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Dresdner Journal. Verantwortlicher Nedaeteur: A Hartmann V 14 18S2 Freitag, den 16 Jannar Diese« Blatt erscheint mit Ausnahme de« Sonntag« täglich in l Bogen »ad ist durch alle Postanstaltea zu beziehen. Prei« für da« Vierteljahr 1^ Thaler. Insertion«. Sebühren für de» Raam riner gespaltenen Zette 1 Rengroschen. Lagergeschichte. Dresden, 14. Januar. Die „Sächsisch, Constituli»»eU, Zeitung" hat wiederholt ein« wegen der Art ihrer Polemik -egen di, k. k. österreichische Regierung ihr zugegangene Verwarnung besprochen und dabei durch die Art und Weise dieser Besprechung zu dem Mißverständnisse Anlaß gegeben, alt sei ihr überhaupt jede Polemik gegen Oesterreich und jede unbefangene Besprechung der Politik der kaiserlichen Regierung untersagt worden. Da die „S. C- Ztg." bei der ersten Erwähnung dieser Angelegenheit die Veröffent lichung der ihr zugegangenen Verordnung versprach, so glaubten wir un« nicht genöthigt zu sehen, etwaigen irrigen Auffassungen entgegenzutreten, weil aus jener Veröffent lichung der wahre Sachverhalt sich sofort ergeben mußte. Die „S. C. Ztg." hat aber ihre Absicht bis jetzt noch nicht auSgeführt und wir sehen unS daher veranlaßt, von der uns ertheilten Ermächtigung Gebrauch zu machen, und die fragliche Verordnung nunmehr hier vollständig abzudrucken. Sie lautet wie folgt: „An die hiesige Stadtpolizeideputalion." „Schon seit geraumer Zeit ist in der hier erscheinenden „Sächsischen Eonstitutionellen Zeitung ein, auffallend feind selig, Tendenz gegen die k k. österreichische Regierung zu „bemerken gewesen. Eine große Anzahl Artikel, B. in „Nr. 244, 273, 289 und 305 dieser Zeitung Heben davon „überzeugende Beweise. Diese fortgesetzten Angriffe und „die in mehreren Artikeln enthaltenen Verdächtigungen ge- „gen die gedachte Regierung und deren Absichten haben die „hiesige k. k. Gesandtschaft veranlaßt, darüber bei der dies seitigen Regierung Beschwerde zu führen und um nach- „drücklichen Schutz gegen ein solches Verfahren der Re- „daction jener Zeitung nachzusucheu." „Ist nun auch das Ministerium de< Innern nicht gc- „meint, einer vermittelst der Presse erfolgenden ruhigen, „in würdigem Tone gehaltenen und wohlmeinenden Beur teilung der öffentlichen Verhältnisse und Zustände des „hiesigen Staates oder anderer Staaten irgendwie entgegen- „zutceten, so kann doch daS Ministerium, da jenes Ver ehren der Redaction der Sächsischen Eonstitutionellen „Zeitung den nvthwendigen Rücksichten, welche die sächsische „Presse rinn bfsreuaHitm deusHsten Regierung gegenüber „unter allen Umständen zu beoKchtsn verpflichtet ist, wider- „streitet, nicht Anstand nehmen, die genannte Redaction „auf daS Unangemessene ihrer bisherigen, der k. k. öster reichischen Regierung gegenüber beobachteten Haltung auf merksam machen und zur sorgfältigen Beobachtung der „derselben ebenso wie jeder andern deutschen Bundesregie rung schuldigen Rücksichten ernstlich anermahnen zu lassen." „Die Stadtpolizeideputation wolle daher dem Redacteur „der Sächsischen Eonstitutionellen Zeitung, Adv. Siegel, „solches eröffnen und ihn von der Fortsetzung seines ob- „bemerkten bisherigen Verfahrens mit der Bedeutung ver- „warnen lassen, daß, wenn er diese Verwarnung unbeachtet „lassen und trotz derselben seine Zeitschrift die zeitherige „feindselige Tendenz gegen Oesterreich fortsehen sollte, daS „Ministerium des Innern sich in die Nolhwendigkeit ge- „setzt sehen würde, von der ihm nach §. 19 des PreßgesetzeS „vom 14. März d. I. zustehenden Befugniß Gebrauch zu „machen und der Sächsischen Eonstitutionellen Zeitung den „Postdebit zn entziehen." „Ueber die dem Adv. Siegel demgemäß zu ertheilende „Bedeutung ist ein Protokoll aufzunehmen und in beglaub- „ter Abschrift anher einzureichen. Dresden, 29. December „1851. Ministerium deS Innern, v. Friesen." AuS dem Wortlaute dieser Verordnung ergiebt sich für unfern Zweck zweierlei; einmal, daß die „S. C. A." an einer ruhigen, in würdevollem Tone gehaltenen und wohlmeinenden Besprechung der österreichischen PokMt nach wie vor nicht be hindert ist, und sodann, daß der Grundsatz, auf welchem die der „S. E. Ztg." ertheilte Verwarnung beruht, keines wegs bloS in Bezug auf Oesterreich, sondern ganz allgemein in Bezug auf jede befreundete brutsche Regierung aus gesprochen worden ist und daß daher, wenn ein anderes sächsisches Blatt sich irgend einer andern deutschen Regie rung gegenüber eine ähnliche Sprache erlauben sollte, wie dies di, „S. C. Ztg." Oesterreich gegenüber mehrfach ge- lhan hat, dasselbe jedenfalls das uämtich« Schicksal treffen würde, wte dies,. Wien, 13. Januar. (W. Bk.) Auf hiesiger Börse zeigt sich seit einigen Tagen eine steigend« Tendenz in Valuten. Man schreibt diesen Umstand hauptsächlich der AußercourS- setzung der SechSkreuzerstücke im lombardisch-venetianischen Königreich, zu, die theilweise schon in namhaften Mengen zum Austausche gegen Silbergeld hierher gesendet worden sind. Jndeß hält man zuversichtlich dafür, daß Wege im Privat verkehre werden auSgemittelt werden, um jene Scheidemün zen hierher zu schaffen, ohne eine gestrig,rte Nachfrage nach edlem Metalle zu veranlassen. — AuS Graz schreibt man, daß sich der Gesundheitszustand Sr. k. k. Hoheit Erzherzogs Johann merklich gebessert hat. — Oie Rechnungen der Lot terie, welche von dem hiesigen Großhandlungshause Schuller u. Eomp. zu Gunsten der 5 Jnvalidenfonds unternommen wurde, sind nun vollends geschlossen. DaS Gesammter- lrägniß dieses Unternehmens beläuft sich auf 221,268 fl. 46 kr. Cvnv.-Münze. — Von den im lombardisch-venetia- nischen Königreiche im Jahre 1849 in Umlauf gesetzten Schahscheinen sind nur noch circa 6 Millionen Lire in Um lauf. Schatzscheine im Betrage von 130,000 Lire sind durch Tilgung bereits auS dem Umlaufe gezogen. — Die Bauten d,S großen Tunnels am Semmering sind der Beendigung nahe. Sie haben 15 Monate in Anspruch genommen und 1800 Bergknappen und sonstige Arbeiter, nebst II Dampf maschinen beschäftigt. 15 Millionen Ziegel auS den Oefen am Wienerberze wurden zum Bau verwendet. — Die „L. A. E." will wissen, daß Lord P ilmerston im Monate Mai die Bäder von Ischl besuchen wird. Ein Agent deS LordS soll bereits beauftragt sein, die nöthtgen Vorkehrungen für dir Uvtrrdirrrsk r» treffe». B«r»«»Mlch w»e Lovd ston schon im Jahre 1844 längere Zeit in Ischl. — Da von Se. H. dem Papste angeordnete Jubiläum wird dem Vernehmen nach in Oesterreich Mitte Februar beginnen und bis März dauern. — Die Bevollmächtigten zum Han dels- und Zollcongresse versammelten sich heute zur fünften ordentlichen Sitzung, unter Vorsitz des Herrn Ministerial- ratheS Ur. v. Hock. — Wien, 13. Januar. Die Arbeiten der hier ver sammelten Zoll- und HandelSconferenz nehmen ihren regel mäßigen Fortgang. Ueber den Entwurf zu einem Handels- und Zollvertrag sub A. in den österreichischen Vorlagen ist gestern die Berathung geschlossen worden, vorbehäitlich derjenigen Ar tikel, welche in Subcommissionen besonderer Erörterungen unterzogen werden und worüber der Bericht noch aussteht. Der Entwurf sut> 6. sollte heute zur Berathung kommen. Der frühere ungarische Hofkanzler Graf Apponyi ist aus Dresden hierher berufen worden, um an den Beralhungen über die definitive Regelung der ungarischen Verhältnisse theilzunchmen, zu welchen außer Sr. k. Hoheit dem Erzherzog Albrecht, der Baron Gehringer und mehre Ober gespane beigezogen sind. Wenn auch bei dem bestimmt ausgesprochenen Willen, die errungene Einheit des Kaiserreichs nicht wieder preiSzugeben, die überspannten Forderungen der Altconservativen keine Berücksichtigung finden werben, so dürfte sich doch in den den allerhöchsten Patenten vom 31. Derember 1851 beige schlossenen Grundzügen leicht baö Mittel finden lassen, um dem großen ungarischen Grundbesitz eine seinem eigenen und dem Interesse deS Tanzen entsprechend« Stellung zu sichern. Handel und Wandel nehmen übrigen- in Ungarn seit Wegfall der Zolllinie in unerhörten Proportionen zu. Bei dem Umstande, daß die Transportmittel d»S Lande jehl nur für beiläufig 5H> d,r vorhandenen Waaren aus reichen, hat der k. k. Handel-Minister neuerdings di, Summe von 3 Millionen Gulden zu Ausdehnung der Betriebsmittel angewiesen. Der k. k. Ministerpräsident Fürst Schwarzenberg war ernstlich unwohl, befindet sich aber bereits auf dem Wege der Besserung und hat seine oft nur zu angestrengte Thä- tigkeir nicht eingestellt. 06 Venedig, 12. Januar. Feldmarschall Radetzky ist mit großem Gefolge hier eingetroffen, um den Großfürsten Konstantin zum griechischen Neujahr zu begrüßen. ** Berlin, 14. Januar. In einer Zeit, wo die Hin Weisung auf dir slavischen und anderen nichkdeutschen Ele mente in der Völkermasse de- österreichischen Staatsgebiets bi- zum Urberdruß wiederholt und nicht selten mit der ärgsten wissenschaftlichen Unkunde nachgebetet wird, ver dient es besondere Beachtung, daß ein als ausgezeichnet in seinem Fache bekannter Gelehrter, vr. Heinrich BerkhauS, in mehreren, jüngst durch die Pr. Z. veröffentlichten Ar tikeln die „Littauer, Slaven und Wallonen im preußischen Staate" zum Gegenstände speriellrr Untersuchung gemacht hat. Die Resultate dieser inS Einzelste durchgrführten For schung sind interessant genug, auch auf da- Gebiet der Tagespolitik übrrgetraqen zu werden. Ich gebe sie daher, da daS Original Manchem abgehen und da sie mancher- seitS auch wohl auS gutem Grunde nicht weiter verbreitet werden dürften, in Nachstehendem wieder. ES handrlt sich bei der Erkenntniß der nichkdeutschen Stämme in dem Gr biet, d,S preußischen Staates, abgesehen von einer kleinen Russencolvnir im Regierung-bezirke Gumbinnen, um drei erlei: Littauer, Slaven und Wallonen. DaS Land der Littauer in Ostpreußen umfaßt 120 IHM. DaS Slaven- land im preußisch»» Seaar» in drei Sprachgebiete: daS mächtigste derselben ist das polnische. Dieses umfaßt: in Ostpreußen 230, in West greußen 230, in Posen 323, in Schlesien 212, zusammen 995 IHM. Die beiden andern Sprachgebiete deS Slaven- > lande- sind da- serbisch-wendische in der Lausitz mit 76 und daS tzschechisch-mährisch, in Schlesien mit 12 lDM. > Hiernach macht das Slavenland allein 1083 IHM., d. k. 21 (über des gesummten Areals der preußischen Monarchie (einschließlich Hohenzollern jetzt 5I10A, lUM.) auS. Dazu kommt nun noch das Wallonenland an der belgischen Grenze mit 3^ IHM., so daß in runder Summe Littauer, Slaven und Wallonen 1207 sZM., hingegen Deutsche 3903 LUM. des preußischen Staats bewohnen. Die Größe deS von den nichts,utschen Stämmen bewohnten Landes zu der Bodenfläch, deS ausschließlich von Deutschen i bewohnten verhält sich somit wie 100: 323 (kürzer wie ! 5: 16) und zum Gesammtareal des preußischen Staates wie 100: 423 (kürzer wie 5: 21) Hiernach ist ziemlich der vierte Theil der preußischen Monarchie von nichtdeutschen Stämmen bewohnt. Berlin, 14. Januar. (N. Pr. A.) Der General v. Bo- nin nahm gestern bei dem Diner des Generals v. Wrän get die Glückwünsche zu seiner erfolgten Ernennung als Kriegsminister entgegen. Kunst. Dresden. Di« Seitenaltäre deü Hauptschiffe- der katholischen Hofkirche zu Dre-den sind nicht minder aus gezeichnete, wenn auch kleinere Kunstwerke von RafaelMengS, als sein Hochaltargemälde, di« Himmelfahrt Ehristi darstellend. Sie wurden von Meng- vor dem Hauptgemälve vollendet und schmückten die Hofkirch« bereits bei der Einweihung am 29. Juni !75l, während sie gegenwärtig (daS eine: der Traum Joseph'S, recht-, und das andere: die Himmelskönigin, links vom Hochaltäre) mit dem Hochaltargemälde zusammen ein schönes Ganze bilden. Bis jetzt ist nur daS Hauptgemälve in gelungener Lithographie nachgebilret gewesen, und e» ist daher wohl als ein glücklicher Gedanke zu bezeichnen, daß rin hiesiger Künstler, Herr Moritz Golde, dem wir schon mehrere treffliche Arbeiten dieser Art zu verdanken haben, «S unternommen hat, auch dir beiden kleinen Altarbilver in Litographie nachznbilden, um eS den Freunden dieser drei Bilder möglich zu machen, sie in ihrem Zusammenhänge in Lithographien zu besitzen und zu vereinigen. Der „Traum Joseph'S" ist bereits in der Lithographie vollendet und er schienen und die Ausführung al- vollständig gelungen zu be zeichnen, und die „Himmelskönigin" wird im nächsten Sommer vollendet werden, we-halb wir Kunstfreunde auf diese verdienstliche Arbeit glauben aufmerksam machen zu können. — Der Maler Ra hl in Wien hat die Absicht, dort eine Privatmalerschule zu errichten. Literatur. Bon der kleinen Schrift: „Albert Lortzing, sein Leben und Wirken", ist bereit- die zweite Auslage erschienen, Feuilleton. nachdem die erste von tausend Eremplarrn vollständig ver griffen war. — Baron Hammrr-Purgstall hat seine Biographie deS Kardinals Khlesrl, ein auS den schwierigsten Quellen studien hervorgegangeneS treffliche- Werk, mit dem vierten Bande beendet. Theater. Wien. Der Jahresabschluß über dir Leistungen deS HofburgtheaterS bringt die Bestätigung einer so rüstigen und principiell geleiteten Thäiigkrit unter Laube'S Direktion, wie sie als ein Muster für derartig, Institute hingestellt zu werden verdient. Während der elf Monate vom I. Jannar 185t bis l. Jannar 1852 (denn der Juli ist Ferienmonat) wurden nicht weniger als 325 Proben abgehalten; also ungefähr jeden Tag. Auf den Mai z. B. kommen 40, auf den Juni 33, August 32, September 32, Oktober 35 Proben. Und die- bei einem Theater, welche- täglich spielt, und zwar täglich nur Schauspiele giebt, also für die Künstler und die Direktion gar kein Abwechselu und Aus ruhen gestattet, und seine Rollenfächer keineswegs durchschnittlich doppelt oder dreifach besetzt hat, sondern sogar für manche- Fach noch die erforderliche Personalkraft sucht. ES muß also hier »ine musterhafte Vertheilung und Benutzung der Kräfte obwalten. Innerhalb dieser Zeit wurden 25 neue Stücke einstudirt und 49 Stücke neu in Scene gesetzt, darunter mehr als zwei Drittel dramatischer Produktionen, die seit langen Jahren vom Repertoir verschwunden waren. ES ergiebt da- also durchschnittlich für jeden Monat fast regelmäßig sieben Neuigkeiten, oder fast jeden vierten Tag eine Novität vver wenigsten- eine Reprise. — Paris. Die große Oper hat ihren alten trefflichen Vorhang wieder hervorgenommen, den die Februarrevolution ver drängt hatte. Dieser Vorhang zeigt Ludwig XlV., wie er an Lulli 1672 daS Privilegium zum Operntheater verleiht. Statt der Lilien sind indessen jetzt Adler am Vorhänge angebracht. — Halevy's „Ewiger Jude" bewährt seinen geringen Begriff von der Zeit schon jetzt, denn die Aufführung verschiebt sich immer weiter und ist wohl erst im Februar zu erwarten. — Molisre'ö GeburtStag wurde im Ik^ütre mit der feierlichen Aus-' führung seines „vourgeois Oentilliomme" begangen. - DaS Theater lEontsneier wird wieder seinen früher» Namen ka^sl annehmen. — Die sogenannte „schwarze Malibran", Madame Martinez, eine spanische Negerin, hat neulich im T'K^Ltre lies vsriöte» mehrere Gesänge mit Guitarrenbegleitung vorgelragen und großen Beifall erhalten. Auf derselben Bühne soll eine neue einaktige Oper von Varney: „Die MitiernachtS- quittung", gegeben werden. — Da- Theater der körte 8t. Martin führt rin neue- Stück: „I/lmsgier «le kkarlem" (der Bilder maler von Hartem), auf. Die Verbrennung der Todten bei de« Hindus. Der Reisende Element erzählt in seinem Werke: „A I.a«l)'r Vn^age rountl tke IVorlck": Ein merkwürdiges, aber höchst frirdsameS Schauspiel, von dem ich Augenzeuge war, ist da- der Sterbrhäusrr an den Usern deS Hooglp in Kalkutta. DaS eine, daS ich sah, war klein und enihielt bloS ein Zimmer mit vier leeren Bettstellen, und hierber werden die Sterbenden von ihren Verwandten gebracht, nm in