Volltext Seite (XML)
Nr. 296 — 97. Jahrgang Wilsdruff-Dresden Dienstag, den 20. Dezember 1938 Drahtanschrift: „Tageblatt' Postscheck: Dresden 2640 Der KLtteeinbruch von Osten Sowjet Haus m Vie Aussprache ein. Sie wurde eröffnet von Lloyd Georgs, der, wie man das bei diesem Vertreter längst veralte ter Anschauungen nicht anders gewohnt ist, das Stänkern vor allem gegen die autoritären Staaten nicht lassen konnte. Er richtete auch gegen Chau Hrrlain beleidigende Angriffe, mutzte sich dann aber gegen Schlutz seiner von Gehässigkeiten triefen den Rede, als er auf die Spanirnfrage zu sprechen kam, von dem Konservativen Raikes eine kräftige Abfuhr gefallen lassen. Dieser hielt Lloyd George nämlich, als er von einer „grausamen Mol- kade Francos gegen Catalonien" sprach, enlaegen, er dürfe doch nicht vergessen, datz man bekanntlich englischerseits selbst eine derartige Waffe angewandt habe zu einer Zeit als man sie für unerlätzlich gehalten habe. Nachdem sich noch weitere Abgeordnete geäutzrrt hatten, sprach sich das Unterhaus schlietzlich am späten Abend mit 34V gegen 143 Stimmen gegen den Mitztrauensantrag der Opposi tion aus Mrd brachte damit der Regierung ihr volles Vertraue» zum Ausdruck. Bittere Kälte über Deutschland — Wir erleben in diesen Tagen eine« Winter, wie wir ihn seit Jahren nicht kenncngelernt haben. Wenn auch im allgemeinen die Kälte um die Jahreswende 1928/29, wo 34 Grad unter Null gemessen wurden, bisher nicht erreicht wurde, so sind wir mit dem empfindlichen Temperatur sturz unserer Tage auch schon zufrieden. Von Osten her ist eine Kältewelle nach Europa hincingcslutet, die bis weit nach Westen vorgedrungeu ist und sogar Menschenopfer gefordert hat. , Die Reichshauptstadt verzeichnete am Wochenanfang 18 Grad unter Null, und der Weiterflieger, der täglich von dem Flughafen Tempelhof aufsteigt, stellte in 5000 Meier über Berlin nahezu 40 Grad Kälte fest. Im Reiche betrug der Tagesdurchschnitt in Westdeutsch land minus 10 Grad, in Ostdeutschland minus 16 Grad. In Ostpreußen allerdings zeigte das Thermo meter 18 Grad Kälte an, und auf dem Brocken und auf der Schneekoppe sank das Quecksilber sogar auf 22 Grad unter Null. In den bayerischen Bergen dagegen wurde am Montag ein leichtes Nachlassen der Kälte festgestellt. Binnenschiffahrt fast lahmgelegt In Hamburg, das zeitweise eine Temperatur von über 15 Grad Kälte zu spüren bekam, ist die Küsten schiffahrt fast völlig lahmgelegt worden. Durch den Ost wind führen Ober- und Unterelbe ungewöhnlich niederigen Wasserstand. Die aus der nördlichen Nordsee hoim- kehrendcn Fischdampfer gleichen schwimmenden Eisbergen. Die Oderschisfahrt ist ebenfalls erheblich in Mitleidenschaft gezogen worden. Sämtliche Oderschich» sind durch Funk a« Sonnlag angewiesen worden. lckmeMens OM „-»SMHmffa -rflhrM« »«»as« ««HM ««h« »ezngrpr monetl r«M yn Pin-«,-»« Poftdestellung l,SV RM zuzügl Bestellgeld Einzelnummer lv Rv' Alle Poftanstaltcn. Peftbolen, unsere AuitrLger u Scschüst«stelle «hmen zu »der Zett «e- .. . ftellungen entgegen Im Kalle d-d-rer Gewalt oder Wvlhenhlllll fÜI Wilsdruff U. UMgegLNd lontttger Beuteb«st«run- ll-n defteht tetn Anspruch — aus Lielerung «er Zet- Neue »der »llrmuo del v«r»««Preise« ««chsatdrmi ««»gesandter Schrtllslüel« erlogt »ur. »cu» Rückporto deilie-t Das „Wilsdruffer Tageblatt" ist das zur Veröffentlichung der «nd des Stadtrats zu Wilsdruff behördlicherseits bestimmte Blatt des Finanzamts Nossen Wichtige KnltM-KerettrmkNen Verselbständigung der deutschen Schulen in der Slowakei Der Staatssekretär für die karvatho-deutsche Volks gruppe, Ingenieur Karmasin, besuchte den slowakischen Schulminister Cernak und traf mit ihm einige Verein barungen über das deutsche Schulwesen, die eine deutsche Kulturautonomie bringen. Die von Ingenieur Karmasin vorgelegten Anträge wurden vom Schulminister voll und ganz gebilligt. Danach wird u. a. eine selbständige deutsche Abtei lung beim slowakischen Schulministerium mit einem deut schen Schulleiter errichtet. Für die deutschen Schulen werden drei deutsche Schulinspektoren ernannt. Alle beste henden deutschen Parallelklassen an anderssprachigen Schulen werden sofort verselbständigt, weiter wurde u. a. die sofortige Errichtung von selbständigen deutschen Bür gerschulen in drei größeren deutschen Ortschaften verein bart. Ferner wurde auch die Erhöhung besonders weit gehend organisierter deutscher Volksschulklassen zu Bür gerschulen zugesagt. Die Deutsche Abteilung des Schul ministeriums wird nicht nur die deutsche« Scyulangclegen- heite« betreuen, sie wird auch alle anderen kulturellen Grage« der karvatho-deutscheu Volksgruppe bearbeite«. schiebungen in allen Erdteilen spanien nicht zu vergessen. Schachts Londoner Besuch Besprechungen über erleichterte Auswanderung der Juden Reichsbankpräsident Dr. S ch a ch t ist von einem pri vaten dreitägigen Besuch bei dem Gouverneur der Bank von England aus London zurückgekehrt. Der Besuch war zwischen den beiden Bankleitern vereinbart worden, weil es dem Gouverneur der Bank von England infolge seines schlechten Gesundheitszustandes nicht möglich gewesen war, zu de« regelmäßigen monatlichen Zusammenkünften bei der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel zu erscheinen. Bei diesem Besuch hat der Reichs- bankpräfident Gelegenheit gehabt, eine Reihe von füh renden Herren der englischen Finanzwelt und des öffent lichen Lebens zu sehen, wobei natürlich auch allgemeine wirtschaftliche Fragen berührt worden sind. Die in der ausländischen Presse erschienenen Berichte über angebliche Vorschläge, Pläne usw., die Dr. Schacht entwickelt haben soll, sind reine Vermutungen, da Dr. Schacht es vermieden hat, irgendeinen Pressevertreter zu sehen oder Mitteilungen an die Presse zu geben. Ins besondere ist jede Annahme, als ob Dr. Schacht über irgendwelche Kredite gesprochen hätte, irrig. Richtig ist, daß Dr. Schacht gewisse Gedankengänge entwickelt hat, wie man unter Mithilfe der Reichsregierung die Aus wanderung der Juden aus Deutschland erleichtern könne, ohne daß jedoch hierüber irgendwelche end gültige Absprachen zustande gekommen sind. Es ist ledig lich vorbereitet, daß die Leitung des bekannten Evian- Komitees demnächst mit den deutschen zuständigen Stellen weiter berät. Bemerkungen zum Tage TluS eigener Kraft Der Einweihung der neuen Beryarbetierstadt Car bo n i a im Südwesten Sardiniens durch Mussolini kommt eine besondere Bedeutung zu. Der Duce hat durch seine Rede diese Gründung einer italienischen Kohlenstadt in einen größeren politischen Rahmen gestellt und darauf hin gewiesen, datz das neue Werk in knapp zwölf Monaten inS Leben gerufen wurde. Die Einweihung Carbonias erfolgte am Z. Jahrestag des sogenannten „Tages des Glaubens-. DaS will besagen, daß die gesamte italienische Aufbau- arbett getragen ist von dem unerschütterlichen Glauben an Italiens Berufung. „Wenn ein Volk solcher Taten fähig D, kann es jedem fest in die Augen sehen", so sagte der Duce, »nd er wollte damit sagen, daß der italienische Lebenswille beseelt ist von der faschistischen Idee, die das Volk mit Zuversicht erfülle. So wie die deutsche Bevölkerrmg dank dem neuen Arbeitsethos, das der Nationalsozialismus geschaffen hat, zu den größten Taten fähig ist, genau so hat auch der Faschismus den italienische« Arbeiter gelvandstt. Dann aber will die Gründung der Kohlenstädt noch einen anderen Gesichtspunkt in den Vordergrund schieben. Italien hat ans den Ereignissen während seines AbesfinienfeK»z»ges feine Lehre« gezogen, und es trifft Vorsorge, daß künftig eine derart brutale Sanktionspolitik, wie sie seinerzeit von den großen Mächten der Demokratie gegen Nom getrieben wurde, von vornherein zur Aussichts losigkeit verurteUt ist. Deshalb hat es sich die italienische Nation zur Aufgabe gestellt, sich wirtschaftlich mög lichst unabhängig zu machen. Philipp Mufira, der DrogenkSnig In Amerika ist man ja, was Skandalafsären anbe- lrffft, schon einiges gewöhnt, aber der Betrug des Drogen- königs Coster-Musica übertrifft denn doch alles bis her Dagewesene. Dieser Skandal ist eine reine amerika nische Angelegenheit, dir wir höchstens zu registrieren hätten, aber er wirst auch gleichzeitig ein grelles Licht auf die Zustände in der „freiesten Demokratie der Erde". Wie meist bei diesen Affären, sind hohe Beamte darin ver wickelt, ohne deren Mithilfe derartige Riesenschwindeleien auch gar nicht denkbar wären. Man stelle sich einmal vor: Da wohnt ein millionenschwerer Wirtschaftsmagnat in einem palastähnlichen Schloß. Die ersten und vornehmsten Kreise Amerikas verkehren in seinem Hause. Er ist selbst verständlich Mitglied der führenden Klubs und bekleidet höchste Ehrenämter, kargt nicht mit Stiftungen und ist fleißiger Besucher der Methodistenkirche. Man sagt, er sei früher Arzt gewesen und habe als solcher viel Geld verdient. 1922 machte er dann mit dem verdienten und dazu geerbten Gelde eine Haarwasserfabrik auf, die er zu dem größten Drogenkonzern der Welt ausbaute. Der „Drogenkönig" nennt sich Donald Coster. Eines Tages kommen seinem Hauptbuchhalter die Geschäfte des allgewaltigen Chefs nicht ganz geheuer vor, er teilt seinen Verdacht der Staatsanwaltschaft mit und nun stellt sich heraus, daß Herr Coster nicht Herr Coster ist, sondern Philipp Mustca heißt und seines Zeichens Friseur. Er ist ein Kind italienischer Einwanderer und mitsamt seiner ganzen Familie wegen schweren Schmuggelverbrechens schon mehrfach abgeurteilt. Rach Begnadigung durch den damaligen Präsidenten Taft sind die Musicäs für eine Zeitlang untergetaucht, um dann plötzlich als Coster wie der aufzutauchen und neue Unterschlagungen zu beginnen, Lie man bis jetzt auf 46 Millionen Mark schätzt. Philipp Coster-Musica hat sich durch Selbstmord der irdische« Gerechtigkeit entzogen, aber seine Hintermänner «nd Helfershelfer werde« wohl noch vor Gericht einiges erzählen müfse«. So wird man vermutlich auch noch Näheres erfahren über Costers Bemühungen um den Krieg zwischen Bolivien und Paraguay und über die Waffe n- Todesopser in England und Frankreich ven nächsten Liegehasen auszusuchen und sich von diesen Häfen vorerst nicht zu entfernen. Auf der oberen Oder herrscht vor den Wehren Eisstand, und auch auf der unteren Oder sind nur wenige Dampfer und Schleppzüge noch unterwegs. Auch auf dem Main wurde die Schiffahrt von Frank furt bergwärts am Montag früh eingestellt. Der Feldberg im Taunus meldete 20 Grad und die Wasserkuppe 22 Grad Kälte. Auf der Dona« kam eS zu starker Eisbildung, und oberhalb Regensburg ist der Fluß bereits teilweise zuge froren. Donauabwärts wird starke Treibeisbildung ge meldet. Die Nebenflüsse der Donau sind in ihren Ober läufen zugefroren. Frankreich: Stärkste Kälte seit zehn Jahren Besonders hart sind England, Frankreich und Italien von der Kältefront betroffen worden, zumal man dort nicht gewöhnt ist, daß das Thermometer wesentlich unter den Nullpunkt sinkt. Frankreich Hai einen seit zehn Jahren nicht mehr beobachteten Thermometertiefstand. In den Pariser Außenbezirken verzeichnete das Thermometer 14 Grad Kälte, die in Paris und in der Provinz verschie dene Gehirnschläge zur Folge hatte, da der Fran zose an solche Temperaturen nicht gewöhnt ist. England: Senderöhren durch Frost geplatzt In England wird dir Kälte noch unangenehmer durch den lhn begleitenden heftigen Sturm empfurrden. Der Verkehr zwischen dem Jnselreich und dem Festland hat^rhrbliche Verzögerunnen erfahre». In Schottland und Englands Wunsch: Zchnmm« Nt JeMW ßr de« MM Chamberlain verteidigt seine Außenpolitik im Unterhaus MsdmfferTageblatt Bei der außenpolitischen Aussprache im Unter- Haus, der ein Antrag der Opposition zugrunde lag, nach dem das Unterhaus keinerlei Vertrauen in die Außen politik der derzeitigen englischen Negierung habe, nahm Ministerpräsident Chamberlain das Wort. Er stellte einleitend fest, datz die Labour-Party nicht in der Lage sei, eine andere Autzenpolitik vorzuschlagen. Sondann betonte er u. a., datz die englisch-französischen Be ziehungen von herzlichstem Charakter geblieben seien. Auf Eng lands Verhältnis zu Italien zu sprechen kommend, unter strich der Ministerpräsident, daß die italienische Regierung ihr Versprechen, keine neuen Truppen nach Spanien zu schicken, ge halten habe. Seit Oktober seien die italienischen Effektivstärken in Spanien nicht erhöht worden. Lediglich Ersatz an Mann schaften und Material sei von Italien nach Spanien gegangen. Diese Behauptung Chamberlains rief im Unterhaus Wider spruch hervor. Anschließend äußerte sich der britische Premier über seinen für den Januar angekündigten BesuchinRom. Er und der Außenminister gingen, so teilte er mit, nicht mit einer festen Tagesordnung oder in der Erwartung nach Rom, ein besonde res neues Nebereinkomme« nach Hanse z» bringe«. Es solle Vielmehr über alle oder einigr Frage» von gemeinsamem Interesse ei« Gedankenaustausch stattsindrn. Dabei seien er, Chamberlain, und der Außenminister von dem Wunsche beseelt, durch ein besseres Verstehen des einen oder des anderen Standpunktes die Beziehungen z« Italien zu verbessern »nd durch die persönliche Fühlungnahme das Vertrauen zu stärken. Englands Beziehungen zu Deutschland, so führte Chamberlain weiter aus, wie er sie gern sehen möchte, seien in der Münchener Erklärung festgelogt. Die Behandlung des oeur- schen Volkes in der Nachkriegszeit sei, zu dieser Erkenntnis sei man gekommen, weder großzügig noch klug gewesen. Im Laufe der Zeit habe man Angesehen, daß das deutsche Volk große Qualitäten aufweis«, so daß der Wunsch stark sei, daß Deutschland an der Wiederherstellung der europäischen Zivi lisation m i t a r b e i t e. Engltscherseits bestehe nicht der Wunsch, die Entwicklung Deutschlands zu hemmen oder seine ungeheure Lebenskraft als Volk einzuschniiren. Englands Wunsch sei ernst: Daß die Völker Großbritan niens und Deutschlands zusammen mit anderen Angehörigen der europäischen Völkerfamilie einen Weg zur Zusammenarbeit a« der Beseitigung der Kriegsdrohung finden möchten! Schließlich kündigte Chamberlain im Zusammenhang mit dem amerikanischen Aussuhrkredit an China an, daß eine För derung englischer China-Exporteure grundsätzlich von der eng lischen Regierung begrüßt werde. Diese Frage würde geprüft, sobald das Export-Garantie-Gesetz das Unterhaus passiert Habs. Abschließend stellte Chamberlain fest, daß die britische Außen politik in den letzten 18 Monaten richtig gewesen sei. Er würde kein Jota an ihr ändern, wenn er diese Zeit nochmal erleben würde. 34S z« 143 Mr ChamhZrMM TNB. London, 20. Dezember. Nachdem Ministerprä sident Chamberlain seine Rede beendet hatte, trat das Unler- Anzetgenpretse lau« aufNegende, PreUNNe Nr 8. — Atsfer-Gebühr: N Rpsg — Vorgefchrt» den- Erscheinungriage UN« P -tzwünsche werden nach MSglichkeit berücksichtig! — Anzeigen-AnnLhm« dl« vormittag« Iv Uhr Für die Richtig!-» da durch tzernrul übcrmit- Fernsprecher: Amt WilAdrUsf 296 leiten Anzeigen Überned men wir keine Gewühlt — B«i Kontur« m« Zwanglvergleich erlischt leder Anspruch «»1 Nachlaß amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meitze« und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Wilsdruff, sowie des Forstrentamts Tharandt.