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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharaud, Rossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königl. Gerichtsamt Wilsdrujf und den Stadtrath daselbst. Freitag, den 28. Dctober l864. 43. Verantwortlicher Redacteur und Verleger: A. Lorenz. Von dieser Zeitschrift erscheint all- Freitage eine Nummer. Der Preis für den Vierteljahr gang beträgt 10 Ngr. und ist jedesmal vorauszubezahlen. Sämmtliche Königl. Postämter nehmen Bestellungen darauf an. Anzeigen, welche im nächsten Glück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl «in der Nedaclions, als auch in der Druckerei d. Bl. in Meißen bis längstens Donnerstag Vormittags 8 Uhr erbeten, Inserate nur gegen sofortige Bezahlung besorgt, etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, mit großem Danke angenommen, nach Befinden honortrt. Die Rcdaction. Umschau. Der Fricdensvertrag mit Dänemark soll nach einer Nachricht des „Dresdner Journals" fertig sein und bereits die Genehmigung des Königs Wilhelm erhalten haben. Sind wir wirklich so weit, so wird nun die Frage, was mit den befrei ten Herzogthümern werken soll, in den Vor dergrund treten. Der Vertrag zwischen Oesterreich und Preußen, auf Grund dessen beide Vormachte den Krieg gegen Dänemark geführt haben, ist wie es heißt verlängert und durch neue Bestimmungen über das Verfahren in der schleswig - rolstumschen Lhronfrage erweitert worden. Der Plan, weichen die preußische Provinzial-Correspondenz neulich für dieses Verfahren entwickelte, sollte nach ihrer Dar stellung dem Inhalte jener neuen Convention ent sprechen. Alle drei Herzogthümer sollen danach mit dem Abschluß des Friedens unter österreichisch- preußische Verwaltung gestellt werden, dann sollen beide Vormächte im Einvernehmen mit dem Bunde eine „Versammlung von Rechtsgelehrten" zur Ent scheidung über die verschiedenen Erbansprüchc be rufen, und darauf will die preußische Regierung, wenn auch „mit gebührender Berücksichtigung" des Urtheils der Rechtsgelehrten, thun —„was ihr das Interesse Preußens und Deutschlands zu fordern scheint", d.h. was ihr beliebt! Oesterreichische Blätter protestiren zwar lebhaft dagegen, daß dies die Ab sicht Oesterreichs und der Sinn der Convention sein könne, wir fürchten aber, die Preußen werden im Wesentlichen Recht behalten. Sie wollen zwar an Oesterreich das Zugestandniß machen, daß die Erb frage einer juristischen Entscheidung unterworfen werde, werden aber keine Verpflichtung übernehmen, dem von den Rcchtsgelehrten und dem Bunde be vorzugten Bewerber die Herzogtümer auszuliefern und werden diese daher dem Augustenburger nur unter der Bedingung überlassen, daß er sich der militärischen Oberhoheit Preußens unterwirft. Oester reich scheint allerdings nicht Willens, den Zuge ständnissen, durch welche es des Bunkes und sein eigenes Interesse der Berliner Politik preisgab, das neue, vielleicht verhängnißvolle, hinzuzufügen, vom Bunde die Auslieferung der Herzogtümer an die Vormächte zu begehren. — Die Schleswig-Holsteiner fühlen in ihrer großen Mehrheit, daß die Diplomatie mir ihnen ein un würdiges Spiel treibt. Sie drücken dies so aus: Als Sache und immer wieder als Sache behan delt zu werden, das empört zuletzt den geduldigsten Mann, geschweige denn ein Volk, Und von wem müssen wir uns so behandeln lassen? Von den Soldschreibern Derer, die als unsere Befreier kamen, die stets unsere Sache als eine gerechte aner kannten. Es ist eine Uebertreibung, wenn man in Paris von den Preußen sagt: Sie kamen als Be freier und bleiben da als Unterdrücker! Aber die Empfindung gebt — Dank den ofsiz. Soldschrei bern— durch das ganze Land: daß diejenigen, von welchen wir glaubten, sie seien in der ekeln Absicht gekommen, für unser Recht einzustehen, dieses unser Recht zu wenig achten. Unser Recht ist es, daß wir, nach vier Jahrhunderten von der Hemmung des Danentbums befreit, uns als einen Tdul der deutschen Nation selbstständig entwickeln ; unser Recht ist es, dankbar zu sein durch unser Thun als freie Manner, nicht durch unser Lassen und Dulden als Unterwürfige. Unter den wegen Hochverrat!, in Berlin angc- klagten Polen befindet sich ein Architekt, der im Jahre 1846 am Aufstande gegen Rußland theilge-