, ge gründet 1858, hatte Ende 1868 bei 84 Mitgliedern 14 Vereinsversammlungen (durchschnittlich von 30 Mit gliedern besucht) und 2 Exkursionen. Der DippoldiS-