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Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Lunzenau, Lichtenftein-Callnberg und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Altstadt-Waldenburg, Braunsdorf, Callenberg, St. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen leuba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Obergräfenhain, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Schlagwitz, Schwaben, Steinbach, Wechselburg, Wiederau, Wolkenburg und Ziegelheim. Mittwoch, den 6. April 1887. 79 Witterungsaussichten für den 6. April: Bei heftigen südlichen Winden theils heiteres, vorwiegend bewölktes warmes Wetter. "Waldenburg, 5. April 1887. In den deutschen Regierungskreisen scheint man sich über die geheimen Absichten Frankreichs trotz aller Versicherungen, daß die amtlichen Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland friedlich und freundschaftlich seien, nach der Haltung der deutschen officiösen Presse keineswegs beruhigt zu fühlen. In unserer letzten Nummer theilten wir einen scharfen Artikel der „Post" über die französische Behandlung des Spionenwesens mit, in welchem verblümt sogar auf die Abberufung der deutschen Botschaft aus Paris hingedeutet wurde. Um den Eindruck dieses Artikels noch zu verstärken, bringt die „Norddeutsche Allg. Ztg." an der Spitze ihrer Sonntags-Nummer folgende Auslassung: „Die Thatsache, daß vor ungefähr einer Woche ein Unterbeamter aus dem französischen Kriegsministerium auf irgend welchen Verdacht hin entlassen worden, berührt an sich das Ausland und insbesondere Deutsch land in keiner Weise. Aber der Vorfall erlangt eine gewisse Bedeutung durch den Nebenumstand, daß als angeblicher Empfänger pflichtwidriger Mittheilungen jenes Beamten erst im Allgemeinen der Militär-Attachö einer fremden Botschaft, später ein deutscher Militär, Attache von gewissen Blättern bezeichnet, schließlich mit Namen genannt und Angriffen ausgesetzt wurde, die wir einstweilen übergehen. Dieses Verfahren ist im Verkehr der Staaten neu. Man wird keinen ähnlichen Fall anführen können, selbst aus Epochen, wo die Spannung der Staaten einen Grad erreichte, der zum Kriegsbrauch führte. Und wie geht es in dem Lager zu, aus dem so frivole Beschuldigungen erfolgen? Am 25. December v. I. lief die folgende Notiz durch alle Pariser Zeitungen: „Der Kriegsminister theilt der „Agence libre" die folgende, unter den gegenwärtigen Umständen besonders bemerkenswerthen Notiz mit: „Aus den Mittheilungen von Personen, die in Bezie hungen zu gewissen Militär-Attaches stehen, geht hervor, daß diese Offiziere auf die französische und namentlich auf die militärische Presse in Frankreich rechnen, um über unsere Einrichtungen Erkundigungen einzuziehen. Ein Beispiel bestätigt dies: Das Konzept (lu minuto) des Berichts des deutschen Hauptmanns von Schwarzhoff über die Seemanöver von Toulons läßt erkennen, daß dies Schriftstück theilweise nach den Mittheilungen ge wisser französischer Blätter abgefaßt war." Auf welche Weise ist wohl der französische Kriegsminister, der diese Note mittheilt, zur Einsicht in das Konzept des Be richtes des Hauptmanns von Schwarzhoff gelangt? Bisher galt es für internationalen Anstand, das Kund schafterwesen nicht bis zu operativen Eingriffen in fremde Schreibtische auszudehnen, und wenn dergleichen Mißgriffe vorkamen, sie auf der einm Seite zu ver schweigen, auf der andern zu ignoriren. Der franzö sische Kriegsminister hat das erste Beispiel gegeben, einen solchen Griff, dem er die Bekanntschaft mit den Konzepten fremder Missionen verdankt, zur Grundlage emer officiösen Note zu machen. Den Anstand des Jgnorirens hat man auf deutscher Seite trotzdem be obachtet. Danach hat man wohl Grund, die nament liche Anschuldigung gegen den deutschen Militär-AttachO überraschend zu finden. In solchem Falle fragt man vor allem nach den Beweisen der Anschuldigung und kann nicht umhin, sich zu erinnern, daß „1o8 axonds provvoutours" ein französischer Kunstausdruck und als solcher in die übrigen gebildeten Sprachen über gegangen ist." Weiter führt die „Nordd. Allg. Ztg." aus, daß in Deutschland vier Landesverrathsprozesse gegen franzö sische Spione geführt worden seien, die alle mit der Ueberführung der Angeklagten geendet hätten; dagegen habe man deutscherseits französischen militärischen Kund schaftern, auch wenn man den Thatbeweis in Händen hatte, stets die Freiheit der Reise gegeben, wie noch kürzlich dem Lieutenant Letellier, der Studien zum Besuch des Rheinübergangs machte. Es sei bemer- kenswerth, daß Organe anderer französischer Minister den ernstlichen Wunsch der Erhaltung des Friedens zwischen beiden Ländern vertreten. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Kaiser nahm Montag Vormittag den Vortrag des Grafen Perponcher entgegen, arbeitete längere Zeit mit dem Wirkt. Geh. Rath Wilmowski und er ledigte am Nachmittage Regierungsangelegenheiten. Die Heiserkeit, von welcher der deutsche Kronprinz seit einiger Zeit befallen ist, erweist sich als so hart näckig, daß die behandelnden Aerzte eine Kur in Ems angeordnet haben. Unmittelbar nach dem Osterfeste wird die kronprinzliche Familie nach Ems und Anfangs Juni nach England zum Jubiläum I. M. der Königin Victoria reisen. Von Ems aus kommen die hohen Herrschaften jedoch erst nach Potsdam, wo sie im Neuen Palais Wohnung nehmen werden. Der Statthalter der Reichslande Fürst Hohenlohe ist Sonntag Abend in Straßburg angekommen. Weiteren Nachrichten zufolge fanden am 1. April an mehreren Orten in Elsaß-Lothringen, namentlich in Altkirch, Winzenheim, Ribeauville und Colmar zahl reiche Verhaftungen statt von Personen, welche ver dächtig waren, mit der Patriotenliga in Verbindung zu stehen. Im Vatican erhalten sich die Gerüchte, wonach Unterstaatssekretär Mocenni zum Nuntius in Wien und Galimberti zum Nuntius in München ernannt werden sollen. Die Münchener Nuntiatur soll zur 1. Klasse erhoben werden und sollen von dort aus die Angelegenheiten mit Preußen verhandelt werden. Die Offiziercorps der Münchener Garnison haben am 1. d. M. den neuen Helm, Pickelhaube angelegt. Aus Elsaß-Lothringen wird der „Voss. Zeit." berichtet: In der reichsländischen Presse werden die vom Kaiser vollzogenen Personalveränderungen in der Verwaltung derart gedeutet, daß von Theilung und Einverleibung derselben nicht mehr die Rede ist. Die Richtung, welche die Organisation der Verwaltung wie vor 1879 forderte, nach der ein Oberpräsident an der Spitze derselben stehen würde, ist der Meinung gewichen, daß es im Interesse des Landes liegt, beim jetztigen System zu bleiben. Die Vorschläge des Statt halters nach dieser Seite hin hat der Kaiser angenom men. Doch werden sich immer noch manche Verän derungen in der obern Verwaltung vollziehen, vor allem die Aufhebung des Staats-Sekretariats und Vereinigung der obersten Leitung in den Händen des Statthalters. Der Landesausschuß bleibt zwar bestehen, doch werden neue Gesetze nur vom Reichstage berathen werden. Gegen anti-deutsche Agitation wird fernerhin engergisch eingeschritten werden, wie überhaupt ein straffes Regiment im allgemeinen Interesse des Landes geübt werden wird. Oesterreich-Ungarn. Am 2. April fand eine vertr«uliche Besprechung sämmtlicher Unterhändler für den österreichi sch- rumänischen Handelsvertrag statt, die am Sonn tag fortgesetzt werden sollte. Man will hierin die Gewähr erkennen, daß sich die Annäherung, wenn auch langsam, so schließlich doch vollzieht. Die Kaiserin ist Sonntag Abend nach Herkules bad abgereist. Italien. Wie vom 4. April aus Rom gemeldet wird, scheint es, als setze sich das Kabinet folgendermaßen zusam men: Depretis Präsidium und Aeußeres, Crispi In neres, Zanardelli Justiz, Bertole Viale, Brin Marine, Magliani Finanzen, Saracco öffentliche Arbeiten, Grimaldi Ackerbau und Coppino Unterricht. Die amtliche Veröffentlichung wurde noch am Montag er wartet. Bei den Ersatzwahlen am 3. d. M. wurden ge wählt: in Ravenna der Zuchthäusler Cipriani, in Forli der Republikaner Graf Sassi. Belgien. Die angebliche Auslieferung zweier Socialisten bildet in Belgien den Gegenstand heftiger Auseinander setzungen zwischen der Kammer und der Regierung. Vielleicht besinnt man sich, daß es angesichts der dor tigen ernsten Lage es wichtigere und brennendere Fra gen giebt. Rußland. Wie die „Times" mittheilt, hätte Rußland die Betheiligung an der Pariser Ausstellung als Verherrlichung der Revolution schroffstens abgelehnt. Im Reichsrathe ist vom Finanzministerium ein Gesetzentwurf eingebracht worden des Inhalts, daß die für Reisen ins Ausland zu ertheilenden Pässe einer Steuer unterworfen werden sollen und zwar soll dieselbe für einen auf 3 Monate laufenden Paß 30 Goldrubel, für jeden weitern Monat bis zu einem Jahre 15 Goldrubel und für jeden über ein Jahr hinausgehenden Tag einen Goldrubel oder 360 Gold rubel für das 2. Jahr betragen. Wie jetzt verlautet, sind noch keine Hinrichtungen der Attentäter vom 13. März erfolgt. Rumänien. Wie ein Telegramm aus Bukarest meldet, hat der Präfect Mantow die letzte Nacht ruhig verbracht, eine Verschlimmerung seines Zustandes ist nicht bemerkt worden. Infolge seiner Aussagen wurden verhaftet: Der russische Dragoman Jakobsohn, die Doktoren Drumew, ein Neffe des Metropolitan Klement und Wazow, ferner Zankow, ein Neffe Dragan Zankows, und Christo Iwanow. Iwanow äußerte vor dem Staatsanwalt, Mantow sei ihm persönlich unbekannt, und er habe überhaupt nichts gegen ihn. An die rumänische Regierung ist aus Anlaß des Attentats auf den Rustschucker Präfekten das Ersuchen ergangen seitens der bulgarischen Regierung, das Trei ben der bulgarischen Flüchlinge schärfer ins Auge zu fassen, welchem Wunsche rumänischerseits entsprochen wird, weshalb die Flüchtlinge ihre Vor bereitungen für neue Beunruhigungsversuche auf russi sches Gebiet verlegt haben und Conventikel auf russi schen Schiffen abhalten. Aus Rustschuck wird gemeldet, daß dem Mordan fall auf den nach Bukarest gelockten Präfekten ein Anfall auf den Vorsitzenden des Mustschucker Kriegsgerichts gefolgt sei. Die Audienz des Mini sters Stoilow bei dem Grafen Kalnocki ergab hin- sichlich der bulgarischen Frage keinen neum Gesichts punkt. Stoilow wird nach Berlin Weiterreisen.