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HlhSnlmM TagMM Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Beiträge sind erwünscht und werden eventuell honorirt. Annahme von Inseraten für die nächster scheinende Nummer bis Mittags 12 Uhr des vorhergehenden Tages. und Waldenburger Anzeiger. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk. 50 Pf. Alle Postanstalten, die Expedition und die Colporteurs dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Einzelne Nummern 8 Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., unter Eingesandt 20 Pf. Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. 138. Sonnabend, den 18. Zum 1881. Der auf den 11. August 1881 anberaumte Termin zur nothwendigen Versteigerung des der Frau Christine verehel. Ahnert, vorher verw. gew. Schumann geb. Erler in Eichlaide ge hörigen, auf Folium 15 des dasigen Grund- und Hypothekenbuchs eingetrage nen Hausgrundstücks wird nach erfolgter Rücknahme des bezüglichen Antrags hiermit aufgehoben. Waldenburg, am 14. Juni 1881. Königliches Amtsgericht. Baumbach. *Waldcnburg, 17. Juni 1881. Allmähliche Anerkennung der nenen Wirtschaftspolitik. Unter dieser Ueberschrift bringt die ministerielle „Prov.-Corr." folgenden Artikel, der nach einem Rück blick auf die verflossene Reichstagssession sehr bemer- kenswerthe Blicke in die Zukunft thut: Die jetzt ihrem Ende nahe Legislaturperiode des Deutschen Reichstags hat, nach mehreren früheren vergeblichen Ansätzen der Wirthschaftsreform in einigen wesentlichen Punkten die Wege geebnet, wenn auch das Ziel bei Weitem nicht erreicht ist. Es ist unter Führung der Regierung ein erster An lauf genommen worden, um Fehler und Mängel der Vergangenheit, die an dem inneren Mark des Volkslebens zehrten, zu beseitigen und den Grund zu einer gesunden Entwickelung des wirthschaftlichen Lebens zu legen, aber der Reichstag hat nicht die Entschlossenheit gehabt, die richtigen Folgerungen seiner eigenen That zu ziehen. Darum ist es bei einigen schwachen Anfängen geblieben. Die Vorschläge und Pläne des Reichskanzlers und der verbündeten Regierungen haben selbst da, wo sie die Zustimmung des Reichstags fanden, viel von ihrem ursprünglichen Inhalt einbüßen müssen (zum Theil auch durch eine gewisse Lässigkeit der die Regierung unterstützenden Parteien), während sie in anderen Fällen der Fractionspolitik oder dem Zufall parlamentarischer Abstimmung gänzlich zum Opfer fielen. Aber auch das ungünstige Schicksal, welches man chen Vorschlägen zu Theil geworden, kann vor Allen nur als ein Verlust an Zeit angesehen werden. Die Berathungen über die auf die wirthschastliche Reform bezüglichen Entwürfe während der gegen wärtigen Legislaturperiode und insbesondere während der letzten Session haben eine gute Saat für die Zukunft gelegt. Sie haben zunächst Klarheit über die Ziele der Reichspolitik verbreitet: es ist klar geworden, daß das zum neuen Leben erwachte Reich auch in wirthschaftlicher Beziehung einen Aufschwung nehmen muß und thatsächlich mehr und mehr nimmt. Wir meinen, daß jene Berathungen und ihre Er gebnisse keineswegs so werthlos seien, wie man, ge stützt auf gewisse Aeußerungen natürlichen Unmuths, im Partei-Interesse vorgiebt und vaß die darauf verwandte Mühe in keinem Fall als verloren zu be trachten ist. Die jetzt noch nicht erreichten Ziele bleiben bestehen und wirken als eine Mahnung für die kommende Zeit! Die Ergebnisse der gegenwärtigen Session bleiben allerdings hinter den Erwartungen zurück. Die Steuergesetze sind theils abgelehnt, theils in sehr er heblichem Maße verstümmelt und damit mannigfache, der Bevölkerung zugedachte anderweitige Erleichte rungen und Vortheile beseitigt worden. Die Innungs- Vorlage und der Entwurf über die Unfallversicherung der Arbeiter haben, soweit sich bis jetzt ein Urtheil fällen läßt, eine Gestalt erhallen, welche den ursprünglichen wohlwollenden Absichten der verbündeten Negierungen bei Weitem nicht entspricht. Aber es darf auch nicht übersehen werden, daß die Ergebnisse der Berathungen der letzten Wochen vor nehmlich über die beiden gedachten Entwürfe an sich einen gewissen Fortschritt bekunden. Ohne den noch ausstehenden Berathungen der verbündeten Regierungen vorzugreifen, ist besonders bezüglich der das Jnnungswesen neu ordnenden Vorlage hervorzuheben, daß die Mehrheit des Reichs tags sich den reformatorischen Bestrebungen der Re gierung, die Förderung der gewerblichen Interessen durch geordnete und mit Rechten wie Pflichten aus gestattete Körperschaften zu ermöglichen, im Allge meinen und im Grundsätze angeschloffen hat. Freilich aber hat die Fürsorge für eine wohlthätige Einwirkung der Innungen über ihre Grenzen hinaus, in Folge noch vorhandener Vorurtheile über die Nolh- wendigkeit der freien Willensbestimmung des Einzel nen, in wesentlichen Punkten nicht die Zustimmung des Reichstags gefunden. Besonders hat die er ziehende Wirksamkeit der Innungen auf dem Ge biete des Lehrlingswesens eine Enschränkung er litten, welche für das Gedeihen des Gewerbes von wesentlichem Nachtheile sein würde, wenn sie unab änderlich wäre. Die Mehrheit des Reichstags ist auch in Bezug auf die Fürsorge für das Wohl der Arbeiter, inso fern dasselbe durch eine Versicherung gegen die Folgen von Unfällen gefördert werden kann, der Führung des Reichskanzlers im Wesentlichen gefolgt. Sie hat den Grundsatz des Versicherungszwanges und die ausschließliche, Versicherung bei staatlichen Ver sicherungsanstalten als nolhwendig anerkannt, — gewiß ein im höchsten Grade erfreulicher Fortschritt gegenüber der vollständigen Freiheit und Gleich gültigkeit, welche das sogenannte Princip der Huma nität dem hülflosen und doch der Hülfe so sehr be dürftigen Arbeiter gegenüber als eine Errungenschaft unseres weit vorgeschrittenen Zeitalters erklärte. Aber zu der letzten und natürlichen Schlußfolgerung, zu der financiellen Staathülfe für die Ermöglichung der Verwirklichung der an und für sich als nothwendig anerkannten neuen Grundsätze, hat sich der Reichstag noch nicht emporschwingen können. So sehen wir auch bei diesen Gesetzen die Ab sichten der Regierungen nur zu einem Theile erreicht. Aber trotzdem ist der Anfang zu einem segensreichen Fortschritt gemacht, ob das bisher Erreichte als für die Gesetzgebung brauchbar erklärt werden wird oder nicht. Denn der Keim, der jetzt gelegt ist, läßt sich nicht wieder ausrotten, und was heute nochunerfüllt bleibt, geht als um so ernstere Mahnung auf die Wähler, auf den nächsten Reichstag über. Die anscheinende Genugthuung der Anhänger der bisherigen Wirthschaftslehre dürfte daher schwer lich eine ungetrübte sein. So wenig der gegenwärtige Reichstag bereit gewesen ist, die Pläne des Reichs kanzlers voll und ganz zu fördern, und so sehr er der Verwirklichung derselben Schwierigkeiten ent gegengesetzt hat, so muß doch sein Wirken als ein Uebergang gelten von der Zeit der Gleichgiltig keit für wirthschastliche Interessen zu einer neuen Zeit, wo diese das Verständniß aller, für das Wohl des Reichs denkender und sorgender Männer in vollem Umfange finden werden. *Waldenburg, 17. Juni 1881. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der gegenwärtige Botschafter Graf Hatzfeld in Konstantinopel soll im Herbst das Amt des Staats- secretärs des Aeußern antreten. In Konstantinopel soll er demnächst sein Abberufnngsschreiben über reichen. Bei dem am 7. d. M. in dem pommerschen Städtchen Wangerin stattgefundenen Schützenfeste hatte der Bürgermeister Urnau für den Kaiser den besten Schuß abgegeben und dadurch die Königs würde errungen. Dieses wurde per Depesche so fort dem Kaiser mitgetheilt. Dieser Tage ging nun ein Schreiben des Geh. Cabinetsrath von Wilmowski in Wangerin ein, worin dem Vorstande der Schützen gilde mitgetheilt wurde, daß Se. Majestät sich zur Annahme bereit erklärt habe, was bei den Mitglie dern der Gilde viel Freude erregt hat. Mit Rücksicht auf die große Abneigung des Reichskanzlers vor den lateinischen Schrift zeichen ist jetzt Seitens des Staats-Secretärs Dr. Stephan an die Telegraphen-Verwaltung die Ver fügung ergangen, alle für den Fürsten eiulaufenden Depeschen lediglich mit deutschen Buchstaben aufzu nehmen. Bismarck will wahrscheinlich die deutsche Schrift dem deutschen Volke erhalten wissen gegen über dem mehrseitig auftretenden Bestreben, an Stelle der deutschen Schrift die lateinische einzuführen. Die Reichstagswahlen sollen, wie verlautet, im Juli oder Anfang August stattfinden. Die „Post" das Organ der Bismarck am näch sten stehenden Partei, hält es nicht für wahr scheinlich, daß das Arbeiter-Unfall-Gesetz in der Fassung, in der es aus dem Reichstage gekommen, die Zustimmung des Bundesrathes finden wird. Tie Haltung der deutschen Reichspartei bei der letzten Abstimmung deutet allerdings darauf hin. Beim Namensaufruf stimmten die Mitglieder dieser Frak tion bis zum Abg. v. Bethmann-Hollweg mit ja, der zweite Abgeordnete dieses Namens aber und nach ihm alle Freiconservativen, darunter auch Graf Bismarck, mit nein. In letzter Stunde scheinen also die Dispositionen geändert worden zu sein. Die Berliner Polizei hat dieser Tage ein Depot von 1200 Stück verbotenen Druckschriften, darunter die für Berlin bestimmten sämmtlichen Exemplare einer Nummer des „Socialdemokrat" mit Be schlag belegt und den betreffenden Vertrauensmann der Socialdemokraten sofort ausgewiesen. In einer Wählerversammlung zu Nixdorf sprach der Reichstagsabgeordnete Wöllmer das große Wort gelassen aus, die Weiterausbildung desSystems der indirecten Besteuerung, wie es die Conser- vativen wollen, führe zum wirthschaftlichen Untergang der Nation. Drum erfreuen sich Frankreich und Nordamerika mit ihrer viel höher ausgebildeten indirecten Besteuerung so überaus günstiger wirthschaftlichen Zustände. Freilich, dem Fortschritt kommt's auf ein bischen Lüge nicht an. Die Hamburger Bürgerschaft hat sich für den Zollanschluß entschieden. Die Sitzung der Bür gerschaft am 15. d. dauerte bis über 2 Uhr nachts hinaus. Nach dem Bürgermeister vr. Petersen sprach der Handelskammerpräsident Lutteroth für die Annahme des Vertrags. Im weiteren Laufe der Sitzung sprachen Richter, dessen Rede mehrfach durch Unruhe unterbrochen wurde, gegen den Ver trag, sodann Dannenberg ebenfalls gegen denselben, Vv. May für den Vertrag, vr. Levy dagegen und Senator Versmann für die Annahme. Hierauf wurde eine halbstündige Pause gemacht. Nach