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„Weißeritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dicnötag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. SS Psg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummern 10 Pfg. - Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Wchmtz-Mmz. Amtsblatt Inserate, welche bei d« bedeutenden Anfluge de- Blattes eine sehr wirb same Verbreitung staden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, un redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Psg. für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Maut Jehnc in Dippoldiswalde. Kit schtskitigkm „Zllustrirtrn ünterhsllungMgtt". q: Mit humoristischer lstochkubeilagk „Sriskiililsskn". qr Mit lsnd- und hsuswirthhhsstlicher Msuatsluilegr. Nr. 24. Sonnabend, den 25. Februar 1893. 59. Jahrgang. Lokales «nd Sächsisches. Dippoldiswalde. Wir wollen nicht unterlassen, auch an dieser Stelle darauf hinzuweisen, daß lt. Be kanntmachung nächsten Sonntag, den 26. dss. Mts., Nachmittags 3>/e Uhr, im Saale der „Reichskrone" Hierselbst Herr vr. Oertel-Leipzig in einer öffent lichen Versammlung für die Ordnungsparteien über das Thema: „Die konservative Partei und die Aufgaben der Gegenwart" sprechen wird. Herr vr. OertB, von dem die erst vor Kurzem erschienene hoch bedeutungsvolle Abhandlung „Der Konservatismus als Weltanschauung" herrührt, ist zweifellos einer der be deutendsten Redner der Gegenwart und darf deshalb umsomehr mit Bestimmtheit einem sehr zahlreichen Be suche dieser Versammlung von Seiten der Mitglieder der Ordnungsparteien entgegen gesehen werden. — In den nächsten Tagen werden uns hier wiederum 2 musikalische und deklamatorische Genüsse geboten werden. Zunächst veranstaltet am Sonntag die Frei willige Feuerwehr zum Besten ihrer Unterstützungskasse eins ihrer allbeliebten, stets sehr zahlreich besuchten Concerte, dem am Dienstag das 3. Abonnementconcert des Herrn Hoppe folgt. Die Programme der beiden Veranstaltungen sind im Jnseratentheile abgedruckt, sie zeigen, daß beiden ein zahlreicher Besuch zu wünschen ist. H Poffendorf. Vorbehältlich der Genehmigung des hohen Landeskonsistoriums wurden vom hiefigen Kirchenvorstand die Herren Predigtamtskandidaten Ar land-Dresden, Wackwitz-Blankenburg i. Th. und Har tung-Ruppendorf für das erledigte Diakonat vorge schlagen. Die Probepredigten beginnen wahrscheinlich mit Sonntag Okuli. — Der am Mittwoch hier stattgefundene Bauern tag war von ca. 150 Personen, die in ihrer weit überwiegenden Mehrheit dem Oekonomenstand ange- hörien, besucht. Nachdem Herr Gutsbesitzer Winkler- Rippien die Versammlung mit einem Willkommgruß und einem begeistert aufgenommenen Hoch auf König Albert eröffnet hatte, hieltHerrAmtmann C.v.Gütschow seinen Vortrag über: „Die Zwecke und Ziele des deutschen Bauernbundes, seine politische Bedeutung und seine Stellung zu den landwirthschafll. Vereinen" und richtete schließlich an die Anwesenden die Bitte, dem deutschen Bauernbunde beizutreten, denn nur durch einen starken Zusammenhalt der deutschen Land- wirthe könne man die Gegner derselben (Sozialdemo kraten und Freisinnige) und die der Landwirthschast drohenden Gefahren bekämpfen. Dem Redner wurde am Schluffe seines Vortrages Dank durch Erheben von den Plätzen sntgegengebracht. Nach stattgssun- dener zahlreicher Aufnahme neuer Mitglieder wurden die Vertrauensmänner ernannt. Dresden. Im Schlachtenpanorama auf der Prager Straße wird in der nächsten Zeit das große Rundgemälde „Die Sachsen vor Paris am 2. Dezbr. 1870" aufgestellt. Das große lebensvolle Schlacht bild, entworfen von den Herren Professor Eugen Bracht und Historienmaler G. Koch und ausgesührt von den Genannten unter Mitwirkung der Herren Maler Sin- ding, Scholz, Becker, Voorgang, Roman und Hochhaus, war früher bereits in Leipzig ausgestellt und hat dort viel Beifall gesunden. Es stellt bekanntlich jenen Höhe punkt der blutigen Schlacht bei Villiers Vormittags 11 Uhr dar, als 12 Kompagnien Infanterie, nämlich 8 Schützen-, 2 Infanterie- und 1 Jägerkompagnie vom XII. Armeekorps nebst l Kompagnie Württemberger in eine einzige lange, mannigfach gewundene Schützen linie aufgelöst, die französische Uebermacht mit zähester Tapferkeit zurückhalten. Der Beschauer steht mitten in der französischen Schützenkette auf dem Rande der Hochebene von Villiers; links überschaut er die Hoch fläche bi« zum Pack und Dors von Villiers, rechts umfaßt der Blick die Marneniederung und die Vor städte von Paris und reicht bis in« Herz der cermrten Seinestadt; um das brennende Dorf Brie und um den Park von Villiers wogt ein heißer Kampf, in dem sich namentlich das 8. Infanterie-Regiment Nr. 107 und das Schützen-Regiment Nr. 108 mit Ruhm bedeckten. Beide wurden infolgedessen dadurch ausgezeichnet, daß sie am Tage des Truppeneinzugs in Dresden, 11. Juli 1871, einen Chef vom König Johann erhielten, die Schützen den Prinzen Georg, die 107er den Prinzen Johann Georg. Der gedruckte Führer durch das Pa norama enthält nicht nur eine lebendig geschriebene Abhandlung über die blutige Doppelschlacht bei Cham- pigny und Villiers am 30. November und 2. Dezember, sondern auch zwei Gedichte über jenen sächsischen Ruhmestag und die Inschriften der im Portale der Schützenkaserne befindlichen Marmortafeln mit den Namen der 1870/71 gefallenen Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten des Regiments, so daß die Schrift also namentlich für Angehörige des tapferen Regiments, welches jetzt Prinz Friedrich August kommandirt und 1870 von Bismark den Ehrennamen „die schwarzen Teufel" erhielt, ein werthvolles Andenken bildet. — Die Fußweg-Unterführung beim Bahn übergang nach der Neichsstraße in Dresden ist bereits in Angriff genommen und soll schon Mitte März dem Verkehr übergeben werden. Dieselbe wird in der Weise ausgesührt werden, daß von der Wiener Straße ausgehend, ein nach den Gleisen hin allmählich sich ! senkender Einschnitt hergestellt wird, während am Bis marckplatz Raummangels wegen nur eine Treppen anlage möglich ist. Außerdem werden dicht an den Barrieren beiderseits kleine Seitentreppen angebracht werden. Meißen. In denjenigen Weinbergen, in denen für den Winter im Herbst die Reben nicht gedeckt worden sind, ist in dieser Woche mit dem Neben schnitt begonnen worden!, und es stellte sich dabei heraus, daß die Reben trotz der starken langandauerden Kälte nicht erfroren, sondern sehr gut auch durch diesen Winter gekommen sind Richtig ist es bei dem Nicht decken der Neben jedoch gewesen, die Weinstöcke wäh rend des Winters nicht am Pfahl angebunden zu lassen, sondern diese im Herbst zu ziehen und die Reben freistehend sich im Winde bewegen zu lassen. Freiberg. Das kgl. Schwurgericht verhandelte am 23. Februar gegen den des Mordes angeklagten Fleischergesellen Emil Richard Gehlert aus Ober- Colmnitz wegen Mordes. Der noch unbestrafte Ange- geklagte giebt, nach seinen Personalien befragt, an, am 18. Juli 1871 in Dippoldiswalde als Sohn des Fleischers Emil Oswald Gehlert und der Frau Erne stine Karoline Gehlert geb. Reichelt geboren zu sein, infolge des mehrfachen Herumziehens seines Vaters nacheinander 6 oder 7 Schulen, darunter die in Langenau, Brand, Colmnitz und Hetzdorf besucht zu haben, 1885 evangelisch-lutherisch konfirmirt worden zu sein. Nachdem er in Herzogswalde zwei Jahr hindurch das Fleischerhandwerk gelernt, hat der Angeklagt e in Reinsberg, Mulda, Löbtau, Naundorf und zuletzt in Colmnitz als Fleischergehilfe gearbeitet, auch an letz terem Orte sich zeitweise mit Röhrenlegen beschäftigt. Nach dem Eröffnungsbeschluß ist Gehlert hinreichend verdächtig, am Abend des 24. Oktober 1892 seinen Vater in dessen Behausung durch einen Schuß getödtet und diese Thal mit Ueberlegung ausgesührt zu haben. — Nicht weniger als 12 verschiedene Erklärungen hat der Angeklagte im Laufe der Untersuchung gewacht und war auch in der Verhandlung zu einem Geständniß nicht zu bewegen, ja, er beschuldigte seine Schwester geradezu der Thal. — Nachts 2 Uhr erklärten die Geschworenen den Angeklagten für schuldig, worauf er wegen Vatermordes zum Tode verurtheilt wurde. Hohenstein. Die Vermuthung, daß der Brand, welcher die dem Schützenhauswirth Unger gehörige Turnhalle zerstört hat, böswillig angelegt worden ist, scheint sich immer mehr zu beftäigen. So war ein Petroleumballon, der Turnerschaft gehörig, von seinem Platze, den er Abends noch inne hatte, als die letzten Turner die Halle verließen, vün dort weg nach einem anderen Ort gebracht worden, von wo aus das Feuer seinen Ausgang anscheinend genommen hatte. Die von diesem Ballon herrührenden Glasscherben fand man anderen Tages nahe der Bühne. Mittweida. Das hiesige Stadtverordneten-Kolle- gium hatte sich in seiner letzten Sitzung u. A. auch mit der Frage zu beschäftigen, ob Schritte zur Erlan gung einer Garnison für Mittweida zu thun seien. Der dortige Stadtrath hatte den Beschluß gefaßt, von solchen Schritten abzusehen, und das Stadtverordneten- Kollegium stimmte nach kurzem Meinungsaustausch diesem Beschlüsse zu. Roßwein. Von der hiesigen Stadtverwaltung war beschlossen worden, die hiesigen unselbstständigen Personen zu den Gemeindesteuern in vollem Um fange heranzuziehen. Bekanntlich werden in der Regel unselbstständige Personen in sächsischen Gemeinden nicht in vollem Umfange zu den Gemeindesteuern herangezogen. Ueber das Anlagenregulativ, das auS diesem Grunde ausgestellt ist und dem KreiSauSschuß zu Leipzig zur Genehmigung unterbreitet worden war, entspann sich in der letzten Sitzung des KreiSauS- schusses ein lebhafter Meinungsaustausch, der dahin führte, daß das Kollegium das Anlagenregulativ ab lehnte unter Festhaltung an dem früher von ihm geltend gemachten Grundsätze. Roßwein. Der hiesige Stadtrath beabsichtigt, eine neue Auflage des Roßweiner Adreßbuches zu veranstalten. Um einen größeren Absatz deS Buches zu sichern, soll der Preis des 180 Seiten umfassenden Buches nur 1 Mark betragen. Da das Adreßbuch besonders auch für Auswärtige von Interesse ist, h«Ht man auf einen großen Absatz. Colbitz. Die von der Staatsanwaltschaft wegen des Verbleibs der seit dem 10. Februar von hier ver schwundenen Lina Müller aus Lindenthal bei Leipzig angestellten Erörterungen sind, da die Annahme einer strafbaren Handlung ausgeschlossen erscheint, eingestellt worden. Durch den Vormund des Mädchen ist eine Belohnung von 300 Mark Demjenigen ausgesetzt worden, welcher über das Schicksal der Verschwundenen zuverlässige Nachricht bringt. Döbeln. In der diesjährigen Generalversammlung des Vereins der hiesigen Herberge zur Heimath wurde aus der Mitte der Versammlung eine Neuerung angeregt, deren Einführung auch beschlossen wurde. Es sollen in Zukunft den ansprechenden Handwerks burschen an Stelle baaren Geldes Marken verabreicht werden können, die allein in der Herberge zur Hei math in Zahlung genommen werden. Man will da durch verhüten, daß die lüderlichen Handwerksburschen ihre Pfennige sofort in der nächsten Schnapskneipe in Spirituosen umsetzen. Vorläufig sollen 5- und ^Pf.- Marken angefertigt werden. Riesa. Auf dem Elbstrome wird es nun von Tag zu Tag lebhafter, die Dampfer und Kähne kommen allerwärts aus den Häfen und gehen zu Berg und zu Thal. Der Wasserstand ist gegenwärtig für die Schiff fahrt ein günstiger, da er volle Ladung zu nehmen gestattet, und dies ist für die Besitzer der der Ver pachtung harrenden Güter sowohl, wie auch für die Schiffer von Vortheil. Leipzig. Bei dem am 5. März und folgende Tage stattfindenden Aufenthalt deS Königs Albert in Leipzig wird auch eine Parad e über alle 3 hiergarnisonirenden Regimenter seitens des allerhöchsten Kriegsherrn abge nommen werden. Auch der Stand der Universitäts bauten soll einer Besichtigung durch den König unterzogen werden. — Wenn die Stadtverordneten den Ankauf der Weißenburg ablehnen sollten, was jedoch nicht gn-