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Dresdner Journal : 30.12.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-12-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189712307
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18971230
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18971230
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-12
- Tag 1897-12-30
-
Monat
1897-12
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 30.12.1897
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vez»«»»ret»: Für Lre»de« viertel jährlich: L Mart 50 Pf., bei den -aifer- vch deutsche» Postanilalttn «tertrljährüch » Mart, außer- halb de« Deutschen Reiche» ^oß< und Stenrpelzuschlüu. Einzelne Kümmern: »0 PI Erscheinen: Täglich mit Ausnahme der konn- und Feiertage abend». Fernspr-Ansch'uß: Nr 1LSL dresdner M ImnMl. U»tKu»t»»»,-»«»»»re« r Für de« Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift »o Pf Unter „Lingtiandt" dir Zeile 50 «. Lei Tabellen- und Ziffernsatz entsprechender «nfschlag Hern»s«eber: Königlich« Lxpedittou de» Dresdner Journal- Dresden, Zwingerstr ro Fernfpr -Anschluß: Rr. 1LBL 1897 Donnerstag, den 30. Dezember abends. 303 Aeftekungen aus das „Dresdner Journal" für das nächste Vierteljahr werden zum Preise von 2 M. 50 Pf. angenommen für Dresden: bei der unterzeichneten Expedition (Zwingerstr. Nr. 20), fnr anSvnrtS: bei den Postanstalten des betreffenden Orts zum Preise von 3 M. Wir ersuchen unsere geehrten Post- bczieher um rechtzeitige Erneuerung der Be stellungen bei den betreffenden Postämtern, da mit in der Zustellung der bezogenen Stücke keine Unterbrechung eintritt. Lömgl. Expedition des Dresdner Journals. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben den zum Vize- <Äeneral Konsul der Vereinigten Staaten von Amerika in Dresden ernannten Direktor der Dresdner Ban? Gustav Klemperer daselbst in duser Eigenschaft an zuerkennen geruht. Se. Majestät der König haben den Postschaffnern Mehlhorn in Pausa und Zim in er in Auerdach lVogtland) sowie dem Briesrräger Baumann in Zwiäou das Allgemeine Ehrenzeichen AUergnädigst zu verleihen geruht. Se. Majestät der König haben All^rgnädigst zu genehmigen geruht, daß der Regierungsassessor bei der Landesverwaltung in Elsaß-Lothringen, Ör jur. Scheller, den ihm von Sr. Majestät dem Sultan der Türkei verliehenen Mcdjidie Orden 3. Klasse, sowie den ihm von Sr. König!. Hoheit dem Fürsten von Bulgarien verliehenen Civilverdienstoiden Klasse annehme nnd trage. Keüclnntrnachung. Mit Genehmigung der Ministerien des Innern uud des KuliuS und öffentlichen Unterrichts wird vom I. Januar 1898 an die bisherige Stadt- und Schulgemeinde Ernstthal mit ter Stadt- und Schul gemeinde Hohenstein zu Einer Stadtgemeinde Revi- dirter Städteordnung und Einer Schulgemeinde unter dem Namen Hohenstein-Ernstthal vereinigt. , Dresden, am 24. December 1897. Ministerium des Innern. v. Metzsch. Münckner Nichtamtlicher Teil. Zn den ostasiatischen Angelegenheiten liegen heute Nachrichten von Belang nicht vor. Die Nachricht von der Besetzung Ehcmulpos durch dre Engländer wird dementiert. Ebenso wird auch der Mitteilung widersprochen, die englische Flotte habe sich in Port Hamilton mit der japanischen Flotte vereinigt Ob damit auch die Anwesenheit englischer Kriegsschiffe vor Port Hamilton bestritten wcrdrn soll, rst nicht klar ersichtlich. Tic englandfreundlichen Blaffer jedenfalls sind bestrebt, das angebliche Ein treffen der Engländer vor Port Hamilton — einer kleinen Inselgruppe an der Südkustc von Korea — mit großen Worten als den Beginn der „englischen Aunk und Wissen schäft. Plaudereien über Kritik. Von Adolf Bartels. III. Wie beurteilt man ein Drama? Es macht natürlich einen Unterschied, ob man ein Drama vor der Bühne sitzend oder es in seinem stillen Kämmerlein lesend zu beurteilen hat, das Urteil kann da nach sehr verschieden ausfallen Wer in dem Zuschauer- raum eines Theaters weilt, in einer kunstvoll geschmückten Halle, von einer glänzenden Gesellschaft umgeben, der unterliegt damit schon einer Art Suggestion, die das Ur teil beeinflußt, und die Suggestion wird noch um so stärker, wenn sich dann der Vorhang hebt, und die Schau- svielkunsr, die am unmittelbarsten wirkende aller Künste, ihren vielseitigen Zauber auszuüben beginnt Wir sehen leibhaftige Menschen inmitten einer zwar künstlich ge schaffenen, aber doch der Wirklichkeit so treu wie möglich nachgcbildetcn Umgebung sich bewegen, sprechen, handeln, also die Illusion wirklichen Lebens auf die Spitze ge trieben, und so liegt die Versuchung nahe, da», was da oben aus der Bühne geschieht, nun auch ohne weiteres als wirkliches Leben anzusehen und über der Ausführung das Dichterwerk zu vergessen Wer freilich öfter das Theater besucht, wird gegen den Zauber der Bühne nach und nach abgestumpft, lernt zwischen den Wirkungen der Schauspielkunst und der Dichtkunst unter scheiden, begreift, daß die Schauspielkunst da» schlechte, vor allen das mittelmäßige Werk hebt, dem guten aber nicht immer gerecht wird, ihm oft direkt schadet So stellt sich nach und nach auch eine littcrarische Kritik ein. Völlig verschwindet jener Zauber jedoch nie, und auch die Versammlung eines großen Publikum» hört nicht aus, ihren Einfluß zu üben, sodaß man denn das Aktion", deS „energischen EingreisenS" der englischen Diplomatie in den Gang der Ereignisse in Ostasien zu feiern. Vermutlich wird es aber mit dieser englischen Aktion noch gute Wege haben Tenn einer von offi ziöser Seite herrührenden Auslassung aus London zu folge weiß man dort offenbar noch gar nicht, was man machen soll. Nur soviel scheint festzustehen, daß englischerseits höchst vernünftigerweise gegen die Be setzung KiaoischauS und Port Arthurs kein Protest erhoben werden wird. Die betreffende Auslassung findet sich in der offiziösen „Politischen Eorrespondenz" und lautet folgendermaßen: Die Erregung der össentlichen Meinung in Eng land wegen der Ereignisse in Edina hat nicht im ge ringsten nachgelassen. Da» Charakteristische hierbei ist, daß dies: Stimmung sich nicht in dem Maße gegen Rußland, wie gegen Deutschland kehrt. Jene Berliner und Wicner Nachricht,n der großen Londoner Blatter, welchen zufolge das Einlaufen der russischen Escadre in den Hasen von Port Arthur eigentlich als eine, und zwar nicht eben freundliche Antwort Rußlands aus die deutsche Occupation von Kiaotschau aufzufassen sei, wurde daher von der Presse beinahe mit Jubel begrüßt Die radikalen Blätter fahren fort, für eine freundschaftliche Verständigung mit Rußland be treffs China- eifrigst einzutreien Die konservativen Organe suchen die Regierung auf die Bahn einer energiichen Aktion zu drängen, allerdings, oyne die Richtung dcr Bahn näher zu be stimmen Ueber die Stellungnahme und die Beschlüße Lord Salisburys in dieser Frage ist bisher niemand etwa- Positives b.kannt Biel bemerkt und m:t dieser Angelegen heit in Zusammen Hang gebracht wurde der Umstand, daß er während der ganzen vergangenen Woche, selbst für die Botschafter der Großmächte, obgleich er täglich im Foreign Office erschien, unsichtbar blieb Eerüchlwersc verlamet, daß da- Kabinett von St. James in Peking eine, wenn auch nicht geharnischte, so doch in sehr entschiedenen un zweideutigen Ausdrücken abgesaßle Note haben überr ichen lassen, welche der chinesischen Regierung bekanntgegebcn habe, wa- für Schritte sich die englische Regierung für den Fall vorbehalten, daß die von China befolgte Politik des Verzichten- die gegen wärtige politische und kommerzielle Stellung Großbritonmen- im äußersten Osten gefährden würde Es herrscht übrigen- die Ansicht vor, daß diese Mahnung SaliSburvs an die chinesische Regurung nicht im Sinne einer Reklamation gegen daS bisher Geschehene gemeint, sondern daraus berechnet sei, einer etwaigen weiteren und für britische Interessen nachteiligen Entwickelung der letzten Aktionen Deutschlands und Rußlands vorzu» beugen. Gegen die Occupatio» von Kiaotschau, ebenso wie gegen die Überwinterung der russischen Escadre in Port Arthur, beabsichtigt da- Londoner Kabinett, wie versichert wird, keinerlei Einsprache zu erheben Lord Salisbury soll, nach Äußerungen ihm nahestehender Personen, aus dem Standpunkte stehen, daß eine Opposition Englands gegen die Festsetzung Ruhland- in der Mandschurei und Port Arthur sich nicht durch berechtigte englische Ansprüche begründe» ließe, zumal die volle Möglichkeit sür die Kräftigung der Stellung Großbritanniens in China und für die Erhaltung des internationalen Gleichgewichts in Ostasien geboten sei. ES hat jedenfalls alle innere Wahr scheinlichkeit für sich, daß der englische Prcmirr thatsächUch so denkt, denn die Ansicht befinder sich in vollem Einklänge mit der Rede, welche vor ungefähr einem Jahre, als die ersten Nachrichten über geheime Verträge Rußlands mit China in die Öffentlichkeit drangen, dcr Neffe Lord SaliSburyS und Führer d«S Unterhauses, Mr Arihur Balfour, hielt und in welcher er andeutete, daß England der eventuellen Occupation von Port Arthur seitens Rußlands nicht opponieren werde. Im Zu sammenhänge mit dieser ganzen Angelegenheit wäre ein in den Kreisen der Londoner Geschäftswelt vielfach verbreitetes Gerücht zu erwähnen, wonach Lord Salisbury von der chinesi schen Regierung verlangt hätte, alle inneren Zoll linien in den Provinzen abzuschajfen. Eine folcle Reform würde allen noch China exportierenden Ländern sehr zu ftalte» kommen, insbesondere würde sie aber von der eng lischen Handelswclt al- eine genüg,ndc Lompcnsatlon sür die neuesten Erfolge der deutschen und russischen Diplomatie an gesehen werden. Hoffentlich glaubt mxn in Loudon nicht etwa, un« Deutsche durch die Feststellung der Thaisache ängstigen zu können, daß die englische öffentliche Meinung gegen Deutschland sehr erregt sei. Das wissen wir in Deutschland schon lange und gehen trotzdem unsern Weg ruhig weiter. Inzwischen laßt ad r England in seinen Bemüh ungen, Japan zu einer Abenteuerpolitik in Ostasien ' äse Wort ausgesprochen hat, daß tausend gescheite Leute im Theater wie tausend Esel urteilen könnten — die Hervengefühle erdrückten da alle übrigen. Anderseits ist doch auch die stille Lektüre eines TramaS nicht ausreichend, seinen vollen Wert zu erkennen. Tas Gemeine, völlig Schwache und wiederum das Sensationelle und Manierierte entgeht einem ja beim Lesen nicht, alles wahrhaft Poetische kann nach Verdienst gewürdigt werden, aber das Drama ist nun doch einmal sür die Bühne be stimmt, ist im ganzen wie im einzelnen auf die Ver körperung durch die Schauspielkunst angelegt, und so ist seine Wirkung auch bei der Lektüre nie recht zu be stimmen. Sicherlich gehen die Theaterleute zu weit, wenn sie behaupten, daß die Bühnenwirkung allein über den Wert des Stückes entscheide, dazu ist diele denn doch ost zu sehr von Zufälligkeiten abhängig. Es giebt Stücke, bei denen nur das Publikum durchfallen kann und leider auch oft genug durchsällt, ja, man kann ruhig behaupten, daß zahl reiche echt poetische Wirkungen bei den meisten Auf führungen verloren gehen. Dennoch muß sich, was ein Drama sein will, auch zu wirklich dramatischem Leben erwecken lasten, und ob dies möglich ist, entscheidet nicht die Lektüre, ent scheidet zuletzt immer die Ausführung Da« richtigste wird also wohl sein, die Dramen sowohl zu sehen wie zu lesen, wobei zunächst unentschieden bleiben mag, ob da» Sehen dem Lesen voranzugehen hat, oder umgekehrt Auf der Bühne wirkt da» Dramatische, bei der Lektüre das Poetiscbe de» Stückes — beides fällt freilich bei dem geborenen Dramatiker zusammen Aber braucht denn daS Drama überhaupt Poetisches zu enthalten, ist e« nicht heute ebenso gut Unterhaltungs werk wie der Roman k E» ist cs vielleicht, aber ebenso sehr mit Unrecht, wie e» der Roman seinem Grundcharakter und seiner Entwickelung gemäß mit Recht ist Man braucht stet» nur dem Ursprung nachzugchen, um das Wesen einer poetischen Gattung zu erkennen Da» Drama ist ursprüng lich überall gottesdienstliche Handlung oder doch mit dem zu veranlassen, nicht nach. Wie dem „B. T." aus London berichtet wird, melden die „Times" aus Kube, es sei wahrscheinlich, daß Graf Ito und Graf Okuma ein Koalitionsministerium mit kräftiger auswär tiger Politik bilden würden. Die Militärpartri verlange eine Aktion, und in militärischen wie in Marinckreisen herrsche große Thätigkil. Die Kriegs schiffe versammelten sich bei Nagasaki. Aller Voraussicht nach handelt eS sich hier nur um eine englische StimmungSmacherei. Auch dieser Versuch Englands, sich von anderen Leuten die Kastanien aus dem Feuer holen zu lassen, wird sicher scheitern. Es giebt kaum noch ein Volk der Erde, welches sich über die Wege der englischen Politik noch im Unklaren be fände und sich nicht hütete, den freundlichen britischen Ratschlägen Gehör zu schenken. Tie kvavftelisch-lutherische Landeskirche des Königreichs Lachsen im Jahre 1896. Fortsetzung auS der gestrigen Nummer.) 2) Bethätigung kirchlichen Sinne- und gotte-dienst liche Einrichtungen. Im Berichtsjahre sind zwar erheblich mehr Taufen voll zogen woidcn al- im Vorjahre; im Verhältnis zur Geburten zahl Hal aber die Taufzisser abgenommen; den» der Geburten- zuwachs betrug 5365, der TauszuwachS nur 4439. Auf 100V Geburten lebender Kinder evangelischer Ellern kamen im Vorjahre 963 evangelisch lulherifche Taufen, im Berichlkjahre nur »58. Die höchste Tausziffer erreichte der DiSzesanbezrrk Löbau mit o»,l Proz, die niedrigste, Sl,2 Proz , hatte die Ephorie Leipzig H. I» gemrschien Ehen wurden 217 Kinder mehr als im Vorjahre lebend geboren, evangelisch lurherlsch gelaust da gegen 415 Kindcr mehr al- 1895 Aus 1000 lebend geborene Kinder auS Mischehen kamen 1896 912 tvangelifch-lutherischc Lausen, im Jahre 1895 nur 875. — Die BrranstaUung be sonderer Taufgotle-dienste, die Ausstattung der Taus- seierlichkeit mit Gesang und Org-lspicl hat sich immer mehr eingedürgert. Ausdrückliche Tausverweigerungen wurden 55 angczeigl, im Voijahre «8; dir meisten davon, je K, auS den Ephorien Leipzig l und Rochlitz. Tic Falle, daß die Taufe, auch die Nottaufe, versäumt wird und die Kinder ungeiaufl sterben, mehren sich Die Zahl der Trauungen rein evangelischer Paare Hal nicht ganz um soviel zugeni mmen, als die Zahl der Eheschließ ungen zwischen solchen; die Ziffer der Trauungen stellte sich aus 97,8 Proz Rcin evangelische und gemischte Ehen zu- jammengenommcn weisen eine TrauungSziffer von 97,2 Pro;, auf gegen 96,5 Proz im Vorjahre. Die höchste Trauziffcr hatte die Parochic Sl Afra zu Meißen, in welcher 3 Trauungen mehr als Eheschließungen vollzogen worden sind (103,6 Proz), ferner die Ephorien Freiberg (101 Proz.), Rochlitz (100,4 Proz.); die niedrigsten dagegen Chemnrtz I (89,7 Proz), Dresden l (92,8 Proz ), Dresden II (94,1 Proz ) urd Werdau (S4,3Proz ). Ausdrückliche Trauungsverweigerungen feiten- der Eheschließenden ist weit seltener als im Vorjahre vorgelommcn, nämlich 92 mal gegen 106 mal, davon 15 und bez. 14 mal in den Ephorien Leipzig I und Dresden I. Bon Seiten der Kirche ist die Trauung in 28 Fällen (gegen 30 im Borjahre) ver sagt worien, wovon 13 aus Lie Epyoric Leipzig I entsallen. Die Zahl der zur Konfirmation g.langten Kinder, die zwei Jahre hintereinander abgenommen Halle, ist wieder ge stiegen. nämlich von Kl 165 aus 7103k. Abgevommen hat aber ö-e unter ihnen befindliche Zahl von Kindern au- ge- mischlerr Ehen, welche von 1383 auf 13'8 zurückging — Nur in sechs Fallen wurde die Konfirmation von den Beteiligten verweigert, 1-95 in els Fällen In einem Falle, in der Oberlansitz, wollten der römisch katholische Baler und Großvater ihre Tochter und Enkelin vom Besuche des Konsirmandeaunter- richts und von der Konfirmation zurückhalicn. Ta aber das Kind sest blieb, sich e, angelifch lulherisch konfirmieren zu lassen, wurde ihr zur Durchführung ihres Einschlußes obrigkeitlich ge holfen. In 22 Fällen mußte die Konfirmation von feiten dcr Kirche beanstaudct weiden. Tie Abhaltung con besonderen Gottesdiensten zur Eröffnung des KonsirwandenuntcrrtthtS breitet sich mehr uud mehr au»; auch besonderer — liturgischer — Echlußgottr-dienst kommt vor. Zum Verluste der kirchlichen Ehrenrechte wegen Nichlachlung kirchlicher Ordnung kam es im Berichtsjahre 772 mal. gegen 760 mal im Vorjahre, nämlich 302 mal wegen Tan'unlerlasjung, 4kS:nal w gen Tiauunterlasiung uad einmal aus Grund von 8 22 dcr Trauordnunz vom 23. Juni 1881. Die Wicdcrrrtcilung der kirchlichen Vollberecktigung rrfolgle 379 mal gegen 342 mal im Borjahre, nämlich 230 mal nach Nachholung der Taufe und 149 mal nach Nachholung der Trauung. DaS Verfahren nach dem Kirchengesctzc vom t. Dezember 1876, Gottesdienst verbundcn gewesen, dann ausgebildetes Kunst werk geworden und später nur von seiner Höhe herab gesunken Also verhält es sich mit ihm gerade umgekehrt wie mit dem Roman, der ursprünglich nur zur Unter haltung da war und erst nach und nach Kunstwerk wurde. Obschon nun das Theater heute im allgemeinen nur noch als Unterhaltungsinstitut gilt, empfinden wir doch noch lehr lebhaft, was es sein 'ollte: Jedes bloße Effekt stück erregt unsern Aerger, kommt uns als Ent weihung der Bühne vor, »ährend wir einen bloßen Unterhaltungsroman ohne alle Gewissensbisse genießen Schon ganz äußerlich verrät ja das Drama auch seine ursprüngliche Natur als Kunstwerk: Es hat eine feste Form, die xwar mißbraucht, auch bis zu einem gewißen Grade aufgelöst, aber nie völlig über Bord geworfen werden kann. Mögen von der hohen Tragödie bis zur niedrigsten Pofle zahlreiche Untergattungen des Dramas vorkommen, diese Form haben sie alle gemeinschaftlich Einen Roman kann ich in der Ichform, als Bericht erstatter in der dritten Person und selbst in Briesen er zählen, daS Drama ist nur Dialog, Personen- und Scenen- wechsel ergeben ganz natürlich Scenen und Akte (die die Modernen immerhin nicht äußerlich bezeichnen mögen), und ebenso natürlich gliedert sich auch jedes wirkliche Drama in die drei Teile: Exposition, Entwickelung des Konflikt« und Auslösung des Konflikt«. Damit aber nicht genug: die Notwendigkeit, die ganze Handlung de« DramaS in wenigen Stunden zu entwickeln und die Aufmerksamkeit der Zu schauer immer rege zu halten, ferner einen deutlichen Ein blick in die handelnden Charaktere und ihre Motive zu gewähren und doch den Schein wirklichen Lebens zu be wahren, hat eine besondere Scenenkunst entstehen kaffen, die wir gewöhnlich Technik nennen und die im engsten Bunde mit der Form steht. Auch diese Technik ist bei allen Gattungen de« Drama« in der Hauptsache die selbe. So ist, gegcn den Roman gehalten, das Drama ein verhältnismäßig kunstvcller Dau, und einige Bestimmungen über Aufrechterhaltung kirchlicher Ord nung betreffend, ist selbstverständlich nur gegen Milglieder der eoaogüisch-lutherische» Landeskirche statthaft; doch kann gegen über uckihen Christen, die ihr nicht »»gehören, wen» sie die eigne Trauung unterlassen, die Taufe erne- eigenc» Kinde« ver zögern, die Koafirmation eine« solchen verweigern, »cuigften« wviel in Frage kommen, ob sie al- Paten zu lanveSk>rchliche« Tausen zuzulaffe» find. Da- Lande-koasiftoriom betrachtet dabei den Gesicht? punkt al- maßgebend, daß die Londe-kirche solchen Taus- und Trausäumigen jedenfall- keine günstigere Stellung einräumen könne, al« ihren eigene» Gliedern Di» Zahl der Abendmahl-gäste hat um 1465 mänu licht und 11918 wtibücht, zusammt» 13383. zugtnommeu; drr Anteil Ler erstere» ist wieder ungünstiger geworden, nach dem er rm Vorjahre etwa« geftiegea war Der Prozentsatz sämtlicher Abendmahl-gäste, von drr Seelenzahl nach der Bolt-zählung vom 2. Dezember 1895 gemessen, hat im Bericht«, jahre 44.2 brtragrn. In 20 Ephorien :c Hai eine Zunahme, in 11 eine Ab nahme der Abendmaül-gäsle stattgesundeo. Len höchste» Lrozentfatz weisen die Diözrsanbezirke Bautzen mit 96,0 und Löbau mit 68,K Proz aus Au» verschiedene» Exhorie» wird berichtet, daß die in dt» letzten Jahren Koufirmitte», zum Teil mit ihren Angehörigen, ja auch die reifere Jugend mit Erfolg an bcfonderen Tagen zum heilige» Abendmahl ein- geladen worden sind, sowie daß auch Fortbildung-schüler und Schüler von Gewerbeschulen und höheren Schulen zahlreich und zum Teil mit ihre» Lehrern zum Tische de- Herrn gekommen sind. Auch die zum Militärdienst Einberusenrn sind mehr oder weniger zahlreich gekommen, in Marieney pflegt der Militär- verein mil ihnen zu kommunizieren In Borna ist eine zweite sogenannte fakultative Abendmahl-stier sür da- Militär ver- anftaltct worden, zu der sich fedr viele Glieder der Garnison freiwillig eiagesunden haben In OelSnitz i. B genossen die Brannen des Aml-gericht- und dcr städtisch»» Polizei korporativ das heilige A rndmahl. Auch gemeinsame Lom munionen von Lehrerkollegien an Volksschulen kam«» vor. In vielen Gemeinden sind gemcinschastliche Kommunionen der Kirchenvorfttber eingebürgert An einem Orte ist hiervon um deswillen al-gesehen woide», weil der Kirchenvor- stanv dem ausgesprochenen Verdachte der Absonderung von der Gemeinde und der Ueberhcbung über dieselbe teiac Nahrung geben wollte. Lbeudkommunionrn und besondere Abendmahl-feier» sür Alte und Schwache sanden gute Beteiligung. Die Abendmahl- seier außerhlab de» HauvigotteSdienft.« wurde überhaupt mehr uud mehr bevorzugt Dir Regel unserer Gotte-di-nstordnung, wonach die Feier de- heiligen Abendmahl- den Höhepunkt de» HauptgoticsditnsteS bilden und vor versammelt bleibender, innerlich teilnehmender Gemeinde gehalten werde» soll, sinder immer weniger Verständnis. Vereinzelt ist r- gelungen, die Anmeldung zur Beichte wieder einzusühren Von desondere» Abrndwahl«f.ie>n sür Taubstumme und Blinde wird aus mehrere» Ephorien berichtet Die Kirchengemeinden, in denen befondere KinderaotteS- dirnste gehalten werden, sind von 593 im Vorjahre auf 671 im Bencht-jahre gestiegen, die Erfahrungen mit diesen Gottes diensten tauten nach wie vor ganz ülerwiegeud erfreulich und ermutigend Die Zahl der Lirchengemeinden, in deueu Unter redungen milder konfirmiert«» Jugend gehalten worden sind, ging von l 1K4 aus 1163 zurück. Wa« den Besuch dieser Nnlerredungeu anlangt, so sihlt eS neben ciuer Anzahl Klagen nicht an Berich te» über Besserung, zum Teil sogar über btdeutcnd« Besserung. Daß zuni Besuche dieser Unterredungen eine kirchliche Ber vflichtung vorliegt, ist in den Gemeinden noch nicht genügend bewußt; vereinzelt nächst aber daS Bewuhijem hiervon Auch derReligionSuntcrricht in der Fortbildungs schule hat sich mehr und mehr au-gebreitrt. Freil-ch rit nicht zu verkennen, daß eS zumal in größere» Parochien zumeist a»Zeit und Krästcn gebricht, die Fortbildung-schulen durchgängig mit Religivusunirrricht zu veisehc». In Zittau bat man daher als Notbehelf Erbauung-ftundeu veranstaltet, zu denen die FortbildungSschüler allrr Klaffen ver sammelt werden Sottcsoienhe oder Erbauung-stunden für Taubstumme und besondere Gotte-dierste oder geinlich geleitete Versammlungen für Blinde haben an mehreren Orlen »attgesunden Aus dem Gebiete der kirchliche» Musik sind wieder mancherlei Fortschritte zu verzrichnen. Die Zahl dcr kirchlichen Begräbnisse hat sich ver mindert. Gestorben sind 3214 evangelische Gemeindeglirder weniger al- im Vorjahre, kirchliche Beerdigungen kommen dagegen 3458 weniger vor; dcr Prozentsatz ist von 98,3 ans 98,0 rurückzcgangen. Dcr Gcsamtbctrag dcr Stiftungen und Widmungen, welche im Berichtsjahre für kirchliche Zwecke dargebracht worden sind, bcläust sich aus 652 500 M gegen 494 745 M. im Police 189ü. " .... Tie acht allgcmeincii kkii chenkclkckte» de- Bc.ichts- jahrcs ergaben zusammen 146870 M. 38 Pf, b. i 28676 M. 17 Pf. mehr als di« ,m Vorjahre gefummelten sieben Kollekten und um 14 750 M 97 Pf. mehr als die acht Kollekten dc» Jahre- 1894 Auf den einzelne» evangelisch-lutherischen Be das erschwert natürlich wieder seine Beurteilung: Man muß den Bau erst vollständig übersehen, ehe man ihn beurteilen kann Die Schauspielkunst erleichtert die» übersehen in mancher Hinsicht, in anderer erschwert sie es aber auch wieder — jedenfalls ist schon jetzt so viel klar, daß die Beurteilung eincs DramaS ohne Reflexion nicht möglich ist. Über das lyrische Gedicht entscheidet oftmals daS angeborene poetische Empfinden unmittelbar, beim Roman ergiebt dcr Gcsamteindruck, dcr auS der Fülle des Lebens erwächst, bisweilen das richtige Urteil, beim Drama ist, wenigstens wenn ich ein sicher?» und begrün dete« Urteil haben will, angestrengte Aufmerksamkeit und ein bestimmtes Maß eigener geistiger Arbeit nötig Damit ist freilich nicht gesagt, daß nicht auch instinktiv die Be deutung eines dramatischen Werke» geahnt werden kann, und noch weniger, daß man sich den unmittelbaren Ein druck durch Reflexion verderben soll. Will aber einer wirklich urteilen, so muß er sich sehr zusammennehmen; denn eben die große Bedeutung der überlieferten Form und Technik machen im Bunde mit der Schauspielkunst die Täuschung gar zu leicht möglich Im übrigen braucht man sich jedoch durch die nament lich im Kreise von Theaterleuten anzutrcffende Hochachtung vor der Technik nicht bange machen zu lasten, so wenig wie durch die öri den Ästhetikern herrschende Ehrsurcht vor der überlieferten Form. Die Form des TramaS ist doch, wie schon oben auSgeführt, eine natür liche, sie kommt auch nur da zur Geltung, wo sie wie ein natürliches Kleid wirkt, und also braucht ei« Mensch mit natürlicher Empfindung und gesundem Sinn nicht zu bcsürchten, daß sie ihn in die Irre führe. Da gegen ist die Technik (Gewebe und Mache dcS Kleide», um im Bilde zu bleiben) eher ein Kultur- al» ein Natur produkt, und sie ist, wie die Zeiten, immcr rassinierter geworden Trotzdem bedarf c» auch, um sie zu beurteile«, noch lange nicht de» Studium» einer „Technik dc» Dramas", da» man ruhig de« Dichtern oder vielmchr dc«
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