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D e i l a g e zum Boigtlän-ifchen Anzeiger. Redigirtvon Advocat C. Wieprecht. Druck und Verlag von C. Wieprechts seel. Wittwe. L8L2 Plauen, den 2V April Die urkundliche Chronik -er Sta-t Oelsnitz, -es Schtoffes un- Amtes Voigtsberg. (Beleuchtet von einem Voigtländer.) Die Red. d. Voigtl. Anz. hat in Nr. 5 d. Bl. bei Uebernahme ihres Amtes bekannt gemacht, daß Ihr alle Zusendungen willkommen wären, und daß selbige wo möglich im Blatte selbst einen Platz finden sollten. Auf Grund dieser Zusage erlaube ich mir, ein Unrecht gut zu machen, indem ich die Aufmerksamkeit auf ein Werk lenke, welches unstreitig einen ehrenvollen Platz in der voigtl. Literatur verdient und dessen Erwähnung und Würdigung von der frühem Redaction wahrscheinlich im Drange der Geschäfte übersehen worden ist. Ich meine damit die urkundliche Chronik der Stadt Oelsnitz, -es SchloffeS und Amtes Voigtsberg, welche im Laufe des vorigen Jahres der Rector an der Stadtschule zu Oelsnitz Herr I. G. Jahn herausgegeben hat. Hat nur zwar dieses Geschichts werk bereits anderwärts seine gebührende Anerkennung gefunden, *) so ist es doch eine Pflicht der Dankbarkeit, deren Erfüllung man dem Hr. Verf. schuldet, wenn man die öffentliche Aufmerksamkeit nochmals, vornemlich auch in dem Lande selbst darauf hinleitet, das ein besonderes Interesse an dasselbe bindet, insofern das Werk aus dem Voigtlande über das Voigtland zunächst zu dem Voigtlande spricht und in seiner klaren, trotz der speci- ellen Haupttendenz doch sehr umfänglichen und höchst pragmatischen Darstellung dem patriotischen Voigtländer ein schönes Gemählde der Vorzeit seines Landes und Volkes bietet. Um die Wahrheit, des Gesagten zu er härten, will ich in der Kürze einen Abriß von dem ganzen Werke zu liefern und dabei die Eigenthümlich- *) Eine ehrenvolleBeurtheilung wurde demselben bei seinem Er scheinen schon theilweise in der Leipz. Zeitung unter der Ru brik Wissenschaftliche und Kunstnachrichten zu Theil, d. V. keilen, Schwierigkeiten und das Verdienstliche desselben nachzuweisen versuchen. Das ganze Werk zerfällt in 6 Capitel, von denen das erste uns eine allgemeine Uebersicht der frühesten Geschichte des Voigtlandes und der muthmaßlichen ersten Bewohner desselben mit besonderer Rücksicht auf die Be gründung der Stadt Oelsnitz liefert. In diesem Capitel, das bis Seite 38 geht, hat der Hr. Verf. mit dem größten Fleiße Alles zusammengestellt, was sich in den darüber vorhandenen geschichtlichen Monumenten vorfindet. Aus den angeführten Quellen weist er im Gegensätze zu Limmern und früheren voigtl. Scribenten nach, daß die Hermunduren nicht Narisker die ursprünglichen Ein wohner Voigtlands gewesen seyen, daß durch die Ein wanderung der Sorben-Wenden erst Cultur im Voigtl. rege geworden sei. Daß hier nebenbei die Entstehung der Stadt Oelsnitz erwähnt wird, versteht sich dem Zwecke des Ganzen nach von selbst; doch ist dies insofern wichtig, als dabei auf die Ansiedelungen im Voigtl. überhaupt Rücksicht genommen ist. * Die religiösen Zustände der al ten Voigtländer sind dabei sehr scharf markirt. Das. zweite Capitel enthält eine Darstellung der Geschichte von Oelsnitz, die der Hr. Verf. zur Geschichte des ge- sammten Voigtlandes in ein so enges und zugleich so untergeordnetes Verhältniß zu bringen wußte, daß man in Versuchung geräth, ob man die Nachweisung des be ständigen Causalnexus zwischen zwei bald verwandten bald verschiedenen Elementen mehr lodert, oder über die Kunst, durch Unterordnung des Besonderen unter das Allgemei ne den hohen Standpunkt des wahren Historikers fest zuhalten mehr erstaunen soll. Aber auch nur so war eS möglich, daß uns der Hr. Verf. in diesem Abschnitt zu gleich einen Abriß der voigtl. Gesammtgeschichte liefern konnte, der alle Eigenschaften hat, um als Leitfaden zur Kenntniß der Geschichte des gesammten Voigtlandes zu , dienen und getrost als solcher empfohlen -u werden.