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ElbcblaU und AnMtr. Amtsölalt -er König!. Amtshauptmannschast Großenhain, der König!. Amtsgerichte Riesa »nd Ltrehla, sowie -es Ztadtraths M Riesa. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Für die Redaction verantwortlich: T. Langer in Riesa. .-1» 128. Sonnabend, den 16. October 1880. 38. JaHrg. E m.m.i »i viicia wöchentlich dreimal: Dienstag, Donnerstag und Sonnabend. - Abonnemcntspreis vierteljährlich i Mark 25 Pfg. Lestellungen nehmen alle «agerl. PvNanftalten, de brpcditioncn in Riesa und Strehla (tt Schön), sowie alle L'otcn eniacgcn. Jiserate, welche bei dem ansgedreitctcn Leserkreise eine wirksame Veröffentlichung finden, erbitten wir uns b s Tags vorher Lormittazs In Uhr. Kommenden Sonnabend, den S» Oktober I88V, Vormittags zlv Uhr soll im Verhandlungssaale der Amtshauptmannschaft der zweite dießjährige Bezirkstag abgehalten werden. Der Zutritt ist Jedermann gestattet. Großenhain, am 11. Oktober 1880. Die Königliche Amtshauptmannschaft. Pechuiann. Die Gemeindevorstände im Bezirke der unterzeichneten Königlichen Amtshauptmannschast werden hiermit daran erinnert, daß nach 88 3 und 5 der Verordnung, die Schöffen und Geschwornen betr. vom 23. September 1879 (Gesetz- und Verordnungsblatt S. 375), das von ihnen aufzustellende Verzeichniß derjenigen in der Gemeinde wohnhaften Personen, welche nach Maßgabe der im 8 1 dieser Verordnung angezogenen gesetzlichen Bestimmungen zu dem Schöffen amte und zu dem Geschwornenamte berufen werden können (Urliste) im Monat Oktober mindestens acht Tage lang in der Gemeinde auszulegen und spätestens bis zum 31. October unter Beifügung der im 8 5 der ungezogenen Verordnung unter 1 bis 4 aufgesührten Schriftstücke an deu Amtsrichter des Bezirks einzusenden ist. Der Auslegung der Urliste in der Gemeinde hat eine in ortsüblicher Weise zu erlassende und genau nach den Vorschriften in 8 4 der angezogenen Verordnung abzufassende öffentliche Bekanntmachung vorauszugehen. Großenhain, am 13. October 1880. Die Königliche Amtshauptmannschaft. Pech mann. v. Cr. Zum Cölner Dombaufest. „O schöne Zeit, wenn einst der Glocken Läuten — Die deutschen Völker ruft von fern und nah — Und ihre Jubelklänge dann bedeuten: — Der deutsche Dom steht ganz vollendet da!" so klang es einst aus dem Munde des Dichters und heute haben sie sich nun erfüllt, diese Hoffnungen und Wünsche, denn in seinem vollen Glanze und in seiner ganzen bezaubernden Pracht steht das gewaltige Kölner Gotteshaus vor uns, um in Anwesenheit des Kaisers und der Fürsten Deutschlands die letzte Weihe zu empfangen. Wie hochbedeutend dieser Act ist, dürfte sich vor Allem aus der Thatsache ergeben, daß die edelsten Geister der Nation dem Tom der alten Rhein-Metropole ihre sympathischste Theilnahme schenkten, daß sie wirkten und schafften, um das gigantische Werk mit vollbringen zu helfen, was dann schließlich auch durch das hoch herzige Eingreifen des Königs Friedrich Wilhelm IV. von Preuße« erreicht worden ist. Seit dem Anfänge des sechszehnten Jahrhundert lag der Dom unfertig und in sich zerfallen da und zeigte Jahrhunderte lang im traurigen Bilde, wie das deutsche Reich, ebenfalls uneinig, in sich nicht die Kraft besaß, aufzustehen und sich seiner inneren Stärke bewußt zu werden, die ihm verliehen war. Der Dom wurde Zeuge der großen Schmach, die es theils selbst verschuldete, theils von jenem übermüthigen Korsen erdulden mußte. Napo» leon I. machte au« dem Gvtteshause ein Jourage- Magazin; im Jahre 1801 sollte es auk den Abbruch versteigert werden. Aber wie des Tomes Vernach lässigung mit dem Verfall des deutschen Reiches zu- sammentrifft, so sein Ausbau und seine Vollendung mit der Wicdererstarkung und Blüthe der deutschen Ration. Gerade in jener schweren Unterdrückungszeit, als die deutschen Männer ihre Pläne entwarfen, das fremde Joch der Sklaverei von dem Nacken des deutschen Volkes abzuschütteln, da sammelte Sulpiz Avisier«e die Pläne des Kölner Domes und zeichnete der Mit welt vor, was für eine Aufgabe sie in Zukunft über nehmen müßte; im Jahre 1814 fand man den Original plan des Kölner Domes in Darmstadt wieder. Und als nun die Befreiungskriege mit der Unterwerfung des fremden Eroberers und Despoten geendet, da ging ein Ruf aus in alle Gaue des deutschen Vaterlandes: Kommt, wir wollen bauen daS große Gotteshaus am Rheinesstrand zu Köln! Lange hat es wohl nun noch gedauert, ehe dre beiden Thurmcolofse in voller Majestät sich in die Lüfte erhoben, waS ober lang währte, das wurde auch gut und jetzt ist da- hehre Gelübde «füllt, s das einst von unfern Vätern im edlen Glaubenseifer gemacht worden ist. Ja, vollendet ist der imposante Tempel, in seinen unabsehbaren Hallen vereinigen sich die Gewölbe in schwindelnder Höhe und wir glauben unsere Betrachtung nicht besser schließen zu können, als mit dem Wunsche des obengenannten verewigten Monarchen, der da einst bei der Wiederaufnahme des Baues seine Ansprache mit den Worten beendete: „Ter Tom von Köln — das bitte ich von Gott - rage über diese Stadt, rage über Deutschland, über Zeiten, reich an Menschenfrieden, reich an Gottesfrieden bis an das Ende aller Tage!" (P. A.) Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Dem Vernehmen nach würde die Errichtung eines Volkswirthschaftsrathes für Preußen durch königliche Verordnung demnächst erfolgen. Es sollen zu demselben gegen 50 Personen aus den Kreisen des Handels, der Industrie und der Land- wirthschaft, sowie aus Arbeiterkrcisen berufen werden. Mann scheint es indessen noch nicht für ausgeschlossen zu halten, daß der Institution später eine gesetzliche Grundlage gegeben wird. Großbritannien. Aus London schreibt man unter dem 11. October: Ein nicht geringer Theil von England gleicht gegenwärtig einem Sumpfe, in welchem breite Wassertümpel sichtbar sind, wo sonst das Vieh auf trockenem Boden weidete. Wind und Wetter, Sturm und Regen haben ihr wildes Wesen getrieben, und leider scheint ihr zerstörendes Regiment sein Ende noch nicht erreicht zu haben, denn von Amerika werden neue Stürme ««gekündigt. London hat ein Lied von der Nässe zu singen, denn das Wasser hat arge Ver heerungen angerichtet und die Straßen streckenweise so stark mit Wasser überzogen, daß die Pferde knietief durch dasselbe haben waten müssen. Schlimmer noch sieht es auf dem Lande aus, und zwar nicht allein in tiefliegenden Strichen wie das obere Themsebecken und die Grafschaften Leicestershire, Cambridgeshire, Lincoln shire u. s. w. In Huntingtonshire und Cambridgeshire hat der Eisenbahnverkehr stellenweise eingestellt werden müssen. Ab« auch in Kent z. B. steht viel Land unter Wasser. Rußland. Zuverlässigen Petersburger Privat briefen zufolge ist die Vermählung des Kaisers mit der Fürstin Dolozurik eine vollendete Thatsache. Als Zeugen bei der Trauung fungirten die Generale Loris Mesikoff, Miliutin und Adlerberg und ein anderer Adjutant des Kaisers. Die bisherigen Kinder auS dies« Verbindung erhalten den Namen Fürsten Jourieff. Künftige Früchte der Ehe sollen wie legitime kaiserliche Prinzen behandelt werden. Der GroWrst Thronfolger, von diesem Ereigniß tief gekränkt, will, wie die „Mgd. Ztg." erfährt, auf unbestimmte Zeil mit seiner Familie in Cannes Aufenthalt nehmen uno ist mit dem Großfürsten Wladimir, seinem Bruder, gänzlich zerfallen, weil dieser die Vermählung des kaiserlichen Vaters gutgeheißen hat. Aus dem Orient. Es bestätigt sich voll kommen, daß auf die dringenden Vorstellungen, der Botschafter von Deutschland und Frankreich der Sultan eingelentt und Dulrigno ohne Bedingungen übergeben zu wollen erklärt hat. Die Mächte werden dadurch aus einer peinlichen Verlegenheit befreit, und die Er fahrung wird hoffentlich nicht vergebens sein. Die Londoner „Times" sind das Organ der öffentlichen Meinung Englands, und wenn sie jetzt empfehlen, die Hetzjagd auf die Türkei bis auf Weiteres einzvstellen und ihr einige Ruhe zu gönnen, so sprechen sie auch die öffentliche Meinung Europas aus, und die mäste» Regierungen theilen diese Ansicht. Oesterreich erklärt sich gegen alle ferneren Flottendemonstrationen und Deutschland und Frankreich theilen die österreichischen Ansichten. Es ist ja auch klar, schreibt die „Köln. Ztg", daß Gladstones Politik, die auf baldmöglichste Zer störung der Türkei gerichtet ist, im Grunde nur von Rußland getheilt wird, alle übrigen Mächte wollen die Türkei erhalten oder sie doch so langsam und all mählich wie möglich zerfallen sehen. Gemeinschaftliche Maßregeln zur gewaltsamen Durchführung einzelner Punkte des Berliner Friedens liegen daher nur im russischen Interesse, und die Mächte haben einfehen müssen, daß die Versammlung einer europäischen Flotte zur Eroberung eines erbärmlichen Nestes, wie Dulcigno, eine bedenkliche Maßregel ist, deren Verlauf zu keiner Wiederholung auffordert. Die Türkei hat in ihrer Note vom 3. d. wenigstens darin Recht, daß die Be stimmungen des Berliner Friedens in gewissen Punkten, welche der Türkei günstig sind, bisher unausgeführt ge blieben sind. Parum kümmert sich Niemand. Warum also mit solcher Gewalt die Ausführung anderer Punkie beschleunigen wollen, die große Schwierigkeiten dar bieten? Namentlich thöricht erscheint eS, wenn Eng land dem Sultan die Pistole auf die Brust setzt wegen der inneren Reformen, angeblich, weil sonst die Türkei nicht bestehen könnte, während doch Jeder Miß, daß dieser Grund für Henn Gladstone nicht der wirkliche sein kann. Die fremden Mächte haben wirklich viel