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UOjMOHM TON UNÜAlWM Hohenstein-Ernstthaler Zeitung, Nachrichten und Neueste Nachrichten 75. Fähig scheinen mochte: Dortmund, 12. Februar. an. Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen deS Amtsgericht-, Finanzamt- und deS Stadtrats zu Hohenstein-Ernstthal, sowie der Behörden der umliegenden Ortschaften. «riqkim kde» W-M-, n«»mNt»«e. — StnUrncher Ni. I». - V-sts-tckr-nto L-tzuI» » 4". — aemilndeglrokonl, >4. — vanl- k»nt» Dirmft«»«» Bank Zw-Igni-dkrl-ffung HohniHkln »rnstti«! — Unvtrlan^ «tugklandt« M.nuUnp«, werden »>q« ,nr«a,e. Ichl«. «Nnlendungen «»ne N«mm«nninnng finden keine Nusnnhm« Gm^rakanz-ig-r für Hohenstein-Ernstthal mit Hüttengrund, Oberlungwitz, Gersdorf, HermSdorf, Bernsdorf, RüSdorf, Langenberg, Meinsdorf, Falken, Langcnchursdorf, Reichen bach, Callenberg, Grumbach, Tirschheim, Kuhschnappel, St. Egidien, Wüstenbrand, Grüns, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Pleißa und Rüßdorf. Druck und Verlag von Dr. Alban Frisch. Verantwortlich für di« Schriftleitung Dr. Erich Frisch, für die Anzeigen Otto Koch eiet Klage», Kontur'«», vergleichen u w. wird Ok« Lruttotetrag 'N litechnung gcfteiu. Im galle »dherer Gewalt — «r «g »dt>. toustiger irgend welcher Ltoruug de» Sctnedei der Zeitung, trr Lteieranten »der der vetdr»erungrelnr<chtuuge» — »at der ve- tletza «eine» auf Lteierun, «der RachUeftru», der Zeit«», »d-r an! Ntt-hahtuug de, v«,u,»pret>e». «»-dk > Der Vreiv »er «Inwaliiaen An,kioen«ile bctrfiy« »d. « I »er N«flamk4«tlt 45 Gcloo'tniiiae. Hu» den NochmeiS ' I wrr»rn, w V_o>dpienMOt«»iict. Freitag, den 13. Februar 1925 , Beileidstelegramm Dr. Luthers. Reichskanzler Dr. Luther hat an den Oberbür germeister Eichhoff-Dortmund folgendes Telegramm gesandt: „Die Schreckensnachricht von der Katastrophe auf der Zeche „Stein" hat mich auf das tiefste er schüttert. Sprechen Sie bitte den Angehörigen der Opfer meine herzlichste Teilnahme aus, die ich ihnen so bald als möglich auch persönlich zum Ausdruck bringen werde." Der Reichskanzler i» Dortmund. Um 11,40 Uhr gestern abend traf Reichs kanzler Dr. Luther mit dem Bahler D-Zug aus dem Hauptstabnhof in Dortmund ein. Aus dein Bahnsteig ha 1m sich der Oberbürgermeister der Stadt Dortmund, Dr. Eichhoff, der Di etor der Zeche „Minister St in" Assessor Brandi, so wie Vertreter des Magistrats der Stadt Dort- * Dumps hallen die Totenglocken, schwarz und schwer wehen die Flaggen auf halbmast, denn der „schwarze Tod", des Bergmanns gcfürchtetstcr Feind, ist wieder einmal cingekchrt und hat fürchterliche Ernte gehalten. 130 wackere Bergleute, die .och nm Mittag gesund eingefahrcn waren, sielen den schlagenden Wettern zum Opfer und mutzten einen grausamen Erstickungs- oder Feuertod erleiden; Hunderte von Frauen und Kindern, Eltern und Ec- chwistcrn stehen trauernd an ihrer Bahre und fra gen sich: Warum? Mutzte dieses Unglück kommen oder war es zu vermeiden, und wenn, wer ist schuld daran? Diese Fragen werden wohl erst geklärt wer den können, wenn die wenigen Ucbcrlcbenden ver nehmungsfähig sind. Die neue Katastrophe ruft die Erinnerung wach an ähnliche schwere Unfälle, vor allem an das furchtbare und in Westdeutschland ein zig dastehende Unglück vom 12. Nov. 1908 auf der Zeche Radbod bei Hamm, bei dem 341 Bergleute durch Ersticken den Tod fanden, an das Unglück am 18. Dezember 1912 auf der Zeche „Minister Achcn- l ach" bei Dortmund, das 42 Bergleuten das Leben kostete, und an das uns allen in trüber Erinnerung stehende vom 24. Januar 1921 auf dem Friedens» chacht in Oclsnitz, dem 56 Bergleute zum Opfer fielen. Als vor wenigen Monaten die französische Besatzung aus Dortmund ausrückte und dieser Hauptpunkt der „roten Erde" wieder frei war von dem fremden Bedrücker, da atmete die Bevölkerung aus, und d-r alte Bcrgmannsgrutz „Glück auf!" mag doppelt freudig die treuen Wcstfalcnsöhne gegrünt Haden. Jetzt zeigt es sich aufs neue, dah kein mensch liches Glück vollkommen ist, jetzt rührt tiefer Schmerz Tausende Familien des Dortmunder Be zirks. Aber Dortmund steht mit seiner Trauer nicht allein. In allen deutschen Gauen, nicht zuletzt in dem stark industriellen Mitteldeutschland, emp findet man den Schmerz um die so jäh aus dem Leben gerissenen Volksgenossen, die im Dienste der Arbeit ihr Bestes hingegcben haben. Di« Schlagwetter-Katastrophe auf der Zeche „Minister Stein" nahm alsbald einen außerordent lichen Umfang an. Aus Schacht 3 kamen die Strecken aus der dritten sowie auch aus der ersten Sohle zum Bruch. Dadurch wurden 139 Bergleute eingeschlossen. Nur einzelne Leute konnten nach der furchtbaren Erploston lebend zu Tage kommen. Es wurden so fort Rettungsmannschaften eingesetzt, doch waren diese Leute nicht imstande, cinzugreifcn, da die in dem Unglücksschacht befindlichen Gase jeden Ret tungsversuch unmöglich machten. Einzelne Ret tungsmannschaften, die vordrangen, wurden von den Easen betäubt und mutzten wieder nach oben trans portiert werden. In den Morgenstunden des Don nerstag gelang es, die ersten Toten zu bergen, lieber die Ursachen der Katastrophe können noch leine Angaben gemacht werden, da ;ede Aufklärung bisher durch die Rcttungsarbeiten verhindert wird, üor der Zeche staut sich die Bevölkerung i- auber- ordentlichcr Erregung. Gegen 10 Uhr morgens waren am Donnerstag 79 Leichen geborgen. Nur einzelne Bergleute sind gleich nach der Ex plosion noch lebend zu Tage gekommen. Die Wetter- D.uhr ist völlig zerstört. Die Stollen sind daher schwer vergast, sodab jeder Rettungsversuch unmög lich gemacht wird. Nach dem bisherigen Befund hat eine grobe An zahl Bergleute den Tod auf der Flucht gefunden. Die Kaffeeflaschen der Bergleute standen noch, ohne daß sie umgestürzt waren, auf den Kisten. Die Berg leute waren aber nicht mehr an diesen Betriebs punkten, sie waren geflüchtet und haben allem An schein nach in den Gasen den Tod gesunden. Eine ganze Anzabl von Bergleuten ist ohne äußer« Ber- lchungen tot aufgefunden worden. Nach weiteren Mitteilungen ist es gelungen, acht vcraleut« lebend aus dem Schacht herauszubringr», wurde. Nach einer kurzen Besprechung «gaben sich die Herren um 12.40 Uhr zum Unzlücksort- Die Untersuchung des Unglücks. Die vier Reichstrgsabgeordnetcn Imbusch (Zentrum), Lauschet (Soz.), Z i eg - i r r (Dem.) und Dr- H a « d e nka m p f (Du.) sind nach einem Beschluß der gestrigen Rrichstagssißung beauftragt worden, an der Unter su ch ü n g des Grubenunglücks bei Dortmund durch die Preußische Gruäcnsichcrhejts- kommisswn und den Betriebsrat der Zech« „Mi nister von Stein" t-ilzunehmcn. Hilfsaktion für die Hinterbliebenen der Bergwerks-Opfer. Die furchtmre S ch l a g we i t e r - K a t a st r o p h e aus der Zeche „Minister Steiil" bat in ganzen Reiche eine Sttnmung der t i « f st e n T r a u e r heroorgerufen. Wie wir erfahren, haben die zustän.izcn Ne^ i> rungsstcllen im Reiche und in Preußen sofort entsprechende Maßnahmen eingelcitet um für die Hinlerbliebcnen der unglücklichen Opser «ine Unt«rstützungsaktion in Gan zu bringen. Das Neichsarbeit Ministerium hat sofort Vertreter nach der Unglücksst le entsandt. Es ist sehr wahrscheinlich, daß Mitglieder der Reichsregierung sich e enfalls nach dem Schau, plitz der Katastrophe bege en werden. Reichs» kanzln Dr. Luthe r, d-r sofort von Karls- rub« aus nach der Un l cksste le abgereist ist, ge denkt sich alsbald mit den Hinterbliebenen der Verunglückten in Verbindung zu setzen. Da» Beileid de» Reichspräsidenten. Der Reichspräsident kittete an den Berghauptmann von Westfalen folgendes Telegramm: „Die Nachricht von dem schweren Un lick auf d-r Zeche „Minister Stein" hat mich tief erschüttert. Ich bitte Sie, den Hin terbliebenen der auf ihrer Arbe t stätje gelotsten Bergleute die Versicherung meiner Ixrzlichsten An teilnahme auzusprechen und auch der Direktion der Gelsenkirchener Berawerks-A.-G. sowie den Bergarueit«rverbünden mein Bci'cid zu übermit teln. Zur Verminderung von Notständen in den betroffenen Bergarveiterfamilien hab« ich aus mei nem Dispositionsfonds den Betrag von KV 000 Mark üb«nvi«sen. Reichspräsident gez. Eders." matzen gebrochen. Die Identifizierung der Toten ist nur nach und nach auf Grund der Erkennungs marke und der Lampen möglich. In der Grube fan den die Rettungsmannschaften mit Kreide geschrie ben: „Bis 11 Uhr alles wohl!" Doch sind auch die Schreiber dieser Zeilen jetzt bereits als Tote zu tage gefördert worden. Dortmund, 12. Februar. Um 'stg Uhr abends rückten bereits die ersten Rettungsmannschaften Ihr Vordringen gestaltete sich aber nicht nur da durch außerordentlich schwierig, dah di« Strecken in folge der Explosion starke Brüche erlitten hatten und durch das Gestein versperrt waren, sondern auch dadurch, datz die Zerstörung der Ventilation jedes Vordringen sehr gefährlich machte. Die Rettungs mannschaften mutzten infolgedessen mit einer Siche rung arbeiten, indem sie sich einer Vorhut und einer Nachhut bedienten. Von der Verwaltung wird betont, datz die Zeche alle modernen Siche« rungsrinrichtungen besähe, um alle Unglückssälle zu vermeiden. Von den zwölf Steigcrrevieren find zwei in Mitleidenschaft gezogen. Der Schacht 3, in dessen Nähe sich das llng.Uck ereignete, hat lediglich die Bedeutung der Einfuhr und der Wetterführung. Wenn das Unglück nicht in der Nähe des Luftschach tes, sondern im eigentlichen Abbaufcld postiert hauptsächlich auf der 2. und 3. Sohle. Es schwirren die wildesten Gerüchte über die Ursache ocs Un glücks umher, u. a. wird von einer Entzündung der Gase durch die Funken einer Maschine gesprochen. Das kann jedoch nach Ansicht maßgebender Fachleute kaum möglich sein. Obcrberghauptmann Ooer- thum, der mit der Grubenrettungszentrale Esten ebenfalls hier eingctroffen ist, ist nach seiner ersten Einfahrt von heute Nacht mit Bergrat Funke, dem Generaldirektor der Zeche, heute vormittag um 11 Uhr noch einmal in die Grube eingefahren. Die end gültige Feststellung wird sich wohl noch über Tage hinzichcn. Nach den Vorschriften werden eine Fach kommission und auch ein parlamentarischer Aus schuh noch eingehende Prüfungen anzustellen haben. Die Rcttnngsarbeiien sind vom ersten Augenblick an mit aller Energie durchgeführt worden. Die Lage im Ruhrgebiet. Bon unserem Berliner Vertreter. Jnfolg« der furcht mren B e r g w « r k s- K a t a st r o p h - im R u h r g ebi«t bittet die L a g e im dortigen Bergbau aegenwärüz den Gegenstand lebhaftester Erör terungen der politischen Kreise, die der Meinung sind daß das Reichsarueitsmiulsterium sofort «ine' eingehende Prüfung der Ar. b « i t s v e r h ä l t n l s s e ,m Rulzr- bezirk vornehmen niü^e. Ue ereinjlimmind ist geimbet worden, daß sich der ganzen Berg- aroeiterschast «in« u n g « h « ur « E rr « - a u n a bemächtigt hat, die sich besonders da. rin auswi t, daß über di« Arb«itsverhältntss« «rnst« Btschw«rd«n erhoben wer. den Seit der Beendigung des paßten Wider- Pandes haben sich die Berhältnisie immer 'ne,r ruaesvltzt sodaß das Ne>chsaro«-.tsmi ulerium mit «rnst« Besorgnis der weiteren Entwicklung d«r Lag« entg«g«nsieht. von Seiten der Gewerk, schasttn und inslxsonder« auch der nicht sozia listischen Birgrrrbrtkrvirbänd«, find grrotd« »tz» die zur Zeit der Schlagwetterexplosion in einem ent fernteren Schacht tätig waren und denen es, obwohl sie grohe Umwege machen mußten, doch gelungen war, in die Nähe des Förderschachtcs zu gelangen. Die acht Bergleute, die allerdings durch die Gru bengase ebenfalls gelitten hatten, wurden sofort mit Sauerstoff behandelt und in das Krankenhaus über führt, doch besteht bei ihnen glücklicherweise kein« Lebensgefahr, und man hofft, dah sie sämtlich in den nächsten Tagen genesen sein werden. Dortmund, 12. Februar. Nach Nachrichten vom Oberbergamt und von der Betriebsverwaltung kann fast mit 129 Toten gerechnet werden. Die Explosion ist aus der dritten Sohle entstanden und hat in den Revieren 9 und 12 fortgewirkt. In Revier 12 soll dem Vernehmen nach noch ein furchtbarer Eru- bcnbrand wüten. Man hofft, im Laufe des Don nerstag sämtliche Opfer bergen zu können. Die Ret tungsmannschaften aus der'ganzen Umgebung so wie aus dem gesamten Ruhrgebiet eilten bereits im Laufe der Nacht zu Hilfe und lösen sich von Stunde zu Stunde ab, da die Rcttungsarbeiten unter furchtbaren Schmierigkeiten vor sich gehen. Die Angryörige»r-der—Todesopfer'-fteheu fett den ersten Nachrichten an der Unglücksstelle mit von Schmerz verzerrten Gesichtern. Es ist ein erschüt ternder Anblick. Die Zahl der Neugierigen am Zechentor nimmt immer mehr zu, die Erregung ist im Wachsen. Der Oberpräsident von Westfalen hat ein Beileidsschreiben gesandt, ebenso der Oberbür germeister Dr. Eichhoff von Dortmund. Esten, 12. Februar. Die „Rhein.-Westf. Zig." meldet: Die Sircncnrufe, welche gegen 9 Uhr abends ertönten und die Ferngespräche nach Ret tungsmannschaften trugen die Kunde von dem furchtbaren Unglück in die Nachbarschaft. Die Stra ßen, die nach dem Unglücksschacht führen, waren bald von Krankenautos, Personen- und Lastkraft wagen überfüllt, die in rasender Fahrt der Un- aliicksstätte zueiltcn. Die Stratzcn in der Nähr des Schachtes waren von Tausenden von Angehörigen der Belegschaft umsäumt Die Zeche „Minister Stein" ist seit 1901 von gröberen Katastrophen ver schont geblieben. Die Rettungsmannschaften leiden schwer unter den Easen, die keinen Abzug haben und können nur Schritt für Schritt zur Unglücks- aelle Vordringen. Nach anderen Meldungen aus Dortmund sind viele der Toten fast vollständig ver brannt. Viele von ihnen wurden durch den kolossa len Luftdruck bei der Explosion zehn bis zwanzig Nieter weit geschleudert und haben sämtliche Glied- Di« erste Nachricht von der furchtbaren Kata strophe erreichte uns am Donnerstag morgen. Hier nach sollten 100 Bergleute der Mittagsschicht abge schlossen sein. Diese Nachricht sowie die bis mittag 2 Uhr cingclaufencn wurden noch in unserer Don nerstag-Ausgabe untergebracht. Weiter gingen am Donnerstag und heute bei uns noch folgende Draht- meldungen «in, die das Unglück als viel grötzcr cr- keimen lassen, als cs nach der ersten Nachricht er- Jie sulWm SlMMMMe sei Mliims 130 Bergleute tödlich verunglückt. wäre, so könnte man sich von den ohnehin schon un geheuerlichen Ausmaßen des Unglücks gar keine Vorstellungen machen. Di« Belegschaft der Zeche betrug 3000 Mann. Dortmund, 12. Februar. Das Oberbergamt teilt mit: Die Explosion war eine Schlagwetter-Kata strophe mit Kohlenstaubgasen. Die Funktionen des Oberbcrgamtcs bet derartigen Katastrophen sind behördlicher Natur. Es hat die Aufgabe, die Rct- tungsarbciten bei solchen Unfällen zu leiten und alles zur Aufklärung, Untersuchung und Verhütung beizutragcn. Die eingerichtete sogenannte Eruben- ficherheits-Oraanisation des Oberberaamtes nimmt ebenfalls an oer Aufklärung des Unfalles teil. Der Obcrberghauptmann leitet die Rettungsardeitcn. Dortmund, 12. Februar. Di« Rettunasarbcitcn haben sich in den Abendstunden bedeutend schwi«ri- Dortmund flaggt halbmast. Von den 110 bisher aufgefundencn Leichen sind bis Donnerstag nachmittag 2 Uhr 100 zutage ge fördert. Sie liegen in vier langen Reihen auf Stroh gebettet in der Waschkau«. Eine Abteilung der Sanitätsmannschaften ist damit beschäftigt, die Toten zu identifizieren. Die Angehörigen um lagern weiter das Eingangstor zum Zechenplatz! In der Stadt sicht man überall die Fahnen aus halb mast. Der ganzen Stadt hat sich nach der ersten Erregung eine tiefe und allgemeine Niedergeschla genheit bemächtigt. Dortmund, 12. Februar. Nach einer Mitteilung der Verwaltung der Zeche „Minister Stein" sind 119 Tote geborgen. Die Aufräumungsarbeiten ge stalten sich sehrZchwierfg. Schätzungsweise werden noch 12 bis 14 Bergleut« »ermibt. Der Reichskanz ler wcilte um 1'/« Uhr an der Ungliicksstätte uno hatte auch «ine Unterredung mit dem Betriebsrat - münd cttigefundm. Die Herren fuhren vom Hauptmüichoj zur Zeche „Minh!er Stein",,wo " ' " ' ihnen an Hand der vIrgeiegte» Grubenkarte die Dortmund, 12. Februar, lleber die Ursache -er Unglücksstekle und das Unglück näher beschnitten Explosion ist immer noch kein positiver Ausschluß möglich. Verwaltung und Vertreter der Bergbehör den, die sofort all« Maßnahmen eingelcitet hatten, erklären übereinstimmend, daß genaue Feststellun gen erst gemacht werden können, wenn die Sohle 1 von den Gasen frei gemacht worden sei. Bezeich nend für die Gewalt der Explosion ist die Tatsache, datz die 1., die 2. und die 3. Sohle betroffen wurde. Die 1. Sohle befindet sich 175 Meter unter dcr Erde. Sie ist die ausziehende Wettersohle, durch die die Ventilation geregelt wird. Gearbeitet wird ;er gestaltet. Nach Angaben dcr Rcttungsmann- chasicn sind die Sohlen zwei und drei von Totta cei, dagegen nehmen die Arbeiten auf Sohle 1 einen autzerordentlich langwierigen Verlauf. Vor allem sind die noch nicht geborgenen Leichen unter starken Bruchmassen verschüttet und dcr Ort zum Tcil versumpft, was die Gefahr für die Rettungs mannschaften verstärkt. Imnier wieder werden durch Gasvergiftung in Mitleidenschaft gezogene Rctt»ngslcutc zur Vcrbandsstclle gebracht. DerZu- tand dieser Mannschaften ist zum Teil bedenklich. Lin Rcttungsmann ist bereits gestorben. Bis jetzt ind 115 Toi« zutage gefördert worden. Weitere 11 icgcn auf Sohle 1. Man nimmt an, dah vier bis echs Leichen noch nicht gefunden sind. Die Ur- achen dcr Explosion sind noch ungeklärt. Wie die Tclcgraphcn-Union erfährt, hat dcr zuständige Bc- tricbsbcamtc der Verwaltung gemeldet, datz cr noch am Abend zuvor sämtliche Bctriebsstcllcn genau untersucht und sie betriebssicher gefunden habe. Der Oberpräsident Erouowsli ist heute abend nochmals auf dcr Zcchc gewcscn, um das Bcileid dcr Rcgic- rung und dcr Provinz dcn 5 ' " "