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Das Lausanner Gentleman-Abkommen Parts mMntlW tetnrn Mal« Ve-enklichv Aormultemnsen Paris, 14. Juli. Der Quai d'Orsay veröffentlicht den Wortlaut des Gentleman-Agreements, das in Lausanne zwischen Frankreich, Belgien und Ita lien getroffen wurde. Das Abkommen lautet folgender maßen: »Die Lausanner Abkommen treten er st nach der in diese« Abkomme» vorgesehenen Ratifizierung end, gültig in Kraft. Was die Gläubigermächte anbelaugt, in deren Ra««« diese» Schriftstück paraphiert ist, so wird die Ratifizierung nicht ftattsinden, bis zwischen ihnen und ihren eigenen Gläubiger« eine befriedigende Lösung er, zielt worden ist. Sie habe« alleKreiheit, ihre Haltung vor ihren Parlamente« darzulegen. Im Wortlaut des Ab, kom«e«s «tt Deutschland wird dagegen nicht aus diese» Ueberet«ko««eu hingewiesen «erden. Wen« in der Folge eine befriedigend« Lösung ihrer eigene« Schulden erreicht «orden ist, «erden die unterzeichneten Gläubigermächte die Ratifizierung vornehmen, womit daS Abkommen mit Deutschland Rechtskraft erhält. I« dem Falle, in de« ei«« Regelung der Schulde« sicht erzielt «erde« kan«, wird da» Abkommen mit Deutsch, la«d nicht ratifiziert »erden. Dadurch würde «tue neue Lage entstehen und die interessierten Regierungen würde« sich darüber einigen, was z« geschehen hat. In diese« Falle wird die Rechtslage aller interessierten Mächte wieder di« werde«, die vor dem Hoovermorato» rium bestanden hat. Die ReichSregiernng wird von diesem Abkomme« unterrichtet werden." Der von Frankreich veröffentlichte Wortlaut des Ab kommens, das zunächst von den Beteiligten geleugnet wurde, gibt zu den größten Bedenken Anlaß. Besondere Kritik er fordert der vorletzte Satz, daß im Fall der Nichteinigung mit Amerika die Rechtslage, die vor dem Hoovermoratorlum bestand, als wtederbergestellt gelten soll. Ohne Zweifel be gründet Herriot aus ihm seine These, daß bei Nichtratisizic- rung der Boungplan wieder in Kraft trete. Das Gentleman abkommen richtet sich also in erster Linie gegen Deutschland, da« von seinem Bestehen jetzt erst erfährt, nachdem seine Unterhändler den Lausanner Plan unterschrieben haben, der von den Gegnern so wenig ernst gemeint war, daß sie be sondere geheime Vorbehalte für nötig hielten. Man gebe sich aber in Frankreich keinen falschen Hoffnungen hin. Keine Macht -er Welt wird Deutschland wieder zu irgendeiner Tributzahlung auf Grund des HoungplaneS zwingen können, und auch bei Amerika wird Frankreich mit einer so unauf- PkiiMnt e«rm> wtk» REommiliar Berlin, 14. Juli. Wie wir erfahren, wird di« gestern vom Reichskabinett beschlossen« Verordnung über den Arbeits dienst am Sonnabend veröffentlicht werden. Der Ausschuß -es Reichsrats, der nach -er gestrigen Ankündigung vor der Veröffentlichung in Kenntnis gesetzt werden soll, tritt nämlich nicht erst am nächsten Donnerstag zusammen, son dern ist schon vorzeitig für Sonnabend etnberufen worben. Es steht nunmehr fest, daß b«r Präsident der ReichSanftalt für Arbeitsvermittlung, Dr. Syrup, zum ReichSkommiffar sür den Arbeitsdienst ernannt wird. Der Ausbau der Organisation geht über die Präsi denten der LandeSarbettsämter. Sobald Anfang der näch- sie» Woche auch die AuSführungSbcstimmungen -es ReichS- arbeitSministers erschienen sind, wird der neue Reichskom- mlssar die Präsidenten der Landesarbeitsämter zusammen berufen, um mit ihnen die Verwirklichung des Arbeitsdienstes zu besprechen, damit noch In diesem Monat praktisch an ihn herangegangen werden kann. Diese Art -es verwaltungsmäßigen Ausbaues ist auch mit RücÄicht auf die notwendige Sparsamkeit gewährt wor den, da sowohl Präsident Syrup als auch die Präsidenten der LandeSarbettsämter die neuen Funktionen vollkommen ehrenamtlich auSttben werden. In unterrichteten Kreisen schätzt man die Zahl der Leute, die aus den vorhandenen Mitteln sür das laufende Jahr tn den Arbeitsdienst «nteraebracht «erden könne«, ietzt auf rund IM. bis ISO NNO, Ueber die Einzelheiten wirb RcichSarbeitSminifter Dr. Schäffer am Sonnabendabend im Rundfunk sprechen. Nach Mitteilung des VDZ. wir- die Verordnung des ReichSarbeitsministerS über den freiwilligen Arbeitsdienst am Freitag -em Reichsrat zur Kenntnis zugelettet werden. Die Ausschüsse des ReichSratS haben für Sonnabendvormit- tag eine Sitzung zur Beratung der Vorlage anberanmt, tn der vielleicht noch dieser oder jener Wunsch geäußrrt wir». Die Regierung ist aber an diese Reichsratsberatungen nicht Pchuwbe^ du di« verordn««» -emRetchSrat aur zur Ke»»t« richtigen Tributregelung, wie man sie osfenkundig in Lau sanne vorgenommen hat, nichts erreichen. Am BeMguna des enMchen Schatzkanzlers Paris, 14. Juli. Dem Lausanner Gentlemanagreement ist ein Begleitbrief des englischen Schabkanzlers Chamber lain an den französischen Ftnanzmtnister Germain Martin bcigefügt, der lautet: „Die Regierung des Vereinigten Königreichs hätte sich glücklich geschätzt, wenn es möglich ge wesen wär«, die französischen Kriegsschulden tn einem Ge samtplan allgemeiner Annullierung der Kriegsschulden und Reparationen zu annullieren. Unter den gegenwärtigen Um ständen bedauert sie, keinerlei definitive Maßnahmen treffen zu können, di« das Abkommen über die französisch-britischen Kriegsschulden ändern. Immerhin ist sie damit einverstanden, daß die in der Erklärung vom 18. Juni vorgesehene Unter brechung auf die nach den Bestimmungen des Kriegsschulden abkommens und nach den Bestimmungen des Annexes 1 des Haager Abkommens vom 31. August 1820 fälligen Jahres raten angewendet wird bis zum Inkrafttreten des Lausanner Abkommens oder bis beschloßen wird, letzteres Abkommen Schwere Be-enken tn Vertin vradtiuolckuu« uuaoror AorUuor SokrtttloNuu» Berlin, 14. Juli. Der von englischen Außenminister im Unterhaus verkündete sogenannte englisch-franzö sische Konsultativpakt gibt der Mehrzahl der Ber liner Blätter Anlaß zu einer außerordentlich skeptischen Stellungnahme. Die „Deutsche Allgemeine Zeitung" bezeichnet den englisch-französischen Vertrag als eine erstaunliche und sonderbare Tatsache der internationalen Politik, die leb hafte Bedenken Hervorrufe. Der Wortlaut des Vertrages sei vieldeutig und unerfreulich. Die Franzosen würden sich die größte Mühe geben, nachzuweisen, daß sie im Sinne dieses Artikels die englische BundeSgenoffenschast für die Aufrechterhal, tnng des verhängnisvolle« Stak«, qno in Europa erhalten hätten. Der Wortlaut des Artikels nähere sich eher dem entsprechenden Absatz in dem berühmten „GotteS- niSnahme zugeht und «ine Stellungnahme des ReichSratS nicht erforderlich ist. Eine Vollsitzung des Reichsrats ist des halb sür diese Verordnung auch nicht tn Aussicht ge nommen. Die Verordnung wird nach der Ausschubsitzung am Sonnabend im Retchsgesctzblatt veröffentlicht werden, so -aß sie mit Beginn-er näch st «n Woche in Kraft treten kann. Kin-enbmw unterzeichnet -ie Arbetts-ienstveror-nuno vrodtmolckuu» uuaoror AorUuor SolrrUUottuu» Berlin» 14. Juli. Reichspräsident von Hindenburg empsing am Donnerstagvormittag 1» Neudeck den Reichs kanzler von Papen, der ihm Uber das Ergebnis -er Lailsanner Konferenz Bericht erstattete. Der Reichspräsident dankte -em Reichskanzler sür -ie Arbeit der Delegation. Im Anschluß Hiera» wurde dem Reichspräsidenten gemeinsam vom Reichskanzler und vom RetchSinnenminister von Gayl Vortrag Mer die innerpolttische Lage ge halten. Dabei dürste wahrscheinlich auch die gestern vom RetchSkabinett fertiggestellte Verordnung über -ie Neu ordnung und Ausdehnung des freiwilligen Arbeitsdienstes unterzeichnet worden sein. Träger der von -en ArbeitSdienstsreiwtlltgen zu leisten den Arbeiten können alle Gruppen sein, die bereit sind, gemeinnützige Arbeit zu leisten. Auch Eriverbsgesell- schäften können Träger solcher Arbeiten sein, wenn die durchzuftthrenden Arbeiten gemeinnütziger Natur sind. Zu der jetzt fertiggestellten Verordnung kommt noch eine Durch- flihrungSvcrordnung. Wetter wird die Frage der Einsüh- rung -er ArbettSdienstpflicht geprüft. Der sriiher in Aus sicht genommen« Beirat für die Durchführung des Arbeits dienstes ist nach neuen Mitteilungen fallen gelaßen worden. Schule md WM tu vellemich Wien, 14. Juli. Das Unterrichtsministerium setzte das zu Beginn des Jahres erlassene Verbot der Teilnahme von Schülern höherer Lehranstalten an Selbstschuhverbänden nicht zu ratifizieren. Im Fall der Nichtratisizlerung deS Lausanner Abkommens würde die Rechtslage aller beteiligten Regierungen znein- ander wieder die sein, die nach den Bestimmungen des Haager Abkommens vom 20. Januar 1NM und des War Debts Fnnding, Abkommens bestand. In diesem Fall würden die britische und die französische Re gierung gemeinsam den dann geschaffenen Tatsachenbestand zu prüfen haben." Das Außenamt prüft vrodtruolckuu» uuaoror AorUuor Svdrlttloltun» Berlin, 14. Juli. Das Auswärtige Amt hat die deutsche Botschaft in London beauftragt, den genauen Text des jetzt bekanntgewordenen englisch-französischen Geheimabkommens sestzustellen und sofort darüber nach Berlin zu berichten. Eine Stellungnahme der deutschen Negierung wir- erst er folgen, wenn der genau« Wortlaut des Abkommens vor liegt Indessen wir- schon jetzt darauf hingewiesen, daß DeutschlanL sich unter gar keinen Umständen seine politische Handlungsfreiheit beschneiden lassen wird. Auch lehnt es Deutschland kategorisch ab, einem Abkommen bcizutreten, das sich eventuell als eine europäische Front gegen Amerika darstellen könnte. frieden" Macdonalds, der von Deutschland unter keinen Umständen hätte angenommen werden können, als dem deutschen Gegenvorschlag, der in der Hauptsache eine ständige Fühlungnahme über die Hauptprobleme der europäi schen Politik beschloßen sehen wollte. Absolut unbcsriedigcnü sei auch Punkt 2, der sich aus die Genfer Abrüstungs konferenz beziehe. Was habe vor allen Dingen, nachdem wochenlang tn Lausanne unter Einschluß Deutschlands und Italiens über einen Konsultativpakt der vter Mächte ver handelt worden sei, die englische und französische Regierung veranlaßt, einen solchen Pakt zu zweien abzuschließcn? Aus welchem Grunde werde die schwere politische Belastung, die die deutsche Regierung während eines unerhört heftigen Wahlkampfes schon nach dem Lausanner Abkommen zu tragen habe, durch diese Methode« der Geheimpaktabschliiffe noch verlängert. Die Worte des englischen Außenministers Str John Simon über die Kriegsschuldlüge, die Reuter verbreitete, seien leider nicht als befriedigende Antwort auf diese Frage zu betrachten. Die „Deutsche Zeitung" verweist darauf, daß Herriot dieses Vertrauensabkommen als eine Wieder belebung der Lntonto corcktalo bezeichnet habe. Herr Herriot scheine sich nicht bewußt zu sein, baß er damit die Erinne rung an die BorkriegSpolitik der Einkreisung Deutschlands herausbeschwöre. Die „Berliner Börsenzeitung" spricht von schwerwiegenden Differenzen zwischen London und Berlin. Der Wortlaut der englischen Einladung zum Beitritt Deutschlands in die englisch-französische Verein barung liege noch nicht vor, so daß eine endgültige Stellung nahme Berliner diplomatischer Kreise noch nicht möglich sei. Grundsätzlich werde aber schon heute betont, daß Deutsch land tn Lausanne tn ausreichendem Mabe gezeigt habe, daß es bereit set, im Geiste vollständiger Aufrichtigkeit mit allen Völkern zusammenzuarbeiten, um auf den ersten Schritt in Lausanne weitere Schritte der Bereinigung der politischen Berhältniße herbeizusühren. Die Voraussetzung für die deutsche Bereitwilligkeit set aber nach wie vor die An erkennung der völligen deutschen politischen Gleichberechti gung durch alle Mächte. Die „Germania" meint, baß der Gedanke eines KonsultattvpakteS bekanntlich von Macdonald bereits seit Monaten vertreten worden set und tn Lausanne habe auch die deutsche Delegation gegenüber dem Grundgedanken eines derartigen europäischen VertrauenSaktcS ihre Sympathie bekundet. Die Gefahr bestehe freilich, daß ein solcher Pakt nach vorheriger Beratung aller politischen Schritte zwischen den beteiligten Mächten ein Vertrag über den Status guo, eine neue Art des Genfer Protokolls werde und alles hängt davon ab, welche Abfichte« man einem solchen «ertrag unterlege. Wen» man den Ausführungen Macdonalds im Unterhaus einen mehr als rhetorischen Wert betmeßen dürfte, so sei sich Englands Premier der Notwendigkeit politischer Neu regelung im Jntereße der Befriedung der Welt be wußt und der Pakt mit Frankreich, den Herriot als eine neue „Lntvnto oorckialo" bezeichnet habe, brauche nicht notwendig Deutschlands politischen ZukunftSsorberungcn zum Nachteil zu gereichen. Unter diesen Umständen wäre dieser Pakt aber noch weit bedenklicher, als das englsich- sranzösische RüstungSaVkommen vom Jahre 1028. Wir fürchten, so fährt das Blatt weiter fort, daß die durch die WißVegterbc englischer Politik erzwungene Veröffentlichung der beiden Lausanner Sondervereinvarungen einen un« »Hnfti»«» St«d«SMH, BeWwMe SiMMnmg dtS ArbkMiMes Setadnn teS mMAframSMen Pakts