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Dienstag, den 13. August 1901 RNA- Telegramm-Adresse: Anzeiger Hohenstein-Ernstthal. Acolf von SLaumburg-L ppe, Prinz Friedrich Karl von und der Kronprinz von Griechenland, neben ihn der deutsche Kronprinz, sowie die Prinzen Adalbert und Oskar. Vor dem Kaiser standen die vier Töchter der Kaiserin Friedrich und die Prinzessin Heinrich. Weiter nahmen an der Feier Theil der Hausminister Graf Wedel, Herzog Ernst Günther und Prinz Albert von Schleswig-Holstein, sowie der englische Gesandlschaster Sir Frank Lascelles und Feldmarschall Graf Waldersee. Eingeleitet wurde die Feier durch ein Orgelspiel, worauf das Domchor von Berlin das Lied: „Ich weiß, daß mein Erlöser lebt" sang. Hierauf wurde von der Ge meinde der Choral gesungen: „Jerusalem, du hochge baute Stadt"; dann folgte ein Gebet und die Schrift- verlesung seitens des Oberbospredigers Dryander. Hier auf nahmen der Kronprinz und Prinz Eitel Friedrich die Ehrenwache am Sarge ein, die bisher von je zwei Osficieren des 80. Infanterieregiments und des Leib- husarenregiments ausgeübt worden war. Oberhofprediger Dr. Dryander sprach nochmals ein Gebet und nahm die Einsegnung vor, wobei die Truppen vor der Kirche präsentirten und Trommelwirbel erschollen. Der Kaiser hörte die ganze Andacht stehend an; bei dem „Vater unser" kniete er nieder. Weiter sang das Domchor: „Wenn ich einmal soll scheiden" und die Gemeinde: „Erscheine mir zum Schilde". Hierauf ertönte nochmals Trommelwirbel und die Glocken Cronbergs läuteten. Mit dem Gesänge des Domchors: „Sei getreu bis in den Tod" endete die Feier um 4^. Uhr. Der König und die Königin von England legten an dem Sarge der tobten Kaiserin einen Kranz von weißen Blumen nieder und verrichtete knieend ein Gebet. Ehe der Kaiser die Kirche verließ, hielt er mit gebeugtem Oberkörper noch ein kurzes Gebet am Sarge seiner Mutter. — Die italienischen Arbeiter, die weit von Cronberg in Oberursel beschäftigt sind, werden, der „Köln. Ztg." zufolge streng überwacht. So erhielten Italiener, die dieser Tage bei den Erdarbeiten am Bahnhofumbaueingestellt wurden, von der Polizeibehörde die strenge Weisung, außer der Arbeitszeit sich nicht auf der Straße zu zeigen oder zu zweien oder mehreren zu gehen. Husarenposten stehen in unmittelbarer Nähe der Arbeitsstätte dieser Italiener. München. Der Prinz-Regent hat 15,000 Mk. zur Unterstützung der Bedürftigsten unter den Opfern der Ueberschwrmmungen angewiesen. Frankreich. Paris, 10. Aug. Der „Figaro" meldet: Der Bot schafter Constans hatte gestern eine Unterredung mit dem Sultan, von welcher angenommen wird, daß sie die Erledigung der diplomatischen Zwischenfälle zwischen beiden Ländern herbeiführte. Indessen hält sich die 2. Division des Mittelmeergeschwaders in Villafranca zur Verfügung des Marineministers zum sofortigen Aus laufen für den Fall einer ungünstigen Wendung der Angelegenheit bereit. Der Minister des Auswärtigen, Delcass«, verlangte in seiner Unterredung mit dem Bot- fchafter Munir Bey von diesem eine deutliche Antwort der Pforte auf die von Constans gestellten Forderungen vor dem 20. August. China. Peking, 10. August. Morgen wird eine Sitzung der Gesandten stattfinden. Wie unter denselben verlautet, wird der englische Gesandte unter anderen Punkten gegen die Einsetzung der Commission zur Revision de« Zoll tarif« Einspruch erheben. Man nimmt an, daß, wenn dies geschieht, sämmtliche Gesandten betonen werden, daß unmöglich bereit« erledigte Fragen wieder ange schnitten werden können, und darauf hindeuten werden, daß alle Gesandten der Einsetzung der Commission zu- gestimmt haben. Deutsches Reich. sandte an den Kaiser"anläßlick englische Colonie dienste der Verstorbenen »m die Ver- englischen Gemeinde hervorqehoben°m?rd^ hiesigen sprach in einen: AntwoE^ ? Kaiser d,. 7'L 1", «»«"'M. ,«wi- di- d"« Holstein zum Oberpräsidenten von Schleswig- — Die Provinz Wesipreußen ist beim Kaiser um Verlegung der Kaisermauöver, welche in der südlich Dirschau's stattfinden sollten, vorstellig geworden Der Minister der Landwirthschaft, sowie der Minister des Innern haben dre Eingabe befürwortet. Es wird erwartet, daß die Manöver nach Ostpreußen verlegt werden. " - Der an derMöckernfiraße in Bcrlinliegende Lager schuppen des Anhalter Äüterbahnhofcs ist in einer Aus dehnung von 60 Meter niedergebrannt und etwa 8000 Centner Mehl, sowie über 150000 Centner Futtermittel, besonders Biertreber, sind dabei vernichtet worden. Der verursachte Schaden beträgt etwa 1 Million. - Der Kaiser Wilhelm-Canal hat im Rech nungsjahre 1600 die Einnahme von 2 174 600 Mk. er bracht und eine Ausgabe von 2 394122 Mk. erfordert. Demgemäß hat der Kanal im letztverflossenen Jahre sür seinen Betrieb noch einen Zuschuß von rund Million Mark vom Reiche nothig gehabt. Es steht aber zu er warten, daß auch dieser nicht mehr allzu sehr ins Ge wicht fallende Zuschuß in naher Zeit unnöthig werden und die Einnahme mit der Ausgabe balanciren wird. Der Etatsanschlag sür das laufende Jahr ist noch auf der Basis eines Zuschusses von rund 86000 Mk. auf- gestellt, wenn jedoch die thatsächlichen Einnahmen und Ausgaben im lausende Jahre sich in ähnlicher Weise wie im letztverflossenen entwickeln, so ist anzunehmen, daß diese Summe sich noch um etwas verringern wird. Mit der Balancirung von Einnahme und Ausgabe ist nun natürlich noch nicht der erstreben«werthe Zustand erreicht, es bliebe immer noch darauf hinzuarbeiten, daß ein Ueberschuß herausgewirthschaftet würde, welcher einer angemessenen Verzinsung und Amortisation der auf den Canal verwendeten Summen entspräche. — Zur Umgestaltung des Reichstages, so schreibt die Köln. Volksztg., hatte Herr v. Miquel emen voll ständigen Plan bereit und suchte bei Gelegenheit Stimmung für devseben zu machen. Er wollte den Reichstag zu zwei Dritteln aus Delegierten der bundes staatlichen Kammern zusammensetzen und das dritte Drittel aus allgemeinen Wahlen hervorgehen zu lassen. Cronberg, 11. August. Anläßlich der Trauerfeler für die verstorbene Kaiserin Friedrich zeigte sich hier ein große» Leben und Treiben. Die Zufahrt zum Schlosse und zur Kirche waren besetzt von Mannschaften des 81. und de« 166. Infanterieregiment«. Vor der Kirche hatten zwei Schwadronen vom 13. Husaren-Regimen Aufstellung genommen. Drei Compagnien de» 80. In fanterie-Regiment» sperrten'den Platz um die Kirche av. Vor dem Altar hatten der Kaiser in der Uniform der Leibhufaren nebst Gemahlin und der König von Ug land in der Uniform der Gardedragoner nebst Gemahlm Platz genommen. Recht« vom Kaiserpaar saß der Groß Sm P-m. OertlicheS und Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, den 12 August- — Im Konkursverfahren, den Nachlaß des Ur- machers Heinrich Louis Hiemann m Hohenstem C l thal betr., soll nach erfolgter Genehmigung des Gerichts die Schlußvertheilung erfolgen. Der nach Z b 8 von 45 «/o Abschlagsdividende noch verfügbare Massen bestand beträgt 198 Mk. 32 Pfg. Nach dem aus der Gerichtsschreiberei des Konkursgerlchts Nledergelegten Verzeichniß sind 2377 Mk. 53 Pfg. mcht bevorrechtigte Forderungen zu berücksichtigen. , . — Der König hat folgenden Armeebefehl erlassen. Um das Andenken der verewigten Kaiserin und Königin Friedrich Majestät zu ehren, bestimme ich, daß me Armee 3 Wochen, und zwar in folgender Weise Trauer anzulegen hat: 1. 7 Tage sämmtliche Osficiere Flor um den linken Oberarm, Portepee mit Flor überzogen, Flor an den Fahnen, sodann 14 Tage sämmtliche Offmere Flor um den linken Oberarm, Flor an den Fahnen. 2. Während der ersten 7 Tage — bis zum 14. d. M. abends — flaggen sämmtliche militärische Dienstgebände Halbmast, auch darf während dieser Zeit außer bei Feuerlärm und Generalmarsch kein Spiel gerührt werden. Die außerhalb Sachsens stehenden Truppentheile haben Trauer in der für die königlich preußische Armee be fohlenen Weise anzulegen. — Gegenüber manchen Annahmen und Anschauungen ist cs von Interesse, das Urtheil der König!. Leipziger Zeitung über die neueste Proklamation Kitchener's kennen zu lernen. Das osficiöse Organ giebt ganz dem Empfinden des sächsischen Volkes Ausdruck, indem es schreibt: „Kitchener's Proklamation gegen die noch kämpfenden Buren bedeutet die Beseitigung jedes Völkerrechts feiten» der Engländer. Sie beweist, daß man in England entschlossen ist, das Volk, dessen man im offenen ehrlichen Kampfe nicht Herr werden konnte, nunmehr unter Außer achtlassung jeglicher von der Humanität gebotenen Rück sichten einfach auszurotten. Viel moralische Skrupel haben die Engländer, wenn sie sich auf den Standpunkt kriegführender Kaffern stellen, ja auch heute nicht mehr über Bord zu werfen, denn die Zusammenpferchung der unglücklichen Burenfrouen und -Kinder in den ab scheulichen sogenannten Flüchtlingslagern war auch bis jetzt schwerlich kaum etwas Anderes als ein organisirtes, langsames Ausrottungssystem. Bisher haben die Buren trotzaller englischergegentheiliger Verleumdungsnachrichten und trotz aller von den Engländern begangener Barbarein b en Kampf in durchaus humaner und dem Gebrauch civili- sirter Nationeu entsprechender Weise geführt. Die Engländer trifft also die Schuld, wenn jetzt angesichts des immer brutaler geführten Vernichtungskampfes gegen die unbe- theiligen Frauen und Kinder auch die Buren zu Ver geltungsmaßregeln schreiten und der regelrechte Kampf nunmehr in ein Morden und Brennen auSartet." — Durch einen Erlaß des preußischen Eisenbahn ministers wird die Aufhebung aller Sommerkarten, Anschluß-Rückfahrkarten und festen Rundreisekarten innerhalb der preußischen Bahnen vom 1. Oktober ds. I. ab angeordnet. Auch die Sonderzüge mit besonders ermäßigten Fahrpreisen kommen nnt Schluß der Sommerfahrplanzeit in Fortfall. — Bezirksausschnßsitzung. Auf der Tages ordnung der 6. diesjährigen Bezirksausschußsitzung, welche Mittwoch, den 14. August abgehalten wird, befinden sich u. a. folgende Beralh- ungsgegenstände: Rau's in Langenberg Schanker laubnißgesuch für den Garten. Görner's in Falken Schankerlaubnißgesuch. Schettler's in 'Hohndorf Ge such um Erlaubniß zum Krippensetzen. Gesuch des Schwimmklubs in Oberlungwitz um Erlaubniß zum Ausschank von Bier und Branntwein an die Bade- gäste durch den Bademeister Max Hans Pfau. Stein- , Wensinn-WllPl, MrlilWitz, 8eMrs, «L-LL WS»" 28? Jahrgang