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Nummer 182 — 28. Jahrgang »r1«,tn> Lina! wichen». IN» den Musik. «ralMdetlaaen .Dl» Veit' und ssür unser« »einen Leuie'. I-wie den rerlbeilaaen ,«t. «eimo-BI-tt-, .Nnlertfaltung und Wissen». .Di, weil der Frau», »lerziitcher Ratgeber». Da» guie Buch» .sZNmrund- ßchau». Monalitcher Bezngdprel- S Mt. «inschl. Besiellgeid. Ginjelimmmer 1v Z Sonnabend- u. Sonntagnummer Haupl,chrtflieiter> De. w. »«»ezhk- Dresden. Dienstag, den 11. Juni 1V29 ^ieelagAorti Dresden «n,et«rnpr»ts», Die Igeivaiiene P-NijeU» !,«» z.gamNlen- aiizelgen u. Stellengeinche ii<» s. Die PetiireNainezeiie. IS Nina breti. 1 giNr Anzeigen außerhalb des VerbrenungSgebicle» di-PeiilreNamezeiiel.Vr,„aeb.:wz. ImZall, bbherer Mewail eriilchl ede Verviiichiung aus Lieferung wwi« ibrtiillung v. Nnzeigen-Auiirsige» ». Leiiinnq u. Schadeneriah, Seichliitlichrr re» Sire«, Len». Dresden. > V «eschitft»ft»ll», Druckn.Brrlag, »ermania. für Verlag und Drucker«i.ssiltaie Dresden,Dr«»den.N.t, P-liersirai,el7. FernmssiolS. Bosischeckionko Dresden «79L Baiikkonio «ladtbant Dresden Nr. «1719 Für christliche Politik und Kultur »er «aninnpen >»»ir»,«ir,in DreSden-itMsladl 1. Polierstratze 17. Zer»r> und »1012. M7I1 MllltlieMllsl MMO-ZMll? Engere Zusammenarbeit Englands unter dem neuen Kabinett mit Amerika Aeutzerungen Ken-ersons London. 10. Juni. Der diplomatische Korrespondent des Blatte« der Arbeiter partei „Daily Herold" schreibt: Ich habe guten Grund zu der Annahme, dich der Premierminister nach einer Beratung mit dem Außensekretär Henderson einen wichtigen Entschluss bezlig. lich der englisch-amerikanischen Beziehungen gefaßt hat. Maedonald wird, falls die Umstände es ge. statten, Gelegenheit zu einer persönlichen Besprechung mit Prä sident Hoover nehmen. Wahrscheinlich würde, falls Macdonald nach Amerika fährt, der kanadische Premierminister Macken, zie King eingeladen werden, an den Beratungen teilzu« nehmen. Man darf annehmen, daß Macdonalds Ansicht von der Notwendigkeit einer direkten persönlichen Fühlungnahme vom Präsident Hoover und seinen Ratgebern geteilt wird und dass diese alles mögliche zur Erleichterung der Zusammenkunft tun würden. In der heutigen Kabinettssitzung wird die Angelegen» heit wahrscheinlich erörtert werden. Auch „Daily News" spricht von der Möglichkeit einer persönlichen Konferenz Hoovers und Macdonalds zur Erörterung der Mrüstungsfrage und meint, wenn es dazu komme, werde sie wahrscheinlich während der Ferienzeit abgehalten werden. London, 8. Juni. Das arbeiterparteiliche Kabinett hat am Sonnabend mittag die erste inoffizielle Sitzung abgchalten, die IN Stunden dauert« und kurz vor drei Uhr beendet war. Die erste ossizielle Zusammenkunst ist sür Montag um elf Uhr an» gesetzt. Ramsay MacDonald glaubt, spätestens am Dienstag sämtlich« lliiterstaatssetretariate und alle anderen wesentlichen Posten besetzt zu haben, um dann sür etwa eine Woche nach Schottland abreisen zu können. Nach der Rückkehr der Minister aus Windsor am Sonnabend mittag, mit der di« sormell« Einsetzung de, neuen Kabinett» vollzogen ist» begaben sich di« einzelnen Minister in ihre Ministerien. Erft am Montag wird jedoch der gewöhnlich« Geschäftsgang ersetzen. » Der diplomatische Korrespondent des „Daily Herald" ver öffentlicht ein Interview mit dem neuen Außenminister Hen derson. der u. a. erklärt«: Ich sehe mit Vergnügen der Wie derholung unserer Bemühungen auf der Völkerbundsversamm lung im September entgegen. Der Premierminister hat inir bereits die Zusicl-erung gegeben, -aß er beabsichtige, wenn irgend möglich, persönlich alz einer der Vertreter der Regierung noch Genf zu gehen. Wir beide halten unsere Beziehungen zum Völkerbund für einen der wesentlichsten Bestandteil« unserer Politik. Wir werden an unsere Problem« nicht vom Stand. Punkt nationaler Strategie, sondern vom Standpunkt inter- nationaler Zusammenarbeit Herangehen. Der Außenminister sogie weiter, es werde alles geschehen, um die Bande zwischen Sie Reichsbahn beanlragl Tarif erhöhung Von der Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft erfahren wir: Der Verwaltungsrat der Deutschen Reichsbahn hatte in seiner letzten Sitzung beschlossen, im Fall« der Verbindlichkeits- jerllärung des Schiedsspruches im Eisenbahn-Lohnstrrit eine Dariferhöhung bet der Reichsregierung zu beantragen, die der Reichsbahn-Gesellschaft für dis seit dem Inkrafttreten des .Schiedsspruchs neu erwachsenen Personalausgaben von unge fähr SS Millionen Mark jährlich di« finanzielle Deckung geben soll. Der Verwaltungsrat sah sich zu diesem Entschluß gezwungen, da die Verhandlungen über ein« anderweitige Deckung der Mehrausgaben keine Aussicht auf Erfolg boten. Eine weitere Drosselung der Sachausgaben, die heute schon unterhalb der normalen Anforderungen liegen, kann im Interesse der Aus rechterhaltung der Betriebssicherheit nicht mehr verantwortet erden. Der Generaldirektor wird daher namens der Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft bei der Reichsregierung den Antrag ,«f Tariferhöhung stellen. England und den Bereinigten Staaten zu stärken. Es werde das Aeußerste getan werden, um dem Kelloggpakt volle Wirk samkeit zu geben. Die Regierung werde jede mögliche Gelegen heit zu persönlichem Kontakt und unmittelbaren Beratungen mit Vertretern der amerikanischen Regierung benutzen. Was Sowjetrußland betreffe, so sei die Politik der Arbeiter partei bekannt. Sie werde durclMführt werden, wenn selbst verständlich auch Verhandlungen notwendig seien, um die diplo matischen und Handelsbeziehungen auf eine befriedigende Grundlage zu stellen. Henderson erwähnte schließlich noch, daß die Regierung dringend die möglichst baldig« Räumung de» deutschen Gebietes durch alle fremden Truppen wünsche, daß ober sorgsam erwogen iverden müsse, in welcher Weise dieses Ziel am besten zu erreichen sei. PolMfche Konferenz im Juli? „Matin" über Minderheitenfrage und RhcinlandrSinnnng. Paris, 10. Juni. Der NußcnpoMker des „Maiin", der sich in Madrid befindet, beschäftigt sich in einem Artikel sowohl mit dem Stand der Minderheiten frage wie auch mit der von französischer Seite gestern noch dementierten Möglichkeit einer Aussprache zwischen Außenminister Stresemann und Briand über die künftige Rhein- la nd rä u in ii n g. Bezüglich der Behandlung der M i nd e rh ei t e n erklärt der Außenpolitiker des „Matin", die neuen Staaten wollten bei sich zu Hause frei schalte» können. Was man auch iu Deutschland darüber denken möge, sie würden Mer die in den Verträgen sestgelcgten (Garantien für die Minderheiten nicht hinauSgche». Es stehe bereits fest, daß der Völkerbund ihre Auslassung im allgemeinen billigen werde. Man könne daher mit der ungefähre» Beibelmltung deS Statusquo rechnen. Hinsichtlich der deutsch-französischen Unter handlungen gelegentlich der Tagung -e-Z Völkerbundsrates er klärt der Außenpolitikcr des „Matin". sie könnten natürlich nur den Charakter vorbereitender Besprechungen haben und keine greifbaren Entscheidungen herbeiftihreii, da ja die englische Regierung nicht vertreten sei und die finanziellen Regelungen noch nicht soweit ge reift seien, um politische Schlußfolgerungen nach sich zu ziehen. Die Räumung selbst sei eine Angelegenheit, die nicht nur von den Außenministern, sondern von den Regierungen ernstlich geprüft nurdeii müsse. Die politisch« Konferenz, auf der d>e 9te- sinntheit der schwebenden Fragen zu regeln wäre, könne Mitte Juli stattfinde». Die deutsche Regierung scheine den Wunsch z» lmben, zu dieser Konferenz eine Einladung nach Deutschland ergehen zu lassen. Die SKrdt Baden-Baden sei bereits genannt worden. Zwei felsohne würden Briand und Stresemann am Montag bei ihrer ersten Unterhaltung diese Frage erörtern. Der Außenpolitiker des „Malin" glaubt zu wissen, daß Strese- manu sich erkundige»' werde, ob man nicht bereits ich! eine vorzei tige Regelung des Regimes des Saargebietes i»S Auge fas sen könne. Falls der Völkerbund einer derartigen Regelung zu stimme, würde man auf die politische Volksabstimmung verzichten könne» Aber juristisch gehöre dies« Frag« in den Bereich des Völ kerbundes. Aegyplens König in Berlin Berlin, 10. Juni. Pünktlich um 1ü Uhr traf König Fuad im Sonderzug auf dem Lehrter Bahnhof in Berlin ein, wo er vom Reichspräsi denten von Hindenburg und Vertretern der Reichs- und Staats behörden empfangen wurde. * Schweres Omnibusunglllck. Auf der Straße Ueber- l i ng e n - P u l l e n ü o r f stürzte in einer Kurve ein Omnibus eine Böschung hinab. Sümtlicife 19 Insassen wurden verletzt, fünf von ihnen schwer. — In W i e n ereigneten sich am Sonntag infolge vorschriftswidrigen Fahrens zahlreicize Motorradnnfälle. Sechs Personen wurden getütet. * Uebersall auf Curacao. sSüdamerika.) Eine Bande, die angeblich aus venezuelanischen Nationalisten besteht, besetzte Sonntag abend den am Meer gelegenen Teil von Willemstad (Curacao). Die Angreifer töteten mehrere Polizisten, nahmen den Gouverneur, den Truppcnbefehlshaber und mehrere Sol daten gefangen und führten sie über dos Meer davon. * Aufstandsbewegung in Persien. Times meldet aus Schi ras in Persien, daß die Stadt von aufständischen Stäm men so gut wie eingeschlossen ist. Innerhalb der Stadt sind Regierungsstreitkräfte zusammengezogen. Truppenverstärkungen sind tm Anmarsch. Der neue Kurs in London (Von unserem Vertreter.) l.. London, 8. Juni. Tradition und Umstände gewähren in England dem Premierminister bei der Auswahl seiner Mitarbeiter unser» g l e i ch l i ch m e h r S p i e l r u u m für eigenes Er messen als seinen Kollegen in den parlamentarischen Staaten des Festlandes beschicken ist. Trotzdem hat auch hierzulande noch niemand behauptet, daß eine Kabinettsbildung etwas anderes als ein Versuch ist, das größtmöglichste Glück der größt möglichsten Zahl zu verwirklichen. MacDonald hat unzäh- ligeKompromisse geschlossen, Kompromisse zwischen den verschiedenen Gruppe», fast möchte man sagen Klassen seiner Partei, zwischen rechts und links, zwischen Unterhaus und Ober haus, zwischen Jung und Alt, zwischen Frauen und Männern, zwischen persönlicher Neigung und Abneigung und auch zwischen aufrichtigem Selbstvertrauen und Snobismus. Trotzdem hat das Kabinett MacDonald in seiner Zu sammensetzung etwas von einem Glaubensbekennt nis an sich. Es ist ein äußerst homogenes Kabinett und illustriert auf das beste unsere gestrige Bemerkung, daß Labour sich Manns genug fühlt, England eine nationale Re gierung ohne Zuhilsenahine von Außen seitern zu geben. Selbst der Lordkanzler Sir John San - key, der einzige, der nicht parteipolitisch nbgestempelt ist, ge bürt wenigstens der „Fabischen-Eefellschast" an. MacDonald lehnt es ab, sich von den Gendarmen anderer Parteien bewachen zu lassen. Labour selbst ist der überzeugteste Anwalt seiner eigenen Respekticrlichkeit, der neugierige Minister Maxton steht nicht in der Ministerliste. Auch der undurchsichtige Whentley, der 1921 dem Wohlfahrtsminister so tüchtige Ar beit leistete, hat diesmal keine Gnade in den Augen MacDonalds gesunden. Aber nicht nur diese Klasse glän zender Agitatoren eines Zukunftslandes sind übergangen. Ein altabenteuerlicher Einschlag hat genügt, um Kennworthy und seine gewisse Disziplin um Oberst Wedgcwood auszu- schlicßen. Im übrigen hat MacDonald die Ansprüche der drei wichtigsten Gruppen seiner Partei mit sch» ungleichem Maß bemessen. Die führenden Ge« w e r k s ch a f t s f u n k t i o n ä r e haben zwar nicht das zahl reiche Uebergewicht, aber sie sitzen entschieden in den wichtigsten Aemtern. Henderson im Foreign Office. Thomas an der Spitz« der vereinigten wirtschaftspolitischcn Ressorts, Clynes im Innen ministerium, Tom Shaw im Kriegsministorium und Margaret Bondsield im Arbeitsministerinm, bedeuten Stabilität und einen gewissen Grad von Geistigkeit, aber zugleich auch einen heiligen Schrecken vor Experimenten. Di« reinen Politiker, die ihre Lehrjahre nicht in der ge werkschaftlichen Kadettenanstalt, sondern in der geistig freie» Atinosphäre des Unterhauses zugebracht haben, sind überall auf die zweite Linie verwiesen, mit Ausnahme natürlich Philipp Snowdens, der eine Institution ist wie die Bank von England. Die dritte Klasse von Labourleuten. der späte Zuwachs von aristokratischen Berufspolitikern und Intellek tuellen hat ossenbar das Mißtrauen noch nicht überwunden, das die Masse der Gewerkschastssunktionärc ihnen von jeher entgcgengebracht hat. Sir Oswald Mosleys Ernennung zum Chanceloer of the Duckiy of Lancester, ohne Sitz im engeren Kabinett, ist ein Monument enttäuschten Ehrgeizes. Sie ist auch entschieden das größte Kuriosum des Kabinetts MacDonald. wenn es sich bestätigt, daß Sir Oswald Mosleys nicht einmal wie seine Vorgänger in diesem Ministerium ohne Portefeuille Lord Lccil und Lord Lushendun, die Ehre haben soll, England in Genf zu vertreten, son dern das erledige der zweite engere Mitarbeiter, I. H. Tho mas, der sich vermißt, mit allen Peer des Reiches „Cockney" zu reden. George Landsbury, der 79jährige fanatische Apostel des Londoner Eastens, und Mosleq, der gijährige welt männische Schwiegersohn Lord Curzons, sind auch lür England ein sonderbares Dreigespann. Der Eewerkschastssunktionär in den führenden Kabinetts- vosten ist seit dem ersten Labour Kabinett von 1921 natürlich vorwiegend politische Figur. Aber die Disziplin und der Blick tür das Praktische, der ihnen in der jahrzehntelangen Schule der Trade-Union anerzogen wurde, gibt dem Ministerium jenes Gepräge von etwas beschränkter Zuverlässig keit, das in der konservativen Presse so starken Anklang fin det. Bei den Liberalen würde man am eheste» sür einen frischen Zug Verständnis haben, aber die liberale Presse ver beißt tapfer die Dbmütigungen. mit denen MacDonald sie in den letzten acht Tagen so freigebig bedacht hat, und emvfüngt das neue Kabinett ebenfalls mit offenen Armen. Di« Hilf losigkeit der Liberalen, die Berechnung der Konser- nativen und die Wucht der Tatsachen vereinige» sich, um dem Ministerium MacDonald eine erstaunlich günstige Atmosphäre zu bereiten, die freilich nicht ganz ohne künstliche Beimischun gen ist. Diese freudige Aufnahme der Ministerliste als Ganzes hin dert freilich nicht, daß mancher von den neuen Würde n- trägern den einzelnen zur Kritik heraussordert. Der neue Innenminister hat eine schlechte Presse. Rur Lord Beaver, brooks „Daily Expreß" akzeptiert ihn ohne Bedenken mit der sonderbaren Begründung, daß administrative Erfahrungen im Foreign Office das nllerwichtigste sei. I. A. Sfiencer in der Daily News", dessen Meinung immer beachtenswert ist, pro phezeit, daß Minister Henderson wenigstens noch einmal mit Sehnsucht nach Lhamberlain erfüllt sein wird. Wir sind der Meinung, daß der neue Mann in allem, worauf es ankommt, ein unbeschriebenes Blatt ist und daß man sich in Deutschland daher von dem vereinigten Stirn- runzeln der bürgerlichen Presse Englands, hinter dem ein gut Teil Klaüenaeist steckt, nickt voretlia beeindrucke.