Volltext Seite (XML)
„Welßerth. Zeitung-/ «rschemt wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 28 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Lfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- «alten, Postboten, sowie di« Agenten nehmen Be stellungen an. Wetzmtz -IkitiW. Amtsblatt Inserate, welche bet ve» bedeutenden- Auflage de» Blatte« «in« sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder veren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. für die Königliche Umtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Paul Jehne in Dippoldiswalde. Mtt achtsettigem ,Lllustrirten Unterhaltungsblatt". Mit land- und hauSwirthschaftlicher MonatSbellage. Nr. 14. Donnerstag, dm 31. Januar 1895. 61. Jahrgang. -Lokales ««d Sächstsches. Dippoldiswalde. Aw Montag sprach in einer zahlreich besuchten Versammlung des Gewerbever eins Herr vr. Auerbach über bas zeitgemäße Thema: Arbeit und Kapital. Klar und verständlich zeigte der Vortragende seinen Zuhörern die durch veränderte Weltanschauung, durch Benutzung des Dampfes und durch die freie Konkurrenz hervorgerusene Entwickelung der Arbeiter Verhältnisse, erläuterte dann, wie die drei Produktionselemente, Arbeit, Kapital und Naturkraft, erst durch den Produktionsplan, die schwierigste, geistige Arbeit des Uncernehmers, produktionsfähig werden, und wies infolgedessen nach, daß diesem für seine An strengungen, sowie zum Ausgleich entstehender Ver luste auch der Unternehmergewinn zufallen müsse. Von einer taktvollen, gerechten Behandlung der Arbeit nehmer seitens der Arbeitgeber, sowie von einer grö ßeren Zufriedenheit der ersteren bei allem Streben nach Verbesserung ihrer wirthschafllichen Lage und von einem gesetzlichen Schutze für die Schwächeren erhoffte der Vortragende, daß die Interessengegensätze, wenn auch nicht aufgehoben, so doch abgeschwächt würden. Lauter Beifall belohnt den Redner für seine wohl durchdachten, von einem warmfühlenden Herzen für das wirthschafttiche Wohl des deutschen Volkes zeugen den Ausführungen. — Nach Rechnungsablage der I. Begräbniß- gesellschast sind im Jahre 1894 für 12 Verstorbene 1150 Mk. Begräbnißgetder ausgezahlt worden, seit 1. Januar 1863 überhaupt für 462 verstorbene Mit glieder zusammen 40219 Mk. Im vergangenen Jahre sind 5 steuernde Mitglieder neu eingetreten. Das Vermögen beträgt zur Zeit 4122,49 Mk. Obige Zahlen beweisen am besten, wie viel Segen derartige Kaffen stiften, wie viel Thränen durch dieselben ge trocknet worden sind. Alle vorsorglichen Eheleute sollten nicht versäumen, in eine solche Kaffe einzutreten. Sind sie noch nicht 45 Jahre alt, dann haben sie in der obigen Sterbekaffe 4,50 Mk. Eintritt zu zahlen ustd erlangen dadurch die Angehörigen sofort im Sterbe falle das Anrecht auf 200 Mk. Bon den Mitgliedern wird bei jedem Todesfälle eines Mitglieds eine Steuer von 45 Pf. erhoben bis zur Höhe von 180 Mk. — Auch in den letzten Wochen sind zur Suppen kolonie noch von einigen Seiten gütige Gaben ein gegangen, so daß auch für den Monat Februar die von 32 hungrigen kleinen Gästen gebildete Tafelrunde zur Freude der wohlthätigen Veranstalter ihren Fort gang nehmen kann. — Der strenge Frost hat für die Besitzer der Eis keller eine vorzügliche Waare bereitet. Von bedeutender Slärke und kristallrein sind die Blöcke, welche jetzt die Eishäuser füllen. Natürlich hält sich derartiges Eis auch weit besser, als dünne, lockere Tafeln. Seifersdorf. Die Schulkinder der beiden oberen Klaffen unsrer Volksschule werden unter Mitwirkung zahlreicher Erwachsener Anfang Februar das überall mit größtem Beifall aufgenommene dramatistrte Volks märchen „Dornröschen" von vr. Lehmann zur öffent lichen Ausführung bringen. Nach Eigenart der Dich tung erzählt eine Kinderschaar dem Knecht Ruprecht das bekannte Märchen, während nach gewissen Ab schnitten das Erzählte in einem überraschenden, leben den Bilde von Erwachsenen in zeitgemäßer, alter- thümlicher Tracht und Pracht Kindern und Publikum handelnd vor Augen geführt wird. Entsprechende Kinderchöre und paffende Musikeinlagen beleben im Weiteren die höchst unterhaltende Aufführung, der wir einen recht regen Zuspruch wünschen, zumal der etwaige Reinertrag Echulzwecken zugedacht ist. — An der vor. Sonntag stattgesundenen ordent lichen Hauptversammlung des königl. sächs. Militär- Vereins nahm auch der Bezirks-Vorsteher Privatus Neumerkel-Altenberg theil. Des Geburtstags Seiner Majestät des Kaisers wurde von der Versammlung in gebührender Weise gedacht. Durch Wiederwahl der Ausscheidenden bleibt die Leitung des Vereins in den alten Händen. Hänichen. Die Feier des Geburtstages Er. Maj. des Kaisers Wilhelm II. konnte am Sonntage bei uns nicht schöner und würdiger begangen werden, als durch das Fest-Concert, welches der Militärverein „Königin Carola" im Saale der Goldnen Höhe unter gütiger Mitwirkung des Gesangvereins „Liederkranz" ver anstaltet hatte. Weit über 400 Personen hatten sich zu diesem Concert, welches in allen seinen Theilen wohl gelang, eiügefunden. Ganz besonders esektvoll wirkte die vom Gesangverein „Liederkranz" mit Gesang ausgeführte Lagerscene, ein trefflich arrangirtes Bild aus dem Kriegerleben; aber auch die nicht patriotischen Chöre, sowie die heiteren Soloscenen und das am Schluffe vorzüglich ausgeführte patriotische Festspiel „Ein deutscher Ehrentag" oder das Sedansest ernteten stürmischen Beifall und machten den Darstellern alle Ehre. Auch des Frl. Frey sei gedacht, welche ihren Prolog bei Eröffnung des Concertes in unbefangener Weise und mit Ausdruck zum Vortrag brachte. Mit einem fröhlichen Ball wurde der Festtag beschlossen. — Als der hiesige Häuer Karl Leonhardt verg. Woche im Rippiener Beharrlichkeitsschachte eine Patrone nnt Pulver füllen wollte, kam dasselbe mit der Flamme der Blenderin Berührung und explödirte. L. zog sich gefährliche Brandwunden am Körper zu und mußte in das Knappschaftskrankenhaus gebracht werden. Altenberg. Am letzten Sonntag fand im hiesigen Rathskellersaal der zweite Familien-Abend für unsre Parochie statt. Der auf diesen Tag fallende Geburtstag unsres Kaisers gab ihm die Signatur. Der Besuch war auch dies Mal aus allen Kreisen der Bevölkerung ein so starker, daß bereits Stunde von Beginn der Saal bis auf den letzten Platz gefüllt war, und viele, weil sie keinen Einlaß mehr fanden, wieder umkehren mußten. Es ist dies ein Beweis, daß unsre Herren Geistlichen, wie es am Schluffe des Abends ein schlichter Mann aus dem Volke unter herzlichen Dankesworten aussprach, mit dieser Art christliche Fröhlichkeit und Gemeinschaft zu pflegen, einem dringenden Wunsche und Bedürfniß unsrer Kirchgemeinde entgegenkommen. Einen erhebenden Ver lauf nahm der Abend, er wurde eingeleitet mit dem feinsinnigen Vortrage einer Klaviersonate durch unser» musikalisch hochbegabten Herrn Kantor Schirmer, und durch den Prolog: Die Kaiserglocke von Scherenberg. Hierauf begrüßte der Leiter des Abends, Herr Pastor Haucke, die Anwesenden und feierte sodann in einer warmen patriotischen Ansprache von tiefer Wirkung unser» Kaiser; begeistert stimmte die Versammlung in das ausgebrachte: Hoch dem Kaiser! ein und sang das erste gemeinsame Lied: Deutschland über Alles! DaS Programm brachte im weiteren Verlaus des Abends mehrere patriotische Deklamationen von Schülern unsrer Eisenbahnvorschule mit prächtigem Gelingen vorgetragen; 4 Männerquartelte, ganz herrlich gesungen von den Herren Lehrern an der ebengenannten Schule und der Volksschule und den Geistlichen, sowie drei mit vielem Beifall aufgenommene Violinvorträge des Herrn Oberlehrer Aßmus und gemeinsame Gesänge vaterländischer Lieder. Den Hauptvortrag des Abends hielt Herr DiakonuS Wächtler über den evangelischen Verein der Gustav-Adolph-Stiftung. In begeisterter, fesselnder freier Rede gab derselbe ein durch spannende Einzelerfahrungen belebtes Bild von dem Entstehen des Vereins, von dessen Zielen und Aufgaben, von seinem segensreichen Wirken, seiner Ausbreitung und seinen großen Erfolgen. Die ganze Versammlung folgte seinen zündenden Worten mit ungetheilter Auf merksamkeit und lohnte sie mit dem lebhaftesten Bei fall, wie auch sämmtliche Einzeldarbietungen laute An erkennung und einmüthigen Dank der Zuhörer sanden. Glück auf zum dritten Abend! Dre-den. Das königl. sächs. Kriegsministerium macht mit Bezug auf die Meldung von dem angeb lichen Uebertritt des sächsischen Generalmajors Frei- herrn von Hausen in preußische Dienste bekannt, daß eS sich bei der zu erwartenden Befehligung nur um ein vorübergehendes Kommando zur Dienstleistung bei dem Großen Generalstabe handele, und zwar ganz in derselben Weise, wie schon seit vielen Jahren eine Anzahl sächsischer Offiziere dahin befehligt worden sind. Es erledigt sich also die Behauptung, daß der genannte Generalmajor von Hausen vom sächsischen in den preußischen Etat übertreten werde. Die eben falls neuerdings verbreitete Behauptung, daß anläßlich der Errichtung der königl. sächs. Eisenbahnkompagnien Uebertritte sächsischer Offiziere nach Preußen statt gefunden hätten, ist ebenso wenig zutreffend. DaS Kriegsministerium weist mit Bezug daraus auf die Thatsache hin, daß die Offiziere in der Rangliste der sächsischen Armee nach wie vor geführt werden. — Bezüglich des voraussichtlichen UmfangeS der diesjährigen Uebungen der Mannschaften deS Beur- laubienstandeS giebt das königl. Kriegsministerium, um den von der Einberufung betroffenen Mannschaften Gelegenheit zu bieten, ihre BetufSverhältnisse ent sprechend regeln zu können, bereits jetzt bekannt, daß im Laufe des JahreS zu Uebungen im Bereiche des XII. königlich sächsischen^Urmeekorps, vorbehältlich darüber noch zu erlassender endgiltiger Bestimmungen, einzuberufen sind, und zwar aus den Jahresklaffen 1888/89 der Reserve bezw. 1883/84 der Landwehr, vom Beurlaubtenstande der Infanterie zusammen 11140, von dem der Jäger zusammen 800, von dem der Feldartillerie einschließlich bei derselben als Fahrer zu verwendender ehemaliger Kavalleristen 1200, vom Beurlaubtenstande der Fußartillerie 540, von dem der Pioniere 250 Mann, sämmtlich auf 14 Tage. Während der gleichen Zeitdauer und aus den selben Jahresklaffen werden aus der Reserve bezw. der Landwehr des Trains 480 Mann nach Beendigung der Herbstübungen, außerdem im Mai, und zwar auf 20 Tage 25 Mann der Reserve der Kavallerie bezw. des Trains einberufen. Zur Bildung von SanitätS- detachements ist die Einziehung von 200 Mann, den selben AlterSklaffen angehöreno, endlich ist zu einer Uebung bei den Garnisonlazarethen die Einberufung von 25 Krankenwärtern der Reserve auf 20 Tage und von solchen der Landwehr auf 14 Tage ins Auge gefaßt. Der Arbeiterabtheilung werden 35 Arbeiter soldaten auf 12 Tage zugewiesen. Es sollen zu allen diesen Uebungen je die Hälfte der angegebenen Mann- schastsziffer der Reserve, die andere Hälfte der Land wehr entnommen werden, wobei die betreffenden Mannschaften derart auszuwählen sind, daß die Ein berufung möglichst in die letzten Jahre ihrer Dienst pflicht in der Reserve bezw. der Landwehr 1. Aufgebots fällt. Aus der Ersatzreserve sind zu einer ersten (zehn wöchigen) 60 Uebungspflichtige und die gleiche Anzahl zu einer zweiten (sechswöchigen) Uebung im Kranken wartedienste heranzuziehen. — Die sächsische Staatsbahn hat jetzt eine Anzahl Personenwagen IV. Klaffe in ihrer Hauptwerkstatt Chemnitz erbauen lassen, die nicht wie dir übrigen dergleichen Wagen durch einen Ofen, sondern durch Dampf erwärmt werden. Die Heizröhren liegen im Innern des Wagens an den beiden Langseiten und theilen ihre Wärme gleichmäßiger dem Wagenraume mit, als die Oefen, in deren unmittelbarer Nähe eS mitunter sehr heiß wurde. Ein Schutzblech vor den Heizröhren verhindert, daß sich die Paffagiere an den- elben verbrennen. Meißen. Ein heiterer Vorgang spielte sich in Oberspaar ab. Ein noch ziemlich junger Bettler bewegte sich auf zwei Krücken mühsam von Haus zu Haus, erweckte natürlich durch seine traurige Körper beschaffenheit großes Mitleid und empfing daher auch