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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.09.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-09-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188309305
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830930
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830930
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1883
-
Monat
1883-09
- Tag 1883-09-30
-
Monat
1883-09
-
Jahr
1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.09.1883
- Autor
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Nrdaclion und LrpkLiUoo JohanneSgaffe 33. Sprkchünlidrii Srr Krdattion Vormittags 10—12 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. s «> ca mm,«», ,l»«r<>!Ltrn m»»t sich »i««,»,«»»» mchr »«»«»lui. Tagctilait I«» «n»ah«e »er für »tr »»«ftsvlgenve Rümmer befttmmtr« Inserate au Wochentagen bi» S Uhr Rachmitta a« Sann« nn» Festtagen frütz »t«'/,» Ul. r. Zn den Filialen fiir Zas.-^nnahme Otto Rlrmm, UniverMtSstraße 21, LoulS Lösche» Kathartnenstraße 18,». nur »t« '/,S kör' Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und GeMtSvcckhr. Meß . Aufings LS,»«V Adannnnratarreir viertel). 4'/, incl vriuaerloh» 5 ML. durch die Post bergen « IN. Jede ei^elv «um«» »0 W. BelKNWmvlar 10 Pf. GeöührenUir Ertrabellaai ' ahne Postbesörderuag 39 ML mit PostbesSederuu« 48 ML Inserate «gespaltene Petitteile K> Pf. Grß^crc Schriften last «serem Wchß» Nerieichuch. Laiellarfich» «. Mrrusatz »ach höher« Aartf. L«la»e» nnter de» Ledactisnsßrich die kpaltzeil, «0 Pf. Inserate sind stet« an die «petzllia» »a ienvea. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prasuumenmäo od« daätz Post« uachualnne. ^ 273. Sonntag dm 30. September 1883. 77. Jahrgang. Zur gefälligen Beachtung. Um bei Ausgabe der Legitimationskarten zum Abholen des Tageblattes beim Qnartalwechsel den Andrang möglichst zu beschränken, haben wir die Einrichtung getroffen, daß Karte und Rechnung bereits von heute an ili Empfang genommen werden können. Lxpeältlov Ävs I^lprlxer l'aKedlattos. Amtlicher Theil. ocsrilklichr Sitzung »er Lladliierordilrle» Mittwoch, am ». Octbr. I88S, Abend« «'/, Uhr, t« Saale der I. Bürgerschule. TageSorv nung: I. Wahl der Mitglieder zum gemischten Ausschuß für die Stadtverordnctcnwahlen. II. Bericht des StistungS«, Finanz«, Bau- und Oekonomie- AuSschustcS über Erbauung eines SiechenhauseS. III. Bericht deS Bau-, Oekoriomie- und Finanzausschusses über: a. Ankauf zweier Feldgrundstücke, gelegen am Stötteritz-Stünzer ConimunicationSwege: d. Ankauf einiger Arealstiicke in Eutritzscher und Gohliscr Flur. IV. Bericht deS Bau-, Oekonomie- und Stiftungsausschusses, Abrechnung über die Herstellung der Capelle und Leichenhallen auf dem nördlichen Friedhose betreffend. V. Bericht deS FinanzanSschuffeS über: u. die Rechnung deS AichamteS pro 1881; d. die Rechnung über da« Grassi'sche Vermächtr.lß pro 1882; o da» Gesuch de« Herrn de Liagre in Betreff der GrnndcrwerbSab- gaben wegen de- Hause» Sebastian Bachstraße Nr. 22; o. unentgeltliche Abgabe von Ga» an Herrn Thcater- Jnspector Müller. VI. Bericht deS OekonomieauSschnffe» über: ». Erlaß einer von Herrn Steinsetzmeister Laux verwirkten Conven- tionalsirafe; d. Pflasterung eines TractcS der Berliner Straße. VII. Bericht deS GaS- und BersaffungSauSschusicS über An stellung eines Buchhalter-Assistenten bei der Gasanstalt I. Bekanntmachung, da« «n SO. September dieses JahreS stattfindeude Rennen zn Leipzig betreffend. AuS Anlaß de» am 30. dieses MonatS auf dem Renn plätze hier stattfindenden Rennen wird zur Ausrechterhatlung der Ordnung, sowie zur Sicherung deS Verkehr» hiermit Folgendes bestimmt: 1) Von 12 Uhr Mittag« bis 6 Uhr Nachmittags bleibt der Scheibenweg vom Schleußiger Wege bis zum Johanuapark, und der Schleußiger Weg von der Brandbrücke bi» zum Kirschwehr für den öffent lichen Fahr- nnd Reitverkehr, sowie der Scheibenwcg vom Schleußiger Weg ab bis zuni Scheibengehölz auch für den Fuffvereehr gesperrt. 2) Wagen, welche zur Rennbahn gelangen wollen, haben den Hinweg über den Floßplatz, durch die Dusour- straße und über den Schleußiger Weg, den Rückweg aber durch daS Scheibengehölz und den Johanuapark zu nehmen. 3) Wagen, welche nur bis zur Kreuzung des Schcibcn- und Schleußiger WegeS fahren, habe» den Rückweg durch die Mahlmann- und Körnerstratze zu nehmen. 4) Alle in der Richtung nach der Rennbahn verkehrenden Wagen müssen vom Floßplatze ab in einer Reihen folge fahren und dieselbe streng einhalten. 5) Der gesammte Fährverkehr hat sich aus den von ihm benutzten Straßen und Wegen stet» recht« zu halte». «) ans dem Schlenfftger Wege diirsen Wagen nicht halten. 7) Die Droschkenführer müssen da« Fahrgeld von den Fahrgüsten vor dem Einsteigen erhebe», und zwar beträgt daS Fahrgeld au» der Stadt nach dem Renn plätze für eine Person 1 zwei Personen 1 25 ^ drei Personen 1 ^ 50 H vier Personen 1 75 ^ Zuwiderhandlungen gegen die Anordnungen, für deren strenge Beobachtung die Sckmtzmannschast Sorge tragen wird, werden mit Geldstrafe bi» zu 60 ^ oder Haft bis zu vierzehn Tagen bestraft. Leipzig, am 24. September 1883. Der Rath und da« Polizriamt daselbst. vr. Georg». Bretschneider. vr. Nienholdt. Bekanntmachung. Für den Termin Michaelis diese« Jahre« sind vier AuSstattung«stipei,dien im Betrage von 77^»8^, 67 45 und zweimal 40 47 .s an hiesige arme, unbescholtene BürgerSwchter, deren Verheiratung in die Zeit von Michaeli- vorigen Jahre« bis Michaeli- dieses Jahre» fällt, von un« «» vergeben, und sind schriftliche Gesuche darum unter Beifügung der Eheschließung--Bescheinigung, eine- von zwei hiesigen Bürgern bei Bürgerpflicht ausgestellten Zciignisse» über die Unbescholtenheit und Bevürstigkeit der Bewerberin, sowie, wa» da» eine nur an ehelich Geborene zu vergebende Wiederkehrer'sche Stipendium von 40 47 -s anlangt, einer GebnrtSbescheinigung bis zum K. October dieses Jahre» aus dem Rathhause, 1. Etage, Zimmer Nr. 15 einzureichcn. Leipzig, den I>. September 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Harrwitz. In der Zeit vom Monat März bi« mit Monat Juni 1883 erlangten daS hiesige Bürgerrecht: Baum, Heymann, Kaufmann, Nicolaistraßc 1: Venda, Carl, Lehrer an der städtischen Gewerbeschule, Hohe Str. 1; vützre» Johann Heinrich Wilhelm Friedrich, Agent, Harkortstr. 5; Cäsar, Ernst Gottlob, Schneidermeister, Salzqäßch» 1; Claus;, Carl Heinrich, Schuhmacher, Nicolaistraße 8: Enge, Carl Friedrich Ernst, Kaufmann, Lange Straße 39: Groll, Johann Carl Heinrich. Koch. Nordstraße 8: Gros;, Friedrich Eduard, Schornsteinfeger, Körnersteaße 44; Handrock. August Hermann, Putz,immer, Georgcnstiaßc 23; Venstcl, Friedrich August, Schriftsetzer, Querstraße 5; Heiiiiiger. Earl Hermann, Geschäslssührer, PeterSstraße 1b; Köhler, Franz Carl Leopold, Kaufmann, Plagwitzcr Straße 23; l1un;e, Friedrich Gustav, Schäukwirth, Zecher Straße 19b; Lehmann, Carl Emil, Tapezierer, Brülst 76/77; Leondardt. Johann Ldristia» Friedrich, Ausliider, Sternwartcnstr.29; Man»»«, Hermann, Kaufmann. Centralslruße 4; Matthias, Andreas Heinrich, Kaufmann. Brüderstraße b; Meister, Oscar Feodor. Kaufmann, Universiiülsslraße 16; Mclzrr, Bernhard, Schlosserineister. Sophienstraße 2öd; Mehr»', Max, Kaufmann, Südsiraße 7; Müller, Johann Gottfried. Tapezierer, Königstraße 24; Nestmann, Carl Albert Bruno, Kaufmann, Ccnlralstraße 9; Nender, Ferdinand Gottlob, Schriftsetzer, Fricdrichsiraße 35; Vcyold, Friedrich Carl, Tasscubeamter, Theatergaüe Id; Prolll, Friedrich Louis, Restaurateur, Verlinerstraßc 6; Reichest, Carl Oskar, GüterexpedinonS-Cassircr bei der königlich Sächsischen Siaalscisenbahn, Bahuhosstraße 15; Nrschkr, Georg, Kaufmann, Dusonrstraße 15; Renting, ttr. Wilhelm Franz Ludwig, Rechtsanwalt beim Reichs gericht. Leilmizstraße 6; Richter, Friedrich Theodor, Postsccretair, Körnerstraße 21; Ritter-Große. Franz Gottfried, Maierialwaarcnhändlcr und Rc- stauralcnr, Promcnadenstraße 32; Schmidt, Carl August, Steinmetz, Albertstraße 52; Scholz, Franz Joicph Anglist, Castellan, Wicsenstraße 13; Stoltzr, Curt Albin, Buchhändler, Bauhosstraste 6; Stnri», Friedrich Christian Carl, Kürschner, Äerberstraße 60; Thiele, Johann Heinrich Sdiiard, Buchhändler, Bayerische Straße 122; Wenzel. Carl Ehregott, Drechslermcister, Reudnitzcr Straße 1b; Wetzstein, August Richard, Geschäftsführer, Kurze Straße 2. Bekanntllilllijllug, die staatliche Einkomnieiisteuer betreffend. » In Gemäßheit de« Finanzgcsctzcs vom 1. März vorigen JahrcS und der AuSsührnugSoerorduiina. dazu von d«":sell'«>, Tage ist der dritte Termin der diesjährigen staatlichen Ein kommensteuer Mn 00. September dieses Jahres mit der Hälfte deS RormalsteuersatzeS fällig. Die hierorts Steuerpflichtigen werde» deshalb ausgesordcrt, ihre Stenerbeträge ungesäumt uud spätesten» binnen drei Wochen, von dem Termine ab gerechnet, au unsere Stadt- Sleuereinuahme, Brühl 51, bei Veriiieidimg der nach Ablauf dieser Frist gegen die Säumigen cinlrelondcn gesetzlichen Maß nahmen abzuführen. Leipzig, am 26. Septeniber 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. l)i. Georgi. Koch. Bekanntmachung, dieBrzahlnngderZmmobiliarbrandcaffenbeitrage betreffend. Zufolge der in Nr. 145 der .Leipziger Zeitung" vom 27. Jum o. enthaltenen Bekanntmachung der Königliche» Brand-BersicherungScommission hat daS Königliche Ministerium de» Innern genehmigt, daß auch für den diesjährigen zweiten Hcbetcrmin — I. Oktober — an den Brandcaffenbeiträge» bei der Gebäudeversicherung der Erlaß eine« halben Pfennigs von jeder BeitragScinheit eintreten, mithin die Erhebung nur mit einem Pfennig von der Einheit geschehen soll. Innerhalb der Ablheilung für sreiwillige Versicherung findet eine Ermäßigung der VcrsiclcrnngS-Beiträge nicht statt. ES werden demnach alle hiesige» Hausbesitzer resp. deren Stellvertreter hierdurch ausgefordert, ihre Beiträge spätesten« binnen 8 Tagen, von dem Termine ab gerechnet, an unsere Sladl-Stcuereinnahme. Brühl 51, II. Stock, Zimmer Nr. 10, be» Vermeidung der sonst eintrctenden ZwangSmaß» regeln abzuführen. Leipzig, am 27. September 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Koch. Die mit Schluß der gegenwärtigen Michaelismesse außer Gebrauch kommende, aus hiesigem Marktplatze ausgestellte, als sogenannte III. Neue Reihe bezeichnrte MeHbndenrethe soll Mittwoch, den 10. October diese- Jahre«, Vormittag« II Uhr im Saale der „alten Waage" — Katharinenstraße 29 — gegen Baarzahlung ans den Abbrnch versteigert werben. Die gedachte Meßbudenreihe besteht auS vier großen Theilen. von denen jeder Theil ein Ganze» für sich und je zwei sich aearnüberstehende Theile eine mit Gla-bcbachung versehene Passage bilden, und sollen sowohl alle vier Theile nebst sämmtlicher Glasbedachung im Ganzen, als je zwei sich gegenüberstehende Theile nebst dazu gehöriger Gla«bedachung zur Versteigerung gelangen. Zuschlag und »»«wähl unter den Licitanten bleibt Vor behalte». Die sonstigen BersteigerungSbeLingungen werden im Termin bekannt gegeben werden. Leipzig, den 27. September 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. Or. Georgi. Harrwitz. Bekanntmachung. ES wird zur allgemeinen Kenntniß gebrach», daß wir die beiden Straßen, welch« von der die südliche Parallclstraße am Eilcnburger Balinhose und den Mühltveg verbindenden Josepdioenstraße abzweigen und l» der Mb« der früheren fi-calischen Verbindungsbahn beg. deS Mühlweges i» di» Reitzenhainer Lhausse einmünde», «tt vststratze und Ttiftrftrake benannt haben. Reudnitz, im September 1883. Ser Ge»ri«tzer«tt Hetzer. Nichtamtlicher Theil. Nusfische Umtriebe auf der Balkanhaldinsel. Rußland« Politik in Bulgarien ist die de« Oberherrn gegen den Vasallen, steht also in direktem Widerspruch mit dem Berliner Frieden, welcher die Cuzeränctät über Bulgarien dem Sultan zuerkcnnt. Diese im Jahre 1878 geschaffene Grundlage der neuen Verhältnisse aus der Balkanhalbmsel nach dem russisch-türkischen Kriege läßt Rußland völlig außer Acht, e« grberdet sich, al» ob Bulgarien seinen Befehlen Folge zu leisten hätte, und gefährdet dadurch den Frieden der ganzen Halbinsel. Rußland berust sich darauf, daß die Befreiung Bulgarien« durch russische Waffen errungen wurde, und leitet daran« das Recht her. sich i» die Entwickelung der bulgarischen Angelegenheiten einzumischen. DaS „Journal de St. PSterS- bourg" spricht den Wunsch au«, daß Bulgarien keine Ver wickelungen Hervorrufen möge, welche den eigenen Frieden und den Frieden Anderer g-s«hrdc» würde», und hinterher wundert man sich in der russischen Hauptstadt darüber, daß dieser AuS« sprach Beunruhigung hcrvorrusl, die russische Politik in Bezug aus Bulaaricn sei und bleibe friedlicher Natur. DaS heißt die Dinge vollständig aus den Kopf stellen, denn dnrch etwaige innere Zwistigkeiten Bulgarien« kann der Friede nicht gefährdet werden. eS sei denn, daß Rußland diese Gelegenheit benutzt, nm den Frieden zu. stören. Tie sogenannte Befreiung Bulgariens, von welcher da- „Journal de St. PLtcrSbourg" spricht, ist die Loslüsung des Lande» au» dem türkischen StaatSvcrbande, aber der Zusammenhang niit der Türkei ist dennoch aufrecht erhalte», indem Bulgarien zur Türkei in da» Vafallenver- HÄtuiß getreten ist. Dieses Verhältniß ist ncch in neuester Zell dadurch thatsäcblich bestätigt worden, daß der Sobranje uiehrere RegierungSacte de» Sultans in Betreff Bulgarien» zur Bestätigung vorgelegt worden sind. Die Sobranje hat sich bereit erklärt, diese Acte zn prüfen, nnd nachdem sie die selben in Ordnung befunden, zu genehmigen, also ist nicht «chjuseben, welche Gefahren daS Petersburger ofsicivse Blatt sich Uber Bulgarien zusammenziehen sieht. Die einzige Gefahr, welche Bulgarien droht, ist die unbesugte Einmischung Rußland» in seine Angelegenheiten nnd diese Gefahr wächst in dcm Maße, als Rußland cS für nöthig hält, ihre Existenz zu betonen. Die Türkei hat bisher dem Treiben Rußland« ln Bul garien scheinbar theilnahmloS zugeschant, da aber Rußland nicht ausbört, auf sei» EimnischuiigSrecht zu pochen, so tritt die Pforte, wie „Reuter's Bureau" meldet, jetzt endlich auch auS ihrer Zurückhaltung heran» nnd berust sich den Mächten gegenüber aus daS ihm durch den Berliner Frieden zncrkannte Recht, im Falle von Ruhestörungen in Bulgarien als Suzerän ihres Amtes zu walte». DaS wäre also die Geltendmachung der der Türkei durch den Berliner Frieden verbürgten Rechte, welche die „Nordd. Allg. Ztg.", meinte, al» sie eS für un begründet erklärte, daß Teulschland und Oesterreich in St. Petersburg Vorstellungen wegen de« Verhallens Rußlands in Bulgarien erhoben hätten. Die „Nordv. Allg. Ztg." verfuhr völlig correcl, wenn sie darauf hinwic», daß e« Sache der zunächst betheiligte» Türkei sei, gegen unbefugte Eininischungen Rußlands in bulgarische Angelegenheiten Protest zu erheben. DaS wird jetzt geschehen, wenn .Reuter'» Bureau" gut unterrichtet ist, und damit ist die Grundlage für diplomatische Erörterung der russischen Uebergriff« >u Bulgarien gegeben. Wenn da» die Gefahr für den Frieden ist, von welcher daS „Journal de St. PSterSbcurg" spricht, so ist da» eine Gefahr, für welche Rußland allein die Verantwortung trägt, welche eS sogar selbst herauf- bcsckttvvren hat. Wie liegen eigentlich die Verhältnisse in Bulgarien? Fürst Alexander bat die Negierung de» Lande« augenscheinlich al« Schützling Rußland» übernommen, er hat von Anfang an sein Streben daraus gerichtet, sich mit Rußland in Einklang zu bringen: daß er gleich« Rücksichten der Türkei gegenüber beobachtet hätte, davon ist nicht« verlautet. Und da« war ein Fehler, denn Bulgarien steht rechtlich dem Sultan näher al« dem Kaiser Alexander, wenn auch nicht factisch, wenn also Fürst Alexander trotzdem eine Anlehnung an Rußland suchte, so mußte er sich auch der Folgen bewußt sein, welche daraus entstehen konnten und mußte». Sein Thron war nur so lange gesichert, als er Da» that, wa« Rußland verlangte, aus Selbst ständigkeit feiner Reaenlenstellung konnte er überhaupt nicht rechnen. Diese« Verhältniß hat rrne wesentliche Leuderung er litten durcb die Hinneignug zu Oesterreich, welche Serbien seit einiger Zeit zur Richtschnur erwählt hat, der Unabhängigkeit«- drang de« Fürsten mag noch eine Steigerung erfahren haben durch die Annäherung Rumänien» an Oesterreich, und der Zeitpunkt war gekommen, in welchem Fürst Alexander vor die Entscheidung gestellt war. ob er dem Beispiel Serbien« und Rumänien» folgen oder noch ferner die russische Freund schaft Pflegen sollte. Rußland hat da« nicht abgewnrtet, sondern von Bulgarien Besitz ergriffen, indem e» die Zügel der Regierung dem Fürsten au« den Händen nahm und durch Soboleff, Kaulbar« und Jonin führen ließ. Da« wäre vielleicht glatt uud ohne Zwischenfall abgelausen, wenn Fürst Alexander keinen Widerstand geleistet und die Negierung niedergelegt hätte. Darauf war e» offenbar von Rußland abgrsehim, dem» die Vollmacht an Soboleff und Kaulbar«. die Befehle de« Fürsten zu mißachten und da« eigene Gutdünken znr Richtschnur zu wählen, enthält eine deutliche Aufforderung an den Fürsten Alexander, zurück- zutretrn. Da trat da» Unerwartete ein. daß der Fürst scheinbar nackgab, aber di« Einberufung der Sobranje benutzte, um seinen eigenen Weg zu gehen und die verfafluaalsrage nach seinen Entschließungen, nicht nach den Befehlen Rußland« zu regeln. Inzwischen hatte» sich die Blicke Europa» auf d,e Ereignisse in Sofia gelenkt und Rußland hat e« für gerathen erachtet, entiveder au» eigenem Antrieb« den Rückzug anzutretrn und den Fürsten Alexander gewähren zu lassen, oder den Vor stellungen, welch« von Berlin und Wien nach St. Petersburg aericbtet wurden, nacbgegrben. Natürlich ist damit noch nicht da» letzte Wort in der bulgarischen Angelegenheit gesprochen und daher bieDrohartikel de« „Journalde St.P4ter«bourg",welch« entwrdttk den Rückzug Rußland« ma«kiren oder di, neue Aktion einleitcn sollen. Da« ofsicivse russisch« Organ stellt für den Fall dir Nichteinmischung Rußland« in Bulgarien in Au«, sicht, daß e« den leitenden Kreisen in Sofia gelingen sollt«, aus dem betretenen Wege da« Land dauernd au« der Krisi« zu des«»«», und der Abgesandte Jonin ist angeblich nur ans seinem Posten belasten worden, um die weitere Entwickelung der Knsi« zu beobachten. Da« kann aufrichtig gemeint sein, wahrscheinlicher ist e« aber, daß die« nur ein Wink für die Rustenfreuode in Bulgarien ist. um da» Land nicht zur Ruh« kommen zu lasten. Gespannt bleiben die Verhältnisse in Bulgarien so lange, al» Rußland sich nicht aus den Boden de» Berliner Vertrag« stellt und auf jede Einmischung in die bulgarischen Ängelegenheiteu endgiltig Verzicht leistet. So viel ist immerhin durch den energischen Widerstand de« Fürsten Alexander gegen Ruß land» Absichten gewonnen, daß Europa über die Bedeutung Testen, wa» sich in Bulgarien gegenwärtig vollzieht, nicht im Unklaren ist und daß 13)0 unbesugte Einmischung Rußland« als Ta» erkannt wird, wa» sie ist, al» der Persuch, den europäischen Frieden zu stören. Die Pforte ist auf Alle- gefaßt, da« beweist die Ankündigung de« Rundschreibe.,« und vielleicht hängt damit auch die Sendung Mnkhtar Pascha'» nach Homburg zusammen. Da» Spiel Rußland« in Bulgarien liegt jetzt vor Aller Augen offen da und wenn Rußland auf seine Ränke trotzdem nicht Verzicht leistet, dann ist wenigsten« eine Beschönigung de« Friedensbruche« Rußland» unmöglich. Leipzig, 30. September 1883. * Der Kaiser hat an den Großherzog von Hessen da« nachstehende Schreiben gerichtet: Durchlauchtigster Fürst, freundlich lieber Vetter nnd vrnderl Eurer königlichen Hoheit Division Hab« Ich bei deu soeben beendeten großen Hebungen de« XI. Armeecorps durchweg in einem so vor trefflichen Zustande gefunden, daß es Mir zur besondere» Freude gereicht, Eurer königlichen Hoheit Meinen Glückwunsch z» solchem Resultat und Meine lebhafteste Anerkennung für Ihre Truppe» an«, zusprrcheo. Ich verbleib« mit de» Gesinnungen unveränderlicher Hochachtung und Freundschaft Eurer königliche» Hoheit srenndwilliger Vetter ond vrnder gez. Wilhelm. Homburg vor der Höhe, den 26. September 1883. * Kassel. 27. September. Se. Majestät der Kaiser hat dem Ober-Präsidenten nachstehende« Handschreiben zu gehen lasten: Der Empfang, welcher Akt» t» Homburg bet Meiner Sukunst bereitet ist. und die sympathisch« «gr-ßmm, welche Mir fettes seiner Bewohner sowie in der Unigegehd. soweit Ich ^kommen m». überall bemerklick geworden ist, haben Mich sehr -mg"»rtzn- nnb sch» wohlthuend be.--»"-:. »o> gereicht es Mir zur lebhaft» Befriedig «ich hierfür Mein» Dank und Meine «uerkruuung anHusprrch». Auch habe Ich gern erfahr», daß die Drnpp» de» XI. Armee-Corp«, so weit sie bei den diesjährigen großen Uebungen die Provinz Heffrn- Raffau berührt baden, in entgegenkommender Weise ausgenommen sind. Ich beauftrage Sie, die- der Provinz bekannt zu mach». Homburg vor der Höhe, den 26. September 1883. Wilhelm. An dm Obrr-PrSsidenten der Provinz Hessen-Nassau. * Man schreibt uns au« Berlin: „Die bevorstehende Landtagssession wird sich wieder in hervorragendem Maße mit Eisenbahnvorlagen zu beschäftig» haben. Einerseits werden an die Volksvertretung eine Reihe von VerstaatlichungSvorschlägc» herantreten, welche die Durchführung des StaatSbahnsystemS nahezu vollenden werden, sodann aber sollen auch, wie verlautet, wiederum Secundairbahnbauten in umfassendem Maße vor- qeschlagrn werden. In letzterer Beziehung, in der Ver sorgung entlegenerer und minder verkehrsreicher Gegenden mit Localbahnen, hat sich die Eisenbahnverstaallichung überaus segensreich erwiesen. Nachdem in Jahrzehnten in dieser Be ziehung sehr wenig geschehen, hat sich in den paar letzten Jahren ein außerordentlich reger Eifer im Bau von Secundair- bahnen gezeigt und eS hat sich damit in immer wachsendem Umfang die Schienenverbindung mit allen ihren wohlthätigen Folgen für die Erleichterung de« VerkebrS und den Auf schwung der wirthschastlichen Verhältnisse Uber Gegenden erstreckt, die e« längst aufs Schmerzlichste empfanden, von den modernen Verkehrswegen ausgeschlossen zu sein. Zu dem weiteren Ausbau deS SecundairbalmwescnS soll auch in der bevorstehenden Session ein ansehnlicher Beitrag geliefert werden. Die betheiligten Landschaften hätten ohne die Eisenbahnverstaat- lichnng noch lange aufdie Erfüllung ihrer Wünsche warten könne». Die Privatindustrie wäre ihnen schwerlich zuHilfe gekommen, da sie ihre Rechnung dabei nicht gefunden hätte, und der Staat, dem die Ausgabe zusällt, auch ohne augenblicklichen Gewinn, vielleicht mit dauerndem Verzicht aus solchen, wirthlchafllicki minder entwickelte Gegenden in de» Berkekr hliieilizuziehe», ist dazu in größerem Umsang doch nur dann im Stande, wenn ihm der Besitz der einträglichen Bahnlinien gestattet, Mittel auf Unternehmungen zu verwenden, die eine genügende Rente nie oder für lange Zeit nicht in Aussicht stellen. Tic gut rentirenden Verkehrswege der PrivatauSnutzung zn über lasten und dem Staat zuzumnthen, seine Kräfte znr Hebung der Eultur» und WirthschaftSvcrbällnissc zurückgebliebener Gegenden ohne Aussicht auf entsprechenden Ertrag nnd ander weitigen Ersatz zu verwenden, ist eine unbillige und »»aus- svhrbare Forderung. Die Klagen über die Eisenbahnvcr- staallichung treten schon jetzt merklich leiser aus. In wenigen Jahren oder Jahrzehnten wird Niemand inehr von der Herrschaft der Privatwirtbschast im Eisenbahnwesen wisse» wollen, am wenigsten diejenigen Gegenden, denen erst seit Durchführung deS StaatSbahnsystemS an den Wohl- thaten de« neuzeitlichen Verkehrs theilzunehmen gestaltet ist." * Au» dcm Wahlkreise Elberfeld-Barmen wird u»S geschrieben: „Die hiesigen Blätter sind angesüllt mit Artikeln, welche die bevorstehende LandtagSwabl besprechen; der Ton wird immer erregter. Von welcher Gesinnung der linke Flügel der Fortschritt-Partei erfüllt ist, möge man daran» entnehmen, daß selbst die nachdrückliche Rede, welche der fortschrittliche Abgeordnete Westerburg in der Wablmilnnerdersaiiimlung dielt, ohne Eindruck auf die Be schlüsse blieb. .Einen wirklich Nationalliberalen müssen wir acceptiren". so ries derselbe auS. .soust brechen wir baö Eompromiß. Aus Grund desselben können wir vr. Graf nicht ablehnen, ebne eine» Vertragsbruch zu begehen, vr. Gras muß, in AuSsührung de« Compromiste«, von uns aewählt werden, daS ist unsere rechtliche und moralische Pflicht Die Fortschrittspartei darf nicht in den Verdacht de« EontractbrucheS komme», ihre Ehre verbietet eS ihr. Die Fortschrittspartei Vars nicht in den Verdacht kommen, hinterher, wenn sie ihren Abgeordneten in Sicherheit hat, nicht Wort zu halten; die Wahl und unser Verfahren dabei wird auf ganz Preußen eimvirken" «. ft w. Die Majorität der fortschrittlichen Versammlung ' 'b unberührt von diesen Worten, sie stellte einen Ec 'cn auf, einen
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