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Allgemeiner Anzeiger lg Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemeinderat zu Bretnig roknl-Anzeiger siir die Ortschaften Bretnig, HauSwalde, ErohrShrsdorf, Frankenthal und Umgegend Inserate, die ^gespaltene Korpuszeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf den All Anserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag Uhr, für die Sonnabend-Nummer bi« Freitag vormittag »/,n Uhr einzusend«. Lchristleitung Vruck und Vertag von N. 8chuvig, Bretnig Mittwoch den 8 November 1905 Nr. 89. 15. Jahrgang Er wurde verhaftet. Die Hinrichtung be wegen oer Ermordung Tove verurteilten Stall- dessen geistiger Zustand zu erwürgen suchte. Glashütte, vor längerer Zeil seiner Ehefrau zum schweizer« Thienel, Genuß des § 8S der deutschen Wehrordnung gesetzt. Die Königliche Prüfungskommission hat ihm den Berechtigungsschein für den ein jährig freiwilligen Militärdienst zuerkannt. — Ein Wüterich. Da ihm das von der Frau vorgesetzte Essen nicht mundete, geriet ein als gewalttätig bekannter Handarbeiter in Bockau in solchen Zorn, daß er seiner Ehe frau einen bis auf die Knochen gehenden Messerstich am rechten Arm beibrachte und sie jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähren wir Rabatt nach Nebereinkunst. als nicht normal erkannt wurde, ist unter- blieden. Thienel wird nun einer Heilanstalt überwiesen werden. Die hiesige Gemeinde hat die Kosten zu tragen. Von den vier Bindern Thienels, für deren Pflege die Stadt auch zu sorgen hat, ist jetzt da» älteste, im tO. Jahre stehende Mädchen an DiphlheritiS gestorben. Das Kind hatte dis Mordtat mit angesehen und konnte die Erinnerung an die Schreckensnacht nicht los werden; diese ängstigte sie oft im Traume. — Der überraschte Liebhaber. In einer der letzten Nächte hat sich in Mylau ein kuri ose« Liebesabenteuer abgespielt. Eine Frauens person schenkte ihre Gunst gleichzeitig zwei Liebhabern. Während der eine den Abend bei ihr zu verbringen pflegte, kehrte der an dere, welcher auswärts war, erst um Mitter nacht wieder zurück. Letzterer machte nun bei seiner Heimkehr die überraschende Entdeckung, daß seine heißgeliebte Dulzinea mit dem an- oeren sich in der Bodenkammer befand. Wilde Eifersucht bemächtigte sich sofort seines lamm frommen Herzens, er ergriff einen Stock, mit dem er seinen Nebenbuhler weidlich ourchpcü- gelte. Dieser flüchtete, wie er war, nämlich im Hemd, durch ein Fenster aus« Dach und klapperte dort vor Frost eine lange Zeit, während isich drinnen zwischen den Liebenden selbstverständlich eine Szene adspielte. Dar nach wurde er von dem Othello durch das Fenster hereingezogen und empfing aufs neue eine Tracht.Schläge. Bei der Rauferei gelang e» ihm aber, aus dem Hause zu entkommen. Als er nun in Hemd und barfuß auf dem Wege nach Reichenbach zu eilte, stellte ihn der Feuermann einer Fabrik, welcher einen Flüchtling in dem Hemdenmatze erblickte. Ohne Gnade und Barmherzigkeit nahm ihn dieser wieder mit zurück und nun erhielt der Don Juan die dritte Tracht Prügel. End lich fand er in einem Bäck-rhause Zuflucht, wo er notdürftig bekleidet und im Morgen grauen von einem Schutzmann in das Hau« der Liebe und des Schreckens begleitet ward. Dort gelangte er endlich wieder in den Be sitz seiner eigenen Kleider. Reinhardtsgrimma, 4. Nov. (Die Füße erfroren.) Ein hier dienender, LOjähriger Knecht hatte letzthin bei den kalten, nassen Tagen heimlich den Dienst verlassen, weil er einen etwas derben Verweis von seinem Dienstherrn erhalten hatte- Da er aber in folge etwas leichter Lebensführung völlig ohne Mittel war, ihm auch Legitimation fehlte, so hielt er sich mehrere Tage in einer Stroh feime und auf dem Heuboden de» Gehöfte» auf. Hunger und Kälte zwangen ihn, wieder zum Vorschein zu kommen, doch hatte er beide Füße so erfroren, daß seine Urverführ» ung ins Johanniterkrankenhaus Heidenau sich nölig machte. Oertliches und Sächsisches Bretnig. Wir wollen nicht versäumen, nochmals alle Kontrollpflichtigen aus die Kon trollversammlung, welche morgen Donnerstag Nachmittags r/42 Uhr in Großröhrsdorf, Mittel gasthof abgehallen wird, aufmerksam zu machen. — Zur Frage des Einzelkelches. Für die 33. Plenarversammlung de» König!. Sächs LandeSmedizinalkollegiumS, die am 20. Nov, vormittag» 10 Uhr, in Dresden stattfindet, liegt u- a. folgender Antrag der Aerztekammern im Reg.-Bez. Dresden vor: „Das Königliche Landesmedizinalkollegium wolle bei dem Evan gttisch-lulherischen Landeskonsistorium bean tragen, die Einführung des Einzelkelches bei der Abendmahlrseier aus hygienischen und ästhetischen Gründen zu verfügen/ — Der Vorstand des deutschen Fleischer- verbandeS hat dem preußischen Landwirtschaft« Minister v. Podbielski eine Petition überreicht, in der er behufs schleuniger Linderung der Fleischteuerung um sofortige Erhöhung det Kontingents russischer Schweine für Ober schlesien ersucht. Es sollen sofort wöchentlich 300 Schweine mehr zugelasseu werden, und dann soll die Zahl weiterhin nach und nach so erhöht werden, daß sie bis zum 1. März die Höhe des von dann ab gestatteten Ko», tingenls erreicht. Die Eingabe behauptet, daß die sofortige Vermehrung des russischen Echweinekontingent« ohne Gefahr für den heimischen Viehbestand zu wesentlich billigeren Preisen, als für die deutsche Ware gezahlt werden müsse, möglich sei. Ferner wird er sucht um die Aushebung der Grenzsperre für die Rindereinfuhr aus Holland und Frankreich, sowie um die Gestattung eines Schwemekon- tingent» von wöchentlich 2000 Stück aus Holland und aus Dänemark. — Die Wirkung des Sommer» 1904 auf Tiere. Der außerordentlich trockene Sommer des Jahres 1904 hat auf manche Tiere eigen artig eingewirkt, indem sich besonders die Färbung derselben änderte. So waren viele Tagfalter dunkler gefärbt, es traten zahlreiche weihe Amseln auf, die auch in südlicheren, trockneren Ländern öfters vorkommen, schwarze Sperlinge wurden gesunden, die Haushühner waren in auffallendem Maße hellgelb gefärbt, während vrele schwarze Eichhörnchen und Spitz mäuse beobachtet wurden. Es sind dies alles Verfärbungen, wie man sie in südlichen Kli Maten an den genannten Tierarten besonder« häufig sestzustellen Gelegenheit hat, während sie in unserer gemäßigten Zone nur sehr selten und in sehr heißen Sommern voi kommen. — Reklame auf der Außenseite von Druck- fachen. Um die Empfänger von Drucksachen sendungen von vornherein besonders für die Sendung zu interessieren, wird jetzt recht ost aus den Umschlägen oder den Streifbändern ein Hinwei» angebracht, wie „Wichtig", Be trifft Butterliescrung l", „Nicht in den Papier korb!", „Die angestnchenen Stellen besonders beachten", „Falls ohne Interesse, Annahme verweigern", „Die angestrichene Stelle für Sie von besonderem Interesse" und andere mehr, Da derartige Vermerke — gleichgültig, ob sie gedruckt, gestempelt oder geschrieben sind -- die Eigenschaft einer brieflichen Mitteilung haben, sind sie unzulässig und derartige Send- chnzen zur Postbeförderung nicht zugelassen, ^lach einer neuerlichen Bestimmung der Post- Verwaltung werden Drucksachensendungen mit volchen Ve. .»ken auf den Umschlägen künftig ^en Absendern zurückgegeben. Pul .ttz,2. Nov. Am 31. Oktober abend» gegen 9 Uhr ist an der 28 Jahre alten Ehefrau G in Ohorn ein Sittlichkeit verbrechen versucht wcröen. Die Frau ist am gedachten Abend mit ihrem Ehemann von Großröhrsdorf nach Pulsnitz gegangen. Auf dem Wege „4" de« Ltaatssorstrevier« Klein röhrLdorf, nicht weit von dem Bahnübergangs nach Pulsnitz, ist bei der herrschenden Finster nis ein Unbekannter aus dem Stangenholz herausgesprungen, hat die G. von hinten er. faßt und zu Boden gerissen. Der Ehemann stürzte sich auf den Unbekannten und suchte ihn sestzuhalten, was ihm aber nicht gelungen ist Nach einem Handgemenge riß sich der Unbekannte los und verschwand im Walde. Der Bahnwärter Schwer hörte die Hilferufe, konnte aber, da der Zug nahte, seinen Posten nicht verlassen. — Ganz dasselbe Manöver hat auch ei» Unbekannter vor einiger Zeit in Böhmisch Vollung bei Pulsnitz verübt. Wäh rend 2 Frauen abend» gegen 9 Uhr auf der Straße miteinander sprachen, erfaßte er die ältere Frau und warf sie zu Boden, ohne je doch seinen Plan verwirklichen zu können Nachforschungen von Seiten der Gendarmerie sind eifrig im Gange Es gewinnt den An schein, daß in beiden Fällen der Täter ein und dieselbe Person ist. Bischofswerda, 4. Nov Trotz der von der Stadtbehörde auf die Entdeckung der Brandstifter ausgesetzten Belohnung von 1000 Mark treiben diese noch weiterhin unbehelligt ihr frevlerische» Spiel. Bereit» gestern abend brach wieder in oer Kamenzer Straße ein Scheunenbrand aus, welcher 3 Scheunen in Äsche legte. Die Besitzer derselben sind: I) Fleischermeister Gustav Kletzsch, 2) Klempner meister Werner (verpachtet an das Milchge schäft von Mieth, 3) Frau verw. Schmiede mstr. Heide und Frau verw. Bäckermeister Täubrich. Die dritte Scheune ist eine Doppel scheune. Die durch die fortgesetzten Brände hier herrschende Beunruhigung ist leicht er klärlich. Bischofswerda, 6. Nov. Es brennt weiter! Sonntag abend ^10 Uhr wurden in der BelmSdorsersiraße vi8-ä-vi8 dem Güter schuppen zwei große Lagerschuppen der Glas hütte der Firma Eibenstein L Co. mit Vor räten fertigen Glases durch Feuer vernichtet. Auch dieser neue Brand dürfte mit den zahl reichen Brandstiftungen der letzten Tage und Wochen im Zusammenhänge stehen. Radeberg. Ein bedauerlicher Un- glücksfall ereignete sich am Donnerstag in dem zur Zeit im Hofe der „Kaiserhoss" gastierenden Zirkus Maine. Ein Artist hatte nach der Dressur sein Pferd einem Knaben anvertraut, der es in der Manege zur Ab kühlung herumsühren sollte. Ein zweiter Schulknabe, der 11jährige Sohn des Maurers Sickert, lief hierbei hinter dem Pferde her und erhielt von dem Pferde einen Schlag mit dem Huse, der ihm die Kinnlade voll ständig zerschmetterte. Der bedauernswerte Knabe mußte sofort der Diakoniffenanstalt in Dresden zugesührt werden. — Zum Kamenzer Morde. Lie in der Nacht zum 31. August d. I. an der Familie de» Glasmachermeister« Linke in Kamenz ver übte furchtbare sech-fache Mordtat hat noch nicht ihre Sühne gefunden. Der mutmaßliche Mörder befindet sich nun schon seit zwei Mo naten beim Landgericht Bautzen in Unter suchungshaft, während die Erörterungen über die Ausführung des Verbrechen» noch weiter fortgesetzt werden. So sanden, nachdem be Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Inserate, die 4gespaltene KorpuSzeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf den All Abonnementspreis inkl. de» allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Unterbaltung-blattes" gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtlichen Zeitung-bot« vierteljährlich ab Schaller 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten in« Hau» 1 Mark 2V Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. reit« eine große Anzahl Zeugen vernommen worden sind, am Freitag erneute Zeugenver- nehmungen statt. Es dürfte nicht unwahr scheinlich sein, daß Glasmachermeister Linke in der demnächst beginnenden Schwurgerichts periode vor die Geschworenen gestellt wird. Dresden, 3. Nov. (Nach dreißig jähriger Fahnenflucht verurteilt) Vor dem Kriegsgericht der 3 Division Nr. 32 stand heute der 1853 in Neusalza geborene Bürsten macher und Handarbeiter Karl August Rentzsch, UM sich wegen Fahnenflucht zu verantworten. Der Angeklagte hat ein Nomadenleben geführt und ist dadurch recht herunter gekommen. Am 1. Juni 1875 entfernte sich R. von der 1. Kompagnie de» 3. Infanterie-Regiments Nr. 102 in Zittau, wohin er auszehoven worden war. Als Gruns seiner Flucht gibt R in recht unglaubhafter Weise an, sein damaliger Feldwebel habe ihn schlecht behandelt, auch seine Kameraden seien recht schlecht mit rhm gewesen Von Zittau lenkte R. seine Schritte nach Böhmen, Oesterreich, Ungarn, Bulgarien und der Türkei. Viele Jahre hat sich der Flüchtling in Südeuropa aufgehalten und sein Leben gefristet. Im Jahre 1898 sehnte er sich nach der Heimat zurück. In der Annahme, es sei Verjährung eingetreten, kehrte R nach Deutschland zurück und hielt sich unbehelligt in Neusalza auf Bald verschwand er von der Bildfläche und trieb sich wiederum im Ausland umher. Am 3. Oktober d. I. wurde Rentzsch in Berlin festgenommen und der Militärbehörde überwiesen. Das Gericht be legte ihn mit der mildesten Strafe von 6 Mo naten Gefängnis. 4 Wochen gelten als ver büßt Dresden, 4. Nov. Gestern nachmittag kurz vor 1 Uhr stürzte sich eine 17 Jahre alt« Fabrikarbeiterin von der Catolabrücke in die Elbe. Der Arbeiter Gebler aus Bühlau sprang ihr sogleich vom Neustädter Ufer aus nach und brachte da» junge Mädchen, welches sich bemühte, aus dem Wasser wieder heraus zukommen, an das Land. Liebeskummer tst der Beweggrund zu dem beabsichtigten Selbst mord. — Zum Mord in Gohrisch. Am Sonn abend ist unter sicherer Bedeckung der Karussell dreher Händler, welcher des Mordes an der Frau gesch. Opitz verdächtig ist, nach der Königsteiner Gegend gebracht worden. Händ ler, welcher die Tat beharrlich leugnet, un wahre Aussagen macht und sich epileptisch krank stellt, hatte angegeben, daß er in einer schwer zugänglichen Schlucht am Bärenstein Geld usw. versteckt habe, das von einer Erb schaft herrühre. Deshalb wurde Händler nach dem Bärenstein gebracht, wo er dann die Stelle bezeichnete, an welcher das Geld liegen sollte. In Begleitung Händlers befand sich außer zwei Gendarmen noch ein geübter Berg kraxler, welcher das Versteck auch ausfindig machte. Außer einer Decke, zwei Kopfkissen und einer Laterne, welche beim Adsuchen gute Dienste leistete, fand man dort nichts, auch kein Geld. Händler meinte, dasselbe habe denn eben ein anderer geholt. Man nimmt an, daß die Angaben Händlers ersonnen waren, um eine Gelegenheit zum Entrinnen zu finden, was ihm aber selbstverständlich unmöglich ge» macht war. Döbeln. Der 17jährige Schneiderge Hilfe Fritz Kühnau hier, dec im väterlichen Geschäft eine 3jährige Lehre bestände: hat durch Darlegung hervorragender Lei^-nzen gelegentlich seiner Gesellenprüfung st'' ' oen