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Yr,chei«t und -tIMtu« Zrik oder Tageblatt. «mtWM der König!. Bezirksgericht« j» SreLerg, sowie der König!. Gerichts««!» Md de» bi» Nachmittag« r Uhr für die »Schfle «rschetumde Nummer a»gt»om«i«n. der« R«uM mit I Pf. berechurt. ItUN S-ik. der StaMthe zu Freiberg, Eayd« und Brand. 214. Dienstag, de» 15. September 1863. Freiberg, den 14. September. Einige hiesige Bürger beabfichtige« den 20. abermals einen Extrazug nach Dresden z« veranstalten, welcher gleichsam als ErinxerungSfeier des im vergangenen Jahre den Dresdnern ge- drachten Gegenbesuches gelten soll. Die am letzten Male gesun kene gute Aufnahme läßt eine rege Theilnahme an demselben er- »arten. — Da die Rückfahrt erst Abends '/gtl Uhr erfolgt, so haben die Theilxehmcr gleichzeitig Gelegenheit, das Hoftheater zu besuchen. Der zur Zeit in Dresden tagende volkswirthschaftliche Kongreß »ird nächsten Donnerstag eine Exkursion nach Freiberg zum Be suche der Muldner Hütten unternehmen und nebenbei die Sehens würdigkeiten der Stadt in Augenschein nehmen. Da« Finanz- «inisterium in Gemeinschaft mit der Direktion der Albertsbahn haben kostenfrei einen Extrazug bewilligt. Die Theilnahme wird vorau-sichtlich sehr zahlreich sein und glaubt man auf 400 — 500 Gäste rechnen zu dürfen. )( In den landwirthschaftlichen Zweig- und Kreisvereinen des »Hern Erzgebirges beschäftigt man sich jetzt lebhaft mit der Frage, wie dem Landwirthe. mehr Credit zu verschaffen sei. Dem» es ist Tatsache, daß der Geschäftsmann, welcher ei» Vermöge» dvn IM Thaler« besitzt, einen Credit von 3000 Thalern leicht zu erlangen pflegt, während einem Gutsbesitzer, welcher xin Gut im Berthe von 3000 Thalern hat, das aber mit 2000 Thlr. Hypothek belastet ist, Niemand gern 100 Thaler borgt. Zur Hebung dieses Uebelstandes.schlägt man Verschiedenes vor. Einige wollen ein Wndbriefinstitnt oder eine Hypothekenbank, Andere ein Schuld- scheininstitut, noch andere eine Creditbank errichten. Während Einige wollen, daß der Credit sich auf des Werths erstrecken soll, verlangen Andere, daß der Verein seinen Mitgliedern Credit bi- zum vollen VermögenSwerthe gewähre. Alle aber find darin einverstanden, daß Selbsthülfe und solidarische Haft die Haupt- gnmdsätze des Vereines bilden müssen. Wenn wir recht beobachtet haben, so wird man wohl sich zuletzt für die Errichtung einer Credit- denk einigen. Die Anhänger dieser Anficht verstärken sich immer mehr. Sie sagen: Die Klagen über Lreditmangel für die Land- »irihe beruhen nicht darauf, daß selbst für kleine Landwirthe nicht Geld auf Hypotheken zu erlangen sei, sondern darauf, daß die Be sitzer landwirthschaftlicher Grundstücke, welche bis zu einer gewissen Höhe mit Hypotheken belastet sind, des Credits entbehren, obschon der ihnen znstehende Vermögenswerth noch ein bedeutender ist; ein wirklich unbestreitbares Lreditbedürfniß ist aber für diejenigen Land« »irthe vorhanden, welche zwar ihre« Grundbesitz bis etwa zü einem Dritttheilc bezahlt, aber nicht das erforderliche Betriebskapital zur Beifügung haben; diese- Bedürfniß z« befriedigen und zugleich dem Landwirthe die Vorthetle eines Pfandbriefinstituts und einer Hypo thekenbank zu sichern, ist die «othwrndige Aufgabe eines zu bildenden landwirthschaftlichen CrcditvereinS. Es ist auch nicht zu leugnen, daß ein solcher auf Selbsthülfe und solidarischer Haft gegründeter Lreditverein. einen länger,, und wohlfeilere« Credit gewähren kann al» die gewerblichen Vorschußvereine, die nur für große Beweglich keit in Creditsachen passen, nicht aber für de» langsamen Umsatz der Landwirthschaft. Die Anficht einiger größeren Grundbesitzer, daß ein zu hvher Credit der Landwirthschaft Gefahr bringe, wurde verworfen. Dagegen wurde geltend gemacht, daß eS durch Er höhung des Credits intelligenten Landwirthen mit wenig Vermögen erst möglich gemacht werde, sich emporzuschwiugen; und dieß müsse nnf.hlbar Nutzen bringen, da ja die Erfahrung zeige, daß die größten Fortschritte in der Landwirthschaft bisher nicht durch die reiche« Grundbesitzer, sondern dyrch dir ärmeren Landwirthe g«. macht worden seien, welche ost schwere Kämpfe wegen Mangels an Betriebskapital zu bestehen hatte«. Die vielen Nkubauten, welche zu Dresden besonders in den fitzten zwei Jahren geschehe» und wovon wenigstens ein Drittel als Speculationsbauten zu betrachten, haben zu dem Resultat ge führt: daß jetzt in Dresden achthundert Häuser al» verkäuflich an gegeben worden sind. ES befinden sich unter dieser Zahl freilich auch ältere Gebäude, vorzüglich im Innern der Stadt, die große Ueberzahl ist aber frisch erstanden und — immer noch rühren sich Tausende von Händen zu deren Vermehrung, wobei die Frage entsteht: wer soll einmal alle die großen Etagen beziehen? Die „Leipziger Nachr." berichtigen ihre Mittheilung von der Begnadigung 0r. Pertling's. Sie sagen: „Die Notiz über die seitens der Regierung verfügte Bewilligung der straffreien Rückkehr des ehemaligen hiesigen Advocaten vr. Bertling scheint verfrüht zu sein, indem, wie nnS mitgetheilt worden ist, das deSfallfige Gesuch nicht allein auf straffreie Rückkehr, sondern auch auf Wieder« Verleihung der Advocatur und des Notariat» gerichtet ist, die von der Regierung darauf zu fassende Entscheidung mit Rücksicht aüf Präcedenzfälle wohl wegen de- ersten Punktes außer Zweifel steht, wegen de» letzten Punktes aber größere Schwierigkeiten bieten und deshalb weniger schnell zu erwarten sein dürste." Radeberg, 6. Sept. (D. I.) Dem hiesigen ArmenhauS- bewohner August Wölfel sind am 17. August 51 Stück Gänse zum Transport von hier nach Herzogswalde übergeben worde». Bis jetzt hat man aber weder vom Gänsehirten noch von den Gänse» wieder etwas gehört, und liegt die Vermuthung nahe, daß W. dle Gänse verkauft und sich mit dem Gelbe forlgemacht hat. (Wie man hört, soll W. in Prag gefänglich cingezogen, auch sollen die Gänse ausgesunden worden sein.) ' Tagesgeschichle. Die „Leipz. Ztg." vom 12. Sept, enthält einen Leitartikel unter der Ueberschrist „Die preußische Kammerauflösung in ihrer Beziehnvg zum Frankfurter Fürstentage", in welchem eS heißt: ' Man hat vielfach gefragt, welche Beweggründe das preußische Cabinet zu einem so auffälligen Vorgehen hätten bestimmen können, und es ist die Ansicht laut geworden, das Ganze sei nichts als ein Coup, um auf den Ausfall der Neuwahlen im Regierungsfinn zu wirken. Dem Wortlaut dcö Ministerialschreibens, welches ge radezu einen appel au peuple in diesem Sinne enthält, entspricht diese Auffassung. Hätte eS indessen zu einem solchen Zwecke wirklich eines so äußersten Mittels bedurft? Uns dünkt, man kommt der Wahrheit näher, wenn man die Motive nach ganz anderer Richtung hin sucht. Seit Jahren hat Preußen die Action des Bundes durch Hinderung jeder ThätigkeitSäußerung desselben zu lähmen gesucht, und die preußischen Ministerien der jüngsten Vergangenheit haben hierdurch nicht unwesentlich dazu beigetragen, die gegenwärtigen Bundeseinrichtungen in der öffentlichen Meinung zu discreditiren. Diese Taktik mag ihres Erfolgs sicher sein, so lange man es mit so mangelhaften Institutionen, wie sie'die Gegenwart bietet, zu tbun hat. Aber sie muß sich sofort in ihrer ganzen Blöße zeigen Ein- richtungen gegenüber, wie sie die Reformacte bezweckt. Am Bundes tage ließ sich mit der Politik des consequentrn VernriueuS durch- kommen, im BundeSabgeordnetenhause wird sich dergleichen nicht bieten lassen. Die gefürchtete Majorifirung könnte dann Preußen, wenn e» gelcgentlich einmal wieder unter dem Deckmantel nationaler Tendenzen preußische Sonderpolitik zu treiben Neigung hätte, irr weit empfindlicherer Weise zu Theil »erden, »iS durch den Bunde-»