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Freitag. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen vurch alle Post« anstalten. 9« 6. Acremlicr 1881. Weißeritz-Ieitung. Preis j pro Quartal ! 10 Ngr. Inserate die Spalten-Zeile 6 Pfg. Ami»- Md Aiyci-c-Mi der Königlichen Gerichls-Irmitt md Stadlrälhe M Dippoldiswalde, /ranrnliein and Meader,. Verantwortlicher Redacteur: Carl Zehne in Dippoldiswalde. Tagesgefchichte. * Altenberg, den 4. Decbr. Was uns gewiß bleibt, der Winter, der diesmal außergewöhnlich spät eintrat, ist nun gekommen, hat unsere Berge in ein weißes Kleid eingehüllt, Spazier- und Lastschlitten herausgelockt und den Verkehr lebendiger gemacht. Aus Gesundheitsrücksichten ist er auch wünschenswerth. Sind doch höchst wahrscheinlich die mannichfachen Un päßlichkeiten und Krankheiten Erzeugnisse von der vor herigen, unsteten Witterung. Die Sterblichkeit hat sich dem ohnerachtet nicht vermehrt. Fälle von Blatter krankheiten stehen nur vereinzelt da, während diese auf den böhmischen Grenzorten und drinnen im Lande schon lange Fuß gefaßt haben. — Bei der diesmaligen Volks zählung wird sich bei uns ein nicht unbedeutender Mehrbestand ergeben und mit ihm die Zunahme an Armen. — Unser neues Armenhaus steht nun vollendet da und ist bereits von dem Hausmann (Armenvater) bezogen. Es liefert einen guten Prospect, und die innere Einrichtung macht der Gemeinde, so nicht minder der durable Bau dieses Armenasyl's dem Baumeister, Herrn Bürgermeister Rehn in böhmisch Zinnwald, alle Ehre. Freilich kostet dasselbe nicht unbedeutende Opfer; allem in Berücksichtigung, daß dieses Gebäude zur Ehre Gottes erbaut ist, wird man gern seine Gabe auf den Altar des Herrn niederlegen. 1- Aus Altenberg. Am 2. d. Mts. verschaffte uns der blinde C. Ritter aus Leipzig durch sein Spiel auf dem Accordion einen genußreichen Abend. Der Künstler wußte zum Erstaunen der Zuhörer und be sonders der Musikkenner dem Instrumente — einer sehr vervollkommneten Ziehharmonika — die schönsten Töne zu entlocken und spielte Piecen aus Opern re. mit großer Präcision, Reinheit und zartem, seelenvollen Vortrag. Möge der bescheidene Mann, dem nicht ver gönnt ist, einem treuen Freunde ins Ange zu blicken, an den Reizen der Natur sich zu erfreuen, einen freilich nur schwachen Ersatz für daS entbehrte Augenlicht in der freundlichen Anerkennung und Würdigung seiner Leistungen überall finden! " Altenberg. Am Andreasabende gegen Mitter nacht gewahrte man hier Schaaren von Mädchen, darunter auch Schulmädchen, welche die Rockenstuben noch immer bevölkern, in den Straßen umherziehen, Unfug treiben und das sog. „Zaunrütteln" vornehmen, d. h. Denjenigen, welche Holz und Reißig vor den Wohnungen stehen haben, solches wegstibitzen. Dabei werden allerhand feine Sprüchlein gesagt, welche sich sämmtlich auf ihren zukünftigen — Liebsten beziehen. Bellt während des Rüttelns ein Hund, so kommt aus dieser Gegend der Bräutigam. (!) Mit den „gerüttelten Zaunstöcken" werden die Rockenstuben geheizt, und der junge Bursch, der zuerst in die Stube tritt und sich an den Ofen stellt, ist der Zukünftige. Daß der Aber glaube noch tief in den Gemüthern der Gebirgsbewohner wurzelt, kann durch unzählige Beispiele bewiesen wer den. Wird z. B. in der Kirche für eine kranke Person gebeten und es schlägt die Glocke während des Vater unsers „ganz," so stirbt jene Person in nächster Woche! Daß das leidige Lottospiel (dem man leider in hiesiger Gegend immer noch ergeben ist) an der Verrottung im Aberglauben große Schuld hat, ist nicht zu ver kennen; auf einen Traum wird beim Einsetzen viel gebaut, pnd Traumbücher und Traumdeuterinnen (meistens leidenschaftliche Lottospieler) haben eine große Rolle dabei. Lauenstein. Am 30. Nov. ist ein Theil des Gräfl. Hohenthal'schen Schlosses in Lauenstein, in welchem fich das königl. Gerichtsamt befindet, eingestürzt! Ein Stück Felsen sammt der daraufstehenben Mauer war herniedergerutscht, alle eisernen Anker zersprengt und eine arge Erschütterung dadurch verursacht, deren Getöse nicht nur die Bewohner des Schlosses, sondern auch der übrigen Stadt, vernahmen. Es sind haupt sächlich die Wohn- und Schlafzimmer des Herrn Ge richtsamtmann Otto von diesem Einstürze, ferner auch noch die Beisrohn-Wohnung, betroffen worden. Ein Glück, daß um die Zeit des Einsturzes, Nachmittags gegen 5 Uhr, sich Niemand in den Zimmern befand; — in der Nacht hätte ein großes Unglück entstehen und durch dasselbe vielen Menschen das Leben genommen werden können! Einige Zimmer hatten sich zwei Ellen gesenkt, die Decken und Oefen waren sämmtlich ein gestürzt, und andern TagS suchte man Meubel rc. durch Feuerhaken aus dem Schutte zu ziehen, da man, weiteren Einsturz fürchtend, sich nicht näher wagen konnte. Seit Dienstag bemerkt man im Thurme des Schlosses neue Risse. Der Besitzer oder sein Güterverwalter werden hier erwartet. * Dresden, 3. Decbr. Die Prinzipien des zum nächsten Jahre in Kraft tretenden Gewerbegefetzes finden bereits jetzt schon practische Anwendung. Denn so viel wir hören, sind Denunciationen wegen Ueber- griffen Gewerbtreibender gegen andere Jnnungsgenoffen schon erfolglos, da eben deren endgültige Entscheidung mehrentheilS ins neue Jahr fallen und kein Strafedict zur Folge haben würde. Anderseits scheint man auch von Seiten der Wohlfabrtspolizei rückfichtlich der Auf stellung von Dampf-, calorischen und anderen ähnlichen Maschinen etwas bedenklicher geworden zu sein. Denn während es noch vor wenig Jahren