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Wissentlich erscheinen drei Nummern. PrSnmncralionS- Preis 22; Syr. ?dic.) rirriclj.Mriich, Z 2IUr. sur tos gnn;e Jude, sdne t? r- HSduna, in allen S)!cS!»n der Preu-Ischen Mcnai7.it. Magazin für die Man uränumeriri auf dieses 'Literatur-Bian in Berlin in eer Lruedition der Mg. Pc. TtE-Zeimn- (,7ciedriÄ-ür. Nr. 72); in der Piorinz se wie im HuSlande bei den 28obllöb!. Post Aemtern. LitcraLur dts Auslandes. Berlin, Montag den 17. Rngust l84tt R " ß l a n d. Marltleben in Rußland und die Marltc in Ct. Petersburg. Lon I. G. Kohl. Die Russen haben die für alle Kauflustigen sehr angenehme Sitte, fast sämmtliche Waare», die sic in einer Stadt skilbicte», auf eiuem uno vemselheii Platze zur Schan auSzustclien, 1'0 vast inan also die verschiedenste» Dinge, die inan uöthig hat, in einem nnv dcm- selben Gebäude vereinigt findet. Ein fremder hat daher nie nöthig, zn tragen, wo kans> man das, svo jcaeS! Er gehl nnr iii Vie KauSballen der Stadt, wo er .'M.6 del einander findet, Allein da von ausgenounneu find die B>k>ualie», nie welche besvudere Markie zn le^n pflegen, Kramerduven, AveiuKllcr nnv noch einige andere Artikel, die jede Hauslwrthschafc gern so viel wie möglich in der Nahe hat. Die größten Kaufhallen, in denen immer das Wichtigste alles dessen, was eine Stadl verhandelt, ausgestellt ist, nennen tue Russen „Gostinnoje Dwoeni" (Eiasthose). Es sind gewöhnlich große, jetzt recht gklchmaüvrU ausgesührle Gebäude von zwei Etage», um welche Säulenhallen hcrumlühren. Dec von ihacn cingeschlosscnen Gehöfte, so wie vic obere Elagc, dienen meistens zu Magazinen unv zum Berkans eu g,<>x. Die untere Elagc dagegen besteht auö einer Reihe von Buden, in denen na Mauil verkauft wird. Die Kaufleute wohnen in ihren Häusern, verriegeln und verrammeln veö Abends AUeS in ihren Hallen unv lasse» cS Nachts von Knechten und Hunven bewachen. (Zn jeder einigccmaßen bedeutenden Stadt Rußlands gleich cs einen svlcheu Gostiunoi-Hwor, veffeii Größe dein reisenden Scalistiker sogleich als ein vonressticher Maßstab bei Bcurtheiiung der Ausdeh nung des Hanoels einer Stavi dient. Selbst in de» Deutschen Stävtcn der Ostsee-Provinzen, in Mitau, Dorpat u. s. w., habe» sich Vic Russen solche „Gomnnvt-Dwvr'ö" crrichte,. Nur in oen Scc-Hanvelspläye» Lvcffa, Riga, Ciban u. s. w. finde! man keine. Aber auch selbst iu den Städten, die keine Alics sammelnde Kauf hallen haben, lst voch immer einc Stadtgegcnv besonders der Sitz des Handel», vcr Art, baß sich von Bude ein Badr reiht, wie auf einem Jahrmärkte, während in anderen Gegenden nichts zu verkaufen ist. So namemlich m Ovessa. Nirgends scheint sich Gleich und Gleich lieber zu paaren, als in Rußland. Denn nicht nur vic Kaufleute überhaupt finden sich in einer Halle zusammen, sondern auch vier verbinden sich wieder zu kleineren Masseu alle die, welche mit derselben Waare haudelu. Sv stehen alle Papserhäudler iu einer Reihe, alle Seivenhäncler bei- fammcn, alle heverbuoeu auf einem Hauseu u. s. w. Diese Sonde rungen liegen vcu Russischen Kaussruieu so sehr im Blute, vast, wo sie nur irgend verkaufcnv auftreten, gleich Alles, wie von selbst, in solche große Absskilungen zerfällt. Daher fallen auch diejenigen Waare», die vom Gostiuuoi-Dwor ausgeschlossen sind, wiederum gewöhnlich alle gesondert in eine gewisse Gegend der Stadt zusammen, so daß denn eigentlich so viele Märkte sind, als cS Waarcn gicbt. Doch läßt sich dies freilich nur in den größeren Städten Moskau, Petersburg, Odessa u. s. w. genau Nachweisen, wo jeder einzelne Artikel häufig genug begehrt wird, um eine gewisse Anzahl von Kaufleuten und Buden zu ersorvcru. Solche 'Buvenrcihcu für die vom Gostiunei-Dwor ausgeschlossenen Waaren nennen vic Russen,cinfach „Nävi", mit dem Zusätze der Waare, die darin verkauft wird. So spracht man daher von Eisen-Buden, Kohlcn-Bndeu, Holz-Budcu, Schlitten- und Wagen-Luven, Mobcl- Buvcn; denn alle vicse gcnann.en, sehr viel Raum ciiiiichmcndcu Waaren finken m den Kaufhallen «iicht Platz. Der Gvfinuwi-Dwor legt sich gewöhiilich gerade in das Centrum der Stadt, »ud alle andere BerkausSplätze kounueii immer weiter in äußere Kreise der Stadt Humus. Um so entfernter vom Mittelpunkt, je .eher die Waare lst; so die Biklualien weiter als die Manu faktur. Waaren, Holz weiter als Eisen, die Wagen und Schlitten weiter als Zimmer-Möbeln, und Heu, Stroh, Vieh, Pservc und dergleichen ganz zur Stadt hinaus. 'So ist eS im Allgemeinen. Jedoch zeigt sich i» jcder Stadt wieder viel Besonderes. In einigen treten gewisse Marktplätze ans, bw mau in anderen nicht findet; sc z. B. in den großen Hanpt- ftavtkn die sogcuannten „Tolkuischije Ruinofs" (Trödelmärkte). Zn anocrcu haben die vcrsch-cdeucn Kauspläye, besonders'die Eostinnoi- Dwors, eine etwas abweichende Bedeutung und Bestimmung; in einer großen Jahrmarkt-Stadt eine andere als in der Residenz, in dieser eine auvtrc atü in dem Sitze eines fortdauernden großen Binnenhandels. Davei ist noch zu bemerke», daß wir hier immer nur von dm eigcnlhumlich Rnisischcn Waaren unv den national-Russischen Kauf leuten reden, von dem, was in der Nähe der Städte zu ihrer Con- snmtiva gedieh und aufwuchs, oder was die Industrie des Reichs selber ooer doch die dec Asiatischen Nachbar-Reiche lieferten, also mit einem Worte von dem Russisch - Tatarisch - Bucharnch - Ehincsischcn HauvclSvcrkebre. Denn was alle diejenigen Produkte betrifft, die iin Loesten oec Kosaken Ä»ie erzeugt oder — wenn auch innerhalb oes Reichs — doch von Ausländischen hervorgcbracht wurden, so sind sie ganz und gar von oem Russischen Markt- und Gostinnoi- Dwor-Lpbeu ausgeschlossen, nnv süc sie bauen sich in der Regel an der modischsten uns c'egautrsten Straße einige Magazine, in Venen die Engländer, Franzosen nnv Deutschen ihre Waarcn auf ihrc Weise auSkeamm und verhandeln, d. h. Alles zweimal besser und dreimal thcurec, als es bei den Russen feilgcboten wird. In den echt Russischen Städten des Inneren überwiegt natür lich vcr Gostinuoi-Dwor mit scincn Budcn-Appendircn immer an Größe unv Wichtigkeit die Magazine, in ebcn dem Maße, wie darin die gebildete feine Gesellschaft von der sogenannten barbarischen Asiatisch-Russischen überwogen wird, auf welcher letzteren jene nur wse cme dünne Rahm-Schicht ansschwimmt. Iu Petersburg aber, wo dcS Ausländisch»n und Eurvpälfissten eben so viel als des Russischen gezählt wird, mögen sich beide in Bezug aus den Werth der auSge- lcgtcn Waare so ziemlich die Waage halten, obgleich in Bezug auf die Masse der angehäusicu rohen Produkte doch natürlich wieder der Gostinnoi-Dwor vergeht. Dieses zweistöckige, mit Säulengängen umgebene und mcbrere innere Hofe cinschließende Petersburger Ricscngebäudc stößt mit der einen Seite an d e Perspckssve und mic der anderen an die Garten- Strastc, und verzweigt sich mA mehreren Flügeln und Anhängen noch durch vic letztere unv mehrere andere benachbarte Straßen bin, deren beide Leiten durchweg so mit Buden betest find, daß dies ganze Sc ustvierwl vaS ganze Jabr hindurch das Schauspiel eines ununter brochenen PahrmarkiS gießt. Der Gvstumoi-Dwoe selbst enthält unter seinen Hallen die besseren Russischen Waaren. Für die dcS geringste» Grades, die für das niedrige Lol' mw die Aunen bestimmt sind, zeigen zwei große Plätze, sie weiterhin zur Seite der Gartmstraße folgen, zwei neue Buoeu-Skäotc ovcr eigentlich Zeit-Dörfer, Per sogenannte „Aprarin- Ruinok" (oec Aprarinsche Markl) und der „Tichukin-Dwor (der Lschukssnche^Hof). Noch weiter die Gartcnstraße hinab, die immer zn beiden Sc.tm mit dicht sich reihenden Kaufläden aller Art besetzt bleibt, eröffnet sich endlich der „Ssemmja Ploschtschad" (der Heu- Platz), dec Vikcualien-Markl ver Petersburger. Ebeu so gehe» ans ver anderen Seite, fast die ganze Perspektive hsnunier, Kaufladen au Kaufladen forl; »»nächst die Sclberßuven, dann die Fruchtlävcn, darin die Essen-Gewölbe, die Wagen-Magazine, die Holz- und Kohlen-Verkäufer, die Möbel-Händler n. s. iv. bis anS Ende derselben, wo sich in ver Nähe des NcwSkischm Klosters der „Simnaja Ploschtschad" (der Winterplay) befinde», mit den Vor- räthcn zahlloser Schlitten und Telegen <Baucr-,uno Fracbtwageu) bcvcckt. — In demselben Stavtrinqe vicscs Simnaja Ploschtschad be finden sich »och die Pferde- und Vichmärkte, so wie dann auch noch msßer re» genannten hier und da einige Marktplätze in anderen Stadtgegenden Vorkommen, z. B. der „Krngloi Nuinek" ider runde Markl). Allein cs sind dicsc letzteren so uubldculend, daß sie kaum genannt za werden verdienen. Die vielen cigcnthümliche», bei uns unbekannten Waarcn, vic sonderbare Art ihrer Ausstellung, die Originalität dcS sich herumtrcibcnbm Volks und die gewandten Manieren der Kaufleute, sowohl in ihrer Höflichkeit als iu ihre» Betrugereicu gegen ihre Kunden, machen dieses Peterstmrgschc Buden- Biertel zu einem der unterhaltendsten und wichtigsten Spazierxläye für den den Volks«Charakter und das Wesen dieser Stadt studiren- dcn Fremden. Alle die verschiedenen PeriulvkS und Straßen, welche de» Goßinuoi-Dwor durchbrechen, sind den ganzen Tag über von eines» beständige» Strome vv» Droschke» und Schlitten kurchstuthct, welche alle die Diener, Köche, Haushofmeister, Kammerjungfct», Puvmachc« rimien unv Herrschaften ab- und znfahren, die hier kleine Einkäufe zu machen haben. Einc Stadt von ciucr halbcu Million Einwohner, wo in jeder Stunde so viele alte Röcke unv Tücher abgelegt werden,