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Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage noch Sonn- und Festtagen. Annahme von Inseraten für die nächster scheinende Nummer bis vormittags 11 Uhr. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr, lich 1 Mk. 25 Pf. Einzelne Nrn. 5 Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., Einges. 20 Pf. Tabellarischer Satz wird doppelt berechnet. und VMenburzer Amciger. Filialen: in Altstadtwaldenburg bei Herrn Kaufmann Otto Förster; in Kaufungen bei Herrn Fr. Janaschek; in Langenchursdorf bei Herrn H. Stiegler; in Penig bei Herrn Wilhelm Dahler, Cigarrengeschäft an der Brücke; m Rochsburg bei Herrn Paul Zehl; in Wolkenburg bei Herrn Ernst Rösche; in Ziegelheim bei Herrn Eduard Kirsten. / Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Lunzenau, r?j«htenftein-Callnberg, und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Altstadt-Waldenburg, Braunsdorf, Callenberg, St. Eaidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen leuba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. Freitag, den 10. Deeember 1897. Wttteruugsbericht, ausgenommen am 9. December nachm. 4 Uhr. X Barometerstand 751 mm. reducirt auf den Meeresspiegel. Thermometerstand -s- 5° 0. (Morgens 8 Uhr Z- 3°.) Feuchtigkeitsgehalt der Luft nach Lambrechts Polymeter 66"/». ThanpUNkt — 1 Grad. Windrichtung: Süd. Daher Witteruvgsanssichteu für den 10. December: Wechselnde Bewölkung bis halbheitcr. "Waldenburg, 9. December 1897. Der neuen Marine-Vorlage oder dem neuen Flotten bauplan ist bei se ner Vorlage an den Deutschen Reichs tag noch eine Denkschrift beigesügt worden, welche, voll ausführlichen statistiichen Materials, von den seit Grün dung des Reiches beständig gewachsenen „See-Interessen des Deutschen Reiches" handelt. Es wird darin zunächst von dem Wachsthum der Bevölkerung des Reiches ge sprochen, die sich von 41 Millionen Köpfen im Jahre 1871 auf 53'/» Millionen im Jahre 1897 vermehrte. Im Zusammenhang damit wird die deutsche Aus wanderung besonders nach Uebersee betrachtet, die in den achtziger Jahren durchschnittlich 100,000 Köpfe betrug, seit den letzten drei bis vier Jahren aber rapid dis aus 30- bis 40,000 zurückging, wobei besonders der wirthschaftliche Rückschlag in den Vereinigten Staaten Nordamerikas seinen Einfluß geübt hat, sowie die „ein- wanderungs-feindlichen Bestrebungen" dort. Ebenso habe der Wanderzug nach Australien abgenommen, sei dagegen erheblich nach Afrika d. h. wohl Südafrika gestiegen. Des weiteren wird sodann die Zunahme des deutschen Seehanvels einer Beobachtung unterzogen und dabei fest gestellt, daß sich seit 1872 bis zum Jahre 1896 der deutsche Außenhandel um rund 40 Procent gehoben habe; als unzweifelhafter Seehandel ergebe sich dabei eine Summe von rund 4?/» Milliarden Mark Werth oder 56 pCt. deS Gesammt-Specialhandcl«, wozu noch ein weiterer Zuwachs indirecten deutschen Seehandels käme, sodaß der Sechandel „wahrscheinlich nahe an */» oder darüber deS gesammten deutschen Specialhandels umfasse". Wir bemerken, daß wir hier nur aus dem umfangreichen Material flüchtig einige Angaben heraus- greifcn. Eine Nachprüfung dieser amtlichen Darstellungen wird wohl von oppositioneller Seite nicht auSbleiben, besonder- auch in dem Punkt, wie weit die deutsche Handelsflotte und wie weit andere seefahrende Nationen bei diesen Seehandelsziffern mit Deutschland bctheiligt sind. Interessant ist die Bemerkung, daß sich z. B. allein der Handel Hamburgs seit 1871 um fast 1700 Millionen Mark oder 110 Procent bis zum Jahre 1896 gehoben hat. In Hamburg und Bremen sank in der selben Zeit die britische Betheiligung an der Einfuhr erheblich und ward durch deutsche Schiffe ersetzt. Der kaufmännische Buchwerth der gesammten deut schen Handelsflotte wird Ende 1897 auf ungefähr 400 Millionen Mark geschätzt, wovon rund 60 Millionen Mark auf Segelschiffe entfallen. Der größte Hafen Hamburg, der im Jahre 1880 ungefähr 450 Schiffe mit 215,000 Negistertons besaß, hatte 1896 es auf 673 Seeschiffx mit 680,000 Negistertons gebracht, während Bremen 445 Schiffe mit 422,000 Tons als Eiaenthum auszuweisen hat. Die Hasenanlagen werden in Hamburg auf dreihundert Millionen Mark, in Bremen und Bremerhaven-Geestemünde aus 130 Millionen Mark geschätzt. Stettin, da« noch an seinem Freihafen baut, schätzt den Werth seiner Hafenbauten auf 29 Millionen, Danzig auf 8'/« Millionen, im Ganzen werden die Seehafen-Anlagen im Deutschen Reich auf dreiviertcl Milliarde Mark veranschlagt. Von der Hamburg- Amerika Linie wird gesagt, daß sie zur Zeit „die größte Rhederei der Welt" wäre und ihr gleich stände an Be deutung der Norddeutsche Lloyd. Die Hamburger Linie besäße augenblicklich 62 Dampfer mit 241,500 Rcgister- tons, und habe noch 50,000 TonS im Bau; der Breme'- Lloyd habe 48 Dampfer mit 208,000 Ton«. Den Wenigsten selbst in Deutschland dürfte bekannt sein, daß z. B. in Guatemala 140 Millionen Mark deutschen Kapitals an der Arbeit sind, davon 70 Millionen in Pflanzungen; in Mexiko 183,6 Millionen Dollars; in Venezuela 200 Millionen Mark; in Brasilien nicht unter 600 Millionen Mark, vielfach in Industrie- und großem Landbesitz angelegt; Chile wird mit 100 Millionen angesetzt, darunter 28 Millionen Mark in Salpcter- minen; die deutschen Kapitalanlagen in Afrika kann man mit 100 Millionen Mark ansetzen. Das giebt für wenige Länder zusammen bereits über 1'/» Milliarden Mark. Die Gesammtsumme des deutschen Kapitals in überseeischen Ländern läßt sich schwerlich seststellen. Politische KmrdschE Deutsches Reich. Der Kaiser machte Dienstag Nachmittag vom kgl. Schlöffe zu Berlin aus, nachdem er militärische Meldungen entgegengenommen, einen Spazierritt und besuchte Abends die Vorstellung „Die Karolinger" im Schauspielhaus. Hierauf kehrte der Kaffer nach dem Neuen Palais bei Potsdam zurück. Mittwoch Vormittag hörte der Monarch den Vortrag des Chefs des Cioilkabinets v. Lacanus. — Am Montag reist der Kaiser nach Kiel, um der Ab reise seines Bruders nach China beizuwohnen. Prinz Heinrich von Preußen, welcher sich Tags vor her vom Großherzog von Weimar verabschiedete, traf Mittwoch Vormittag auf dem Bahnhofe in Friedrichs- ruh ein, woselbst ihn Graf Rantzau, der Schwiegersohn des Altreichskanzlers, empfing und alsdann ins Schloß begleitete. Im Vorzimmer wurde der Prinz von der Gräfin Rantzau in Gegenwart des Prof. Schweninger begrüßt. Von hier begab sich Prinz Heinrich in das anstoßende Wohnzimmer, in dem Fürst Bismarck, der wegen eines Beinleidens seinen Rollstuhl nicht verlaffen konnte, ihn empfing. Der Besuch währte zwei Stunden. Das Gesammtbefinden des greisen Fürsten wird als ein gutes bezeichnet. Die „Hamburger Nachrichten" melden: Bei dem Be suche des Prinzen Heinrich in Friedrichsruh stellte Or. Schweninger die völlige Wiederherstellung des Fürsten BiSmarck von seinem unbequemen und schmerzhaften Leiden in absehbarer Zeit in Aussicht. Beim Abschied sagte der Prinz: „Ich darf doch auch die Stirn berühren, die mein Großvater so oft geküßt," und er küßte den Fürsten auf Stirn und Wange. Der Fürst wünschte dem Prinzen gute Fahrt, guten Erfolg und gute Heim kehr. Die Zahl der Flaggoffiziere der Marine ist mit der Ernennung des Vorstandes der Waffenabtheilung des Reichsmarineamts Kapitän Sack zum Contreadmiral wieder aus 15 angewachsen (2 Admirale, 3 Vice- und 10 Contreadmirale). Contreadmiral Sack dürfte in den letzten Jahren wohl kaum Borddienst gethan haben; er ist unausgesetzt im Reichsmarineamt resp. in der Admirali tät beschäftigt gewesen, seine Aufmerksamkeit auf die Verbesserung der Artilleriewaffe richtend; große Verdienste werden ihm nach dieser Richtung nachgerühmt. Die Panzerschiffe „Brandenburg" und „Württemberg" collidirten aus der Fahrt nach Christianis. „Branden burg" erlitt Havarie im Vorderschiff und mußte zur Reparatur nach Kiel zurückkehren. Die „Württemberg" blieb unbeschädigt. Der deutsch-conservative Parteitag für die Provinz Brandenburg ist in Berlin eröffnet worden. Der Parteitag, welcher sehr gut besucht ist, wurde mit einer Ansprache deS Abg. Kropatschcck eröffnet, die mit einem stürmisch aufgenommenen Kaiserhoch schloß. Da rauf begannen die Berathungen. Ueber den Verlauf und die Erledigung das hai tianischen Zwischenfalls sind nunmehr amtliche Mittheilungen beim Auswärtigen Amte in Berlin ein- gcgangen, denen zufolge das deutsche Schulschiff „Stein" nach Ueberreichung des die deutschen Forderungen ent haltenden Ultimatums gesechtsklar in nächster Nähe der haitianischen Kriegsschiffe und der Stadt Port au Prinee Stellung nahm. Von Seiten der haitianischen Regierung wurde ein Ausschub in der Vollstreckung des Ultimatums nachgesucht. Dieses Gesuch wurde indessen abgelehnt. Am 6. December um 12 Uhr 25 Min., eine halbe Stunde vor Ablauf der gestellten Frist von 8 Stunden wurSen sämmtliche Forderungen des Ultimatums von dem Präsidenten der Republik Haiti angenommen. Die als Entschädigung für Lüders geforderte Summe befand sich bereits vor 4 Uhr nachmittags an Bord des Schlacht schiffes „Charlotte". Bals daraus lief das gleichfalls verlangte Entschuldigungsschreiben der haitianischen Re gierung ein. Diesem folgte die Abfeuerung der Saluts. Trotz der anfänglichen Demonstration des Pöbels wurde die Ruhe nicht gestört, sie scheint auch in keiner Weise gefährdet, so daß sich die deutschen Bewohner Haitis wieder nach Port au Prince zurückbezeben konnten. Auch der deutsche Geschäftsträger, Graf Schwerin, kehrte in die Stadt zurück und nadm die bei Ueberreichung des Ultimatums abgebrochenen diplomatischen Beziehungen wieder auf. Die Beilegung des haitianischen Zwischen falls ist jedenfalls ein lehrreiches Beispiel dafür, wie halbcivilisirte Völkerschaften behandelt werden muffen. Allein die Furcht nöthigt sie, dasjenige zu thun, was sie nach dem Völkerrecht zu thun schuldig sind. Die „Nordd. Allg. Ztg" bemerkt zu der Meldung aus Haiti, daß sie die Beilegung des Zwischenfalls mit aufrichtiger Freude begrüße. Wie sich die Action vom 6. d. ohne Blutvergießen vollzogen habe, so werden hoffentlich auch fernerhin Ruhe und Ordnung in Port au Prince unge stört bleiben und die normalen Beziehungen zwischen Deutschland und Haiti nicht wieder gestört werden. Zum chinesischen Zwischenfall wird weiter be kannt, daß der Transport von 1400 Mann Marine- Infanterie und Artillerie nach Kiatschou Mitte dieses Monats von Wilhelmshaven aus durch die von der Regierung gecharterten Lloyddampfer „Darmstadt" und „Krefeld" erfolgen wird. Dem Transport wird übrigens auch ein Detachement Pioniere beigegeben werden, das einem Jngenieuroffizier der Landarmee unterstellt ist. Auch wird sich demselben ein Geologe anfchließen, um Boodenuntersuchungen an Ort und Stelle vorzunehmen. Für die gesammten ausreichenden Mannschaften ist in Kiautschou der Bau von Baracken in Aussicht genommen, so daß für die Unterkunft der beorderten Mannschaften in denkbar bester Weise gesorgt werden wird. Eine Pekinger Drahtung der „Times" besagt, China willige in der Hoffnung aus die Räumung von Kiautschou be dingungslos in alle Forderungen Deutschlands ein: Ent schädigung der Angehörigen der ermordeten Missionare, Errichtung einer Gedenkkirche, einer kaiserlichen Gedenk tafel und Bestrafung der Schuldigen. Ein weitere« Telegramm meldet, daß China sogar zur zeitweiligen Abtretung Kiautschous für den Gebrauch der deutschen Marine geneigt sei. Oefterrei^-Ungaru. Obgleich die Bemühungen de« Ministerpräsidenten Frhrn. v. Gautsch, eine Einigung oer par! ^nen-