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Dresdner Journal : 07.07.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-07-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186007071
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18600707
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18600707
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1860
-
Monat
1860-07
- Tag 1860-07-07
-
Monat
1860-07
-
Jahr
1860
- Titel
- Dresdner Journal : 07.07.1860
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.1? 15k. Somabeud, den 7. Juli. AbsallemrulLpreise: ^Ldrllcb: ü rblr. 10 tu »^»Nrl.! 1 „ 10 „ ,. „ Lou»tkick io vr«»ä»o: 1b Xxr. Linrvio« Xummeru: 1 Xgr. Iw LiwNwä» tritt kort uuä 8t«mpelru- »cbl»x blura. Inseratrnpreise: kür äeil N»um eiusr ^«»p»Iteo«u 2«ll«! 1 Xxr. b'utsr „tUuxe»»oät" äi« Lvil«: 2 Xxr. Erscheinen: l'üglieb, mit ^U80Ldme ä«r 8orm- uuä k»l«rt»x«, ^beuä» kür äeu kolxeoäeo Dres-NkrHournal. Verantwortlicher Redatteur: I. G. Hartumnn. S860. Inseratenannahmr auswärts: I.«ipri^: k«. ljuxxosrnrrrir, Lommirsionür cle« vresckner ^ourn»I«; «Iie»tl»i><!lbit: II. Li!»«»«; Xltvu»; Ilx.c»» xsriiix L Vaul.»« ; Lorlw: Oirorir »'sokv Iiu< I>I>., Ii>:i»»»rr« Ituroau; Lrswov: L. 8cui.orr»:; krau^kur: «. Ll.: .iL-ULit'^clik LuciiliLiiälu»^; Ltzw: ^voi.» tixv»ic»u; k«ri»; v. I.nv»«>'«»8 (28, rnr «le» b»n» euk»u»); krsz;: k«. Lu«l.icu» Ijueklinuüluu^. Herausgeber: Xi-lligl. Lrpeäitiou äes vre^ünsr ^ourii«!», Lresüsn, Ll»rieu»tr»s8« Xr. 7. Amtlicher Theil. Dresden, 3. Juli. Sc. König!. Majestät haben dem Kirchen- und Schulrathe Dr. Gotthilf Ferdinand Döhnrr in Zwickau, Ritter des Verdienstorden-, da- Comthurkreuz zweiter Classe desselben Orden- zu ver leihen geruht. Dresden, 3. Juli. Seine Majestät der König haben zn grnchmigen geruhet, daß der Hofoprrnsänger Tichat scheck die von Seiner Königlichen Hoheit dem Großher- zoge von Hessen und bei Rhein ihm verliehene goldene Verdienstmedaille annehme und trage. Nichtamtlicher Thril. u-s-rsich«. Telegraphische Nachrichten. Zeituagsschau. (Die „nationale" Presse über die Für- stcnzusammcnkunft in Baden. — Oesterreichische Zei tung. — Satmday Review. — Spectator. — Times.) Tagesgeschichte. Dresden: Die bevorstehende Polizei- conferenz. — Wien: Da- Armeebudget. Zwei No ten bezüglich der Annexion Savoyens. — Berlin: Ankunft de- Königs von Bayern. Graf Thun. Zum Juristentage. — Darmstadt: Umtausch der LudwigS- bahnactien. — Wiesbaden: Die WieSdaden-RüdeS- hrimer Bahn vom Staate übernommen. — Gera: Ein Geschenk der Schillerstiftung.— Hamburg: Hr. Ward eingetroffen. — Paris: Zu Jörüme's Leichen- begängniß. Die Lage der pirmontesischen Regierung Neapel gegenüber. Tagesbericht. — Turin: Fürst San Giuseppe. — Madrid: Aus dem Senate. Ma rokkanische Kriegsentschädigung. — Lissabon. An- lrhrn. — London: Da- Schützenfest. — St. Pe tersburg: Neues Papiergeld. — Konstantinopel: AuS der neuesten Post. Die Kämpfe im Libanon. — Athen: Nationalgarde. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provivzialnachrichten. (Leipzig. Zwickau. Meißen. Meerane. Löbau. Burgstädt. Mittelfrohna.) Gerichtsverhandlungen. (Dresden.) Vermischtes. Feuilleton. Tageskalender. Inserate. Börsen- nachrichten. * Telegraphische Nachrichten. Turin, Donnerstag, S. Jnli. Die „Opinione" spricht sich über die vorgrschlagene Allianz mit Neapel in folgender Weise auS: Das Ministerium müsse an dem nationalen Principe fest- und sich von einem Bande freihalten, wodurch es von die sem Wege abgezogen werden könnte. Man müsse die Diplomatie neutralisiren, die da glaube, Pie mont werde die neapolitanische Dynastie durch Ein gehung eines der öffentlichen Meinung zuwider laufenden Bündnisses mit ihr retten. London, Donnerstag 5. Juli. In der heuti gen Sitzung des Oberhauses gab der Unterstaats- fecretär des Auswärtigen, Lord Wodehouse, auf eine Anfrage des Marquis v. Normanby zur Ant wort: die Regierung habe noch keine Nachricht von der Abordnung einer Gesandtschaft an sie feiten Garibaldi's. Er und Lord Brougham verthei- digten übrigens Garibaldi gegen den Marquis v. Normanby. Im Unterhause erklärte der Minister des Aus wärtigen, Lord John Russell: Nach dem Bombar dement von Palermo hätte England in Ueberein- stimmung mit Frankreich in Neapel starke Vor stellungen gemacht, die denn auch nicht ohne Wir kung geblieben seien. Ueber den Stand des Strei-. teS mit Nordamerika um den Besitz der Insel F e uilleto n. A. Hoftheater. Am vergangenen Sonntage begann bereits Herr Tichatscheck wieder seine hiesige Thätig- keit als Rienzi; gestern, am 5. Juli, trat in den „Hugenotten", in welcher Oper Herr Tichalscheck den Raoul sang, auch Frau Bürde-Ney wieder als Valen tine auf. Beiden wurde von Seiten des Publikums ehrendster Empfang und ihren vorzüglichen Ausführungen außerordentlicher Beifall zu Theil. Unter den übrigen Leistungen in letzterer Oper sei noch die Partie der Prin zessin — Frau Jauner-Krall — und de- Nevers des Herrn Mitterwurzer hervorgchoben. Herr Hahne mann gab den Marcel trotz einer behindernden Heiser keit, um die Vorstellung zu ermöglichen. Der Ungunst de- rauhen Wetter- war noch manche andere Indis position zuzuschreiben, die einen trübenden Einfluß aus die Stimmung mehrfach auSübte. B. DaS Glück schenkt Nichts, leiht nur. Von Frrnan Caballero *) (Korts, au« Rr. Idb ) Kurze Zeit nach dem erwähnten Gespräche fand die Loosung statt, und sowohl den Barbier als den Sohn des WirtheS hatte da- LooS getroffen, Soldat zu werden, und sie wurden nach Sevilla gebracht. Wie vorauSzusehen war, gerieth Jose in vollkommene Abhängigkeit von Juan LuiS, welcher au- ihm eine Art Diener für sich machte. Nachdem sie einige Monate im Regimente gedient hatten, beschloß der Barbier, seinen gut ersonnenen Desertions plan auszuführen, und theilte ihn erst am Tage vorher seinem Gefährten mit. *) Lu« dessen „Lu«g»wLhlt«n Werken", überseht von H. Wolf. Paderborn, Brrlag von Aerd. Schbningh. San Juan erfuhr man, daß Präsident Buchanan den General Harney von jener Insel zurückbern- fen habe Dresden, v. Juli. Es ist nicht uninteressant, die Drehungen und Windungen zu beobachten, mit denen die sogenannte „nationale" Presse der Anerkenntniß eines guten Erfolg- der Fürstenzusammenkunst iw Baden zu entgehen und die Meinung aufrecht zu erhalten sucht, daß ihre Parteibestrebungen noch immer den „nationalen Kern" bilden, zu dem hin die deutsche Entwickelung, Preußen voran, strebe. Zur Zeit der kurhessischen Kammer-Ver handlungen in Berlin und der Heidelberger Agitation gegen Hrn. v. Borries glaubte jene Partei mit der heraus forderndsten Sprache in der Presse auftreten zu» dürfen; eS war damals — wir haben dies im „Dr. 'I." wohl erwähnt — von Kanonen und Soldaten die Rede, mit denen die „Rheinbundstaaten" auf den Weg der „neuen Aera", d. h. im Sinne des Nationalvercins zur Mcdia- tisirung, gebracht werden müßten, und mit zuversichtlicher Miene glaubte man sich mit solchen Aufforderungen an die preußische Regierung selbst wenden zu können. Die Thronrede zum Schluffe des preußischen Landtags, in welcher den im Abgeordnetenhause und von der Nativ« nalverrinSpartei ausgehenden Anklagen anderer Regierun gen wegen undeutschrr Tendenz und deren offener Be drohung mit Bruderkrieg gegenüber die Versicherung ge geben wurde, daß Preußen in fremden Rechten seine eignen schützen müsse und daß der Prinz-Regent das Bewußtsein habe, alle deutschen Regierungen seien mit ihm eines Sinnes über den Schutz des deutschen Vaterlandes — hatte eine kleine Verstimmung in jener Presse zur Folge. Sie suchte sich mit allgemeinen Worten des Mißtrauens zu behelfen und nach und nach der Thronrede einen ihren Tendenzen möglichst angenäherten Sinn zu unterstellen. Die Fürstenzusammcnkunft in Baden folgte. Ihr nächster Eindruck in der „nationalen" Presse war entschiedenes und allgemeines Mißtrauen und täglich konnte man in ihr lesen, es werde zu nichts führen, daß die deutschen Fürsten sich besprächen. Die eisten tendenziösen Berichte über die dortigen Vorgänge wurden sofort von jener Parteipresse benutzt, um die Parole ertönen zu lassen, Preußen beharre völlig in seiner bisherigen Haltung zu den deutschen Bundesgenossen, und diese letzter» würden ihre bisherige Stellung ganz aufgeben müssen, wenn sie, um gesichert in der jetzigen Weltlage zu sein, sich Preu ßen- Schutz und Führung anzuschließen hätten. Diese Gelegenheit wurde dann zugleich weidlich benutzt, um in den Mittelstaatcn das böse und retrograde politische Princip gegenüber dem vorwärtsstrebendcn preußischen verkörpert erscheinen zu lassen. Es fehlte selbst nicht an Triumph gesängen über die großen „Niederlagen", welche dir Mittel staaten in Baden mit ihren „Rheinbundsgelüsten" und ihren „unconstitutionellen" Bestrebungen erfahren hätten. Und dieser Ton wurde einige Zeit lang — ein eigen- thümlichcS Schauspiel — neben den Aeußcrungen der osficicllen Presse aller in Baden vertretenen Staaten, in denen freudige Erwartungen über die Ergebnisse der Badener Zusammenkunft gehegt wurden, aufrecht er halten. In den letzten Tagen aber ist die „nationale" Presse auch von dieser Ausfassung wieder etwas zurück gekommen. Sie spricht keine Befriedigung über die „Nie derlagen" der „Würzburger" in Baden mehr aus, hegt keine Erwartungen mehr zu deren Bekehrung und kommt vielmehr auf ihre frühere Ansicht zurück, daß in Baden nichts ausgerichtet sei, ja, daß sich von dort her ein noch klarerer Widerspruch zwischen den Bestrebungen der deut schen Regierungen datire, als er früher schon bestanden. Der gestern von uns besprochene Artikel der „Preuß. Zeitung", in dem der Versuch gemacht wurde, durch un gerechte Anklagen gegen die übrigen deutschen Regie rungen für Preußen eine oppositionelle Stellung zu be gründen, kommt der „nationalen" Presse bei diesem ihrem neuesten Geschäfte sehr zu statten. Aber nicht nur die genannte deutsche Parteiprrsse knüpft an jenen Artikel --- ... — — Sie flohen also auf der Heerstraße in der Richtung gegen Jerez, die sic aber vor diesem Orte verließen, um in die Sierra von Algar einzudringen. Beim Sonnen untergänge waren sie erschöpft und Juan Luis schickte seinen getreuen Jos« zu einigen Hirten, welche Dieser kannte, um von ihnen Brod zu verlangen, was er auch ohne Weiteres that. Dann sagte er ihm, er möge, wenn es Nacht würde und man sicher sei, Niemandem auf dem Wege zu be gegnen, zu seinem Vater gehen und ihn um einige Unter stützung bitten, damit sie Gibraltar erreichen könnten, wo ihnen Arbeit und Sicherheit nicht fehlen würde. Als aber die Stunde herankam, war er der Meinung, daß es besser wäre, wenn er selbst ginge, um ihm den ersten Zornesausbruch seines Vaters zu ersparen, da er im Stande zu sein glaubte, ihn von der Verpflichtung und Nothwendigkeit, seinem Sohne beistchen zu müssen, über reden zu können. Als die Nacht eingebrochen war, machte sich Juan Luis auf den Weg; aber gleich darauf kehrte er noch einmal zurück, um Jost- zu bitten, ihm sein Messer mitzugeben für den Fall, daß ihn der böse Hund seines Vaters angreifen sollte, und ein Tuch, da rr sich um den Kopf binden wollte; Beides wurde ihm augenblicklich von Jose gegeben. ' Nach Verlauf einer Stunde kam Juan Luis zurück. Wäre der arme Ziegenhirt nicht so einfältig gewesen, so hätte ihm eine Veränderung in der Stimme de- Juan Luis aussallen müssen, als Dieser ihn versicherte, daß er seinen Vater unerbittlich gefunden habe; daß er nur Jose'S Hirtenanzug von ihm habe erlangen können, wel chen er mit sich brachte, damit Dieser ihn anzöge und sich im Gebirge verberge, da sie verfolgt würden; daß es zu größerer Sicherheit nöthig sei, daß sie sich trenn ten, und daß er nach Portugal gehen wolle, wo er hoffen dürfe, verborgen zu bleiben. der „Pr. Zeitung" neue Erwartungen für Auffrischung u«d Vermehrung des alten Hader-, sondern auch die aus ländische Presse — welche es gewiß sehr gut mit Deutsch land meint! — findet in dem bemerkten Artikel Grund genug, sich über die Ergebnisse der Fürstenzusammenkunst ne Baden für eine etwaige größere Sicherung der deut schen Interessen zu beruhigen. Der „Nord", das „Siöcle", die „Opinion nationale" und wie alle die guten Freunde Deutschlands noch heißen, welche sich so gern mit dem Thema der „natürlichen Grenzen" am Rhein und der Zerreißung Deutschlands beschäftigen, äußern ihre volle Anerkennung über jenen Artikel der „Preuß. Zeitung", und selbst die officiösen Pariser Blätter können ihre Freude nicht verbergen. Triumphirend ruft der „ Constitu tion nel" aus: „Die Sprache der „Preuß. Zeitung" erlaubt keinen Zweifel mehr daran, daß von einer An näherung zwischen Preußen und den andern deutschen Königreichen keine Rede sein kann. Der Kamps zwischen Preußen und dem Bundestage dauert fort." Also den Beifall des Auslandes hat der Versuch, der „nationalen" Agitation neue Nahrung zu geben und dem Geiste der Eintracht und des Patriotismus, welcher die deutschen Fürsten nach Baden zusammensührte, möglichst schnell un treu zu werden. Wir unsrerseits wollen cs aber nicht. Berichtigung. In dem gestrigen Artikel des „Dr. I." bezüglich der Aeußcrungen der „Preußischen Zeitung" über die Badener Zusammenkunft befinden sich zwei sinnstörende Druckfehler , die wir hiermit corrigiren. In der 20. Zeile vom Anfang des Artikels muß es statt „Parteigänger" heißen: „Parteigegner," und in der 23. Zeile vom Ende gerechnet muß cs statt „nationalen" heißen: „unnationalcn." Ueber den dem österreichischen Reichsrathc vorliegen den Staatshaushalt-Etat bemerkt die „Oester- reichischc Zeitung" u. A.: „Man muß hierbei noth- wendig zwei Momente unterscheiden: die Richtigstellung des bereits zur Vorlage gebrachten Staatshaushalts und die Grundsätze, auf welchen derselbe in der Folge be ruhen soll. Das gegenwärtige Budget muß bewilligt werden. Man kann bei dem einen oder andern Posten einen Abzug, eine Verminderung, eine Modifikation ver langen; aber der Staat muß Pie Mittel haben, fortzu leben, das Ocl darf nicht ausgehen, welches dem Räder werk der Maschine zur Beweglichkeit nöthig ist. Die andere Frage ist eine Frage der Zukunft, sie hängt noth- wendig mit der Organisation und Gestaltung zusammen, welche der Staat erhalten soll, und ist sonach Verfassungs frage im eigentlichsten Sinne dcS Worte-. Je autonomer die Orts-, Bezirks- und Landesgemcinde gestellt, je grö ßer der übertragene Wirkungskreis einer jeden wird, desto mehr muß sich auch die kommende Gestalt des Budgets ändern. In dem Maße aber, als sich diese Provinzen zu mehr oder minder selbstständigen Körperschaften in ihren Spccialangelegenheiten erheben, in demselben Maße muß sich auch die Organisation des Centtalorgans, wobei die Thcilnahmc des Volke-, sich äußerst verschieden ge stalten. Das Ccntralorgan hat die Aufgabe, die Cen trifugalkrast der Kronländer zu paralisiren. Seine Ccn- ttipctalkrast muß deshalb so groß sein, daß eS jener nicht Llos das Gleichgewicht hält, sondern sie auch überragt. Nicht um Centralisation und Deccntralisation kann cs sich mehr handeln, das sind burcaukratische Formen, um die sich am Ende das Volk in seiner Totalität wenig kümmert, die ihrerseits aber auch nicht das Staat-Wohl begründen. Gesammtstaat oder Zersetzung, das ist die Frage. Die letztere ist eben so unberechtigt, als sic von Uebcl ist. Je mehr man von historischem Rechte spricht, um so mehr sollte man wissen, daß der historische Zug seit Jahrhunderten das Zusammenstrcben der Völker und Länder bedingte, die sich unter dem Sceptcr des Hauses Habsburg vereinigten. Die Zcrrcißungsgelüste sind nicht blos crzrevolutionär, sondern unvernünftig, denn sie suchen Gebilde zu rcalisircn, welche sic selbst nicht kennen, und streben die Länder in Lagen zu bringen, welche für sic nicht minder als für Europa unheilbringend wären. An- ... 7 Der Tag brach hinter den Bergen von Ronda an, frisch, rosig und duftig wie eine ausbrcchcnde Rosen knospe. Die Natur sang mit den Kehlen ihrer Vögel, dir Heerde blökte; die Pferde, welche zum Dreschen ge kommen waren, vermengten den metallischen Klang ihrer Schellen mit den übrigen Harmonien, und der Bauer bezeichnete sich mit dem Kreuze, ehe er zu der mühsamen Arbeit der Ernte schritt, welche er trotzdem instinktmäßig liebt, da sie das Einsammcln des großen Geschenkes Gottes, des Getreides ist, des Getreides, welches der Christ so verehrt, denn cs ist die heilige Nahrung, um Welche Gott ihn bitten lehrte. Tio Bernardo schritt wie immer mit festen Schritten und leichtem Herzen bis zu dem Walde, der unter sei ner Aufsicht stand; er näherte sich dem Gasthause seines Gevatters und erstaunte, als er die Thür offen fand. „Ei sich'!" dachte er, „der Gevatter ist heute früh zeitig auf! Das freut mich, denn cs ist ein Zeichen, daß es ihm heute gut geht." Er trat in das erste Zimmer, sah aber Niemanden darin. „Gevatter!" rief er mit lauter Stimme, aber Nie mand antwortete ihm. Nur der Hund des Wirthes heulte kläglich. Der Tio Bernardo gehörte zu einer in Spanien sehr gewöhnlichen Klasse Männer, deren Gleichmuth so fest ist, daß weder Furcht noch Aufregung ihn zu erschüttern vermögen; sie erhalten ihre Eindrücke klar und bestimmt durch die Vernunft und nicht durch eine wirre Ver schmelzung von Empfindungen, welche die Ereignisse anti- cipiren und sie vergrößern. Dessenungeachtet machten die Einsamkeit, das verlassene Aussehen, die düstere, nur durch da- klägliche Geheul de- Hundes unterbrochene Stille, welche im ganzen Hause herrschte, auch auf ihn einen tiefen Eindruck. Er blieb einen Augenblick stehen, dererscits hat das französische Muster der Ccntralisation von jeher allen Freiheitsfrcundcn als Vogelscheuche ge dient. Ein vernünftiges Maß von Selbstverwaltung für die Provinzen ist eben so nöthig als eine starke Central gewalt. Beide aber sollen umgeben und getragen werden von freiheitlichen Institutionen. Oesterreich hat in den letzten Jahren Mißgeschick gehabt. Diese- Mißgeschick soll und muß reparirt werden; das kann aber nur gc schehen durch eine schwungvolle, eine energische Dethei- ligung des Volkes. Der Reichsrath und die Negierung sollen dieses vereint hcrbcisühren. Je mehr die Völker vereint arbeiten, desto kräftiger wird das österreichische Bewußtsein, desto stärker wird der Einheitsstaat." Von den letzten englischen Wochenblättern enthält „Saturday Review" einen Aufsatz über „Eng land und Deutschland", in dem sich einige, bei einem englischen liberalen Blatte heut zu Tage sehr hoch anzu schlagende richtige Einsicht in deutsche Zustände befindet. Das Blatt bemerkt: „Die deutsche Politik erscheint dem gewöhnlichen Engländer etwas langweilig, etwas kleinlich und sehr unverständlich. Der gewöhnliche Deutsche wic der hat im Stillen die Ucbcrzcugung, daß die englische Diplomatie eigentlich kein anderes' Streben kenne, al- neue Märkte für Baumwollenwaarcn zu finden. Keiner von uns kann hoffen, den Andern mit einem Male zu verstehen, aber wir können uns bemühen, es zu ler nen, und offen gestehen, daß wir uns da und dort ge irrt haben. Wir in England auch können nicht bald genug jene komische Miene der Ucbcrlegcnhcit fallen las sen, mit der wir den Deutschen gegenüber rein deutsche Fragen besprechen, — eine Miene, welche die englischen Zeitungen und selbst die Depeschen englischer Staalsmän ner kennzeichnet. Die Deutschen mißtrauen England noch immer und glauben, wir seien nicht.wirklich auf unsrer Hut gegen den Kaiser. Allmählich jedoch können wir auf ein besseres gegenseitiges Verstehen hoffen. Aber wenn fick auch Versehen meiden lassen: gewisse Abwei chungen in der Politik müssen unvermeidlich bleiben. Cs ist nicht zu verlangen, daß Preußen über jeden Punkt genau so denken soll wie wir. Wir betrachten Victor Emanuel und Garibaldi in einem andern Lichte als Preu ßen. Der Regent erhob unlängst einen starken Protest gegen die, wie er es nennt, revolutionäre Politik Sar diniens. Wir sehen die Politik Sardiniens ohne viel Bedauern oder Mißbilligung. Aber, freilich, in England cristirt so etwas wie eine revolutionäre Partei nicht, wäh rcnd in Preußen und Deutschland die revolutionäre Par tei noch stark ist. Die Stellung in Deutschland, welche Preußen zu gewinnen aufängt, wäre dahin, wenn an- zunchmen wäre, daß es die revolutionäre Partei in den Staaten seiner Nachbarn begünstigte. So lange unsre Politik in der Hauptsache eine gemeinsame ist, müssen wir Preußen in untergeordneten Fragen seinen Weg ge hen lassen, ohne cs mit Vorlesungen zu tractiren, gleich denen, die ihm Lord John Russell kurz vor dem Ab schluß des Villafranca-Friedens zu hallen die Güte hatte." Der „Spectator" scheint den Ucbcrgang des Kö nigs von Neapel zum konstitutionellen System und zur italienischen Nationalflagge für einen zwar ge zwungenen, aber doch aufrichtig und ernst gemeinten zu hallen. Die italienische Frage sei jetzt faktisch gelöst, das d'Azcglio'sche Programm verwirklicht, und zwar, wic der „Spectator" meint, durch die Politik des Kaisers Napo leon. Ueber Garibaldi und Sicilicn schweigt der „Spcc tator", der übrigens mit Recht oder Unreckt in demselben Ruf der Abhängigkeit von französischem Einflüsse steht, wic das „Morning-Chroniclc". Die meisten andern Blät ter, so z. B. die „Morning-Post" und „Daily-News", wollen den Verheißungen des Königs von Neapel ebenso wenig Glauben schenken, wic die „Times". Die „Times" bringt einen Leitartikel über politisckc Flugschriften, und zwar namentlich mit Bezug aus Frankreich. „Es wird häufig", bemerkt sic, „die Frage aufgeworfen, weshalb die englische Presse so ge neigt ist, die von Zeit zu Zeit in Paris vcröffentlickten Flugschriften zu bekritteln. Wir legen französischen Flug- blickte um sich; „Jesus Maria!" rief er bestürzt aus, da er ein blutiges Messer am Boden licgcn sah. Er eilte auf das Schlafzimmer los, stieß mit Heftigkeit die Thür auf, und hatte sie kaum geöffnet, als er einen Schritt zurückpralltc. DaS Bett war in Unordnung; seine ärmliche, auf den Boden geworfene Matratze bedeckte einen Körper, aber nicht vollständig, so daß sich eine starre Hand, die in einer Blutlache lag, zeigte; an ihrer Seite saß der Hund, welcher beim Eintritt des Freundes seines Herrn noch trostloser zu heulen begann. Die- Brctcr und Schrägen des Beites waren mit Gewalt aus ihrem Platze wcggerissen und am Boden sah man einen kleinen Hebe baum liegen, mit dessen Hilfe eine Grube in der Mauer nahe am Boden geöffnet war; dort war eine dnnklc leere Höhlung, und in dem Sckutte nahe dabei sah man Spuren von Blut. Allcs dies sah und beobachtete Tio Bernardo mit einem einzigen Blicke. „Beraubt!" murmelte er vor sich hin, „sein Geld hat ihn um- Leben gebracht!" Sich dann der Matratze nähernd, hob er sie an einer Seite auf. Der unglück liche Wirth lag unter derselben aus dem Rücken;.in dem Kampfe, welcher seinem Tode vorangegangcn sein mußte, war sein Hemd zerrissen und zeigte so eine ungeheure Wunde, welche quer über seinen Bauch lief. Da das Blut versiegt war, welches aus derselben geflossen, so sah man die Ränder der Wunde, breit und weiß, aus einanderklaffen, wie um die zerstörten Eingeweide dcS Opfers zwischendurch sehen zu lassen; wie cs dalag, mit den weit aufgerissencn Augen, mit dem offenen Munde, als hätte cs noch einen letzten Hilfeschrei ausftoßcn wollen, bot es das entsetzlichste Bild dar, welches der gewaltthätigc Tod und das gehcimnißvolle Verbrechen darstellen können. „Todt!" murmelte Tio Bernardo; „Gott sei ihm
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