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Dresdner Nachrichten : 28.04.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-04-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187404285
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18740428
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18740428
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-04
- Tag 1874-04-28
-
Monat
1874-04
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 28.04.1874
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Sür d>« «US,ade sandter Vlanulcript« macht «Ich die dledaell»« nicht verbtadiich. Jitseeaien.dlnnadme and- Wirt«: Il»»»«»t»t» uack V»»l»r tn Hamdur«. ver> Na. Wien, l!ci»tig. «a>el. «»«lau, nrannurk a. ü». — ItaL dloe», j>, Berlin, Leidzia, W:ev. Hamburg, grankfurt a. M., Mü>» Ar». — v»nt>» ch c». in geanlsurt " »olri in i —. in Voi»i in «dem»!». — n» >»» I.»tl»t«. Nnlttar » L». in Part». Dru« uttd Vgrnthum der Heran,geber: Litpfch ^ Netchardt in Dresden. Derantwortl. Redakteur: Julius Neichardt Nr. 118. Reimzehnter Jahrgang. Krade I« anaeaommen »ta »d.N Ndr.«,,»»»«« di, MUtag» ,« Udr. tz,> «euiiadli arode Klntzer »aft« » bi» ÜtaAin. »IM» Ser »taum eine« ein valliae» Petit««'!»'»»!,* IS Pfa ^ingciamdl die geile :> d. iktne »aranUd iiir da» »rachittaatue itria-^» >>en «er Aßleratc wird nicht ^egive». ?lll»wört»ilk Annonccn- Slnfiriigc von v„!-nntn- kanftten n'rulr» ». Pc.' so»," inicr're» wir ,»:r aesscn Pr,imin>crn»d, galilttNil durch Rrit - enarlen oder Pol»ein«ni - lung. v Silbe» toit » rn, Ikar. Answiir«'c »Sniien die gaiftnno auch aus eine LreddncrIirino anwcise». Li, i»id- Mttredacteur: vr. kl«w» litsi'PF. Für das Feuilleton: Lack«»« »»»»«»an. Dresden, Dienstag, 28. April 1874. Für die Monate Mal «nd Anal werden Abonnements auf die „Dresdner Nachrichten" in der Expe dition. Marienstraste Nr. 13, zu 15 Ngr., sowie für auswärts bei den Postämtern zu 17 Ngr. angenommen. Politische». JnPersonhatKaiser Wilhelm dendritischen Reichstag geschlossen. Die Gesundheit des hohen Herrn ist erfreulicherweise so gekräftigt, daß er neulich in Potsvam das berühmte erste Garderegiment zu Kuß zu Fuße besichtigen konnte. Nachdem er die Front dreier Bataillone abgeschritten, war der Beweis genügend geliefert, daß sich das Rrichs- oberhaupt wiederum körperliche Anstrengungen zumuthe» darf, deren sich zu enthalteil im letzten Winter Gesundheit und Vorsicht gleich mäßig geboten. So folgte der Besichtigung der militärischen Strei ter die Entlassung der parlamentarischen Kämpfer. Seine Betheili gung an diesem feierlichen Schlüsse ging aus der eigenen Bewegung des Kaisers hervor. Da er den Reichstag persönlich nicht eröffnen konnte, wollte er ihn mindestens persönlich schließen und es drängle ihn, sein« Befriedigung über den fruchtbarm Verlauf der Session Ausdruck zu verleihen. In der Thal kann der Kaiser mit Dem, was der Reichstag für die Armee that, zufrieden sein. Auch der BundeSrath, speziell die preußische Regierung, trägt aus der nun mehr beendeten Session ein vollgcrüttelt Maaß davon. Die Auf gaben, die dem Reichstage gestellt waren, hat er zumeist ganz in dem RlN .ien, den ihm der BundcSrathSentwurf vorzeichnete, gelost. Zu letzt noch im Preßgesetze zeigte sich das dentlich. Wir verkennen nicht, daß der nunmehr Gesetz gewordene Entwurf der preußischen Presse manche Vortheile gegen jetzt gewährt. Sie wird pekuniär entlastet, die Cautionen werden den Nedacteurcn zurückgegeben, die ZeitungS- sieuer fällt. Aber um dieser pekuniären Vortheile willen hat in dein ganzen nichtprenßischen Deutschland die Presse einen erheblichen Rück schritt machen müssen. Die Beseitigung jener Lasten wurde von der ganzen deutschen Presse vor einem Jahre noch als eine längst fällige Ungerechtigkeit bezeichnet und die Presse deklamirte weiter, daß sie es weit von sich weise, diese Beseitigung jener ungerechten Lasten durch eine ihrer unwürdige Stellung zu erkaufen. Nun hat aber der Reichstag die Macht der Polizei in der Bestimmung über die Beschlagnahme gegenüber der Presse gestärkt, hat zum Ueberfluß noch den Zeugnistzwang des Redakteurs eingeführt und wenn man be haupten wollte, daß das Schweigen der Presse zu'jenen Bestimmun gen einem Erkaufen ähnlich sehe, wie ein Ei dem andern, so würde die Todtenstille, die hierüber in der preußischen Presse herrscht, Einen wenigstens nicht Lügen strafen. Hat doch zuletzt auch die Fort' schrittspartei und das Centrum für jmeS verschlimmbesserte Preß, gesetz gestimmt! Doch kaum ist der Frühjahrs-Reichstag geschloffen, so kündigen einzelne Stimmen bereits wieder den baldigen Zusammentritt dcS Herbst-Reichstags für Oktober an. Einstweilen lösen die Particular landtage den GesammtreichStag ab. In Berlin setzt sich Herr v. Bennigsen, in Dresden Ur. Schaffrath auf den freiwerdenden Präsidentenstuhl. Cingeschüchtert durch den Wuthschrei der französischen Presse, hat der Nizzarde Piccon eine Erklärung veröffentlicht, nach der seine Rede über den heißen Wunsch des Seealpen- Departement- zur Wiedervereinigung mit Italien entstellt wiedergegeben sei. Der heißblütige Italiener sagt aber nicht, waS er eigentlich gesagt habe. Eine solche Haltung ist schwächlich. Er wird sich damit nicht von dem Argwohn der Franzosen befreien. Diese aber haben sich wieder einmal als die empfindlichsten Chauvinisten gezeigt. Sogar des Landes verweisen wollten sie ihn. Wir deutschen Barbaren sind da doch bessere Menschen. Unser Elsaß ist eine ethnographisch zu Deutschland gehörige, von uns gerissene und mit schweren Opfern iviedcrgewonnenc Provinz; Nizza und Savoyen werden von keinen Franzosen, sondern von Italienern bewohnt. Wr sind nicht erbaut von den französischen Sympathieen unserer Elsässer, aber deshalb jagen wir sie nicht außer Landes. Die Flitterwochen des conservativen Ministeriums in England sind vorüber. In den Budgetdebatten des Unterhauses hat sich herauSgcstellt, daß der Zustand der englischen Flotte ein höchst mittelmäßiger ist, und daß bedeutende Summen erforderlich sein wer den, um sie in ihrer achtunggebietenden Stellung seetüchtig zu er halten. Damit schwindet aber die Aussicht auf fortdauernde Steuer ermäßigungen, zumal in dem Anschläge dcS nächstjährigen Budgets eine Elasticität der Steuerlast des englischen Volks angenommen ist, zu der die jetzige Geschäftsflauhcit wenig Grund giebt. Nun wirft das conservative Cabinet DisraeliS dem früheren liberalen Cabinet Gladstones vor, daß eS absichtlich die Flotte Hab« verfallen lasten, um mit hohen Einnahmeüberschüssen zu prunken und sich durch Steuercrlässe populär zu machen. Im Punkt« seiner Flotte, welche die erste der Welt sein soll, versteht aber John Bull keinen Spaß. So wäre die Mißstimmung gegen die Liberalen eine allge meine, wenn man sich nicht fragte: hat denn Disraeli erst diesen üblen Stand der Flotte jetzt erfahren oder «arum hat er nicht im Budget einen höheren Etat der Flotte vorgesehen und die Steuerer lasse Gladstones noch überboten? Entweder Albernheit oder Unehr lichkeit, — das sind die Ehrentitel, die bereits jetzt dem Premier Disraeli wegen seines eigcnthümlichen Verfahrens ungenirt in der Presse an den Kops geworfen werden. Ach, die Engländer kennen keine polizeiliche Beschlagnahme. Locale» und Silchsischc». — Die hohen Gäste unsere« Hofe« haben denselben jetzt ver lassen. Gestern Mittag i/.,1 Uhr reiste der vorgestern eingctroffene Herzog von Altenburg wieder ab. Zum Empfang« wie zur Verab schiedung hatte sich Prinz Georg, kgl. H., auf dem Bahnhofe einge sunden. Kurze Zeit später reisten I. k. H. der Großherzog und die ^ ^ ^ ^ ^ , Lroßherzogin von Sachsen-Weimar mit der Prsnz^sin-Sochtr^DIlllbenmeer bildet/bewegte sich cnrch'dieSmalwied«^ wie seit «««len Marie nach ihrer Heimath ab. Das Geleite zum Bahnhofe gaben ihnen II. MM. der König und die Königin und Prinz und Prin zessin Georg. — Sluö dem vom Abg. Uhlemänn erstatteten Berichte über die Straßenbaupetitionen tragen wir noch Folgendes nach: Die Flncmzdepukatlo» empfiehlt folgende Petitionen zur Erwägung der Negierung ldie weitestgehende Art der Empfehlung): l> um Erbauung einer Chaussee zwischen Gröba und dem Bahnhose Riesa ldte betreffenden Adlacenren sollen das erforderliche Land unentgeltlich abtreten); 2) um Gewährung der Geldmittel zum Ankauf des Landes und der Unterhaltung tür die prolectirte chausseemätziae Straßenperbindung vom Haltepunkt Miltitz. Roitzschen aus bis nach Leippen; :i) um Erbauung einer StaatS- chauisee, welche von der WilSdruff-Nonener Chaussee in oder bei LImbach ausgehend, die Dörfer Liinbach. Blankenstein, Schmicdc- walde, Groitzsch, Burkhardtöwalde, Munzig mit der Station Miltitz verbindet; 4> um Herstellung einer Chaussee zwischen Pulsnitz und KönigSbrück entlang der PulSnitz «die Deputation empfiehlt dieses Prvject sehr warm und lehnte eine Chaussee Kö- nigöbrück-Bischheim unbedingt ab); 5) um endliche Erbauung der bereits bewilligten Chaussee von Bernstadt nach Löbau «die Banpflichtige» machen hier große Schwierigkeiten); 6) um eine Chaussee zwischen der DrcSdcn-DlppoltlSwaitaer Chaussee und dem Plauenschen Grund durch das Polsenthal und WiimSdorf tdle Deputation findet daS Gesuch sehr beachtlich, möglicherweise soll durch den Pvlsengrund die Attenberg« Bahn - Secundär- babn — gehen); 7) die Petition umWtederübernabme dcrDres- dcn-Großcnbainer Chausscestrecke Relchenbach-Großenhai» durch den Staat oder um Gewährung von Entschädigung an die Ge meinden zur Unterhaltung der Strecke wird von der Minderheit der Deputation zur Erwägung einpsohlcn, von der »Mehrheit aber abgelehnt. Zur Kenntnißnahme der Negierung sollen solgrnte Petitionen abgegeben werden: 1) Um Anlage einer Chaussee von Wechselburg in der Richtung nach Geithain durch Mutzscheroda bis zur Rochlib-Waldenburger Chaussee; 2) um Anlegung einer fiskalischen Straße zwischen Wechselburg und dem Bahnhöfe Narodorf; 8) einer Chaussee Im Tricblschthaie. die bei Meißen beginne und in der Nähe von Rothichönberg oder Teutschenbora in die Dreöden-Nossener Chaussee münde; 4) uin baldige Cor» rection der Fahrstraße von Krögiö über Bahnhof Miltitz nach Sora; 5) um eine fiskalische Straße von Hammerunterwieien- tbal vach Bärenstein; f>> um Straftenverbindung von Drehbuch und BenuSberg nach der Station Schartenstein (die Regierung hält dieses Proiect nicht für ungemein dringlich, nachdem vor Kurzem erst die Milschihalstraße gebaut ist); 7) um Unterstütz ung der Gemeinde Oberlungwttz für deren Straßenbau im Hüt- tcngrunde; 8> um eine directere Straßenverbintung zwischen Frankenbrrg und Mtttweika durch die Erbauung einer Chaussee im Zfchopauthale von Sochienburg bis nach Neud-fischen ldie Deputation verkennt nicht, wie viel dafür spricht, hält aber den liege mehr ein locale» Interesse vor, ^erSlaar Me höchsten» eine Beihilfe gewähren; die Regierung will da» Proiect nur beding ungsweise unterstützen); in» nm eine wirksamere Unterstützung der Gemeinde Tautenbain für Ihre Wegebaulasten l diese Gemeinde hat sehr viele Opfer gebracht; eS empfiehlt sich, ihr zunächst durch den Staat bester unter die Arme zu grellen); II) um baldige» Bau einer möglichst kurze» Chaussee von Roßwein an die Nossen. Lommatzsch-Döbelner Chaussee ldie Deputation rathet hier an. abzuwarten. wie die Nosten-Rirsaer Bahn den dortigen Verkehr bestimmt); 12) um Benutzung der Bavstraße in ihrer ganzen Länge bei Durchführung der Kirnltzscblhaistraße Lurch die Stadt Schandau. — Abgelebnt wurden folgende Petitionen: 1) Um Anlegung einer öffentlichen Straße von Stadt Meißen aufwärts In der Thalebene bi« Niederwartha; 2) einer Chaussee zwischen Kobren und der Rvchlltz.-Altenbnrger Chaussee; 8» um Ucber- nahme des Holzabfuhrweges von der Dreöden-Freideraer Chaussee ab nach Edle Krone und Zurückgabe der zu dessen Unterhaltung zu bestreiten gewesenen Ausgaben an die Stadt Tharandt; 4) um eine Chaussee von Dresden über Kreischa und Reinhardtsgrimma. — Die Regierung will zwar sämmtliche ihr zu übcrwetscndc Pe titionen prüfen, aber nicht im Voraus die demnächst auszuiühren- bcn Prosecte bezeichnen; die Deputation aber hält es tür rich tiger, bei gewissen Petitionen eine stärkere Empfehlung eintreten zu lassen. — Zum Schluß bewilligt die Deputation 100,000 Thlr. für außerordentliche Brückcnbautcn. — Gcwerbeverein. Bei Gelegenheit der Feier der 40- läbrigen Stiftungsfeier hob Herr Vorstand Walter hervor, daß, sobald der Verein dg« ihm zur Zeit gehörige Grundstück als schul denfrcieS Elgenthum besitze, man auch an eine »Vermehrung der Bibliothek, an Unterstützung neuer Erfindungen und tüchtiger Gewerbtrcibcnder durch Ncstestipcndien, sowie an die Errichtung eines GewerbcmuseumS rc. werde deuten können. Die Wünsche des genannten. um den Gewcrbevcrein wohlverdienten Mannes sind jetzt unerwartet ihrer Verwirklichung näher gerückt. Soviel uns mitgethcllt wirb, bat Sr. Majestät der König Albert zu geneb- migen geruht, daß dem genannten Vereine aut die Jahre 1874 bis 1878 eine jährliche Subvention von ooo Thlr. aus der König-Iohann-Stiftung mit der Bestimmung gewährt werde, daß diese Summe vorzugsweise zur Vervollständigung der Bibliothek durch Ankans solcher Werke, welche geeignet sind, eine höhere all gemeine Ausbildung zu fördern, sowie zur Vervollständigung und Vermehrung der Lehr- und BildungSmittel dcS Vereins überhaupt, ferner zu Ankauf und Ausstellung von Anschauung»- und Bll- dungsmltteln zum öffentlichen Gebrauche, namentlich aber auch zu Unterstützungen zu Mellen in daö Ausland an Mitglieder und Schüler de» Vereins lm Interesse der Erweiterung ihrer bereits gewonnenen allgemeinen Bildung verwendet werde. Die speciclle »Verfügung über die gedachte Subvention bleibt dem Vorstände de» Gewerbevereins ganz anheimgestellt; nur wünscht das Mi nisterium de» königlichen Hauses. vor Ablauf von drei Jahren über die Art und Weise der Verwendung in Kenntniß gesetzt zu werden. Eine hierauf bezügliche Bekanntmachung wird in den nächsten Tagen folgen und werden vorauSstchtlich 8l>0 Thlr. zu Reiscstipenvicn nnd Unterstützungen tüchtiger Gewerbtreibcnvcr, 100 Thlr. ans Vervollständigung der Bibliothek, 200 Thlr. zur Errichtung eines GewerbemmeumS re. verwandt werde». — Obgleich ein bedeckter Himmel am verflossenen Sonntag buchstäblich die Freuden des allgemeinen Frühlingsfestes „der Bocm- blnth" zu Wasser machen wollte, rüstete sich doch das Publi kum in der Erwartung. schönes Wetter zu behalten, zahlreich an allen Ausgangspunkten der Residenz, um caravanenweise in die Geflld« der im schönsten Flor prangenden Baumblüthe zu pilgern, rvelc^ letztere sich in größerem oder kleinerem Umfange um ganz Elb- fiorenz ausbreitet. Nach dem sogenannten Schooner Grund, der läng« seiner Ausdehnung zu jetzig« Zeit ein wirkliches paradiesisches ! Jahren schon die bedeutendste Menge der baumbluthverlangenden ' Residenz!«, den gestrengen Herrn Calculator nebst Familie in ver schiedenen Exemplaren mit sich führend; daneben »änderten in den abenteuerlichsten Trachten Gruppen von jungen Leuten, versehen mit den verschiedensten Gattungen musikalischer, wenn auch oft sehr unmelodiöser Instrumente, welche durch ihre veilkSthümlichen Weisen die in den Regionen des Schooner Grundes so fahr vermißte Bequemlich keit zur Erlangung erfrischender Getränke zu vergessen beflissen waren. Sogenannte fliegende Restaurationen hatten sich an den verschieden sten Punkten ctablirt, welche ein Theil der auf denHöhen im grünen Grase lagernden Menge.so stark ftequentirte, daß allmählich jener Zustand sich entwickelte, in welchem Hände und Köpfe nicht voll ständig Gleichgesinnter oft unsanfte Bekanntschaften mit einander machten und der an manchen Stellen zu einer ungemüth- lichen Keilerei auSartete, von dessen Heftigkeit eine Menge zerbrochener Regenschirme und eingetriebene Cylinder am besten überzeugten. Abgesehen von diesen einzelnen Vorkomm nissen verhielt sich jedoch das nach Tausenden zählende ge bildete Publikum äußerst anständig, ohne deshalb den sprudelnden Humor zu beeinträchtigen und vollständig befriedigt von den gehab- tcn Genüssen der Mutter Natur wanderten die guten Dresdner bei Einbruch der Dunkelheit baumbluthberauscht langsam in die Stadt zurück. , — Der Odd-Fellow-Orden hat bekanntlich auch hier zwei Logen die „Saxonia" und die „Allemania". Beide Logen feierten am 26 d. vereint das 55 jährige Stiftungsfest ihres Ordens. Die Feier fand zunächst in würdevoller Weise in dem Logenraum (Struve- straße) statt, dann aber begaben sich die „Brüder" in das „Grand- Union-Hotel", um der geistigen eine festliche Feier folgen zu lassen, die in jeder Hinsicht trefflich verlief. — Der Neichstagsabgeordnete Liebknecht ist an der Ausführ ung seiner Absicht, seinen Sitz im Parlament einzunehmen, durch eine eigenthiimliche, bei Personen, die aus einer mehrjährkgen Ge- fängnißhaft entlassen werden, häufig zu Tage tretende Erscheinung, die sogenannte Gefängnißkrankheit, verhindert worden. Liebknecht befand sich nämlich während seiner zweijährigen Jnternirung in Hubertusburg in Einzelhaft und hatte daher nur sehr wenig Ge legenheit zum Sprechen. Nach seiner am 14. d. M. erfolgten Ent lassung begab er sich sogleich zu Frau und Kindern nach Leipzig und man kann sich denken, daß die lange Trennung von seiner Familie das Bedurfniß, sich zu unterhalten, noch erheblich steigerte. Dieser Umstand brachte eine derartige Erschlaffung der Sprachorgane zu Wege, daß ihm ärztlich der Rath erlheilt wurde, sich zu schonen und einstweilen von der parlamentarischen Thätigkeit fern zu halten. — Am 25. d. ist in Chemnitz der Socialdemokrat R. A. Wolf aus Oesterreich verhaftet worden. Er befand sich auf der Durchreise nach Böhmen. — Aus dem neuen Schacht beS königl. Steinkohlenwerkes zu Potschappel find an vergangener Mittwoch die ersten Kohlen zu Tage gefördert worden. — AmSonntagAbendfandimMedinger Lagerkeller ein arger Exceß statt. Ein Arbeiter der hiesigen Dünger-Export-Anstalt be trug sich derartig, daß ein Gensdarm gegen ihn auftreten und bei der Rohheit des Mannes zu seiner Arretnr verschreiten mußte. Dieser widersetzte sich der Arbeiter kräftig und ging sogar so weit dem GenSdarm das Seitengewehr zu entreißen. Letzterer rief mehrere Schützen zu Hilfe und es entspann sich ein förmlicher Kampf; der Arbeiter drang mit der Waffe auf seine Gegner ein, so daß diese sich allen Ernstes wehren mußten. Leider endete der Kampf tragisch, ein Hieb traf den Arbeiter so entschieden ans den Kopf, daß er eine tiefe Wunde davon trug und zusammenbrach. Er ward in einer Droschke ganz langsam nach dem Stadtkrankenhause befördert. All gemein glaubte man, daß er an dieser Wunde werde sterben müssen. — Am vergangenen Sonntag früh ist hier an dem Dampf- schisslandungSplatze der nackte Leichnam eines unbekannten jungen Mannes von ca. 18 Jahren, der ohngefähr 14 Tage im Wasser ge» legen haben mag. angeschwommen. — Gestern (27.) Morgen gerieth in einem Drogueriengeschäst hier beim Kochen von Seifenspiritus eine Partie Schwefelsaden in Brand, der jedoch, ohne einen größeren Schaden anzurichten, bald wieder gedämpft wurde. — Wenn wir neuerdings die Mittheilung gebracht, daß das Schießen oder Werfen mit Bleikugeln hier wieder aufkommen zu wollen scheint, so können wir heute hinzufügen, daß abermals, und zwar erst vor einigen Abenden, in zwei auf dem Moltkeplatz und dem Georgplatz gelegenen Wohnungen je eine Fensterscheibe mittelst einer Bleikugel eingeschossen oder eingeworfen worden ist. In beiden Fällen ist der Vorfall glücklicher Weise ohne Nachtheil für Menschen vorübergegangen, immerhin ermahnt der Unfug, eben wegen seiner großen Gcmeingefährlichkeit, zur größten Aufmerksamkeit, uni den Thäter, sobald cs einmal gelingt, einen solchen zu entdecken, zur Be strafung bringen zu lasten und damit zugleich Andere vor gleichem Thun und Treiben abzuschreckcn. — Einem hiesigen in der Friedrichstadt wohnhaften Lohnfuhr- werksbesiher haben in der Nacht vom 26. zum 27. ds. unbekannte Diebe einen nicht unbedeutenden Schaden zugefügt, indem sic mit telst Eindrückens einer Fensterscheibe in die Wohnstube gelangend, ein dort stehendes Pult erbrochen und daraus die Summe von 650 Thalern gestohlen haben. — Ein Fremder, der in diesen Tagen Dresden passirte, war in seinem guten Glauben an die Ehrlichkeit der Menschen so naiv, in dem Wartesaale einer hiesigen Eisenbahn seinen Ueberrock von sich abzulegcn und darauf sich längere Zeit avs dem Locale zu entfernen, ohne vorher Jemand zu bitten, auf seinen Rock ein wachsames Auge zu haben. Natürlich hatte letzterer inzwischen einen Liebhaber ge funden, der die Gelegenheit, ihn billig an sich zu bringen, arcSgenuhi «nd den Rock ausgeführt hatte. Eine Dienstperson von einem benachbarten Ritterautc kam
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