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Amts- und Anzeigeblatt für den SNA- Le,ick des Amlsgmchts Libenstoek scrtionSpreiS: die kleinsp. Z o Pf und dessen Umgebung. Abonnement viertelj. 1 M. 20 Pf. (incl. Jllustr. Unterhaltbl.) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen Reichs- Postanstalten. SV. Verantwortlicher Redacteur: E. Hannebohn in Eibenstock. 3«. Zatzrg«»«. Sonnabend, den 17. August 188S. Anläßlich der Montag den 19. August 1889 beginnenden Anschüttung und Dersteinung der linksseitigen Brückenrampe in Muldenhammer wird auf die Zeit vom 19. öis mit 25. August 1889 die Eibenstock-HundShübler Straße von der Schneeberg - Eibenstock - Carlsbader Straße in Eibenstock ab bis zur Abzweigung des Muldenhammer - Schönheider Communicationsweges in Muldenhammer für jeden Durchgangsverkehr in der Richtung von Eibenstock nach Muldenhammer und bezw. Hundshübel, sowie um gekehrt, vollständig gesperrt und der Verkehr auf die öffentlichen Wege über Schönheide und Wolfsgrün verwiesen. Die in der Bekanntmachung vom 16. Mai 1889 gedachte JnterimSbrücke wird vom 19. August 1889 ab dem öffentlichen Verkehre entzogen und der letztere spätestens von Montag, den 26. August 1889 ab auf die bei Muldenhammer neuerbaute steinerne Muldcnbrücke verwiesen werden. Schwarzenberg, am 15. August 1889. Königliche Amtshauptmannschast. I. V.: Stadler, Bezirksassessor. W. Zwangsversteigerung. Das im Grundbuche auf den Namen August« Manila« verehel. geb. Windisch eingetragene Grundstück, HauS mit Garten Nr. 448 des Brand- Eat., Nr. 535 des Flurbuchs, Folium 821 des Grundbuchs für Schönheide, geschätzt auf 2980 M. soll an hiesiger GcrichtSstelle zwangsweise versteigert wer den und ist der 21. Septemöer 1889, Vormittags 1V Mr als Anmeldetermin, ferner der 15. Hctoöer 1889, Vormittags 10 Mr als Versteigerungstermin, sowie der 22. Hctoöer 1889, Vormittags 9 Mr als Termin zu Verkündung des Vertheilnngsplans anberaumt worden Die Realberechtigten werden aufgefordert, die auf dem Grundstücke lastenden Rückstände an wiederkehrenden Leistungen, sowie Kostenforderungen, spätestens im Anmeldetermine anzumelden. Eine Uebersicht der auf dem Grundstücke lastenden Ansprüche und ihres Rangverhältnisses kann nach dem Anmeldetermine in der Gerichtsschreiberei des unterzeichneten Amtsgerichts eingeschen werden. Eibenstock, am 10. August 1889. Königliches Amtsgericht. Peschke. Gruhle, G.-S. Der am 27. Juni dieses Jahres zu München verstorbene Lwrr Landschafts maler Wilhelm Porst hat seinem Geburtsorte.Schönheide ° zur Errichtung eines Krankenhauses die ansehnliche Summe von Künfzetm Hausend Mark testamentarisch ausgesetzt. Durch diesen Act wahrer Humanität und hochherziger Gesinnung hat der seines biederen Charakters halber hier in gutem Andenken stehende Vermächtniß- geber seinen Namen mit unserer Gemeinde für immer verknüpft. Wir fühlen uns gedrungen, dem Verstorbenen für seine reiche Schenkung Namens der Gemeinde ein tiefempfundenes „Kave Zank" in die Ewigkeit nachzurufen. Schönheide, am 15. August 1889. Der Gemeindcrath Der Prozeß Boulanger. Von dem erhebenden Bilde, welches der Besuch des Kaisers Franz Joseph in der Hauptstadt seines kaiserlichen Freundes und Verbündeten aller Welt bietet, wendet sich der Blick heute auf das düstere und häßliche Gemälde, das der Prozeß Bou langer, der nunmehr vor seinem Ende steht, den Zeitgenossen entrollt hat. Geistvolle Satiriker haben, um die Zustände unter dem zweiten Kaiserreich kurz und deutlich zu bezeichnen, ein eigenes Wort aus dem Sprachschatz der französischen Sprache empor geschürft, sie nannten das Wirrsal und die Fäulniß des sinkenden Cäsarenthums „>6 xLeins", zu deutsch etwa Morast. Die StaatSform hat sich seitdem in Frankreich wieder einmal gewandelt, aber die Be rechtigung für jene Bezeichnung ist die gleiche geblieben, Morast, in den man tief versinkt und der widerliche Dünste in die Nase treibt — das ist das Ergebniß, welches der neueste Staatsprozeß gegen den politisiren- den Exgeneral und seinen Anhang für den Unbe fangenen zu Tage gefördert hat. DeS KomplotS, des Attentats und der Veruntreuung von Staatsgeldern ist Gene ral Boulanger von dem Staatsgerichtshofe für schuldig erklärt worden. Die Strafe des Attentats ist die Deportation nach einem befestigten Platze, diejenige des KomplotS, wenn es eine vollbrachte oder be gonnene Handlung zur Vorbereitung der Ausführung zur Folge gehabt hat, Deportation, andernfalls Ein kerkerung. Auf Veruntreuung endlich steht nach Artikel 169 des französischen Strafcodcx, wenn der Werth der veruntreuten Sachen 3000 Francs über steigt, Zwangsarbeit. Die rechtliche Wirkung des forensischen Schau spiels steht aber für die politische Betrachtung erst in zweiter Linie. Denn zunächst ist Boulanger und seine Mitschuldigen auf englischem Boden und selbst wenn wegen der Verminderung von Staatsgeldern die Immunität des wegen politischer Verbrechen Ver folgten in Zweifel gezogen werden sollte, würde schwer lich die Auslieferung von England erfolgen. Was uns an dieser Stelle zunächst angeht, ist die politische Bedeutung des Richterspruchs für den Prätendenten Boulanger. Wegen der Verbrechen des KomplotS und des Attentats wird den Verurtheilten schwerlich die unversöhnliche Abneigung der Kreise, die auf ihn gerechnet haben und rechnen, verfolgen. In dieser Hinsicht gilt gerade in Frankreich der Satz: e'est le crime, xus l'sciiufaml gui la.it la konte; und für ein Verbrechen hat man den Versuch, die Macht an sich zu reißen, in Frankreich meist nicht gehalten, sonst würde Louis Napoleon nach Straßburg und Boulogne wohl seine Träume haben fahren lassen müssen. Ernster in ihren Folgen für den Präten denten könnte aber die Bestrafung wegen der Unter schlagung öffentlicher Gelder werden. Die neuesten Enthüllungen, welche Quesnay de Bcaurepaire in Bezug darauf gemacht hat, sind gravirend genug, um nicht wieder so ohne Weiteres durch Boulanger's Ableugnung und Auslegung entkräftet werden zu können. Die politischen Ereignisse der letzten Zeit haben bewiesen, daß jene Enthüllungen lähmend auf den Boulangismus, abschreckend auf dessen monarchist ische Bundesgenossen und ernüchternd auf das Volk cingewirkt haben. Das zeigte sich nicht nur bei den Generalrathswahlen, es trat auch zu Tage in allen den Kundgebungen, die von monarchistischer Seite in letzter Zeit erfolgt sind. Den bedeutsamsten Gewinn könnte gerade in diesem Augenblicke, da der Friedensbund durch die Berliner Kaiser-Entrevue ein glanzvolles Bild seiner Kraft und Einigkeit giebt, die allgemeine politische Situation aus dem trüben Hexensabbath an der Seine ziehen. Das entsetzliche Bild, das dem Czaren hier entrollt wird, kann auf ihn kaum anders als ernüchternd wirken. Vielleicht lernt man an der Newa endlich begreifen, daß von dem Nazareth an der Seine nichts Gutes für Rußland zu erwarten ist. Schon geht das Gerücht, eS seien russische Annäher ungsversuche gemacht worben, um mit Deutschland eine Verständigung anzubahnen. Von dem Gerücht bis zur Thal ist »och ein weiter Schritt; aber ganz unwahrscheinlich klingt die Botschaft in einem Moment nicht, in welchem der Welt und somit auch dem Cza ren vor Augen gestellt wird, daß auf Morast nicht zu bauen ist. Hagesgeschichle. — Deutschland. Die festlichen Tage der Kaiser-Entrevue in der deutschen Hauptstadt sind zu Ende. Ungetrübt und ungestört ist Alles verlaufen, der Eindruck für den hohen Gast wie für die Be völkerung ein tiefer, unauslöschlicher gewesen. Auch im Leben der Völker bedarf eS solcher festlichen An regungen, sie wirken noch mächtig nach, wenn der Anstoß längst vorüber ist und tragen in die nüchterne Regelmäßigkeit des Alltagslebens einen poetische» Hauch, der die Bürde leichter tragen hilft, ohne welche nun einmal keines Mannes und keines Volkes Lebens weg durchmessen wird. — Die Abreise Kaiser Franz Josephs von Berlin hat am Donnerstag Abend statt gefunden. — Kaiser Franz Joseph hat bei seinem Besuch am Berliner Hofe Gelegenheit genommen, auch den Heimgegangenen beiden Kaisern seine Ver ehrung zu bezeigen. Er besuchte sowohl das Mau soleum in Charlottenburg, wo Kaiser Wilhelm 1,, wie auch die Friedenskirche in Potsdam, wo Kaiser Friedrich ruht. An den Särgen der beiden Heimge gangenen legte der österreichische Kaiser Lorbeerkränze nieder. — Am Mittwoch fand in Anwesenheit des Kai sers von Oesterreich bei Spandau eine größere Gefechtsübung des Gardekorps statt. Dabei feuerte derjenige Truppentheil, welcher den Feind dar stellte, zum ersten Male mit dem neuen rauchlosen Pulver. Man sah absolut keinen Rauch auf eine Entfernung von 300 Metern, und auch der Knall war so schwach, daß man wohl zu der Annahme be rechtigt war, die Truppe sei unthätig. Ganz in der Nähe sieht man zwar gleich nach dem Abfeuern des Schusses ein kleines Staubwölkchen mit aus dem Gewehre kommen; dasselbe zertheilt sich jedoch im Moment und verfliegt nach oben hin in nichts. Auch der Knall ist weit geringer. — AuS Waldeck, 13. August. Von einem furchtbaren Brandunglück ist das Städtchen Sachsenberg, wie bereits mitgetheilt, heimgesucht worden. Der größte Theil der Stadt ist in wenigen Stunden in einen rauchenden Trümmerhaufen, in Schutt und Asche verwandelt worden. Das Feuer entstand am Sonnabend Nachmittag um 4 Uhr in einer Hinterstraße in dem im baufälligen Zustande befindlichen Hause eines armen Tagelöhners, der auf dem Felde mit Erntearbeiten beschäftigt war, wie die meisten arbeitsfähigen Bewohner des kleinen Land- städtchenS. Die Anwohner des Häuschens sprangen hinzu, um das Feuer im Keime zu ersticken, allein vergebens. Von dem herrschenden Winde angefacht und von dem oben auf dem Boden, in den Ställen re. umherlagernden Getreide- und Strohvorräthen reichlich genährt, griff das entfesselte Element mit unglaublicher Rapidität um sich und in wenigen