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Bischofswerda, Stolpen und Umgegend. Amtsblatt -cs Königlichen Gerichtsamtes und -es Sta-trathes z« Kischofswer-a. Dies« Skitschrist erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwoch- und Sonnabends, und kostet vierteljährlich 12'1, Rar. Inserate «erden nur bi« Dienstag« und Freitag« früh 8 Uhr angenommen. 68. , Mittwoch, den 31. Juli. I 1867. «tue unsiunige Ariegswuth gegm Preußen herrscht > Swekmdjwanjigstrr Jahrgang. es mag auch als ein bedrohliches Zeichen gelten, daß die Redacteure der einflußreichsten Pariser Journale jetzt eine ziemlich demonstrative Reise nach Kopenhagen unternehmen, um daselbst mit den dänischen Jour nalisten ein großes Vcrbrüderungssest zu feiern, die Mißstimmung darüber wird auch in Preußen gewiß sich Luft machen — aber trotz alledem erachten wir die Zeit zu einem deutsch-französischen Kriege nicht für gekommen. Zunächst ist -es das tiefe Friedensbedürfniß Oesterreichs, welches z. B. jetzt den vielfachen Verlockungen Frankreichs widerstanden hat, österreichischer SeitS auf Abtretung Nordschleswigs bei Preußen zu dringen, welches einige Garantie für die Fortdauer des Friedens giebt. Die gewaltigen Reformen in Oesterreich erfordern gebieterisch fried liche Zustände; jedes drohende Unwetter am politischen Horizonte zu zertheilen, ist daher erste Sorge des CanzlerS v. Beust. Er machte daher von dem ihm zustehenden Rechte, auf Ausführung des Prager Frie dens zu dringen, keinen Gebrauch ; er hatte vielleicht auch dm ihn ehrmdm Grund, nicht die Veranlassung zu sein, daß einige Tausend Deutsche einer fremden Macht überliefert werden, da gerade er in der schleswig - holsteinschen Frage noch als sächsischer Minister eine ächt deutsche Haltung eingenommen hatte. Auch England brennt nicht auf einen Krieg auf dem Continente ; doch läßt die neuerliche Reise der Kaiserin Eugenie zum Besuche der englischen Königin nach Osborne manchen seltsamm Gedanken aufkommm. Sucht die Kaiserin etwa die Königin für Dänemark zu gewinnen? Jnteressirt ist England in dieser Frage schon längst und daß seine Sympathien nicht auf deutscher Seite stehen, haben wir in der schles- wig-holsteinschen Frage stets erfahren. Welches Ge sicht macht nun Rußland dabei? Bor der Hand weiß man nicht viel davon, doch ist sein Jutereffe in der Ostsee ein zwischen Preußen iund Dänemark getheiltes. Neuerdings verlautet nunmehr, daß auf diesem, jetzt so oft mit Glück betretenen Wege zur Schlichtung der schleSwigschen Frage wieder — eine Londoner Conferenz zusammentreten soll. Ja, man spricht sogar, daß daselbst nach dem luxemdurger Muster eine Neutralisation Alfens vorgeschlageu werden würde, namentlich* sei es Oesterreich, welch« Der Knoten in der nordschleswigschen Frage be ginnt sich zu schürzen, darüber ist jetzt kein Zweifel. Das sicherste Anzeichen, daß etwas in der Luft liegen müsse, war die urplötzliche Abreise des Grafen Bis mark von seinem Landaufenthalte in Pommern nach Ems, um daselbst mit dem König Berathungen zu pflegen. Graf Bismark, körperlich noch strapazirt von den Anstrengungen des letzten Jahres, unter bricht seine Genesung, denn über die Ostsee hinüber, wie über den Rhein flattern diplomatische Noten nach Berlin. Dänemark und Frankreich insceniren einen vor der Hand blos diplomatischen neuen Feldzug gegen Preußen. Lange Zeit schrieb man von Berlin aus officiös in die Welt: Dänemark habe noch nicht geantwortet und Frankreich habe nicht das mindeste Recht, sich in die nordschleswigsche Frage zu mischen. — Da übergiebt der dänische Gesandte in Berlin, Herr von Quade, eine Note, worin er angeblich die von Preußen geforderten Garantien wegen der mit an Dänemark abzutretenden Deutschen nicht direkt abgelehnt, sondern nur um einzelne Aufzählung dieser Garantien bittet. Hat er so den Machtverhältnissen seines kleinen Staates Preußen gegenüber Rechnung getragen, so führt, nachdem die Rollen so vertheilt find, Frankreich eine andere Sprache. Die französische Note erklärt, daß Frankreich im Interesse sowohl, «IS Recht und Pflicht habe, sich um die Ausführung des Prager Friedens zu kümmern; sie bezeichnet ferner die Bedingung Preußens für unerfüllbar, daß Däne mark für die abgetretenen Deutschen Nordschleswigs eine besondere Garantie gebe. Bon Interesse ist auch, daß Frankreich Sorge getragen hat, daß die Existenz dieser seiner Note bald bekannt werde, während im luxemburger Handel die französischen Noten eine Zeit lang von preußischer Seite abgeleugnet wurden. Trotz dieser Eröffnung des diplomatischen Feldzuges glauben wir nicht an einen ernstlichen Ausgang, wenigstens für, jetzt nicht. Es mag sein, daß die Hand Preußens schwer auf den nordschleswigschen Dänen ruht, zugegeben auch, daß in Dänemark selbst