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P. und Umgegend Donnerstag, dm 14. September 19V5 57. Jahrgang. Inserate für denselben Tag sind bis vormittags 10 Uhr aufzuoeben. Einspaltige Zeile oder deren Raum 12 H. kokalpr. io Reklame 20 Lei Wiederholungen Rabatt. Alle Annoncen-Expeditionen nehmen Inserate entgegen. Amts-Blatt des llSnigl. Umtsgel-iMs und der Stadtrstlies »u Pulsnitz- für Pulsnitz, vruck und Verlag von L. L. Förster s Erben (Inh.: Z. w. Mohr.) Expedition: Pulsnitz, Bismarckplatz Nr. 2«s. Verantwortlicher Redakteur Vtto vorn in Pulsnitz. Erscheint Dienstag, Donners- tog und Sonnabend. Beiblätter: Illustr. Sonntags- blatt u. Humor. Wochenblatt Abonnement. Monatl. so»., vierteljährlich P2L bei freier Zustellung ins Haus, durch die Post bezogen unter Nr. S«02 1.2«. kennspiecke? No. 18. Feuerwehr-Alarmierung. Zur Vermeidung vsn Beunruhigungen wird zur Kenntnis gebracht, daß in der Zeit vom 15. bis 21. Visses Monats eine Marinierung der freiwilligen Feuerwehr und eines Telles der Pflichtfeuerwehr, und zwar der Mannschaften der Spritzen Nr. 1, 2 und 3, sowie der Sanitäts-, Absperr-, Wach- und Rettungs-Abteilung, stattfinden wird. Nach erfolgter Alarmierung haben sich die Pflichtseuerwehr-Mannschaften der Spritzen Nr. 1, 2 und 3 an den betreffenden Spritzenhäusern und die übrigen obengenannten Pflichtfeuerwehr-Mannschaften aus dem Bismarckplatze zur Entgegennahme der Anweisungen ihrer Führer zu versammeln. Unentschuldigtes Wegbleiben wird mit 1 Mark bestraft; als Entschuldigung gilt nur Krankheit oder Abwesenheit vom Orte. Standort der Spritzen: Spritze 1 Apothekergäßchen, Spritze 2 und 3 an der Kirche. - An dieser Uebung beteiligt sich die freiwillige Feuerwehr von Ober- und Niederlichtenau. Die Alarmierung dieser Wehr erfolgt durch die dortigen signalisier: und haben sich die Mannschaften auf Anordnung ihres Kommandanten am Svritzenhause daselbst einzufinden, die im Besitze von Fahrrädern befindlichen Mannschaften sollen sich mit denselben am Spcitzenhause einsinden. Pulsnitz, den 14. September 1905. Der Staötrat. vr. Michael, Bürgermeister. Neueste Greigniffe. Wie aus Hamburg gemeldet wird, werden die Rücktransporte russischer Truppen zum aller größten Teil unter russischer Flagge und nicht mit ausländischen Schissen erfolgen. Die rus sische Regierung will dazu Dampfer ankaufen. In der Sternwarten- und der Sosnowastrastraßc zu Warschau sind große Waffenlager entdeckt worden. Mehrere Personen wurden verhaftet; es handelt sich vermutlich um eine ganze Orga nisation. In Warschau ist der 19 jährige Arbeiter Chmiel- nitzki, der einen Infanteristen durch Messerstiche getötet hatte, hiugerichtet worden. Seit Sonntag ist in Baku, dem Zentrum der Revolution im russischen Kaukasien, etwas Ruhe eingetreten; die Geschäfte find noch geschlossen. Aus Belgrad wird gemeldet: Albanesen, von türkischen Nizams unterstützt, überschritten die serbische Grenze und besetzten das serbische Gebiet. Serbische Truppen wurden an die Grenze abgesendet. Nach einer Reutermeldung aus New-Jork war Baron Komura gestern weniger wohl, so daß die Aerzte ihm rieten, seine Heimreise aufzu schieben. Ein Spezialist ist von Hotsprings in Virginien herbeigerufcn worden. Endlich eine amtliche Untersuchung über die Ursachen und Wirkungen der gegen wärtigen Fleischteneruug. Der preußische Landwirtschaftsminister hat nunmehr eine Untersuchung der Ursachen und Wirkungen der Fleisch teuerung im Königreich Preußen angeordnet und damit etwas verspätet das getan, was er schon vor sechs Wochen in die Wege hätte lenken müssen, denn gegenüber der großen in "llen Bolkskreisen herrschenden Erregung über die hohen Fleischpreise ist es vor allen Dingen eine Notwendigkeit klar zu sehen. Dadurch allein kann man erkennen, ob die Erre gung über die hohen Fleischpreise eine sachliche begründete nestelte oder eine übertriebene .t Durch die amtliche Untersuchung wild es aber auch möglich sem, end. lich festzustellen, ob wirklich ein großer Mangel an Schlacht- dfi ViÄ^ °°^°nden ist? oder ob vielleicht auch " Marktlage ausnutzend, e.ne stei ¬ gende Preistendenz übertreibend in Szene gesetzt haben. Merkwürdig, sehr merkwürdig ist es übrigens auch, daß stei gende Viehprelse stets mit doppelten Prozenten in den meisten Fleischläden zum Ausdruck kommen, während bei tiefgesun« kenen Viehprefien meistens das Fleisch p„ Pfund noch nicht fünf Pfennige billiger von Fleischern verkauft wird, wenig, stens in den großen Städten mcht. Warum reanaieren denn die Fleischpreise nur immer gleich so kolossal nach oben und niemals nach unten ? Zum Beispiel wird doch im Herbst ein sehr großer Teil des Fleischkonsums durch etwa 6 Mil lionen Stück Gänse, 4 Millionen Hasen, hunderttausende von Rehen und Hirschen, ferner auch durch vermehrtes An gebot von See- und Teichfischen gedeckt, aber Rind- und Schweinefleisch ist deshalb im Herbste noch niemals billiger geworden. Und wenn in etwa drei bis vier Monaten wahr scheinlich die Preise für lebendes Schlachtvieh bei den Land- w rten um 20 Mark pro Zentner sinken, dann soll die jetzt so erregte öffentliche Meinung auch einmal nachprüfen, ob die Preise für Schweinefleisch auch pro Pfund 20 Pfennige billiger werden. Deshalb wäre eS dringend erwünscht, daß die eingeleitete Untersuchung über die Ursachen und Wirkun gen der Fleischteuerung sich nicht nur auf die Anzahl des schlachtbaren Viehes in diesem und vorigem Jahre in den Landwirtschaften erstrecke, sondern auch das Angebot von Schweinen, Rindern, Kälbern und Schafen auf den Vieh märkten in diesem und im vorigen Jahre und die Preise bei den Fleischern in diesem und im vorigen Jahre einer Kon trolle in vergleichender Hinsicht unterziehe. So korrekt wie auf anderen Märkten Angebot und Nachfrage die Preise reguliert, ist es in Bezug auf Viehmarkte und Fleischläden entschieden nicht der Fall. Bei dieser Untersuchung der Fleischteuerung muß aber ferner auch geprüft werden, wie weit die Sperre der Vieheinfuhr an fast allen Grenzen die Fleischpreise in die Höhe getrieben hat. Da der vorjährige Futtermangel eine Verminderung des Viehstandes zur Folge hatte, der durch die neue gute Ernte nicht sofort wett ge macht werden kann, weil die Aufzucht der Tiere längere Zeit in Anspruch nimmt, so wäre eine Oeffnung der Gren zen für die Vieheinfuhr und eine zeitweilige Aufhebung des ViehzolleS unter strengen Kontrollmaßregeln gegen die Ein schleppung von Seuchen wohl am Platze. Oertliche «ud sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz Ein Elite-, ein auserlesen gutes und schönes Konzert wurde der musik- und kunst freundlichen Ein- und Umwohnerschaft von Pulsnitz gestern Abend im Saale des Hotels „Grauer Wolf" geboten. Die in Dresden im besten Ansehen stehende Kagesche Künstler kapelle unter der Leitung des Herrn Kapellmeister Hermann Kage konzertierte daselbst vor einem wenn auch nicht allzu zahlreichen, so doch dankbaren Publikum, welches sämtlichen Vortragsstücken lebhaftes Interesse entgegenbrachte. Da wurde nicht während des Spiels geplaudert, wie das sonst wohl — leider — während eines Konzertes oftmals im Publikum geschieht. Schweigend, hingerissen lauschte man den gewaltigen, erschütternden, bald einschmeichelnden, be strickenden Melodien, die der Genius der Meister, deren Namen das Programm aufführte, geboren. Es wird wenige Besucher gegeben haben, die nicht vollauf mit dem Gebotenen zufriedengestellt waren, wenigstens deutete der starke Applaus, der jeder Nummer des geschmackvoll zusammengestellten Pro gramms gezollt wurde, darauf hin. Und dies auch mit Recht. Die Kapelle darf sich mit zu denjenigen rechnen, die über ein vorzüglich geschultes Material verfügen. Musiker und Dirigent erwiesen, daß sie redlich und mit Erfolg be müht waren, die Komponisten recht aufzufassen und zu inter pretieren, führende, wie begleitende Instrumente und vor allem die Leitung standen gleichermaßen auf der Höhe ihrer Aufgabe Auch das Virtuosentum ist bei der Kapelle zu Haus. Verschiedene Nummern legten dafür Zeugnis ab. Auf die Einzelheiten näher einzugehen, erübrigt sich, da, wie schon gesagt, jede einzelne Nummer eine beifällige Auf nahme fand, der schon um deswillen eine höhere Bedeutung beigemessen werden darf, als unsere Einwohnerschaft durch hier schon gegebene große Konzerte immerhin etwas verwöhnt ist. Pulsnitz. Heute Nachmittag 5 Uhr fand in der Gießerei von C. Albert Bierling in Dresden der Guß unsrer neu anzufertigenden Glocken statt. Das neue Geläut, in Eio-Uoll gestimmt, wird wie bereits erwähnt, ein Ge wicht von 71 Zentnern haben. Da das Beisein hiesiger Gemeindeglieder gestattet war, hätten wir gern in voriger Nummer Tag und Stunde bekannt gegeben; cs hat aber die Gießerei erst gestern definitive Bestimmungen darüber treffen können. — Wie wird das Wetter am Sonntag sein? Diese Frage tritt wieder an den Wetteronkel heran. Jeder Leser erwartet wohl noch schöne Tage, den sogenannten Alt weibersommer, und hoffentlich erstreckt sich dieser noch auf mindestens 14 Tage; das heißt, so hoffen wir, ich will aber damit keineswegs 14 Tage garantieren. Im Augenblick er scheint die Aussicht nicht ganz schlecht, es drängt von Süd westen her ein Maximum vor und veranlaßt zunächst Besse rung. Dagegen nähert sich von Nordwesten eine neue Depression und weitere werden folgen, wir erwarten deshalb bald wieder, und auch für nächsten Sonntag etwas Regen, wenn auch einige Stunden Sonnenschein nicht unwahrschein lich sind. Die Temperatur bleibt noch mild. — Warnung für Arbeitgeber und Dienstherrschaften. Welche Folgen die unterlassene Anmeldung eines Arbeiters oder Dienstboten zur Kranken versicherung nach sich zieht, das mußten kürzlich zwei Arbeit geber bitter empfinden, indem sie die sämtlichen Kur- und Verpflegungskosten, die in jedem einzelnen Falle weit über 100 Mark betrugen, an die Krankenkaffe ersetzen mußten. Bei der gesetzlichen Unterstützungspflicht für 26 Wochen kann ein Arbeitgeber durch eine unterlassene Anmeldung sehr schwer zu Schaden kommen, denn die Kur- und Verpfle gungskosten betragen beispielsweise für 26 Wochen in einem Krankenhause bei einem täglichen Verpflegsatze von 2,50 Mark die Summe von 457,50 Mark. Also Arbeiter und Dienstboten rechtzeitig aumelden! Ohorn. Der hiesige Turnverein hält Sonntag, den 17. September sein diesjähriges Schauturnen ab. Früh 6 Uhr findet Wett-Turnen statt Nachmittags 3 Uhr ver sammeln sich die Turner in Hübners Schankwirtschast, von da aus wird mit Musik nach dem Turnplatz marschiert, wo selbst das Schauturnen abgehalten wird. Um 6 be ginn des Balles im Gasthof zur »König Albert-Elche", welcher um 8 Uhr durch, einen Stabreigen unterbrochen wird. Freunde und Gönner der Turnsache sind herzlich willkommen. — d Handwerker, die gesonnen sind, Michaelis 1905 ihre Meisterprüfung abzulegen, wollen Gesuche um Zulassung zur Prüfung bis spätestens 20. September an die Gewerbekammer zu Zittau elnreichen. Dem Gesuche sind beizufügen: I- ein vom Gesuchsteller selbständig ver faßter und eigenhändig geschriebener Lebenslauf; 2 der Nachweis über die Zeit, welche der Gesuchsteller als Geselle in dem betreffenden Handwerk tätig gewesen ist (Arbeits- reuanisse)' 3. die Zeugnisse der gewerblichen BildungSanflal- ten welche der Gesuchsteller etwa besucht hat; 4. ferner, wenn der Gesuchsteller die Gesellenprüfung abgelegt hat, das