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-N92 Sonnaben 1. Juli 184L resdner Journal Herold für sächsische und deutsche Interessen Redigirt von Karl Biedermann. Anzeigen aller Art für daS Abends erscheinende Blatt werden bis 12 Uhr Mittags angenommen. Diese« Blatt erscheint täglich Abend« und ist durch alle Post, anstatt«» de« Zn» «n» Aurlande« ,u beziehen. Prri« für ha« Bierteljichr »KFVr. 8»s«rtlon»g«bütz. re» für de» Ra»» <i»er gesraltene» Zeile 10 Pf. Inhalt. Erklärung. — L ageSgeschichte: Dresden: Achtzehnte Sitzung der zweiten Kammer. Berlin. Frankfurt. Wien. Pesth. Agram. Italien. Zürich. Paris. Marseille. — Feuilleton. — Eingesrndetes. — Geschäftskalevder.— Orttkalen der.— Angrkommene Reisende. Erklärung. Ich bin mehrern meiner Freunde in Sachsen aufrichtig erkennt lich für die freundschaftliche Besorglichkeit, womit sie mich auf die An griffe der radikalen sächsischen Presse gegen mich aufmerksam machen; auch mögen sie Recht haben, wenn sie mich darum schelten, daß ich zur Entkräftung dieser Angriffe bisher noch Nicht-gethan. Ich glaubte allerdings, die Thatsachen und da- eigene Urtheil der Unbefangenen würden schon meine Vertheidigung übernehmen, ohne daß ich nöthig hätte, für mich zu sprechen, und ich hielt e- fast für einen Raub an der allgemeinen großen Sache, für welche hier zu wirken ich berufen bin, , wenn ich meine Zeit auf solche persönliche Angelegenheiten verwmdete. Aber, freilich auch Thatsachen können entstellt und mißdeutet werden, und der Unbefangenen, die sich nicht täuschen lassen, giebt eS nicht all zu viele. Eine persönliche Angelegenheit hört aber auf, eine bloS per sönliche zu sein, sobald Rücksichten auf da- Allgemeine mit in- Spiel kommen. Und Da- ist der Fall bei den meisten der Angriffe der säch sischen VaterlandSblätter gegen mich. Auch werde ich nur auf die, welche eine solche allgemeinere Beziehung haben, antworten, die rein persönlichen gänzlich bei Seite lassen. Eine sehr alte Schuld habe ich in dieser Hinsicht zuerst abzutra gen wegen ein,« Artikel- von Herrn Blum im Leipziger Tageblatte vom 12. Mai, worin derselbe mich in Betreff der von mir kurz zuvor eben daselbst gegebenen „Berichtigungen in Sachen de-Fünfzigerausschuffes" mehrfacher Unwahrheiten bezüchtigt. Herr Blum leugnet in diesem Artikel den Thatbestand sein,- Streite- mit Mathy und Heckscher im Fünfzigerau-schuß wegen beS von ihm verlesenen Briefe- aus Frei- bürg. Leider ist der stenografische Bericht über diese Verhandlung nicht gedruckt worden, auch in Abschrift bi- jetzt trotz meiner wiederholten Mahnungen nicht zu erlangen gewesen. Dagegen kann ich nötigen falls Zeugen aufführrn, welche bestätigen, daß sich Alles so verhalt, wie ich e- mitgetheilt habe. Meine Aeußerungen über das von Blum wegen de- nassauischen Militärs Gesagte hat Letzterer in jenem Artikel entstellt. Nicht darum habe ich ihm opponirt, weil er die nassauischen Soldaten ange griffen (welche diesen Angriff durch ihr Betragen auf dem Schiffe wohl verdient haben mögen), sondern weil er bei dieser Gelegenheit die nassauische Regierung auf eine meine- Erachten- völlig ungerecht fertigte Weise der Pflichtverletzung bezüchtigte. So und nicht ander st auch der Vorgang in der „Berichtigung" dargestellt. Wenn endlich in der „Berichtigung" eine Korrespondenz der VaterlandSblätter au- Frankfurt deshalb getadelt ist, weil sie der Mehrheit de« Au-schusse- schuldgebe, dieselbe habe Mitglieder der frei, sinnigem Minderheit durch Kommissionen entfernt, um wichtige Ver handlungen in ihrer Abwesmheit vorzunehmen, und wenn Herr Blum leugnet, daß Die- in der erwähnten Korrespondenz gesagt sei, so gebe ich der eigenen Prüfung der Leser jener Korrespondenz anheim, ob nicht eine solche Andeutung unverkmnbar darin liege. Herr Blum findet e- unrecht, da- ich ihn überhaupt in eine« Leipziger Blatte angegriffen, weil er nicht an Ort und Stelle gewesen, der Angriff also hinter seinem Rücken erfolgt sei. Daß ich Letzteres beabsichtigt hätte, wird wohl Herr Blum selbst nicht im Ernste glauben, denn Bc weiß so gut wie ich, da- seine zahl« reichen Freunde und Parteigenossen in Leipzig ihm sofort Alle- melden, was zu wissen ihm nöthig ist. UebrigenS habe ich jene „Berichtigung gen" im Leipziger Tageblatte erst dann veröffentlicht, alS in eben die sem Blatte unrichtige Mittheilungen erschienen, welche Vorgänge im Fünfzigerau-schuß zu Gunsten Blum'S entstellten und beschönigt»«. Vorher hatte ich eine solche Veröffentlichung — obgleich ich von meh rern Setten im Interesse einer Aufklärung der öffentlichen Meinung über Herrn Blum dazu aufgefordert ward — entschieden venveigert, weil ich in meiner Stellung alS Gegenkandidat Blum'- eS nicht für geeignet hielt, solchergestalt gegen ihn aufzutreten. Dieser Grund war, al- ick später die „Berichtigungen" zu geben mich veranlaßt fand, durch meine inzwischen erfolgte Wahl in Zwickau weggefallen. So viel über diese Angelegenheit! Ein zweiter Angriff Herrn Blum - gegen mich (in Nr. 6V der VaterlandSblätter) betrifft mein Referat über die Mainzer Angelegt!»« heit in Nr. 61 de- Dresdner Journal-. Daß Herr Blum ia der öffentlichen Verhandlung über diese Angelegenheit auf die Privatein- gabe Mainzer Einwohner spezieller einging, al- die Kommission Die- , « zu thun für angemessen gefunden, darüber ist ihm in jenem Referate nirgend- ein Vorwurf gemacht — obschon e-, beiläufig gesagt, seiner seits eine „absichtlich gegen bessere- Wissen verbreitete Unwahrheit" ist, wenn er in der angeführten Nummer der VaterlandSblätter sagt: „die Kommission habe von den Eingaben nicht einmal Kenatniß genommen, sie nicht gelesen, sich den Inhalt nicht vorlegen lasse«, sondern sie in Bausch und Bogen beseitigt, nur die amtlichen Mitthei lungen benutzt". Der Sachverhalt war vielmehr folgender: Herr Blum wollte, alS besonder« Anhang zu dem KommifsionSdertcht, ein« detaillirte Auffühmng der Mittheilungen geben, welche derDeputazion in Mainz von Seiten dortiger Einwohner über einzelne Ausschreitun gen und Brutalitäten der Soldaten gemacht worden waren. ES ward ihm eingehalten, daß man, um gerecht zu sein, dann auch die einzelnen Soldaten hören und von ihnen Mittheilungen über Belei digungen und Verletzungen, die gegen sie von Setten der Einwohner vorgekommen, entgegennehmen müßte. Da Die» mm nicht wohl thunlich sei, da auch vielen dieser Pttvateingab« jede nähere Beglau bigung — zum Lheil selbst hinsichtlich der Persönlichkeit der Einge benden — abgehe, so scheine eS nicht angemessen, dieselben so einseitig zu benutzen. Dagegen kam man unter Zustimmung de« Herr« Blum selbst dahin überein, daß der Berichterstatter a«S diesen Mittheilun- gen Einzelne- al- Beleg oder Beispiel zu den in seinem Berichte gege-