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Dresdner W Journal. königlich Säehfisehev Staatsanzeiger. Verordnungsblatt der Ministerien und der Ober- und Mittelbehörden. Nr. 293. Beauftragt mit der verantwortlichen Leitung: Hoftat Doenge» in Dresden, o Dienstag, den 17. Dezember 1907. BezugSprei»: Beim Bezüge durch die Expedition, Große Zwingrrstraße 20, sowie durch die deutschen Puftaastalten S Mark vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Ps. — Erscheint: Werktag» nachmittag». — Fernsprecher Nr 12Sü. Ankündigungen: Die Zeile kl Schrift der »mal gespalt. Aukündigun^seite 26 Ps., die Zeile größerer Schrift od. deren Raum aus »mal gesp. Teriseite im amtl. Teile 60 Pf., unter dem Redaktion»strich (Eingesandt) 7d Pf. Preiterrnäßigg auf Beschäfttanzeigen. — Schluß der Annahme vorm. 11 Uhr. Amtlicher Teil. Dresden, 17. Dezember. Se. König!. Hoheit der Prinz der Niederlande ist heute vormittag 10 Uhr 26 Min. hier cingetroffen. Se. Großherzogl. Hoheit der Prinz Maximilian von Baden ist gestern nachmittag 4 Uhr 20 Min. von Dresden nach Stockholm abgereist. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem in den Ruhestand versetzten Bodenmeister bei der Staats- eiienbahnverwaltung Mehlhorn in Reichenbach i. V das AlbrechtSkreuz zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß die ungeprüften Feldmesser Wilhelm Müller in Oschatz, William Max Neubert in Grimma und Carl Iulius Tippmann in Ebersbach, welche auf Grund des 8 4 der Verordnung, die Messungen bei Grundstücksteilungen betreffend, vom I. Oktober 1904 (Gesetz- und Verordnungs blatt Seite 409) den verpflichteten Feldmessern hinsichtlich der Messungen in Dismembrationssachen bis Ende des Jahres 1907 gleichgestellt worden sind, ausnahmsweise noch bis Ende des Jahre- 1910 im Genüsse dieser Vergünstigung bleiben. Dresden, den 14 Dezember 1907. 10112 Die Ministerien der Finanzen, der Justiz «nd des Inner«. Beka«»t»achnng, die Aufkündigung des Reste» der auf Grund de» Gesetzes »om 11. Dezember 1889 in eine 3^ prozentige Staats schuld umgewandelten 4 prazrntigen (vormals 5prazentigen) Königlich Sachfischen Staatsanleihe vom Jahre 1867 betreffend. Das Königliche Finanzministerium hat beschlossen, von dem in 8 3 Absatz 3 des Gesetzes vom 14. Dezember 1866, die Eröffnung einer neuen S prozentigen Staatsanleihe im Betrage von 12 Millionen Talern betreffend, enthaltenen Vorbehalte, zu jeder Zeit unter Einhaltung halbjähriger Kündigung die ganze Anleiheschuld an einem der Zinstermine unter verfassungsmäßiger Mitwirkung des Landtagsausschusses zu Verwaltung der Staatsschulden auf einmal zurückzahlen zu lassen, Gebrauch zu machen. Demgemäß werden die sämtlichen auf Grund des Ge setze» vom 11. Dezember 1889 in Verbindung mit dem Ge setze vom 14. Dezember 1866 unter dem Datum: „Dresden, den 2. Januar 1867" ausgefertigten und noch nicht zahlbar gewordenen Staatsschuldenkassenscheine hiermit dergestalt auf gekündigt, daß deren Kapitalbeträge am 30. Juni 1908 fällig werden. Die Inhaber dieser SlaatsjchuldenL.ssenschclne werden aufgefordert, die Kapitalbeträge gegen Rückgabe der Haupt papiere nebst den dazu gehörigen Erneuerungsscheinen und dem über den Fälligkeitstermin hinausreichenden, auf den Termin 31. Dezember 1908 lautenden Zinsscheine vom 30. Juni 1908 ab bei der Staatsschuldenkasse in Dresden, der Lotteriedarlehnskafle in Leipzig, den aus den Haupt papieren genannten Bankhäusern S. Bleichröder in Berlin und Sal. Oppenheim )un. u. Co. in Köln oder einer der «sonst bestehenden Einlösungsstellen in Empfang zu nehmen, da eine weitere Verzinsung über diesen Termin hinaus nicht stattfindet. *26 Dresden, den 10. Dezember 1907. »12» Der La«dtagSa«Sschvtz z« Ber»alt««fi -er Staats schulden. l>r. Mehnert Beutler, vr. Schill. I)r. v. Waechter. vr. Kaeubler. Herr Bezirksarzt Medizinalrat I)r. Rechholtz in Freiberg ist vom 23. laufenden Monats bis 4. Januar 1908 beurlaubt und wird während dieser Zeit durch Herrn Bezirksarzt vr. Sudler in Dippoldiswalde vertreten. «47 VII Dresden, den 14. Dezember 1907. tOlis Königliche KreiShauptmannschaft. Lersetzunge« re. i« öffentliche» Dieuste. I« «esch»f<»»ereiche »es Ministerium» »er Fi»««,««. Bei der staatticheu Straßen- und Wafserbau-Berwaltung sinv eruanut morde«: Dämmrich, bisher Flußaufseher io Plauen i.B, al» Flußmetfter daselbst; Teurich, bisher Flußaufseher iu Anoa- berg, al» Alußmeister daselbst; Roseukranz, b sder Flußaufseher in Schwarzeuberg, al» Flußmeister daselbst; Haußmann, bisher Flußaufseher iu Zittau, als Flußmeister daselbst; Nagel, bisher Hilfsschreiber, al» Expedient in Schwarzenberg Bei derPost-Berwaltuug find ernaout worden: Wieland, bisher Ober - Postpraktikaut, als Postinspektor; Böttcher, bisher Lber-Postpraktikaut bei eiuem Verkehrsamt«, als Ober-Postpraftikanr bei der Oder-Postdirektron Leipzig; Otto, bisher Potzrraknkant in Düsseldorf, al» Postpraktikaut iu einer Ober - Postsekretärstelle in Döbeln; Pinkert, bisher Postassisttut in Frankfurt (Maiu), Straß, bürg er, bisher Postaffistrnt in Hamburg, als Postassisteuten im Ober PostdirektionSbezirke Leipzig; Fritzsche, Kaufmann, als Post agent in Reick (AmtSH. Dresden); Richter, SasthosSbesitzer, als Postagent in Brunn (AmtSH. Auerbach, Bogtl ). (Behördlich« Bekanntmachung«« erscheinen auch im Anzeigenteile) Nichtamtlicher Teil. Zum Ableben Ihrer Majestät der Königin-Witwe Carola. In dem kleinen Palmenhause der König!. Villa Strehlen ist seit gestern die Hohe Leiche Ihrer Majestät der Königin- Witwe aufgebahrt. Der mit rotem Sammet beschlagene und mit breiten Goldleiften verzierte Sarg steht auf einem niedrigen Katafalk und ringsherum erheben sich mächtige Fächer- und Phönixpalmen, deren breite Blätter sich schirmend über der iid.schen Hülle Ihrer Majestät au«breiten. Link» und recht» vom Sarge stehen schwarze mit Silber verzierte Kandelaber. Im Hintergründe wird der stimmungsvolle Aufbau von zwei brennenden Wachskerzen und einem Kruzifix abgeschlossen und am Fußende des Sarges liegt ein weißes AtlaSkissen mit den hohen Ordensauszeichnungen der Dahingeschiedenen. Links und rcchts vom Sarge knien Albertinerinnen und verrichten Gebete urd im Vordergründe halten Hofbeamte die Leichenwache Die Hohe Verklärte liegt in einem weißen Sterbekleide still und (r edlich wie eine Schlummernde, der etwa» zur Seite geneigte Kopf wird von einem weißen Epitzenhäubchen umschlossen und ter Gesichtsausdruck ist ungemein mild und all die HerzenS- güte, welche die Verblichene im Leben jederzeit beseelt hat, spiegelt sich in dem lieben Antlitz auch jetzt noch wider Der Earg ist mit einer Fülle herrlichster Kränze und Blumen- spcnden bedeckt, die bis zu dem schmalen Gange reichen, ter für da» Publikum sreigelassen ist. Im Vorder- gmnde bemerkt man die Kränze der Mitglieder de« Königlichen Hause» und zahlreicher Fürstlichkeiten Auch jetzt gehen noch fortgesetzt Kränze und sinnige Liebeszeichen ein Für die Ein segnung der Hohen Leiche ist ein kleiner Altar errichtet und auch einige Gebetpulte sind aufgestellt worden Heute vormittag sprachen besonders die Angehörigen der Offizierskorps und der diesigen Aristokratie in der Villa Strehlen vor, um noch einen Blick auf die Hohe Verklärte zu werfen, ehe sich der Sarg für immer schließt. Heute nachmittag ist di« Besichtigung der Hohen Leich« noch einige Stunden für das Publikum fteigegeb«« Die Erst, Kammer und die Zweite Kammer der Stände versammlung werden durch ihre Präsidenten am Sarge Ihrer Majestät der Königin.Witwe Carola gemeinsam einen mächtige« Kranz niederlegen lassen. Den Kranz schmückt eine große weißseidene Schleife mit der Inschrift: „Der unvergeßlichen Königin — die Ständeversammlung des Königreich« " In der Realschule zu Dretden - Striesen (Freimaurer- institut) wurde gestern früh vor Beginn de« Unterricht« au« Anlaß de« Hinscheiden« Ihrer Majestät der Königin-Witwe Carola ein Traueraktu« Inhalten Nach dem Gesang de« Liede« „Jesu», meine Zuversicht" schilderte Hr Oberlehrer Birke den Lebcn?aang der verewigten Fürstin, wobei er be sonder« ihr edle« Wirken für die Armen und Kranken hervor hob Die erhebende Gedächtnisfeier schloß mit Gebet und Gesang Der Gewerbeverein veranstaltete gestern abend au« Anlaß seiner Mitgliederversammlung im großen Saale de« Gervei behause» die erste Trauerkundgebung in Dre»den für Ihre Majestät die verstorbene Königin-Witwe Carola. Vor Eintritt in die Tagesordnung erhob sich die Versammlung, die den mächtigen Saal bis auf den letzten Platz füllte, und hörte stehend nachstehende vom ersten Vorsitzende« Hm. Zivilingenieur Richard Hartwig gehaltene Ansprache an: „Trauerfahnen wehen allerorten, Trauergeläute durchschallt Stadt und Land, Widerhall erweckend in den Herzen des Sachsenvolk««, dessen Königin verschieden ist Wahre Trauer, au« tiefstem Herzen kommend, bekundet sich weit und breit um die edle Königin Carola, deren ganze« Leben dem Wohltun gewidmet war und die sich unvergänglichen Dank erworben hat von Tausende« Sie war eine Mutter ihre» Volke» im wahrsten Sinne de» Worte» Oft hat die Verewigte m diesen Räumen geweilt, um am musikalischen Kunstgenuss« sich zu erheben oder um laude»- mütterlich« Pflichte» zu erfüllen, Li«b< säend und Verehrung erntend Unvergessen wird Königin Carola» Wirken im Land« Sachse« bleiben u»d ihr Name wird fort!«den allezeit " I« Anschluß hieran rezitierte Hr Prof Alexander Strakosch- Berlin den zweiten Akt au» „Die Makkabäer" von Otto Lud ¬ wig, ein Werk, da« mü seinem ernsten Inhalt vorzüglich zu der Stimmung der Versammlung paßte Leipzig Au» Anlaß de« Hinschecden« Ihrer Majestät der Königin-Witwe Carola wehen vom Turme de« Neuen Rathaus«« Trauerfahnen Sämtliche öffentliche Gebäude haben halbmast gehißt, desgleichen zahlreiche Pnvatgebäude, bi« in die äußersten Straßen der Vorstädte hinein I« vielen Ge schäft«läden ist die Büste der Entschlafenen, von Tlauerflor umgeben, ausgestellt Die städtischen Behörden Leipzig« werden bei der Beisetzung durch zwei Mitglieder de« Rate« und zwei Mitglieder de« Stadtverordneten - Kollegium« ver treten sein. Plaue« Die Trauer um die Heimgegangene Königin- Witwe Carola kam schon gestern vormittag in unserer Stadt durch halbmast gehißt« Flaggen auf den öffentlichen Gebäuden zum Lusdruck. Auch viele Privathäuser trugen Flaggen mit Trauerflor In der Mittagsstunde ertönte von den Türmen Trauergelaut Hr Superintendent k. prim Lieschke gedachte in seiner Predigt der Heimgegangenen Königin-Witwe, die eine wahre Lande«mutter ihrem Sachsenvolke gewesen sei und in deren Krone der schönste Edelstei« funkelte: barmherzig« Lieb« Da« ganze Land trauere am Sterbelager der königlichen Sa mariterin zünd stillen Dulderin, für welch« der letzte Advent ange brochen sei Ihr Gebächttn» werde wie da« ihre» königlichen Gemahl», de» unvergeßlichen König« Albert, im ganzen Sachsen volk in Segen bleiben Boa der Etadtvertretuag wurde an b« Majestät den König folgende« Telegramm gesandt: Etv Majestät wollen allergnädigst geruhen, bei dem Heimgang« Ihrer Majestät der Königin-Witwe von der Stadtgemeind« Plauen, ihrer B«rtretnng und der gesamten Einwohnerschaft den Ausdruck tieftnuigster Teilnah«« und tiefinnigster Mittrauer huldvollst ent- gegenznnehme». DaS leuchtende Bild der edlen hochseligen Fürstin, die in langen Jahren Ihre» reichen Leben» »«endlichen Segen ansgestrem und viel« Tränen de» Leide» getrocknet hat, wird in dem Herzen de» dankbaren sächsischen Volke» nie verlöschen!