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Wöchentlich erscheinen drei Nummern. Pränumerations- Preis 22j Sgr. (f Tdlr.) »i-rteljädrlich, 3 Thaler für das ganze Jahr, ohne Er höhung, in allen Theilen der Preußischen Monarchie. M a g a z i n für die M^n pränumerirt auf diese- Beiblatt der Ättg.Pr. StaatS- Zeitung in Berlin i?! der Exoedition (Mobren - Srrapt Nr. 34); m der Provinz so wie im Auslande bei den Wohllöbl. Posi - Acmtern. Literatur dcs Uuslandc s. 114. Berlin, Montag den 23. September 1833. Ostindien. Begum Somru, die Indische Amazone. Durch die auch in diesen Blättern bereit«! erwähnten neueren Reisedeschreibungen über Hindostan von Major Archer, Capilain Mundv und Capilain Siinner wurden wir mit der Existenz einer kriegerischen Frau bekannt, deren Geschichte nicht weniger poetisch als die der berühuttcn Lado Stanhope ist. Das Echemmiß, in wcl ches ihre Herkunft gehüllt ist, das Romantische ihrer Schicksale und ihre Pläne zur Civllistrung der dortigen Einwohner machen sic zu einem merkwürdigen Original einer freien Frau. Die Hauptstadt der Begum oder der Fürstin Somru ist Sindana; sie Hal durch eine ge schickte Verwaltung die Emkünstc ihrer Besitzungen von sechs auf acht Lac Rupien erhöht. Sic scheint in Indien geboren, wiewohl die Weiße ihrer Haut und die Gesichtsbildung vermulhen lassen, daß ihre Familie aus einer nördlichen Gegend abstammt. Bon ihrer frühesten Jugend ist nichts bekannt; als sic noch ein herumirrendeS Mädchen war, fesselte ihre Schönheit einen Deutschen Abenteurer, Namens Somru, der wegen seines mürrischen Gesichts diese Art von Spottnamen erhalten halte. Dieser Somru war cs, welcher im Jahre 1763 die Ermordung der Mitglieder der Englischen Faktorei in Patna leitete und deswegen, als Patna bald nachher von den Engländern wiedcrgenommen wurde, die Flucht ergreifen mußte. Er begab sich nach dem höheren Laude, trat anfänglich in die Dienste des Radschah von Bhurlpvre, darauf in die anderer Fürsten, und bcnutzle endlich eine günstige Gelegenheit zum Ankauf einer aus gedehnten Besitzung nordöstlich von Delhi. Somru hatte die Beginn gehciralbel, und als er mächtig und reich, ohne Kinder zu hinter lassen, siarb, folgte ihm die Begum und behielt seinen Najncn bei. Nach einer kurzen Wittwcnschasl schritt sic zur zwcilen Ebe mit einem Franzosen, Le Baffu. Dieser, der sich nach seinem Vaier- landc sehnte, lind durch die Herrschaft in dem Lande der Barbaren wenig bcsricdigl fand, beschloß, nach Europa zurückzukehren; er wollte seine Frau milnehmcn und sagte ihr, sie würden mit ihrem Golde und ihren Jonwelcn weit glücklicher in Paris als in Sindana sevn. Die Begum aber betrachtete die Sache aus einem anderen Gesichts punkte: sie besorgte mit Recht, in Europa ihre ganze souvcraine Wichtigkeit cinzubüßen und überdies von dem Manne abhängig zu werden, während in Sindana sic, und nicht ihr Gemahl, die Herr schaft in Händen hatte. Sic nahm zu einer List ihre Zuflucht. Nachdem sic ihre wahren Absichten den Offizieren ihrer Truppen initgcibcilt baue, stellte sie sich gegen Le Bassu, als Ibeilte sie sein Vorhaben, gab aber zu bedenken, daß dasselbe entdeckt werden könute, und was es für sie Beide für eine Schande sepn würde, wenn ihre Unlcrlhanen sie wider Willen nach Sindana zurückbrächtcn. Was sie selbst bclräse, fügte sie hinzu, so wolle sic lieber durch ihre eigene Hand sterben, als eine solche Schmach überleben. Durch diese Re den lockte sie Le Baffu das feierliche Versprechen ab, daß, wofern sie verfolgt und cingeholt würde, er sie nicht überleben wolle. Um Mitternacht bestieg Le Baffu seinen Elcphautcn und die Begum setzte sich in den Palankin; sic reisten ab. Au dem verab redete» Orte war der Hinterhalt bereit uud Alles geschah, wie die Begum cs gewollt hatte; die Begleitung der flüchtigen Fürsten wurde zerstreut. In der Ferne Horie man einen Schuß und ein der Be gum ergebener Mann eilte zu Lc Baffu mit der Nachricht, daß seine Gatlin sich erstochen habe. Er lies zu dem Palankin hin, um ihre letzlen Athcmzüge auszunebmcn und mit ihr zu sterben, als man ihm schon mit einem blutgefärbten Tuch enlgcgenkam. ,,Diesen Abschied sendet sie Ihnen", hieß cs, „sie ist dahin!" Der unglückliche Mann hörte jetzt nur aus die Stimme der Verzweiflung, riß ein Pistol aus dem Gürtel und erschoß sich. I» demselben Augenblicke ließ die Be gum, die bis dahin sich niemals außerhalb ihres Palastes gczeigt hatte, die Vorhänge dcS Palankins nieder, ging heraus und stieg aus einen Elcphanicn. Sic redete die Soldaten an und sagte ihnen, daß ihre Anhänglichkeit für sic über ihre Liebe zu dem Maune ge siegt habe, und daß cs fortan ihr einziger Wunsch ftp, stets an ihrer Spitze zu marschiren, um ihren Ncichlhum mit ihnen zu theilen. Das Neue der Lage verlieb dieser Frau, die bis jetzt nur wegen ih rer Schönbeil bekannt war, eine besondere Energie; ibrc Rede machte Eindruck, und unter Sieges,qcschrei führten die Soldaten sie »ach ihrem Lager zurück. Seit der Zeit bat sic allcin ibrc Staaten regiert und die Truppen in Person angeführt. Mau sah sic häufig mit außerordentlicher Tapferkeit und Gegenwart dcS Geistes fechien. Jetzt, da sie all geworden, hat sie ihre ganze Aufmerksamkeit dem Ackerbau zugewandl. Ihre Felder und Besitzungen sind grüner und reicher angcbaut, ihre Dörfer volkreicher und blühender als die des Britischen Indien. Da sie friedfertig und gastfrei ist, so finden die Reisende» in ihren Staalcn Schutz und Beistand. Lange Zeit hat sie eine Religion gesucht, da sic selbige für die Civilisation nötbig hält; eine Zeil lang Hal sie cs mit dem Islam versucht, seil einigen Jahren aber sich dem katholischen Glauben zugcwandt, auch Hal sie katholische Priester und mebzerc Offiziere desselben Glaubens. Ihr Eifer geht so weit, daß sic die Tempel der christlichen Haupt stadt nachahmc» will. In ihrer Residenz ist eine nach dem Muster der Pclerskirche gebaute Kirche, die beinahe vollendet war, als sie dec Major Archer sah; vorzüglich prächtig ist der Altar von weißem Marmor aus Jipur, mit bunten Steinen besetzt. Man erzählt sich indessen einige Züge von Grausamkeit aus der Epoche vor ihrer Be kehrung. Im Punkt der Keuschheit war sie stets so streng als die Königin Elisabeth. Man sagt, sie habe einst eine Sklavin, deren Licbcshändel sic entdeckt halte, verurtheilt, lebendig begraben zu wer den. Der Urlhcilsspruch wurde vollzogen; da sic aber merkte, daß man mit dem Schicksal der Unglücklichen Mitlciden Halle, so wollte sie sich selbst davon überzeugen, daß man ihr nicht zu Hülfe komme. Sic befahl, ihre Königlichen Teppiche über das Grab auszubreiien, und begab sich nun dahin, um 3 Tage lang darauf zu schlafen und ihren Hukak darauf zu rauchen. In Mcrnt wurde im Jahre 1831 der in Indien kommandirende Lord Eomvermerc mit seinem ganzen Stabe von der Begum zu Tische geladen. Als der Englische General die Pallastpsorten passtrt hatte, sand er die Leibwache der Fürstin, die vor ihm das Gewehr präsen- ttrle. Sie selbst erwartete ihn aus den Stufen der innere» Halle. Damals war sic nab an die Achtzig, ihre Züge waren hervorstechend, ihr Blick fein, ihre Haut ausnehmend weiß. Sie «hat sich »och auf die Schönheit ihrer Hände, Arme und Füße viel zu gut. Die Tafel wurde ganz »ach Europäischer Weise bedient; es wären 60 Gedecke und die Begum die einzige anwesende Frau. Sie war bei sehr guter Laune und ergötzte die Gesellschaft mit vortrefflichen Späßen. Nord-Amerika. Uen anck Uannevs in America. (Menschen und Sitten in Amerika.) Von dem Verfasser des „Cyril Thornton". 2 Bde. London, 1833. Nach einem solchen Buch haben wir uns lange vergebens um- geschen. Man hat uns mit so vielen parteiischen Werken über Amerika überschwemmt, daß wir de» Mangel ciiics solchen lebhaft fühlten, das mit besonnenem und scharfem Beobachtu,igsgcist ge schrieben, sich über den National-Charakter der Bewohner der Ver einigten Staaten ausspräche und zu gleicher Zeit den böswilligen Verläumdungen, so wie den abgeschmackten Lobhudeleien vorurtheils- voller Schriftsteller, ihre rechte Stelle anwicsc. Der Verfasser des vorliegenden Werkes hat diese Ausgabe gelöst und uns eine Reihe von Beobachtungen über die Sitten und Institutionen von Amerika geliefert, die in Europa eines tiefen Eindrucks nicht verfehlen kön nen, und, so weit wir nach innerer Ucberzeugung urlheilen dürfen, nur strenge Wahrheiten enthalten. Rechtlicher Sinn und Unbefan genheit leiteten den Verfasser bei allen Fragen, die er behandelt, sie mögen politische oder gesellige Gegenstände betreffen, und seine angenehme Darstellungsweise, sei» ruhiger Forscherblick und die gut- mülhige Laune, mit der er seine Bcschreidungcn zu würzen weiß, die Geduld, die er aus Einzelnheiten verwendete, und der heilere To», der durch das ganze Buch herrscht, muß cs dem Amerikaner eben so angenehm, als jedem unparteiischen Leser in unserem Va- terlandc machen. Ma» wird sogleich von dem Gefühl durchdrungen, daß der Verfasser ohne Absicht der Schmeichelei schrieb, daß.er seine Meinungen mit einfacher Wahrheitsliebe ausstcllt, und daß weder die aristokratischen Ideen der Englischen vornehmen Gesellschaft, noch die demokratische Rohheit Amerikanischer Sitten auf seine Aussprüche besonders cinwirkten. Sein Werk zeugt in dieser Hinsicht von Ein sicht und Mäßigung und ist verständlich und klar. Bci den Auszügen, die wir, so weil es der Raum gestattet, ge ben wollen, werden wir diejenigen Punkte besonders hervorhcben, über welche wir bis jetzt die widersprechendsten Meinungen vernom men haben. „Dev Außenseite nach, hat Alles in New-Hock eine ausfallende