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Großenhainer Erscheinen: Dienstag, Donnerstag und Sonnabend mit Ausschluß der Feiertage. Moimemenl: Vierteljährlich 10 Ngr. UMH Munzs und AMgeblatt. Amtsblatt des Königlichen Gerichtsamts und Stadtraths zu Großenhain. InsecatelMei«: Für den Raum einer Spalt zeile 1 Ngr. OuseratemmualMe: Bis Tags vorher spätestens früh 10 Uhr. Nedaction, Druck und Verlag von Herrmann Starke in Großenhain. L8S» Sonnabend, den 5. Juli Bekanntmachung. Der Rödermühlgraben wird vom Sonntag, den 43. Juli tt. e., Abends bis > Mittwock, den Li». Juli e., Abends abgedämmt werden und in Folge dessen während dieser Zeit die städtische Wasserkunst außer Gange sein. Jedermann wird daher mit der Bedeutung hierauf aufmerksam gemacht, vorher auf! Beschaffung ausreichenden Wasservorratheö Bedacht zn nehmen und bis zum Wiedereintritten des Wassers zu Abwendung von Feuersgefahr sich ganz besonderer Borsicht zu befleißigen. Die Hausbesitzer haben bei Vermeidung einer Strafe bis zn 5 Thlr. auf die Böden ' oder in die Fluren und Höfe ihrer Häuser gehörig mit Wasser gefüllte Behälter zu stellen. ! Indem solches zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird, werden zugleich sämmtliche i Besitzer der an den obengenannten Mühlgraben angrenzenden Grundstücke hierdurch auf gefordert, denselben in dem eingangSgedachten Zeiträume gehörig räumen zu lassen, widrigen falls neben Auferlegung einer Geldstrafe von 5 Thlrn. auf Kosten der Säumigen die Räumung des Grabens vorgenommen werden wird. Großenhain, am 27. Juni 1873. Der Nath daselbst. Franke, stellv. Bors. Bekanntmachung. Die Kirschnutzung auf dem BoberSberge, die Obstnutzung an der Ortrander-, Wilden- Hainer- und Gartenstraße, ingleichen auch die Rußnutzung in den Promenaden soll den 3. dss., Sonnabend, Nachmittag 4 Uhr im Rathssitzungszimmer, Klostergasse Rr. 68, l. Etage, unter den gewöhnlichen, im Termine bekannt zu machenden Bedingungen an den Meistbietenden verpachtet werden, was wir für Pachtlustige andurch zur Kenutniß briugeu. Großenhain, am 30. Juni 1873. Der Nath daselbst. Franke, stellv. Bors. Bekanntmachung. Nachdem der bisherige Rathöwachmeister in Zwenkau, Gustav Herrmann Bufe, ! unterm heutigen Tage für die Stelle eines Raths- nnd Polizeidieners für hiesige Stadt i eidlich in Pflicht genommen worden ist, bringen wir solches hiermit zur öffentlichen Kenntniß. Großenhain, am 2. Juli 1^73. Der Rath daselbst. Franke, stellv. Dorf. Deutschland und Frankreich. Schärfer können die Gegensätze nicht sein, als wie sie in der inneren Politik dieser beiden Staaten sich kundgeben. In Berlin hat man soeben den Gerichtshof für kirchliche Angelegenheiten constituirt, um mit dem Gesetze in der Hand die clericalen Uebergrisfe zu beugen und zu brechen. Die alte Politik der Curie, fügsamen Regierungen kräftigen Beistand zu leisten nnd unfolgsamen mit Volksaufstäuden zu drohen, bewährt sich also in unserem jungen deutschen Reiche nicht. Wir können nur wünschen, daß sie auch in alle Zukunft nicht mehr die Oberhand gewinnen möge. Die deutschen Bischöfe versuchten zwar kürzlich noch als getreue Nachbeter päpstlicher Weisheit, mittelst dieser Po litik einen Druck auf die Regierung zu üben, indem sie in ihrer Denkschrift gewaltige Erschütterungen und den völligen Untergang alles religiösen Lebens als Eonsequenzen der neuen Kirchengesetze prophezeihten. Allein die geistlichen Herren machten glänzendes Fiasko, denn die Regierung hörte nicht auf sie, souderu verließ sich auf den patriotischen Sinn des Volkes, welches in bewährter Treue auch in dieser Krisis zu ihr steht uud die gewissenhafte Durch führung der neuen Kircheugesetze mit Genugthuung begrüßt. Die alte Kirchenlehre und die alte Staatöanschauung, welche nunmehr in Deutschland ihrem Untergang entgegen eilen, wollten von der persönlichen Freiheit des Menschen im Staate nichts wissen. Aber gerade das immer allgemeiner werdende Bewußtsein dieser persönlichen Freiheit ist recht eigentlich das Fundament, auf welchem der moderne Staat zu Verhältnissen emporstrebt, in denen sich ein höheres Verständniß unserer menschlichen Natur ausdrückt. Der Stillstand, das Ideal einer vergangenen Regierungskunst, ist Heutezutage im Leben der Nationen unmöglich geworden. Die Thatsache, daß unsere Staatsmänner die 'Nothwendig keit einer organischen Fortentwickelung erkannt haben, sichert mehr als alles Andere den Fortbestand und die wachsende Größe unseres deutschen Vaterlandes. Wie ganz anders in Frankreich! Dort schlägt man den entgegengesetzten Weg ein, um die verlorene Größe wieder zufinden. Während Deutschland sich von dem Einfluß der Ultramontanen mehr und mehr emancipirt, sehen wir Frank reich der Herrschsucht dieser Partei überantwortet. Erst zwei Monate führt sie dort das Regiment nnd in Betreff der Anfänge, die sie gemacht, nm ihr Shstem durchzuführen, muß man erschrecken, wenn man an das Ende denkt. Die Vaterlandsliebe und der persönliche Muth der Selbstauf opferung für Volk und Land war bisher noch die mächtigste Triebfeder des französischen Geistes. Aber die Geschichte zeigt uns, wie die römische Partei in allen Ländern, wo sie zur Herrschaft gelangte, die Vaterlandsliebe entweder ausgerottet, oder in das Zerrbild patriotischen Fanatismus umgewandelt und die Menschen stumpf für wahre geistige Bildung, ohnmächtig besonnener Kraft gegenüber gemacht hat. Auf dieses Ziel steuert der Ultramontanismuö auch in Frankreich los. Bildung taugt dazu nichts; mit Gebeten soll das Ziel errungen werden. Man betet aber schon nicht mehr blos für Frankreich, sondern für die Wiederherstellung Roms und Frankreichs. Das ist der erste Schritt aus dem Wege zur betrügerischen Eorruption des Nationalgesühls. Und da die ultramontane Partei in ihren Bestrebungen keinen Stillstand kennt, bis sie den patriotischen Geist eines Volkes völlig abgetödtet hat, so werden wir Frankreich die sem Ziele bald näher kommen sehen. Dahin hat der Ultra- montaniümus Italien und Spanien geführt; wenn das erstere Land durch die Guust der Umstände aus dem Ver hängniß sich emporzuarbeiten beginnt, so ist das Bestreben der schwarzen Partei um so eifriger darauf gerichtet, das verlorene Terrain wieder zn erobern. Aber es dürfte ihr schwerlich gelingen und das zum Werkzeuge ausersehene Frankreich wird am jämmerlichsten dabei fahren. Mögen seine Staatsmänner mit Ueber- zeugung oder Widerwillen in den Dienst der Ultramon tanen getreten sein, die Macht der Verhältnisse und die ewigen Gesetze der Vernunft sind mächtiger als die Men schen. Ein theologisirendeS Staatssystem gehört heute zu den Unmöglichkeiten, denn es bedeutet Stillstand, während der Zeitgeist Fortentwickelung fordert. Noch unmöglicher auf die Dauer ist die Politik, welche einer specisisch con- fessionellen Richtung huldigt, weil es in jedem Staate ultramontane, alt- und ueukatholiscke, protestantische und wer weiß was sür Bekenntnisse noch giebt. Dieser That sache gegenüber hat sich der moderne Staat in vollster Neutralität von allen religiösen Parteien loszulösen. Ver bündet er sich aber mit einer von ihnen, so muß dies nicht nur zur Ungerechtigkeit gegen alle übrigen, sondern vor Allem zu seinem eigenen Schaden ausschlagcn. Darum können nur die Zustände in Frankreich nur mit Mitleid betrachten. Deutschland ist auf dem besten Wege zu immer größerer Freiheit und Selbstständigkeit, während Frankreich immer tiefer in Unfreiheit und Abhängigkeit versinkt. Laqesnachrichten. Großenhain. Vor nnr einigen Tagen machten wir Mittheiluugen über das Auftreten eines Zopfabschneiders in hiesiger Stadt und heute schon wieder müssen wir über ein gleiches Verbrechen berichten, welches mit noch größerer Frechheit ausgeführt wurde. An vergangener Mittwoch Nachmittags gegen 4 Uhr ist wieder einem Schulmädchen auf dem Fußwege, der vom Gerberdamm nach dem Bobers berge führt, in der Nähe des hohen Steges, der ziemlich starke Haarzops von einem unbekannten Manne abgeschnitten worden. Die Beschreibung, welche das Mädchen von dem ' Unbekannten uud dessen Kleidung gab, ließ in demselben einen , Bettsederhäudler veemuthen, der schon einige Tage in der! Stadt bemerkt worden war und besonders auch kurze Zeit vor Begehung des Verbrechens in der Nähe des ThatorteS sich in einem Hause, Handelsgeschäfte aufsuchend, gezeigt hatte. Obgleich nun bei diesen Anhaltepunkten die Polizei sofort thätig war und besonders auch die Geudarmerie während der Nacht mehrere Gasthöfe der nächsten Dörfer absuchte, hat sich doch noch keine Spur des vermeintlichen Thätcrs gesunden, wie denn auch Nachforschungen in Orten entlang der Eisenbahnlinien, die andern Tages angestellt worden sind, bis jetzt kein Resultat ergeben haben. — In den Vormittagsstunden des gestrigen TagcS wurden zwei der That verdächtige Individuen bei der hiesigen Polizei cingebracht, welche aber nach den nöthigen Erörterungen für schuldlos befunden und wieder freigelassen wurden. Dresden, den 2. Juli. 26,000 Exemplare vom „Blüthenstrauß für die Jugend" sind als Gewinne in der Albertlotterie vermöge der Fürsorge des Herrn Schul director Heger zur Vertheiluug gelangt und 26,000 Per sonen haben also mindestens Gelegenheit gehabt, ihre politische Gesinnung zu prüfen, zu prüfen/ ob sie sich - noch mit einer verbissenen Preußenabneigung befreunden können. Uns will bedünken, daß, wenn auch der Herr Schuldirector dem Albertverein eine Summe von 11M0 Thalern mit dem Ertrage seiner Lotterie hat zuwenden können, er ihm doch ein Geschenk von höchst zweifelhaftem Werthe gemacht hat. Der Albertverein ist wesentlich ein deut scher und kein specisisch sächsischer Verein, und wäre er selbst das letztere, so müßte er sich doch dafür bedanken, zum Deck- , mautel particnlarisiischer Umtriebe verwerflichster Art benutzt i zu werden. Uebrigeus sind wir überzeugt, daß gerade un- > sere Lehrerwelt am deutlichsten die unwürdige Rolle erkennen j wird, welche gewisse engherzige Persönlichkeiten ihr in i der gegenwärtigen Zeit zu spielen wieder zumuthen. Sie wird sich erinnern, daß sie, von deutscher Wissenschaft getränkt, auch nur deutsch fühlen und denken, deutscher Treue nur huldigen kann, die ja die Grundlage der Sach sen-, Bayern-, Preußen- rc. Treue abgiebt. Sie wird wissen, daß gerade ihr Beruf sie auf eine Unparteilichkeit im politischen Verhalten hinweist, wenn die einzelnen Lehrer selbst auch als Staatsbürger eigener politischer Erkenntniß folgen. Daß die preußische Schule deu Sieg bei Königgrätz mit erfochten geholfen, ist ein Unsinn, den die vereinigte deutsche Schule im Feldzuge gegen Frankreich 1870/71 blosgelegt. Fühlen wir das aber recht lebhaft, dann wird uns die sächsische Schule nicht minder Werth, wohl aber das Bemühen verderblich erscheinen, sie ihrem deutschen Beruf zu entfremden. In der Schkeuditzer Maschinenfabrik bei Leipzig ist am 2. Juli ein Dampfkessel explodirt, wobei 4 — 5 Arbeiter verwundet worden sein sollen, darunter einer schwer. Der mit der Aufschrift „Wien 1873" versehene große Luftballon von 132 Ellen Umfang, welcher in Wien am "Nachmittag des vergangenen Sonntags während des daselbst herrschenden Unwetters entführt wurde, ist bei Zittau nieder gefallen. Deutsches Neich. Der Bnndesrath hat am 30. Juni das Münzgesetz desinitiv angenommen. Der sächsische Be vollmächtigte soll gegen das Gesetz gestimmt haben, weil dasselbe keine genügende Garantie für die durch Einziehung des Staatspapiergeldes berührten finanziellen Interessen Sachsens biete. In Berlin haben am 2. Juli sämmtliche Webermeister und Webergesellen, zusammen etwa 8000, behufs Herbei führung einer Vohncrhöhung von 33'/z Procent die Arbeit eingestellt. Italien. Das neue Eabinet ist nach einer Meldung aus Rom vom 3. Juli folgendermaßen zusammengesetzt: Minghetti Präsidentschaft und Finanzen, Eontelli Inneres, Spavenda öffentliche Arbeiten, Vigliani Justiz. Visconti, Ricotti und Sciloya behalten ihre Portefeuilles. Frankreich. In der Sitzung der Nationalversamm lung am 2. Jnli, in welcher der Antrag Dusaure's, die von der vorigen Regierung eingebrachten constitutionellen Gesetzentwürfe an die Bureaux zu verweisen, zur Ver handlung kam, stellte Gambetta die constituirende Gewalt der gegenwärtigen Nationalversammlung in Abrede und ver langte deren Auflösung. Dem gegenüber erklärte der Vice präsident des Ministerraths, Herzog v. Broglie: Die Ver sammlung habe der Erlanbniß Gambetta's nickt bedurft, nm ins Leben zu treten, und bedürfe derselben auck nicht, um weiter zu bestehen. Die Regierung erhebe keine Schwie rigkeiten gegen die Prüfung der Gesetzentwürfe, sei aber der Ansicht, daß die von Leurent angeführten Gründe die gegen wärtige Situation richtig kennzeichnen. Letzterer, ein Mit glied des rechten Eentrums, hatte vorher erklärt, das Land finde an der Politik kein Interesse, sondern wolle vor Allem arbeiten; die Prüfung der constitutionellen Gesetzentwürfe werde wieder Aufregung Hervorrufen und den ruhigen Gang der Geschäfte stören. Der Antrag Leurent's, die Com mission zur Prüfung dieser Entwürfe erst nach den Ferien, im Laufe des Monats nach Wiederzusammentritt der Assembll-e niederznsetzen, wurde schließlich von der Ver sammlung angenommen. Das Kriegsgericht, welches über den Marschall Bazaine aburtheilen soll, wird nach erfolgter Evacuation der deut schen Besatzungstruppeu zusammengetreten; am 10. October soll die erste Sitzung stattsinven. Holland. Der Minister der Colonien erklärte am 2. Juli in der zweiten Kammer, die Regierung habe von der von Kalkutta aus gemeldeten Nachricht, daß mit Atchin bereits ein Abkommen getroffen sei, keine Kenntniß; unter keinen Umständen werde sie den darin erwähnten Friedens- bedingungeu ihre Zustimmung geben. Amerika. Die Staatsschuld der Vereinigten Staaten hat sich im Monat Juni um 2,145,000 Doll, vermindert. Im Staatsschätze befanden sich ult. Juni 87,507,000 Doll, in Gold und 0,783,000 Doll. Papiergeld. In Nashville ist die Cholera erloschen.