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20 Pfg. „Welßeritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 'M Psg., zweimonatlich 84 Psg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- «alten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Inserat«, welch« v«i de» bedeutend«« Auflage de» Blattes ein« sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit IVPsg. die Spaltenzeile oder der« Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge» Veranttvortlicher Redacteur: Paul Ithne in Dippoldiswalde. Mit achtseitig-m „Jllustrirten Unterhaltungsblatt." Mit land- und hauswirthschastliche- M-natsb-ilage. 57. Jahrgang —Ki-n-bition — in Altenberg: Buchbindermstr. Schütze, — in Krauenfttin: Nadlermstr. Hardt. Jistntk für die „Wchmtz-IntMg "'."7, -i»«Vs«.:8«»»-.,.-v-m--»--:T». " Nr. 27. Dienstag, den 3. März 1891 Akounements auf die „Weißeriß-Zeitung" für Monat Marz nehmen alle kaiserlichen Postanstalten, Briefträger, unsere Zeitungsboten und die unterzeichnete Expedition entgegen. Inserate werden in unserer Expedition und in allen unseren Annoncen-Annaymesteuen angenommen und finden die weitgehendste Verbreitung. Die Expedition der „Weißeritz-Zeitung". Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 2. März. Schon ein Sechstel des Jahres ist vorüber, und der Lenzmonat hat seinen Einzug gehalten. Die Natur verjüngt sich zu sehends; und wenn auch der Winter wirklich noch in kleinen Scharmüzeln um die ihm, entschwindende Herr schaft kämpfen wird: seine Macht ist gebrochen, und bald wird der mürrische Greis dem lachenden Knaben, dem Lenze, weichen müssen. Den Naturfreund be grüßen nun bald Amseln, Drosseln, Finken, Staare, Schwalben, soweit sie nicht bereits eingetroffen sind, und beim Jäger heißt's: Oculi — da kommen sie, Lätare — das ist das Wahre, Judica — sind sie auch noch da, Palmarum — trallarum! — nämlich die Schnepfen, die den Tafeln der Feinschmecker eine er wünschte Abwechselung bieten. Nun wird's bald auch lebendig werden auf den Feldern; denn „Kunigund (3.) macht warm von unt", und „Gertraud thaut die Erde von unten auf". — Es ist eine ahnungsreiche Zeit, der Lenz, möchten sich alle Hoffnungen, die sich bei ihrem Eintritt in den Herzen regen, erfüllen. — Gestern haben sich zu der diesjährigen Ver- loosung der Kiebsch'schen Stiftung 30 Jungfrauen persönlich vorgestellt, darunter 7, die das erste Mal zur Anmeldung gelangten. Eine mußte wegen bis zum Loosungstage noch nicht erfülltem 18. Lebensjahre für" diesmal zurückgewiesen werden. Die Verloosung selbst findet den 15. März statt. Die Auswahl der zur Theil- nahme an der Loosziehung zuzulassenden Jungfrauen trifft bekanntlich der Stadtrath. — Am Sonnabend wurde auf der Altenberger Straße in der Nähe des Gasthofes „zur Sonne" ein Kind des Zimmermanns Lichtenberger durch ein Last geschirr umgeworfen, ohne indeß besonderen Schaden zu nehmen. Wenn auch nicht festgestellt werden kann, wen die Schuld dieses Unfalls trifft, so möge derselbe doch zur Warnung dienen, einerseits Kindern, die auf der Straße an lebhaften Verkehrsquellen spielen, ander seits den Geschirrsührern, die innerhalb der Stadt jedenfalls in mäßigem Tempo zu fahren haben. — Bei dem Zusammenschütten der Cigarren abschnitte am vergangenen Sonnabend ergab sich ein Quantum von 10 Kilogramm, wofür 17 Mark gelöst worden sind. Außerdem gingen noch an frei willigen Spenden 2 Mark 60 Pf. in Baar ein. — Das Concert der hiesigen freiwilligen Feuer wehr am gestrigen Sonntage war überaus zahlreich besucht (es mochten gegen 650 Personen den Saal mit anstoßenden Galerien füllen) und erfreuten sich die einzelnen Programm-Nummern regen Beifalls. Nicht nur die einzelnen Musikstücke, Zithervorträge und Oboesolo, als auch die KoupletS erfreuten sehr, auch das Theaterstück hielt die Lachmuskeln in ununter brochener Bewegung, hauptsächlich war es aber das lebende Bild „Weihnachts-Märchen", das den größten Beifall fand. Der finanzielle Erfolg ist sicher ein recht befriedigender. — Nur noch einige Tage und di« Freunde der befiederten HauSthiere können die vom hiesigen Ge flügelzüchterverein veranstaltete Ausstellung besuchen und werden sicher unter den ausgestellten Thieren viele Prachtexemplare finden, so daß den Preisrichtern gewiß viele Arbeit erwachsen wird, unparteiisch ihres Amtes zu walten. Aber nicht nur dem Liebhaber und Ge flügelfreund, nein, Jedem ist der Besuch der Ausstellung anzurathen und wollen wir hiermit zu zahlreichem Be suche auffordern. Dippoldiswalde. Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monat Februar dss. Js. 742 Einzahlungen im Betrage von 50,887 M. 75 Pf. gemacht, dagegen erfolgten 389 Rückzahlungen im Betrage von 47,338 Mark — Pf. — Sparmarken ö, 5 Pf. sind 200 Stück verkauft worden. 4 Possendorf. Die Richter'sche Theatergesellschaft, welche bei uns schon mehrere Vorstellungen gegeben hat und auch noch mehrere zu geben gedenkt, hat sich in jeder Beziehung des besten Erfolges zu erfreuen. — Die Staare sind bei uns in großer Anzahl eingetroffen und haben den Frühlingsreigen eröffnet. — Durch die am 9. Februar seitens der königl. Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde erfolgte Bestäti gung bez. Verpflichtung des Gemeinderathsmitgliedes Herrn K. G. Weise zum 1. Gemeindeältesten macht sich die Ergänzungswahl von einer Ausschußperson aus der Klasse der Hausbesitzer für die nächsten 6 Jahre nöthig und wird selbige am 14. März, Nachmittags 5—8 Uhr, im hiesigen Gasthose stattfinden. — An Stelle des bisherigen Gerichtsschöppen, Herrn Privatus Creutz, ist Herr Gutsbesitzer A. Göhler als solcher vom kgl. Amtsgericht Dippoldiswalde in Pflicht genommen worden. H Hänichey. Am vergangenen Montag Nach mittag brannte eine in der Nähe des Zickler'schen Gutes stehende große Strohfeime nieder. Bei der herrschen den Windstille war für die naheliegenden Gebäude jede Gefahr ausgeschlossen. HainSberg. Der am 28. Februar hier abgehal tene 6. Bezirkstag landwirthschaftlicher Vereine er freute sich, wie zeither immer, lebhaftester Theilnahme der Landwirthe von Nah und Fern. Der Vorsitzende des in diesem Jahre geschäflsführenden Vereins Kessels dorf eröffnete die Versammlung pünktlich Nachmittags 2 Uhr und wurde auch die wieder ziemlich reichhaltige Tagesordnung in allen ihren Theilen schlank und ohne abschweifende längere Debatten erledigt. An der Hand prächtiger, naturgetreuer Modellfiguren und ver schiedener Photographien erläuterte im Hauptvortrage Herr Prof. vr. Pusch-Dresden „Die wichtigsten Rin derraffen Deutschlands und deren Hauptnützungseigen- schasten", dabei die Wege bezeichnend, auf welchen aus dem derzeitigen, durch die verschiedenen eingesührten Rassen in Sachsen entstandenen Gemisch, sich allmälig wieder den gegebenen Verhältnissen entsprechende kon stante Arten entwickeln könnten und müßten. In ge wohnter anziehender und erschöpfender Weise erläuterte hierauf Herr Rittergutsbes. Andrä-Limbach den gegen wärtigen Stand der Frage über die Bekämpfung der Tuberkulose beim Rindvieh, zugleich die Ziele und Aussichten einer sich am gleichen Tage in Freiberg konstituirenden privaten Schlachtviehversicherungsgesell schaft beleuchtend und sodann eingehend auf die so höchst erwünschte Einführung der obligatorischen Schäden- verstcherung durch Tuberkulose des Rindviehes im Königreich Sachsen und die dabei sich herausstellende Hauptschwierigkeit, einer den verschiedenen Verhält nissen nach Möglichkeit Rechnung tragenden Höhe der Beitragsleistungen erläuternd. Die 2. Frage, aufge stellt vom Verein Tharandt und eingeleitet von Herrn Prof. Lehmann, ob die Versammlung eine gemeinsame Thier- und Produktenschau der betheiligten Vereine für wünschensmerth halte, wurde von der ersteren nach kurzer Debatte verneint. Die Frage des Vereins Dip poldiswalde: Hält es der Bezirkstag für angezeigt, vor Abschluß der deutsch-österreichischen Zollverhand lungen nochmals geeignete Schritte im Interesse der Landwirthschaft zu thun?" leitete Herr Kaufmann Max Schmidt-Dippoldiswalde ein, indem derselbe in kurzen, treffenden Worten die Wichtigkeit obiger Frage nicht allein für die Landwirthschaft selbst, sondern auch für die vielen anderen hierbei mitinteresstrten Gewerbe hervorhob und die Stellung bezeichnete, welche die hauptsächlichsten Vereinigungen deutscher Landwirthe zu derselben eingenommen hätten. Die Bezirksver sammlung erklärte anschließend ihre Befriedigung und ihr Einverständniß zu den in dieser Angelegenheit be reits gethanen Schritten des sächsischen Landeskultur raths, sowie der Vereinigung der Steuer- und Wirth- schaftsreformer und Anderer, setzt auch ihr volles Ver trauen in die erstere hohe Behörde, daß dieselbe nöthigen Falles auch ferner in dieser Angelegenheit die Interessen der sächsischen Landwirthe im vollsten Umfange vertreten werde, sah aber von einem selbst ständigen Vorgehen für diese Angelegenheit, etwa durch Eingabe von Petitionen oder dergl., mit Stimmen mehrheit ab. Die letzte, von Herrn Rittergutsbesitzer Fiedler-Wilmsdorf eingeleitete Frage über Anbau von Gründüngungspflanzen in hiesiger Gegend gab be sonders Hrn. Arlt-Oberwartha Gelegenheit, interessante Mittheilungen über seine persönlichen in dieser Hin sicht erzielten Erfahrungen und großen Erfolge mit- zutheilen. Nachdem auch für das Jahr 1892 die Ab haltung einer gleichen Versammlung beschlossen und für diese der Verein „goldene Höhe" mit der Geschäfts führung betraut worden war, wurde die Versammlung gegen 6 Uhr geschloffen. Außer einer kleinen Aus stellung verschiedener Sämereien u. s. w. von Seiten des Kaufmann Schubart-Strehlen, hatte auch der Schmiedemeister Beugel-Dippoldiswalde eine Häcksel schneide- und Streustrohschneidemaschine ausgestellt, welche vielseitige Beachtung und Anerkennung fand. Dresden. Königin Karo la ist am 28. Februar Vormittags von ihrem Ausfluge nach Süddeutschland wieder in Dresden angekommen und vom König und der königlichen Familie empfangen worden. — Der vor Kurzem erschienene Jahresbericht des sächsischen Landes-Medizinal-Kollegiums auf das Jahr 1889 theilt über Kurpfuscherei, die in Sachsen blüht- Folgendes mit: „Außer den Pfuschern, die mit wunderthätigen Pflastern, Salben, Theen kuriren, spielen besonders die sogenannten Naturheilpraktiker eine große Rolle. Irgend ein in seinen Erwerbsver- hältniffen zurückgekommener oder an eine geregelteThätig- keit nicht gewöhnter Mensch geht sechs Wochen nach Chemnitz und studirt dort unter Anleitung eines Natur arztes das sogenannte Naturheiloerfahren. Sobald er seine Studien dort beendet und sein Diplom erhalten hat, kehrt er zurück und kündigt sich als Mann, der Alles heilen kann, an, und hat er nur einigermaßen Geschick oder lehnt er sich an einen der vielen Ver eine für naturgemäße Gesundheitspflege an, so strömen ihm die Leute zu. Hört der Zudrang auf, und hat