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Nr. 65 Freitag, den 18. März 1S27 49. Jahrgang In China sind Entscheidungskämpfe im Gange es u. a. .Die Der Annahme Die Die Versammlung der Handelskammern spricht rn der Entschließung zum Schluß dem Ministerpräsident ten und der ganzen Regierung ihr vollstes Vertrauen aus. Das sagt genug. Diese Vertrauenskundgebung kann nur bedeuten, daß man von der Regierung eine Ablehnung der Räumungsforderung erwartet. Und leider ist zu befürchten, daß das Kabinett Poincarö einschließlich Briands dieses Vertrauen durchaus recht fertigen wird. - - — Regierung nicht zu „offiziellen" Verhandlungen ge führt haben. Bei de» deutsch-französische» Handelsvertragsverhand- lu»gcn si»d Wege» der Frage der Weincmsuhr ernste Schwierigkeiten entstanden. Jin Ftmcmordprozcs; sand eine Wendung statt. Der sächsische Landtag hat die (vrhvhung der Staats mittel siir die Leipziger Messe abgelehnt. Ter Rcichsernnhrnngsmimstcr erstrebt einen Agrar- Industriestaat. Belgien will eine nene Bolksabstimmnng in Eupc»- Malmedy nicht zulasten. Tic französische Regiernng wird es voranssichtlich ab- lehncn, einen Beobachter zu der Seeabrüstttngstoufercuz zu eutscndcn. Pole» bereitet sich zu einer Lsfcnsivc gegen Litauen vor. Nuszland gewährt der Kantonregicrung Kredit für militärische Zwecke. General Tschangtsoli» hat die Stadt Tschcngtschau ein genommen. Politische Rundschau Deutsche» Reich. Abstimmungsfeier im deutschen Rordschleswig. Wiederkehr des Abstimmungsgedenktages in der Zaipar über Eupen-MalmedH. Delgien gegen eine nene Volksabstimmung. In der belgischen Kammer interpellierte der so zialistische Abgeordnete Sommerhausen, zu dessen Wahlkreis Eupen und Malmedy gehören, die Regie rung über ihre Politik gegenüber den beiden einver- leibten Kreisen. Der Redner erklärte, daß in der Zeit, als die erste Abstimmung unter den Einwohnern statt- gcfunden habe, die Freiheit der Meinungsäußerung nicht garantiert gewesen sei. Er verlange daher von der belgischen Regierung die Abhaltung einer neuen Volksabstimmung in den beiden Kreisen. Wie vorauszusehen war, hat die belgische Regie rnng sich schroff geweigert, eine neue Abstimmung in Ettpcn-Malmedy über die Zugehörigkeit dieses Ge biets znzulassen. Ministerpräsident Jaspar erklärte, sie Verhältnisse in Eupen-Malmedy seien endgültig geregelt. Die gegenwärtige Regierung habe einstimmig »eschlossen, den Vorschlag einer nochmaligen Volks« »bstimmung nicht anznnehmen. Die beiden Kreise seien ielgisch und würden es bleiben. Dieser Standpunkt >er belgischen Regierung entspreche dem Beschlusse des Völkerbundes, der scstgelegt habe, daß die erste Bolks- »bstimmung rechtmäßig und unverfälscht gewesen und >aß die deutschen Anschuldigungen Belgiens hinsichtlich »ieser Abstimmung dnrch nichts gerechtfertigt seien. Zm übrigen habe Deutschland das Abkommen von Lo- :arno, das die gegenwärtige belgische Ostgrenze für immer garantiere, in voller Freiheit unterzeichnet. Im Anschluß daran erklärte der Außenminister Vandervelde noch, es hätten niemals Besprechun- ;en über die Eupen-Malmedy-Frage zwischen der deut schen und der belgischen Regierung stattgefunden. * Trotz dieser kategorischen Weigerung der Brüsseler Regierung wird die Bevölkerung von Eupen—Mal medy ihren Rechtsstandpunkt auf freie Selbstbestimmung niemals ausgeben. Gerade jetzt erklären sämtliche in vem Gebiet erscheinenden Zeitungen in einer gemein samen Kundgebung feierlich vor aller Welt, daß die Be wohner von Eupen—Malmedy durch die belgische Re gierung um ihr Selbstbestimmungsrechi schmählich betrogen worden sind. Dieser Rechts anspruch sei aber unverlierbar und werde niemals in Vergessenheit geraten. „ Daß Deutschland durch Locarno Eupen und Mal- mcdh für immer als belgischen Besitz anerkannt habe, ist vollkommen unzutreffend. Wir haben uns lediglich dazu verpflichtet,-keinen Versuch zu gewaltsamer Aen- derung der Grenzen zu unternehmen. Im übrigen kann auch die belaische Regierung nicht die Tatsache aus der Welt schaffen, daß sie trotz Locarno mit der deutschen Regierung in „Vorbesprechungen über die Rückgabe Eupens und Malmedys eingetrete» war, die England. Im Unterhause teilte der Kriegsminister mit, daß in Rußland zahlreiche Fabriken errichtet oder im Bau seien, die Giftgase in sehr beträchtlichem Maßstabs Herstellen könnten. Es besteht kein Zweifel, daß die Sowjet- Militärbehörden in größerem Maßstabe als irgendwo anders In der Welt Vorbereitungen für den Gaskrieg träfen. Das stehende Heer in Rußland betrage 650,000 Mann, mit Einschluß der territorialen Miliz über eine Million, während die Reserven außerdem über 8 Millionen betrügen. Ruhland. Wie aus Moskau gemeldet wird, wurden vom großen Sowjet 400 Millionen Kredit an die Kantonregierung für militärische Zwecke bewilligt und bereits angewiesen. zweiten Zone Nordschleswigs ist in Flensburg und dem übrigen deutsch gebliebenen Gebiet Nordschleswigs fest lich begangen worden. In allen Orten zeigten Flaggen schmuck und Glockenklang den Festtag an. Abg.v.Gräfe und Genossen haben imReichstage den An- trag eingebracht, den Reichsaußenmlnister vr. Stresemann aufzufordern, den ihm zuerkannten Friedensnobelpreis von 63,000 RM. entweder als nach 8 15 des Reichsbe- amtengesehes unzulässig zurückzuweisen oder, falls die Annahme des Preises vom Reichskabinett genehmigt sein sollte, zugunsten der Kriegsbeschädigten zu verwenden. Der Reichstag beabsichtigt, am 8 April in die Oster ferien zu gehen und am 2. oder 3. Mai die Beratungen wieder auszunehmen. Da am 22 Mai die sozialdemo kratische Partei ihren Parteitag in Kiel abhält, wird der Reichstag für diesen Zeitpunkt seine Beratungen abbrechen müssen. Der Bücherrevisor Lochmann, bekannt aus dem Ku- tiskerprozeß, Hot an den preußischen Ministerpräsidenten Braun einen offenen Brief gerichtet, in dem er im Zu sammenhang mit den Barmaiprozessen gegen den Justiz rat Werlhauer und gegen den Staatssekretär Weißmann die schärfsten Beschuldigungen erhebt. Er fordert entweder Eröffnung des Strafverfahrens gegen beide oder ein Verfahren wegen Beleidigung gegen sich selbst. Lachmann hat sich in dieser Angelegenheit wieder holt an den Justizminister u. an die verschiedenen Instan zen ohne Erfolg gewandt. Frankreich. Der französische Ministerrat hat sich in seiner letzten Sitzung auch mit der Frage der Entsendung eines Beobachters zu der Seeabrüstungskonferenz be schäftigt, ohne zu einer Entscheidung zu gelangen. Der Havas-Diplomat glaubt aber zu wissen, daß die fran zösische Regierung nicht geneigt scheine, dem ursprüng lichen Plan, einen Beobachter zu dieser Konferenz zu entsenden, Folge zu geben. — Auch an die ita lienische Regierung ist jetzt eine Einladung Amerikas ergangen, einen Beobachter zu der Marineabrüstungs konferenz der drei Mächte zu entsenden. Dieser Ein ladung waren die Antworten Englands und Japans an die Vereinigten Staaten beigelegt. Das »Petit Journal* behauptet, daß die französische Regierung für den Fall eines deutschen Antrages aus Räumung der Reichslande auf Grund des Artikels 431 des Friedensoertrages ihre Rechte geltend mache» würde, die sich sowohl aus der Stcherheitsfroge wie aus der Reparalionsfrage ergeben. Frankreich würde erklären müssen, daß es die Reparationsfrage durch das Londoner Protokoll noch nicht als endgültig geregelt betrachten könnte. so ist das eben nur eine verschleierte Ablehnung. Denn i allerdings infolge des Dazwischentretens der Pariser Vriand will die Räumung nicht, und wenn er sie auch - - - - vollte, so könnte er doch nicht gegen die Volksmeinung ! ankämpfen. Erst jetzt wieder haben die Vorsitzenden der fran zösischen Handelskammern, die die 120 französischen Handelskammern vertreten, auf ihrer Generalversamm lung in Paris eine Entschließung angenommen, in der ' - Sammlung schließt sich, in der Annahme, daß keine wirkliche Prosperität gesichert Verden könne, ohne daß die Frage der Integrität des französischen Bodens gesichert sei, den Vertretern der Handelskammern des Ostens an, um zu fordern, daß unverzüglich die für den Schutz der französischen Gren- zen unerläßlichen Arbeiten unternommen würden und daß bis dahin die Rheinlandbesetzung nach den Bestim mungen des Friedensvertrages aufrechterhalten wer- den müsse." 'Waldenburg, 17. März 1927 Ucber das Ergebnis des Berliner Kabi- nettsrats, der den Bericht Dr. Stresemanns übei Genf cntgegennahm, ist nur eine kurze amtliche Mit teilung herausgegeben worden, in der es heißt: „Nack eingehender Aussprache, bei der insbesondere di« Rechtsauffassung geteilt wurde, wie sie dei Außenminister in Gens bei den Deutschland berüh renden Fragen vertreten hatte, stimmte das Ka binett dem vorliegenden Ergebnis der Gensei Tagung einmütig zu." Man darf aus dieser Fassung wohl schließen, das der Kabinettsbeschluß keineswegs bedeutend soll, das die Regierung von dem Ergebnis befriedigt ist. Mar hat sich damit abgefunden, weil nach Lage der Ding« Nicht mehr zu erreichen war, weil insbesondere kein« Aussicht bestand, dem von Stresemann eingenommener ^echtsftaudpunkt, den das Kabinett ausdrücklich aw errennt, auch bei den anderen Anerkennung zu ver schaffen. -Auch das fr «russische Kabinett hat sich an Dlcnstag mit dem Ergebnis von Genf beschäftigt. Wi< " o darüber berichtet wird, hob Briand in bezux a"l .Völkerbundsratstagung in Genf deren durch aus befriedigenden Charakter hervor, besonders weger der in der oberschlesischen Schulsrage und der Verwal tung "Polizei des Saargebiets getroffenen Ent- schcldungen. Was Lie Rheinlandräumung betreffe, dic Dr. Stresemann der nächsten Tagung des Völker bundsrats auf Grund des Artikels 431 des Versailler Vertrages zu fordern gedenke, so werde Frankreich wenn der Augenblick gekommen sei, seine in Kraft be findlichen Rechte aus dem Sicherheits- und dem Repa cationsproblem geltend machen. Briand ist also mit der Entscheidung des Völker- bundsrats in der oberschlesischen Schulfrage und in der Saarfrage zufrieden, und schon dies bestätigt, daß die Entscheidung sur Deutschland nicht günstig ist. Einige Beklemmungen scheint Briand nur die Ankündigung Stresemanns zu verursachen, wonach er auf der näch- steu Ratstagung die Frage der Rheinlandräumung anschneidcn werde. Wie man aus dem letzten, aller dings etwas dunkel gehaltenen Satz der offiziösen Mitteilung entnehmen kann, hat aoer Briand auch hier für seine Formel bereits fertig. Als Preis für eine vorzeitige Räumung wird er neue Sicherheitshhpo- theken von Deutschland fordern, und nach den Erfah rungen, die wir nach Thoiry gemacht haben, wird es für uns kaum möglich sein, diese Forderungen zu er füllen. Denn alles, was wir haben, ist schon mit Hypo theken überlastet, und sobald wir irgend einem un- «erer drängenden Gläubiger eme Sonderleistung in Aussicht stellen, kommen die anderen, und sagen: Hände weg! Darauf haben wir »schon eine Hypothek. So war es, als wir uns mit Belgien über Eupen- Malmedy verständigen wollten, und so.war es auch, als Dr. Stresemann in Thoiry Briand die Mobilisierung der Eijenbahnobligationen als Vergütung für die Ahcinlandräumung in Aussicht stellte. Die Bedingun- zen, die Briand im Juni für die Räumung stellen wird, «erden auch derart sein, daß wir sie gar nicht erfüllen könnten, selbst wenn wir wollten. Wenn Briand die Räumung an destimmte deutsche Gegenleistungen knüpft, önburger Tageblntt § Zugleich weit verbreitet in den Ortschaften der Standesamtsbezirke Altstadt Waldenburg, Braunsdorf, Callenberg, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenleuba- Miederhain, Langenlcuba-Obetzhain, Langenchursdorf, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Neichenbach, Nemse, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. UV- Walöcuburzer Anzeiger Diese« Blatt euthLtt dt« amtliche» Bekanntmachungen de« Amtsgericht« und de« Stadtrat« -« Waldenburg. Ferner veröffentlichen zahlreiche andere staatliche, städtische u. Gemeinde-Behörde» ihre Bekanntmachungen im Schönburger Tageblatt. Verantwortlich für Redaktion, Druck und Verlag E. Kästner in. Waldenburg Sachsen. Mitglied de« Sächsischen und de« Deutschen ZeitungSverleger-Ver-in« 0«. B.) — Derlagtor» W-ldenburg Sachsen. Anzeigen bi« vorm. 9 Uhr am Ausgabetag erbest», Ausgabe nachmittag« '/,3 ühr in der GeschäftssteÄ in Waldenburg Sa., Obergaffe 38. Erfüllung» ort Waldenburg. Filialen in Altstadt Waldenburg bei Lerrn Otto Förster; in Callenberg bei Lern» Friedr. Lermann Richter; in Langenchursdorf bei Lerrn Lermann Esche; in Wolkenburg bei Lerr» Linus Friedemann; in Penig bei Firma Wilhelm Dahler; in Ziegelheim bei Lerrn Eduard Kirsten. Im Falle höherer Gewalt, Krieg, Streik, Aussperrung, Maschine«« bruch, Störungen im Betrieb der Druckerei oder unserer Liefer«, hat der Bezieher keinen Anspruch auf Erhalt der Zeitung oder Rückzahlung deS Bezugspreises. Für Richtigkeit der durch Fern sprecher aufgegebenen Anzeigen übernehmen wir keine Gewähr. Erscheint werklägl. Nachm. Bezugspreis monat lich im voraus 15vR -Pfg. frcibl.,ausschl. Träger!. Einzelne Nr. lOReichspf., Sonntags-Nr.30 R.-Pf. 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