Volltext Seite (XML)
UN- Hingegen- Amtsblatt l 6L. Jahrg Donnerstag, den 6. Dezember 1S06 1S13 M.P! 14 uio 7 1300 12 12 7 8 N. 2 Der Stadtrat. Kahleuberger. lvtrd. Wilsdruff, am 1. Dezember 1906. z Hcrr Kaufmann Louis Wehner .'lässiger Stadtverordnetenersatzmann gewählt worden, was andurch bekannt Sammelort: Gasthof. Wilsdruff, den 1. Dezember 1906. Der Gerichtsvollzieher des König!. Amtsgerichts Königliche Oberforstmeisterei Grillenburg zu Freiberg, am 24. November 1906. minsauv Mittat ffee. G ;eschlosst Hofe uv die Leu lenseitia! zur Ruk Zutdüukl erkling ! an i. Stic« r aller!! neun st Nutzholz-Versteigerung. Von den Revieren des Forstbezirks Grillenburg sollen in dem kleinen Kaufhaussaale des Ratskellers zu Freiberg, Dienstag, den 18. Dzbr. 1906, von vormittags 11 Uhr ab runv 18300 Festmeler weicher Nutzhölzer zum Teil in bereits ausverulelem Zustande, zum Teil noch anstehend, meist als Stamm» Holz, in verschiedenen einzelnen Posten unter den zuvor bekannt zu machenden Bedingungen versteigert werden. Näheres darüber besagen die bei der unterzeichneten Oberforstmeisterei und dem Forstrentamt Tharandt in Empfang zu nehmenden besonderen Bekanntmachungen, sowie die von den Herren Revierverwaltern zu beziehenden ausführlichen Verzeichnisse. Im übrigen ist auf die in den umliegenden Gasthäusern aushängenden An zeigen zu verweisen. des Herrn Geh. LegationSrats Hellwig behauptet, daß dessen Pensionierung wegen seines Verhaltens in der Angelegenheit Peters erfolgt sei. Das ist tatsächlich un richtig. (Hört, Hörl! rechts.) Die Pensionierung ist lediglich erfolgt, weil Geh. Legationsrat Hellwig den steigenden Anforderungen seines Amtes nicht mehr ge- wachsen war (stürmische? ^ört, Höris i-chts, Lärm der Sozialdemokraten, erneute Kunogebungen rechts), und dies um so mehr, als zugleich mit dem Wechsel im System dem Dirigenten der Kolonialabteilunz auch ein Personen wechsel erforderlich erschien (Siürm sches hört, Höri!) Es ist hiernach nicht glaubhaft, daß der verstorbene Staatssekretär Freiherr v. Richthofen entgegen dem wirklichen Sachverhalt die Pensionierung mit der Gegner schaft der parlamentarischen Freunde des Dr. Peters begründet haben soll. (Hört, hö.t! und Lärm.) Der Abg. Ablaß ferner hat vorgestern erklärt, daß da-, was der Reichskanzler neulich über den Fall Pöplau mitg teilt habe, unrichtig sei, und daß Pöplau lediglich deshalb disziplinarisch bestraft worden sei, weil er sich mit Abge ordneten in Verbindung gesetzt und ihnen Aktenstücke zu- gänzlich gemacht habe. Ich konstatiere demgegenüber, daß es unrichtig ist, daß Pöplau lediglich (Lärm links, Rufe: Lediglich!) aus den von dem Abg. Ablaß angegebenen Gründen zur Rechenschaft gezogen worden sei. Pöplau hat sich schon vorher verschiedene Disziplinarvergehen zu schulden kommen lassen. Es ist keineswegs scharf gegen ihn vorgegangen worden, vielmehr hat er eine äußerst milde Behandlung erfahren mit Rücksicht auf die Zweifel an seiner Zurechnungsfähigkeit- (Erneute große Unruhe liuks bei den Worten „milde Behandlung".) Erst, als Pöplau seine Pflichten alsdann in gröblichster Art ver letzte durch Mitteilung von Akten an Abgeortnete, blieb nichts anderes übrig, als das förmliche Disziplinarver fahren gegen ihn zu eröffnen. Pöplau ist ein Mann, der jeder Belehrung unzugänglich war. Abg. Roeren: (Centrum.) In den Kolonien stehe es deshalb so traurig, weil viele zweifelhafte Elemente mit bewegter Vergangenheit sich dort breit machen. In Togo hätten sich die Gefangenen aneinandergekettet auf den Zementfußboden legen müssen. Prügel feie erteilt worden auf Anordnung eines Beamten Schmidt mit einem Bambusstock, der in amtlichen Berichten als „Stäbchen" bezeichnet worden sei. Er habe ein solches Stäbchen. (Redner holt einen kräftigen Stock hervor, wobei das Haus in Heiterk.it ausbricht.) Die Haut sei in Fetzen geflogen. (Pfuirufe links) Redner beruft sich bei alledem auf Gerichtliche Zeugenaussagen. Der Bezirks- amlmann Rottberg habe sogar einem zusammengebrochenen Träger 25 Hiebe mit einem schweren Bambusstock erteilen lassen. Auf darüber erstattete Anzeige bei Gericht sei Rottberg vom Amtsrichter Dietze freigesprochen worden, weil Rottberg erklärte, der Bambusstock sei ein Stäbchen gewesen. Redner erzählt noch weitere ähnliche Fälle. Abg. Dr. Arendt (Rp.) erklärt namens seiner politischen Freude, .aß sie dem Bureaudirektor für seine Haltung anläßlich der beabsichtigten Haussuchung ihren Dank aussprechcn und Mit dem Präsidenten in seiner Auf fassung völlig einig seien. (Betfull) Was die Be- schuldigungen Roerens anbelange, so wolle er betonen, daß die Abwehr der Grausamkeiten hier im Reichstage nicht Parteisache sein dürfe. Die Act, wie der Kolonialbtrektor Inserate werden Montag?, Mitwochs and Freitag« bi« spätestens 12 Uhr angenommen. JnserttouspretS IS Psg. Pro viergespattene Korpuszell«. Fernsprecher Nr. 6. — Telegramm-Adresse: Amtsblatt Mlsdrnff Deutliche Rnn-sehnn. Wilsdruff, 5. Dezember 1906. Steht der Kaiser unter dem Gesetz? Man schreibt uuS: Der Kaiser kaufte im Jahre 1896 den Wellerschen Gasthof zu Rominten, und das kaiserliche Hofmarschallamt verpachtete ihn zunächst an einen Gastwirt Fiöse und im Jahr 1902 an den Gast wirt Kahlweit. Beide lebten nun der angenehmen Ansicht, daß, weil ja der Kaiser Eigentümer der Gastwirtschaft sei, eine besondere Schankerlaubnis nicht erforder - lich wäre. Das ging auch die ganzen Jahre hindurch ganz gut, ohne Konzession wurde Bier und Branntwein ausgeschänkt. Jetzt hat nun der zuständige Amtsvorsteher, Oberförster Freiherr Speck von Steinburgs, die Bei ¬ eben ausgetreten sei, laste hoffen, daß er diesem allen ein Ende machen werde. Auf den Fall Peters weiter ein gehend, hält Redner dem Abg. Bebel erneut vor, daß er auf jeden Fall seinerzeit durch feine Tuckerbriefgeschichte wesentlich zu der disziplinaren Verurteilung von Peters m tgewirkt habe. Die Hauptzeugen gegen Peters hätten sich hinterher als disqualifiziert erwiesen, um so mehr er scheine Peters rcha ilitiert. Abg. Roeren (Ztr.) erklärt, er habe vollkommen sachlich gesprochen. Um so mehr erstaunt sei er über die rohen plumpen Beleidigungen, die der Kolonialdirektor gegen ihn vorhin ausgesprochen habe, Beleidigungen, die noch dazu auf Unwahrheit beruhen. Die Veröffentlichung der Briefe zwischen dem Reichskanzler und iym sei ein grober Vertrauensbruch. Herr Kolonialoirektor, nach Ihrer ganzen Vergangenheit sind Sie gar nicht fähig, mich bloßzustellen. Wenn einer solche Unverschämtheiten äußert, wie Sie, so zeugt das von einem niedrigen, ehrlosen Ge- wissen, das einen Redner bloßstellt, weil eS ihn bloßstellen will! Ich verbitte mir für die Zu- unft jede solcher groben Anrempeleien. (Lebhafter kBeifall im Zentrum.) Kolonialbtrektor Dernburg erwidert: Die Briefe Herrn Roerens waren an den Reichskanzler gerichtet und ganz offiziell. Ich will noch einiges vorlesen- Am 14. September 1904 schreibt Herr Roeren an den Reichs kanzler, er möchte die in Togo und Kamerun schwebenden Verhandlungen einstweilen sistieren. Also, er verlangt von dem Reichskanzler, er solle in eine schwebende Sache ein greifen. Auch noch in einem anderen Schreiben handelt eS sich um Veranlassung eines ähnlichen Eingreifens. Weiter konstatiert Redner, daß sogar der Missionschef in Togo, Vertrauensmann der Regierung, es für richtig ge halten habe, einen bestimmten Missionar fortzuschicken. Alle die Dinge, die er vorgelesen habe, werden nicht wieder vorkommen. Er habe, als er diese Akten gelesen, die Eiterbeule aufgestochen, gleichviel, waS für ihn daraus folge. (Stürmischer Beifall rechts, Händeklatschen auf der Tctbüne) Wirkt. G.h. Regierungsrat v. Löbel! stellt im Ein klang mit dem Kolonialdirektor fest, daß von vertraulichen, an ihn gerichteten Briefen und demgemäß von Vertrauens- bruch nicht die Rede sei. Die Briefe waren offiziell an den Reichskanzler gerichtet. — Es folgen persönliche Be merkungen von Ledebour und Roeren. rß eS l g hat daß , __ iese Ak Hühndorf sollen Sonnabend, den 8. Dezember, vorm. 11 Uhr eilsaM 1 Pianofort, 1 Halbchaise, 1 Tafelfchlitten dortige Barzahlung meistbietend versteigert werben. Ans -em Reichstage. -FH war ein Tag, von dem man noch lange viel, ki tm deutschen Reiche und über seine Grenzen hinaus der am 26 November b. I. ftaltqetunveuen Siadiveroronelenergänzungswahl sind Herr Stellmachei meister Hugo Loßner und u „ Apotheker Paul Tzschaschel Mässige Stadtverordnete, sowie Herr Ämtsgerichtsrat Bernhard Schubert ^'ansässiger Stadtverordneter, weiter 1.6^ ^ld. Lärm und Beifall, stürmische Entrüstung und 2.^ Zischen wechselten einander ab. ie otunelt gut, «,Uv sturmbewegten Auftritten, wie sie das Haus seit Claris nicht mehr erlebt hat. Der Abgeordnete 'e Entsetzen erregende, selbst Nerven in der Dicke Bindfadens a greifende Zustände aus der Muster- Togo. Das Haus wurde durch diese sich auf Tat stützenden Ausführungen in eine außerordentliche »ng versetzt. Zum Beweis dafür, wie mau die 'len mlt einem „Stäbchen" züchtigt, legte Roeren M übersandten dicken Knüppel auf den Tisch 'üses. Der vielfach sngeschuldigte Bureanvorstand Wistuba wurde von ihm verteidigt und der »rzt Dr- Kersting dafür besonders stark angeklagt. Eeionialdirektor Dernburg widerlegte an der Hand Aktenstücke die Behauptungen Roerens in ziemlich her Form und nahm den Dr. Kersting, einen Ehren- 'urch und durch, in Schutz. Da brach das Ge- herein, als nach einer Verteidigungsrede des kenvt, die seinem Freunde Dr. PeterS galt, Herr 'ium zweiten Male das Wort ergriff. Er warf ^lonialbtrektor vor, im Börsenjobberton ge- '.das Vertrauen gebrochen zu haben. Er, der sei nicht fähig, ihn nach seiner ganzen Ver- Mt bloßzustellen. Um sich nun seinerseits zu recht- > brachte Herr Dernburg unter lautloser Stille Zungen über Enthüllungen aus den Be- 'Sen des Herrn Roeren zum Auswärtigen die ergaben, daß zwischen der Reichs- ^ng und dem Zentrum Verträge in Bezug »kKolonialpolitik abgeschlossen waren. Den ^diokraten lachte das Gesicht vor lauter Vergnügen, iivei sich zanken, freut sich der dritte. Das Zentrum ? unterbrach Herrn Dernburg Minuten lang Als der Kolonialbirektor blaß vor Erregung ' ollen Gliedern zitternd zum Schluß betonte, er reiflicher Ueberlegung auch diese Eiterbeule an- ? und werde die Konsequenzen tragen, riefen die Oliven und Nationalliberalen stürmischen, ja Beifall und Haschten in die Hände, wie viele ^»besucher. Erregung im Hause, selbst nachdem der Präsident geschlossen hat, ist unbeschreiblich. — Man ist .'«der Ansicht, daß dieser Tag der bedeutungsvollste Geschichte der Kolontalpolitik ist und daß einer ?"on, Herr Roeren oder Herr Dernburg, wird Müssen. der Debatte heben" wir folgendes hervor: ^vertretender Kolonialdirektor Dernburg: Ich stunde Erklärung abzugeben: Herr Bebel hat am unter Berufung auf eine angebliche Aeußerung Tageust! Erscheint wöchentlich dreimal und zwar DiwStagS, N StM Donnerstags und Sonnabends. neMaAjogtzpretz vierteljährlich I M. 30 Pfg., durch die Post be- UrlaM zogen 1 Mk. 54 Psg. sönltlM , das 'swAre Kgl. Amtshauptmannschafk Weihen, für das Kgl. Amtsgericht und den Stadtrak zu Wilsdruff» - TM sowie für das Kgl. Forstrentamt zu Tharandt. en, M Lokalblatt für Wilsdruff, wManneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, BurkhardtSwalde, Groitzsch, Grumbach, Grano bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Hühndorf, genieM, Kefselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Miltitz-Roitzschen, Munzig, Neukirchen, Neutanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, hrungi' Pohrsdorf, Röhrsdorf bet Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach bet Mohorn, mit 1t» Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. Druck und Verlag vou Zschunke 8- Friedrich, Wilsdruff. Für die Redaktion verantwortltch: Hugo Friedrich, sür dm Inseratenteil: Arthur Zschunke, beide in Wilsdruff.