Volltext Seite (XML)
I88ÜM ,anv. sielgaff«. )rfen ^b. 7 Abeatt s 7 Uhi and rogis ih 2. Eiag«. es Schuh: s Feinst, ipfehleni. sirübe»- sie». rth. hr. tg g, den ioeak i gesp'iß soseph ra. Freiberger Anzeiger und Tageblatt. Erscheint jeden Wochentag früh 9 Uhr. Preis vierteljährlich IS Ngr. — Inserate werden au den Wochentage» nur bis Nachmittags 3 Uhr für die nachsterscheinende Nummer angenommen und die gespaltene Zeile mit S Pfennigen berechnet. 39. Freitag, de» I«. Februar 1855. Tagesgeschichte. Freiberg, 12. Febr. Es ist ein großer Jrrthum, der weiter verbreitet ist als man denken sollte, zu glauben, daß Industrieausstellungen, wie sie z. B. London und Mün chen gesehen hat und Paris zu eröffnen im Begriff steht, für das kleine Gewerbe keine Vortheile in Aussicht stellten und über haupt es nicht zu thun vermöchten. Wir müssen dies mit aller Entschiedenheit verneinen: der ärmste Handwerker wird für das tüchtige Werk seiner Hände, seines Geschmackes und seiner Intelligenz im Glaspalaste dieselbe Anerkennung zu erringen vermögen wie der Industrielle, der mit Millionen von Thalern und mit der Zauberkraft seiner Maschinen operirt. Ein recht sprechendes Beispiel für unsere Behauptung können wir aus unserem eigenen Baterlande anführen. Es hatte nämlich der Hutmacher Mühle aus Pirna den glücklichen Gedanken, ein Sortiment Filzschuhe nach London zur Ausstellung in den Glaspalast zu senden. Sie waren die einzigen in diesem so mannichfach und reichstrahlenden Krystallpalaste und nahmen sich allerliebst aus, die Schuhe wie die Pantoffeln, die bunten wie die schneeweißen mit rothem Bande. Sie waren jedoch nicht allein die einzigen in der Ausstellung, sondern vielleicht in ganz London, waren eine Neuigkeit, die namentlich Frauenaugen anzog. Daß man noch keine getragen, weil man sie nicht ge kannt, schien eher ein Grund für als wider, den Füßen wohl- zuthun. Man fragte nach dem Preise. Die Faktur des Hut machers nannte weder Preis noch Comissionär. Also stand zu vermuthen, daß er nicht verkaufen wolle. Diese Mittheilung steigerte das Verlangen der Besitzlustigen. Endlich wurde an den Hutmacher geschrieben, sich über Verkauf und Preis zu erklären. Seine Antwort entsprach den Wünschen. Nach 24 Stunden war das Sortiment verkauft und Hunderte blieben unbefriedigt. Der genannte Hutmacher aber hatte sich einen Absatzweg eröffnet, um den ihn gar manche, die dem kleinen Handwerke angehören, beneideten und noch beneiden mögen. Jeder sehe nur mit scharfem Auge dem Zeitgeiste in die Karte und ziehe mit ebenso gewandter als kräftiger Hand dasjenige Blatt heraus, das derselbe auszuspielen verlangt, und weder das Schiedsgericht eines Krystallpalastes noch das der öffent lichen Meinung wird die verdiente Anerkennung verweigern. Uebrigens aber vergesse man Folgendes nicht weder in dem umfangreichen Kreise der großen Industrie noch in den beschränk ¬ teren Grenzen des kleinen Gewerbes: Eine Ausstellung wie die Pariser, die einem großen Schwurgerichte der Industrie gleicht, muß unabweisbar die Völker immer näher zu einander führen, ihre Interessen immer inniger verknüpfen, sie immer klarer überzeugen, daß sie Alle einen und denselben Kampf bestehen, den Kampf um Erweiterung der Herrschaft des Menschen über den Stoff. Und je näher die Völker, sich rücken, und je klarer sie erkennen, daß es Gesetze giebt, denen sie Alle unterthan find, desto Heller wird in ihnen der Gedanke aufgehen, daß ein Band sie Alle umschlingt, ein Streben sie Alle beseelt, ein Ziel sie Alle lockt: das Band einer großen Gemeinde, das Streben nach vernünftiger Freiheit, daS Ziel des Wohlstandes. Zu keiner Zeit aber ist dieses Streben lebendiger und kräftiger gewesen, zu keiner Zeit hat es noch mannichfaltigere und weiter reichende Bahnen eingeschlagen, als in der Gegenwart; die Barbarei fühlt sich allenthalben von diesem Streben erreicht und der Ehrgeiz des Eroberers sieht sich ihm gegenüber gestellt; dir Erstere unterliegt immermehr in dem ungleichen Kampfe, und der Letztere muß sich am Ende anerkennend oder scheu vor ihm zurückziehen, oder er setzt sich der Gefahr auS von den vereinig ten Kräften derer schwer gedemüthigt zu werden, die mit Jn- grim oder mit Schmerz sich auf ihrer Bahn zur friedlichen Vereinigung mit einer immer größeren Anzahl von Völkern, auf dem Pfade zu vernünftiger Freiheit und zum Wohlstände aufgehalten sehen. Die Entscheidung wird über lang oder kurz kommen: Der Sieg wird denen wie immer zufallen, bet denen mit der Kraft die meiste Einigkeit und meiste Tüchtigkeit des Geistes ist. . . Dresden, 14. Februar. Heute haben beide Kammern Sitzungen abgehalten. Die Erste Kammer hat zuvörderst über das königl. Decret, die auf den Domänenfonds und die Ver änderungen rücksichtlkch des Staatsguts bezüglichen Nachweisun gen betreffend, berathen und den in den Jahren 1851—185Z vorgenommenen Veränderungen am Staatsgute auf Vorschlag der Finanzdeputation ihre Genehmigung ertheilt, und sodann einen Gesetzentwurf, Nachträge zu dem Gesetze vom 1. Decem- ber 1837, die Errichtung einer Prediger-Wittwen und Waisen kasse betreffend, welcher im Allgemeinen eine Erhöhung der zeitherigen Penfionssätze bezweckt, mit einigen von ihrer erste» Deputation beantragten Modifikationen angenommen. Die Zweite Kammer hat die noch rückständigen Positionen der Budgetabtheilung über die allgemeinen Staatsbedürfnisse, sowie