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SchönbniM Tageblatt Eriche ; tiglich »II *«t»»h«« ter T«ge Filialen: in Lltstadtwaldenburg bei Herrn k'ch Leun- und Festtagen. Kaufmann Otto Förster, in Langenchurs- Usmh«, . Inserate» für die nächster AriEde X»»»« dir nachmittag» 2 Uh« »L Atenne« ntlprei« Beträgt vierteljähr lich L Mk. SS Pf. Werst« pro 8« r 10 Pf-, Linges. SO. Ps «MditiM: Wa dmbnrg, Lbergaff« 391 Anisdlati sm de» siadirath zu UalLeidm». Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Lunzenau, Lichtenstein-Callnberg und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbeztrke: Altstadt-Wardenburg, BräunSdorf, Callenberg, St. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen- lsubr-N'rderhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. M 107. Dienstag, öm 10. Mai 1892. Waldenburger Anzeiger darf bei Herrn H. Stiegler; in Penig bei Herrn Kaufmann Rob. Härtig, Mandelgafse; in Rochsburg bei Herrn Paul Zehl; ia Wolkenburg bei Herrn Ernst Rösche; in Ziegelheim bei Herrn Eduard Kirste». WttternugSbertcht, ausgenommen am 9. Mai, nachm. 4 Uhr. Burometerftau- 764 mm. reductrt aus den Meeresspiegel. Thermometerstau- -s- 17" 0. (Morgens 8 Uhr -f- 11,5°.) Feuchtigkeitsgehalt der Luft nach Lambrechts Polymeter 40°/o. Thaupuukt -s- 4 Grad. Wiudrichtuug: Ost. Daher Witterrmasausstchteu für dm 10. Mai: Vorwiegend heiteres Wetter bei wärmerer Temperatur. "Wal-euburg, 9. Mai 1^92 Als vor einer Reibe von Jahren in England con- statirt wurde, daß zahlreiche Bajonette von Infanterie- gewehren sich beim Gebrauch krumm bogen, daß die Säbel alles Andere eher waren, als eine Waffe, und sogar deutsche Werkmeister und Arbeiter aus Solingen verschrieben wurden, um eine gediegene Säbelfabrikalton wieder einzusühren, wurde in deutschen Zeitungen nur eine Stimme der Genugthuung darüber laut, daß solche Vorkommnisse in der deutschen Heeresverwaltung denn doch ganz und gar unmöglich seien. Dieselbe Genug- thuung wurde erneut ausgesprochen, als in Frankreich die Melinitfrage austauchte, als sich herausstellte, daß diese Bomben, für welche s. Z. 50 Millionen Frcs. ausgegeben worden waren, nur geringen Werth hätten. Man constalirte, daß, wenn auch im deutschen Reiche große Summen für Militärzwecke ausgegeben würden, doch keine Mark davon vergeudet ist. Um so größeres Aufsehen hat natürlich die Ahlwardt'sche Brochüre Über die von der Löweschen Fabrik in Berlin hergestell ten 425,000 Gewehre gemocht, In welcher dieselben als im Wesentlichen unbrauchbar für den Ernstzweck bezeichnet wurden. Es liegt auf der Hand, daß diese Behauptungen den tiefgehendsten Eindruck machen mußten, im Auslande, in dem wir nicht übermäßig viele wahre Freunde ha- ben, einen noch viel tieferen, als im Jnlande, wo man sich doch nicht so leicht ins Bockshorn jagen läßt. Es ist ganz gewiß richtig, daß Vorkommnisse dieser Art, wenn sie begründet sind, schonungslos an das Licht gezogen werden müssen, denn mit Bemänteleten heilt man kein derartiges Leiden, aber die ganze Art, der Charakter des Gegenstandes gebietet zu sprechen nur dann, wenn ein unumstößlicher Beweis für solche schwerwiegenden Behauptungen vorhanden ist. Etwas bleibt bei solchen Veröffentlichungen, wenn sie selbst sich als nicht begründet erweisen, immer hängen; es leidet darunter ebenso sehr der gute Ruf der Verwal tung, wie der Industrie, vor Allem aber das Ansehen, welches die Schlagfertigkeit der Armee bisher an rich tiger Stelle einflößte. Leider liegt eine amtliche Darstellung im deutschen Reichsanzeiger noch nicht vor; man muß deshalb mit den Auslassungen zufrieden sein, welche die „Nordd. Allg. Zig.- an hervorragender Stelle bringt. Das genannte Blatt publicirt zunächst folgendes Attest: „Martinikenselde, den 24. December 1891. Abnahme- Commando I Berlin. An die Commandit-Gesellschaft auf Actien, Ludw. Löwe L Comp. hier. In Erwide rung des gefälligen Schreibens vom 16. November 1891 theilt das Commando Wohlderselben mit, daß die von der Firma gelieferten 425,000 Gewehre 88 in jeder Beziehung den an sie gestellten Anforderungen entsprochen haben. Klopsch." Hieran werden nach folgende Bemerkungen geknüpft: „Wir wollen hinzu- sügen, daß der unterzeichnete Herr Hauptmann Klopsch Präses der derzeitigen Abnahmecommtssion gewesen und Suddirector der königlichen Gewehrfabrik zu Danzig ist. Mit Wiedergabe der In anderen Blättern den Behauptungen der Ahlwardtschen Brochüre und den aus denselben in antisemitischen Journalen gezo genen Folgerungen entgegengestellten Angaben glauben wir den offiziellen Kundgebungen nicht vorgreifen zu sollen; die gesammte Preßerörterung hat in unserem öffentlichen Leben bereits so vergiftend gewirkt und für unsere Industrie, die gerade in der Erzeugung von Kriegsmaterial mit Fleiß und Mühe den ersten Platz Ler Welt erreicht bat, so unübersehbaren Schaden an- gerichtet, daß schon die Rücksicht auf die in ihrer Zu kunft so schwer bedrohten Arbeiterschaft auf diesem Productionsgebiete die äußerste Zurückhaltung zur pa triotischen Pflicht macht. Aus den Consequenzen dieses Zwischenfalles wird man aber am empfindlichsten ge wahr werden, daß es eine sehr bedenkliche Lücke in unserem gesammten Rechtsleben verräth, wenn einseitige Behauptungen wochenlang ungestört in weitestem Um fange verbreitet werden können, während die Berichti gung und Widerlegung solcher Behauptungen nach einem umständlichen und schwierigen Beweisverfahren erst viel später nachzuhumpeln vermag. Enorme Schä digungen an öffentlichem und an privatem Interesse sind dann überhaupt nicht mehr gut zu machen." Weiter erklärt die angegriffene Firma in einem Schrei- ben an die „National-Zeilung", daß das militärische Abnahmecommando während der ganzen Dauer der Fabrikation der Gewehre behufs Ueberwachung der Herstellung und behufs Revision und Abnahme der fertigen Gewehre in ihren Fabriken stationirt gewesen, und daß sämmtliche Gewehre, bevor sie die Fabrik verließen, durch das königliche Abnahme Commando beschossen worden seien, und zwar seien durchschnittlich aus jedem Gewehre zwölf scharfe Patronen abgegeben worden, wobei in den Fabriken bei den gesammten 425,000 Gewehren nur ein einziger Lauf gesprungen sei. Es ist zutreffend, wenn die „N. A. Z", wie oben angeführt sagt, daß genaue Untersuchungen in solchen Fällen geraume Zeit in Anspruch nehmen und der Verbreitung solcher Mittheilungen einen weiten Vor sprung geben. Aber die 425,000 Gewehre sind doch schon seit längerer Zeit in Gebrauch, und es müßten doch während derselben schon bestimmte Anzeichen be züglich der Qualität aufgetreten sein, die zu einer vorläufigen amtlichen Erwiderung das Material bieten könnten. Jedenfalls ist es sehr begreiflich, wenn durch die Ahlwardtschen Ausführungen gerade die breiten Volkskreise, welche doch zur Armee das Haup'contingent , stellen, gewaltig aufgeregt werden. Wenn der Soldat sich nicht auf sein Gewehr verlassen kann, worauf soll er sich denn dann verlaffen? Darum ist es dringend erforderlich, daß recht, recht bald eine bestimmte amtliche Kundmachung ergeht, damit Jeder klarsehen kann, so oder so muß die Wahrheit zu Tage treten. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Am Sonnabend kam der Kaiser von Potsdam nach Berlin, begab sich nach dem Tempelhofer Felde und besichtigte dort das Kaiser-Franz-Garde-Grenadier- Regiment Nr. 2. Im Schlosse empfing der Monarch den Wirkl. Geh. Rath de la Croix und den in Berlin eingetroffenen Senator Burchard aus Hamburg. Später wohnte Se. Majestät der Grundsteinlegung der Auferstehungskirche In der Friedensstraße bei. Die vierspännige kaiserliche Equipage wurde von einer Escorte von Gardekürassieren begleitet. Nachmittags nahm der Kaiser an einem Diner im Officierscasino des obengenannten Regiments Theil. Am Sonntag Vormittag wohnte Se. Majestät in Potsdam dem Gottesdienste bei und unternahm später bei schönem Welter eine Spazierfahrt. Nach einem Gerüchte kommt der Kaiser am Montag nach Hohenfinow bei Eberswalde zur Jagd. Während einer Unterredung, die ein Hamburger Besucher am 5. Mai in Friedrichsruh mit dem Für sten Bismarck hatte, ergriff der Fürst die Gelegen heit, die das Datum und die Erinnerung an den großen Brand in Hamburg bot, um mit feinem Gaste auf das Wohl der Stadt Hamburg anzustoßen. Der Fürst erging sich bei dieser Gelegenheit in per sönlichen Erinnerungen an Hamburg. Er theilte mit, daß er im Jahre 1837 zuerst nach Hamburg ge kommen sei und zwar von Hannover durch die Lüne burger Haide ohne Bahn und ohne Chaussee. Er habe damals in Streits Hotel gewohnt, dort sehr gut gegessen, sich aber den Magen verdorben und dies auf seiner Fahrt zu Schiff nach England dann mit einem Anfälle von Seekrankheit zu büßen gehabt. Der Fürst erinnerte sich noch seines Aufenthalts im Alsterpavillon und auf dem Slintfang, wo er eine prächtige Aussicht auf den Hafen gehabt habe, die ihm noch im Gedächlniß geblieben sei. Das nächste Mal sei er ebenfalls auf einer Reise nach England, im Juni 1842, durch Hamburg gekommen; er erinnere sich noch sehr genau der Brandtrümmer, die an ein zelnen Stellen noch geraucht hätten, wo eine Löschung unmöglich gewesen oder unterlassen worden sei, um die unter dem Schulte glimmenden Waaren ausbrennen zu lassen und einer Neucnlfachung des Feuers vorzu beugen. Der Fürst sah wohl und frisch aus, obwohl er noch unter den Folgen einer Erkältung zu leiden hatte. Aus Friedrichsruhe wird jetzt ebenfalls bestätigt, daß sich Fürst Bismarcks ältester Sohn Graf Herbert mit der österreichischen Gräfin Margarethe Hoyos in Fiume am adriatischen Meers verlobt hat. Der Kaiser hat dem Grafen Herbert ein in den herz lichsten Worten gehaltenes Glückwunschtelegramm über mittelt. Fürst Bismarck sandte seinem Sohn und seiner künftigen Schwiegertochter ebenfalls telegraphisch seine Glückwünsche und seinen Segen; er hofft, die junge Dame bald kennen zu lernen und der Hochzeit persönlich beiwohnen zu können, die sch^n in einigen Monaten stattfinden wird. Aus Karlsbad kommen über den Gesundheitszustand des Reichskanzlers Grafen Caprivi die besten Nach richten. Der Graf ist auch im Bade sehr fleißig und unterhält einen regen Verkehr mit Berlin. Der conflrvailve Abg. Graf von Kleist-Schmen- zin ist wegen des Vorgehens gegen den Abg. von Helldorf Bedra aus Ler konservativen Fraction aus getreten. Wir entnehmen der „Magd. Ztg." folgende, übrigens der Bestätigung wohl stark bedürftige Nachricht. Auch dem Reichstage werden in der nächsten Session Steuergesetzentwürfe zugehen. Nach welcher Rich tung hin die Entscheidung ausfallen wird, ist im Augen blick noch nicht abzusehen. Es finden Verhandlungen über verschiedene Pläne zwischen den einzelnen Bundes regierungen statt, über die selbstverständlich z. Z. Ge naueres nicht bekannt ist. Nur so viel wird angenom men werden können, daß augenblicklich Pläne, die von einer süddeutschen'Regierung ausgegangen sind und sich auf die Branntweinsteuer beziehen, den Gegenstand ernster Erwägung bilden. Die Kostenrechnung für die Februar-Tumulte ist nunmehr vom Berliner Magistrat der Sladtverord- netenversammlung zur Genehmigung unterbreitet wor den. Die Gesammtsumme der zu leistenden Ent«