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Nr. SSI, «wölfte» Sah»». DienKaa, 17.D«br. 18«7> Erscheint: Täglich früh 7 Uhr. Inserate werden angenommen: bi« LbendS 8,Tonn» tagS bi« Mittag« 12 Uhr: Marienstraße 18« Anzeig, in dies. Blaltjk finden eine erfolgreiche Berbreilung- Auflage: >««X»» Exemplare. Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Drobisch. Druck und Eigenlhum der Herausgeber: Liepslh K Rcichardt. - Beraniwcnlicher Redactenr: JuIlllS kikichardt. Abonnement: vierteljährlich rONgr. bei iinentgeldlicherLie^ serung in'« Hau«. Turchdie Lönigl Pofl vierteljährlich 22 Ngr. Einzelne Nummern ' Ngr Inseratenpreise: Für den Raum einer gespaltenen Zeile: I Ngr. Unter „Einge sandt" die Zeit« 2 Ngr. Tresen, den 17. December. — Dem großherzogl'ch badenschen Geheimen Hofrath Professor Itt. Achilles Nenaud za Heidelberg ist das NUter- kreuz dcS Albrechtsordens und dem Geheimen Finanzrath Ru dolph von Sandersleben das Ritterkreuz des Verdienstordens verliehen worden. — Das kaiserlich russische Ministerium des Aeußern übernimmt die vom Auslande kommenden, für russische Be hörden bestimmten Schriftstücke nur dann zur Beförderung, wenn sie in russischer Sprache abgesagt sind. — I. Maj. die Königin Amalia, sowie I. K. H. Prin zeß Amalia besuchten gestern das Galanteriewaarengeschäft von L. Herrmann und das Spielwaarenlager von ArraS in der Seestraße. — II. KK. HH. der Kronprinz und Prinz Georg haben sich gestern nach Oschatz begeben, um in der dortigen Gegend zu jagen. — — Geburtsfest Sr. Majestät des Königs. KönigS- drück. Auch in unserm Städtchen wurde der Geburtstag Sr. Majestät deS Königs festlich begangen. Eine Reveille, von den Tambours der Garnison und dein Stadtmusikchor ausge- führt, bereitete die Einwohnerschaft auf die hohe Wichtigkeit des TageS vor. Alsbald ward der Marktplatz mit Gairlan- den geschmückt und die bekränzte Büste des Landesvaters vor dem Rathhause aufgestellt. Mittags war Militärparade, bei welcher der Commandirende, Herr Hauptmann v. V. aus Se. Majestät unfern allverehrten und allgeliebten König ein don nerndes Hoch ausbrachte, in das die Mannschaft mit Begeiste rung einstimmte. Hierauf folgten der Parademarsch und die Sachsenhymne. Auf dem Rathhause fand sodann ein Fest mahl statt, an welchem das OsfiziercorpS, d.r Bürgermeister und die Honoratioren der Stadt Theil nahmen. Abends hatte sich der Verein ehrenvoll verabschiede»« Militärs zu einer dem festlichen Tage angemessenen Fe'.er versammelt, an der auch das OsfiziercorpS der Garnison Theil nahm. Con- cert und Ball auf dem Nathhause machten den Schluß deS schönen Festes, das wir, wie alle treuen Sachsen, noch oft zu feiern von ganzem Herzen wünschen. — Schandau. Wie an andern Orten des Vaterlandes, so wurde auch bei uns das Geburtsfest Sr. Majestät des Königs feierlich begangen. Die Spitzen der Behörden re. vereinigten sich zu einem Festmahl im Hotel zum Forsthaus. Am Abend waren viele Gebäude, namentlich die Hotels zum ForsthauS und Anker, fesil.ch illu- minirt. Ebenso machte sich der Patriotismus auch in der Um gegend bemerkbar, indem unter Anderem auch daS Gasthaus am Wasserfall bei Lichtenhain prachtvoll erleuchtet war. — Oschatz. Mittag« gegen 1 Uhr versammelten sich in den Räu men des decorirten NathhauSsaales eine Anzahl Bürger, Unteroffiziere und Beamte, um sich an der von einem Fest- comit« zu Ehren deS betreffenden Tages veranstalteten Feier zu betheiligen. Toaste und Tafellieder wechselten währenddes Festmahles. Kaum war der erste Toast auf den König ver- hallt, so ließ man an Se. Maflstät folgende Depesche ab- grhen: „Sr. Majestät unserm allergnädigsten Könige und Herrn bringen in ihrer treuesten Anhänglichkeil zum heutigen Wiegenfeste die herzlichsten Glückwünsche die aus Bürgern, Unteroffizieren und Beamten im Nathhause zu Oschatz versam melte patriotische Festgesellschast." Abcnss g-g:n 7 Uhr fan den sich die Festthcilnehmer mit ihren Angehörigen wieder ein, u« mit einem Balle die Feier des TageS zu beschließen. Kaum hatte man sich ein Stündchen dem lustigen Reigen hm- gegeben, als sich die freudige Nachricht mr'sreittte, daß auf die abgegangene Depesche eine Antwort eingegargen sei. Sie lautete wie folgt: „An die im Nathhause zu Oschatz zum Feste Versammelten. Meinen herzlichsten Dank für die guten Wünsche. Johaun." Dieselbe rief rntec allen Anwesenden die größte Freude hervor und «änderte von Hand zu Hand, denn jeder wollte mit eigenen Auger sihen, was er eb.'n ge hört. Man beschloß die erhebende Feier, nachdem die Festge- noffen noch mehrere Stunden in fröhlicher Runde zugebracht hatten. — Wechselburg. Zu Ehren des G.burtStazeS Sr. Majestät fand hier auf dem Marktplätze am Vorabend eine Wusilausführung satt^ worauf am Festtag früz v.n Seiten der Schützengesellschast die Bewohner durch Reveille begrüßt wurden. Abends 7 Uhr versammelten sich sämmtliche Lchützen und Jäger auf dem Marktplatze, woselbst ihr Houptmann bei bengalischer Beleuchtung ein dreimaliges Hoch auf Se. Maj. auSbrachte, alsdann marschirten unt r Musikbegleitung und Lalernenbelcuchtung dieselben nach dem Schützenhause, wo be reits sich viele Gäste zum Balle eingefunden hatten. Hier hielt auf dem Saale d.r Schützenhauptmann Parade ab, wobei der selbe die Freudigkeit des Festes heroorhob und ein Hoch auf Se. Majestät auSbrachte. Den schönen Tag beschloß ein ^fröhlicher Ball. — Nachbarn der Bau der Zittau-Großschönauer Staat»- derselben für den Personen- und Güterverkehr am 2. Januar 1868 eröffnet werden. — Die Christbescheerung, welche alljährlich die hiesige Armenversorgungsbehörde mit Hilfe menschenfreundlicher Unter stützung würdigen Kindern aus den Gemeindeschulen zu ver anstalten pflegt, wird nächsten Freitag den 20. December) Nachmittags 5 Uhr aus dem Gewandhaussaale stattfinden; die Festrede hat dem Vernehmen nach Hwr Suprrintendent i)r. Meier übernommen. Wenn der gute Dresdner sich nicht selten darüber am früh n Morgen ärgert und räsonnirt, iv.nl beim Genuß seines Schälchens Frühstückskaffee die unvermeidliche Milch, Sahne oder „Rohm" eine gar zu verdächtige blaue Farbe zeigt, und den aus Lümpittos, blnccw, Cichorien, oder orientalischem Kaffeeschrst zusammengebraulen Erstlingstrank prrlmit nicht färben will, so hat dies seinen triftigen Grund. Als Beleg hierzu diene folgendes wahre Facium. Bekanntlich führt das linke E»bufer der Residenz den größten Theil deS Bedarfs an Milch und Sahne zu, dies bekunden die zahlreichen dahinrsl- lenden kleinen und großen Milchkutschen, welche beim crst:n Morgengrauen Weg und Steg beleben. Eine solche Milch kutsche nun, ausgerüstet mit dem nöthigen Bedarf für die liebe Kundschaft, an der Handseite den stämmigen, bellenden „Sul tan", zum Sattel die ländliche Comptoirdame hält vor Kurzem in der Frühdämmerung unweit des Dorfes B. bei einem all bekannte^ Gasthsse und hier beginnt jener eigentümliche phar- maceutische Proceß,''der v-n den Homöopathen mit dem Worte „Verdünnung" bezeichnet wird. Die wieoielfachste Verdünnung übrigens von dem redlichen Milchmädchen mit ihrer Waare hinter dem Rücken ihrer Dienstherrschaft vorgenommen wurde, konrte man nicht zählen, nur ssoiel aber weiß man, daß mit tels Wasser, welches von eir-er zweiten Frauensperson all dem nahen Brunnen in Bereitschaft gehalten wurde, die ge- htimnißoolle Mischung geschah. Da brauchen sich die Städter freilich nicht zu wundern, wenn ihr „Blümchenkaffee" nicht schmeckt. Das ist wörtlich wahr! Ein so hübsches, überelb- sches Milchmädchen — und schon so' pfiffig. ' — Gleichwie sitz jetzt in den Tagesblättern und Zeitun gen die Verkaufsanzeigen und Ankündigungen von Weihnachts- Ausstellungen aller Art mehren, so zeigt sich auch in den An zeigen mittelst Plakat eine außerordentliche Rührigkeit. Die Ordnung und Sauberkeit, in welcher die Plakatsäulen und Tafeln gehalten werden, hat viel dazu beigetragen, diesem Ankündigungsmittel eine größere Aufmerksamkeit zuzuwenden, und so erscheinen jetzt täglich neue Plakate in oft eben so origineller wie splendider Ausführung. — Die Zweite Kammer hat in ihrer gestrigen Sitzung daS k. Decret, daS Elsterbad betreffend, berathen und nach eingehendec Debatte, an welcher sich die Abgz. Sccc. Schenk, Riesel, Seiler und Scysalt, der Referent Vicepräsident Oeh- michen, sowie seiten dec Regierung der Staatsminister v. Nostitz- Wallwitz und geh. RegierungSrath Eppendorf beteiligten, dem Anträge der 2. Deputation gemäß, die poflulirten 24,626 Thaler zur angemessenen Erweiterung des Betriebes deS El sterbades einstimmig bewilligt. — D e Weihnachtsausstellunz der berühmten Chocoladen- Fabrik von Jordan und Timäus am PalaiSpkatz enthält dieß- mal ein Prachtstück von Chocoladen-Piaslcl: Einen Löwen in Lebensgröße, hingelagert zwi chsn B nsea und Gestrüpp, in grimmiger Geberde die Zähne fletschend, ein treues Abbild eines Löwencxemplars im hiesigen Zoologischen Garten. Der Modelleur hat in Gestalt, Geberdc und Cotorit seine Ausgabe trefflich gelöst. N.cht minder irtcreffant sind die drei Stücke: Ein beschneiter Weihnachtsmann, die Pyramide mit kleinen Gasflammen im Arm, Hund und Katze, sich um die Wurst zankend und ein höchst zieclicheS Zaubenhaus mit Glasfensten. und schnäbelnden Insassen. — Gestern Morgen in der dritten Stunde kehrten die beiden Knechte eines hi sigcn LohnsuhrwerkslcsitzerS nach Hause zurück und nahmen auf ihrem, im Pferdestalle befindlichen. Lager Platz. Beide waren noch nicht eingeschlafen, als ein Unbekannter in den Stall trat und nach allen Seiten umher lugte. Durch die beiden aufspringenden Knechte wurde er in seinen Betrachtungen gestört, auch schien er keine Lust zu ha ben, die nähere Bekanntschaft der beiden Stallbewohner zu machen, da er e lig Fersengeld gab und auch glücklich entkam. Ob der Unbekannte nach der Melodie des LiedeS: „Raum »st in der kleinsten Hütte rc." nur ein bescheidenes Nachtlager hat suchen wollen, oder ob er sträfliche AnnexionSgelüste verspürt hat, darüber konnte bei seiner eiligen Entfernung natürlich nichts festgestellt werden. - Vor wenigen Tagen »vurde bei Herrnhut ein gewisser Morgenstern, welcher wegen verschiedener Betrügereien bereits längere Zeit gesucht wurde, verhaftet. Derselbe wiversetzte sich seiner Verhaftung und stach hierbei einen GerichtSdiener mit einem Messer so in den Unterleib, daß derselbe bereits des anderen Tage» verschieden ist. — — Wie wir hören, sind im Auslands zwei Strolche verhaftet worden, die Los'e von einer angeblich zu Dresden und Leipzig er'.stircndsn Ackerbau-Gesellschaft, sowie Präsenten» Anteilscheine re. verlaust haben. Das Unternehmen ist l-dig- lich ein Betrug der beiven verhafteten Burschen; da dieselben aber auch mögt cher Weise in Sachsen ihr Wesen getri-b n haben, so verfehlen wir nicht, unsere Leser hieraus ausm.rk- sam zu machen. — — In der vorvergangenen Nacht passtrten 26 Öster reicher hier durch, die vormals in der kaiserlich mexicani chen Armee gedient hatten und sich auf der Rückkehr in ihre H:i-> math befanden. — — Eine neue, überraschende chemische Spielerei offerirt das Galanteriewaarenlager vsn Blumenstengel auf der GUecie- straße 17. Sie nennt sich: „Der dritte Schöpfungstag oder die tropi'che Vegetation." Es ist das Ganze eine Glasslr'che mit einer Flüssigkeit, in welche bunte, kleine Krystalle geworden werden, die sofort wachsen und einen Grasplatz in allen Far ben bilden. Das Experiment ist für Jung und Alt inter essant, lostet wenig und die entstandenen Pflanzengebilde blei ben für immer, sobald die Flüssigkeit, die «ufs Neue gebraucht werden kann, vorsichtig abzegoff.m wird. — Der durch seine Vorträge vor ungefähr zwei Jahren in Dresden wohlbekannte Improvisator, Herr Hermann auS Braunschweig, halte am Sonntag Abend die Ehre, im königl. Palais vor den allerhöchsten und höchsten Herrschaften seine Improvisationen vorzutragen, und wurde Herr Hermann von Sr. Majestät für seine trefflichen Leistungen durch das Geschenk eines kostbaren Brillantringes erfreut. — Am letztvergangenen Sonnabend Abend wurde auf der großen Ziegelzafse eine ältliche Frau von einem mit zwei Pferden bespannten Schlittenfuhrwerke, dessen Bespannung auf der Blasewitzer Straße durchgegangen war, überfahren, wobei dieselbe mehrere Contusionen am Kopfe und an den Beinen erhielt. — Vor mehreren Tagen wurde in einem Hause der inneren Stadt ein Klciderdiebstahl auSgeführt. Wie wir hören, sind die Diebe in zwei hiesigen, arbeitsscheuen Subjekten er mittelt und verhaftet worden. — — Dem Vernehmen nach hat man die unnatürliche Mutter ermittelt und verhaftet, die, wie wir neulich berichteten, ihr Kind fremden Leuten aus kurze Zeit übergeben und sich um dasselbe nicht mehr bekümmert hatte. Das Kind war bekannt lich bei diesen Leuten gestorben. — — Stürmische Nachwehen. Das „böse Wetter" am vergangenen Sonntag hat in Dresden und Umgegend arg ge- wüthct und nicht unbedeutenden Schaden angerichtet. So brach der Sturm den großen Signaltclegraphrn in Kötzschenbroda um, indem er ihn an der Wurzel abbrach. Glücklicherweise fiel der haushohe Balken in den Eisenbahngraben. Der Umsturz ge schah Sonntag 'Nachmittag und 24 Stunden darauf war daS Signal merkwürdiger Weise noch nicht ersetzt — In Naun dorf rückte der Sturm eine ganze Scheune auf die Seite, in den an der Bahn bclegep.cn Wäldern liegen Fichten und Kie fern kreuz und puer durcheinander, von der Windsbraut ge knickt und welch' grausiges Spiel der Sturm mit Pi ätzen, Hüten und Crinolinen getrieben, davon wissen nur die zu erzählen, welche am Sonntag die alte Elbbrucke vaffirtcn. Und Montag früh: Frühlingssonnenschein, Sommerluft! Der Himmel lachte und that, als wenn am gestrigen Tage weiter gar nichts vor gefallen wäre. — Tagesordnung für die 45>, öffentliche Sitzung de« Ersten Kammer, Dienstag, 17. December 1867, Vormittag» !1 Uhr. Fortgesetzte Berathung der Berichte über die Ktr» chenvorstands- und Synodalordnung. — Tagesordnung der 71. öffentlichen Sitzung der Zweiten Kammer, Dienstag, 17. December 1867, Vormittag» I I Uhr. 1) Aboptirter Bericht der ersten Deputation über das königliche Deere», die Entwürfe einer bürgerlichen Procsß-, Gerichts- und Concursordnung betr. 2) Bericht der zweiten Deputation über eine Petition deS Vorstandes des landwirth- schaftlichen CreditocreinS, Stcmpelbefcciung betr. r<rg*»geschichte. Berlin, 12. December. Vor der sechsten Deputation des CriminalgerichtS wurde heute der vorgestern begonnene Proccß gegen die Spielwaarenhändler Wander und Knappe, durch deren nicht declarirte Versendung von sog. „Knallbriefen" LmorceS) das schwere Unglück auf dem Potsdamer Bahnhofe in Folge ExplodfleaS der AmorceS herbeigeführt wurde, been det. Die undccla»iite Versendung der gefährlichen Artikel wurde den Angeklagten bewiesen. Der sachverständige Privat- Docent 1)r. Sonnenschein bestätigte auf Grund seiner vorge- nommcnen Experimente, daß die Amo»ceS sich mächtiger in der Wirkung bewiesen hätten, als Schießpulver, daß ferner die Wirkung einer Masse von 12 Gros solcher Amorce» unbe rechenbar und im Stande wäre, ein« eiserne Kiste zu sprmßm« W W