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Dresdner Journal : 23.12.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-12-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187512237
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18751223
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18751223
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-12
- Tag 1875-12-23
-
Monat
1875-12
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Journal : 23.12.1875
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NSSS7. Donnerstag, de» SS. Decemder. 1875 lN AMULDU UDöMO: ^U<Lr. . . U LlArk ^MrlioLr 4 Klmck »0 tt. I!>»»»lL«dflUIU»»»! 10 kk. »«Ewa» ck« äsuttod» k«ott». tritt r«t- u-4 SwmpottoooirttL luruB. lKAOrLttMPrrlxr kür ä«w L»cuu «ü»»r s«p»Ittu«lkatittmt«: 10 ?1. vottr ck« Lotter «0 kt. Lreobst»«» I't-Uvi» mit 4a«»t»»« «ter 8<nu»- u«t Kelerte^e» Fd«ett kitt ä«» kolgeaäe» 1»U. Ares-mrAomml. Verantwottlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann m Dresden. LttyttU! F>. Lra»<ttt«t<«', Ooruau»eiooitt äs» Vroeäuer ^ouruLl«; «d«vä»». : FVrrt,-L»»diu,->«rllL-Vl»»-I.«lM^ Ie»ol->r»U»e-rr»ett»r« ». H.: ^0Ak«r> >«1tt Vtt» -L«U>org-rr»U-l^tp^g-kroLklorr ». N. - IkU»eL«: L«<1. LkE«/ Loritu: <8. Xor"»ct,- /nvaticken- «ia-tt:, A. All»rec/U,' Lrosr«: L <8c^ott«, Lr*«!»»: Rangen'» öürvau; ouorarülr: F>. ^0>at/ 7r»nll!vrt ».N. :L'. ^aeg«r'»oks u. F (7. Lerr»nann'«:bo vucdd., HanLec-LTo., S»rUt>: /nv-O., Loouoror: (7. Lc/nLuter,' korto: //ava», ^aMe, Latt»»r F Oo., MoctUorr: Da»b« lt <7o., Lemdar»: HäA«g, VI«: Oxpetük. «»rLusxederr Lürü^I. Lxvvcktiou ä«, vrsiäosr ^onru»I,, Oresasu, Lvillxsrstrueee !^o. 2». me , , :> . >,m ea^m> Abonnements - Kinkadung. Auf da» mit dem 1. Januar k. I. beginnende neue vierteljährliche Abonnement de« ,.Dresdner Journal»" werden Bestellungen zu dem Preise von 4 Mark 50 Pf. angenommen für Dresden links der Elbe bei der unter« zeichneten Expedition (Zwingerstraße Nr. 20), für Dresden recht- der Elbe in der Bach'« schen Buchhandlung lHauptstraße 22). und für auswärts bei den betreffenden Post- anstalten. Ankündigungen aller Art finden im„Dre»dn. Zourn." eine sehr geeignete Verbreitung. Die Jn- sertivnsgebühren werden im Jnseratentheile mit 20 Pf. für die gespaltene Petitzeile oder deren Raum berechnet; für Inserate unter der Rubrik » Ginge« sandte»" sind die Jnsertionsgebühren aus 50 Pf. pro Zeile festgestellt. Wir ersuchen um recht baldige Erneu erung de» Abonnement», da wir sonst die Lieferung vollständiger Exemplare ohne Mehrkosten für die geehrten Abonnenten nicht garantiren können. K8«igl. Expeditis» des Dresdner Journals. Amtlicher Theil. Dresden, 17. December. Seine Majestät der König haben dem Inhaber des unter der Firma Otto Wagner zu Dresden bestehenden Glasereigeschästes, Felix August Richter, das Prädicat als „Königlicher Hofglasrr" aller- guädigst zu verleihen geruht. Seine Majestät der König haben allergnädigst zu ge nehmigen geruht, daß der Gerichtsamtmanp a. D. Hof rath Nathusius zu Wurzei^bas ihm von Sr. Durch laucht dem Fürsten Reuß j. L. verliehene Fürstlich Reu- ßische Ehrenkreuz 2. Elaste annehme und trage. Se. Majestät der König haben allergnädigst geruht, dem Mitgliede des akademischen Rathes für die Kunst- akademieen zu Dresden und Leipzig, Professor Gustav Heine das Ritterkreuz vom Verdienstorden zu ver leihen. Nichtamtlicher Theil. Uebtrslcht. Telegraphische Nachrichten. TageSgeschichtt. (Dresden. Berlin. Posen. Meiningen. Wien. Buda-Pest. Bern. Madrid. London Kopen hagen.) Ernennungen, Versetzungen re. i« Sffeatl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Vrovinzial-Rachrichte«. (Leipzig. Zwickau. Zittau.) Gerichtsverhandlungen. (Chemnitz.) Vermischtes. Statistik und Lolkswirthschaft. Eiuaesaudtes. Feuilleton. Stand der sächsischen Sparkassen Ende November d. I. Inserate. Beilage. Börsrnnachrichten. Telegraphische Sitterungsberichte. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Paris, Dienstag, 21. December, Nachmittag». (W. T. v.) Nach aus Kordeanx ««gegangenen Nachrichten ist der Bahnhof der Mvdoceisenbahn durch eise Feuersbrunst vollständig zerstört worden. Das transatlantische Paketboot „Louifiane" ist gestern Abend bei Richard auf der Gironde mit dem Paketboot „Gironde" zusammenaestoßen. Die ,.Gironde" erlitt erhebliche Beschädigungen; die „Louisiane"wurde in den Grund gebohrt. Der Lapitä« der „Louifiane" und mehrere andere Per sonen find um das Leben gekommen. Das Jour nal „Soir" giebt die Zahl der Verunglückten auf 15 au- (Der eiserne Schraubcndampfer „Louifiane*, ein dreimastigt» Fahrzeug von 1780 Tonnen Brutto-, 1300 Tonnen Nettogehalt und 440 Pferdekräften, ge hört der „Compagnie Gönörale Transatlanttque" in St. Razaire. Der eiserne Schraubendampfer „Gironde" ist Eigrnthum der „Mestageries Nationales" in Marseille.) Versailles, Dienstag, 21. December, Abends (W. T B.) Bei Beginn der heutigen Sitzung der Nationalversammlung erklärte der Präsident, Her- rog v. Andiffret-Pasquier, bei dem in der gestrigen Sitzung herrschenden Geräusche sei ihm eine De- «erruug des Depntirten Raquet entgangen, worin derselbe den Heroismus der die Ordnung und die Gesellschaft vertheidigenden Armee angegriffen ha- ben solle. Hätte er eine solche Bemerkung gehört, so würde er gegen Naquet die Anwendung der schärfsten Bestimmungen der Geschäftsordnung be antragt haben. (Beifall.) Hierauf wurde die Wahl der beiden letzten Senatoren vorgenommen, welche in der gestrigen Sitzung zu keinem Resultate geführt batte. Es wurden der Marinrminister Admiral de Montaignac und der Marquis de Maleville (vom linken Ccntrum) gewählt. Die Nationalversammlung setzte im weiteren Verlaufe ihrer Sitzung die Berathung über die Eintheiluug der Wahlbezirke fort und wird sich auch morgen noch mit derselben Vorlage beschäf- tigrn. Madrid, DienStag, 21. December, Nachmit tags. (W.T. B.) Wie die amtliche „Gacrta" meldet, ist der Kriegöminister General Jovellar an Stelle Balmaseda s zum Generalgouverneur von Cuba eruannt worden und wird sich am SO. d. M. auf seinen Posten begeben. DaS Portefeuille des KriegS- ministeriumS hat General CeballoS erhalten. Loudon, DienStag, 21. December, Abend». (W. T. v.) Unter dem Vorsitze deS Registrars bei der AdmiralitätSabtheilung deS „High Court of Justice", Rothery, wurde heute in dem neuen Ge- richtSgebäude der „Board of Trade Building»" in Poplar die handelSamtliche Untersuchung über die Strandung deS Dampfers „Deutschland" fort gesetzt. Der Präsident Rothery erklärte infolge der Aus sagen des Capitäns Brickenstein die Berufung von Ru dolph aus Bremen behufs Auskunft über die Prüfung des Kompasses für wünschenswcrth. Der Ingenieur der „Royal Mail Company", Bowers, sagte aus, die Schraube des Dampfers „Deutschland" sei gut gewesen; di: SchiffSutensilien hätten sich ebenfalls in gutem Zustande befunden, das Schiff selber sei stark gebaut gewesen. Der Hauptmaschinist des Dampfers „Deutschland", Lauenstein, wurde hierauf zunächst verhört und dann die weitere Untersuchung auf morgen vertagt. Das Kreuz verhör, welchem Capitän Brickenstein unterworfen wurde, betraf hauptsächlich den von ihm eingeschlagenen Cours. Nrw-Aork, Dienstag, 21. December, Vor- mittaa». (W. T. B.) Die hiesigen Journale bringen die Nachricht von einem großen Erdbeben, daS die Insel Portorico heimgesucht hat. Die Stadt Arecivo ist fast vollständig zerstört; nur 2 Kirchen und 6 Wohnhäuser blieben uubeschädigt. Tagesgeschichle. Dresden, 22. December. Bei der Ergänzungs wahl im 15. ländlichen Wahlkreise ist (an Stelle des verstorbenen Abg. Käferstein) der Rittergutsbesitzer Leu teritz auf Deutscheubora mit 914 gegen 278 Stimmen, welche der Erbgrrtchtsbesitzcr Knäbel in 'Niederschöna er- hielt, zum Abgeordneten der II. Kammer gewähü worden. * Berlin, 21. December. Heute Nachmittag hat bei Ihren kaiserl. Majestäten im königl. Palais ein grö ßeres Diner stattgesundrn, zu welchem die hier an wesenden Botschafter mit ihren Gemahlinnen geladen waren. — In sonst gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen wird versichert, Fürst Bismarck werde das Wrihnachts- fest auf seinem Schlosse Friedrichsruhe (im Lauenburg- schen) verbringen. — Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Handel und Verkehr und für Rech nungswesen traten heute zu einer Sitzung zusammen. — Nach der „D. R.-C." wird sich unter denjenigen Gegen ständen, welche nach den Ferien dem Reichstage noch zur Berathung unterbreitet werden sollen, auch eine Vorlage über den definitiven Bau des ParlamentSgebäudes befinden. Wenn von anderer Seite gemeldet wird, daß für den Platz des ParlamentSgebäudes wiederum, wie in krühern Jahren, das Kroll'sche Etablissement in Aus sicht genommen worden ist, so dürfte diese Mittheilung mindestens verfrüht und mit Vorsicht aufzunehmen sein; sie dürfte mehr den Wünschen einzelner Persönlichkeiten entspringen, da, wie die „D. R.-C." hört, eine definitive Entscheidung in dieser Beziehung noch nicht getroffen ist und neben dem Kroll'schcn Local noch andere Plätze zur Bcurtheilung in Vorschlag gebracht sind. Nament lich ist das ursprüngliche Project, den Platz des Naczynski'- schcn Palais zu diesem Baue zu verwenden, in neuerer Zeit wiederum in den Vordergrund getreten und dürfte jetzt mehr Hoffnung, als früher, vorhanden sein, diesen bekanntlich vom Kaiser in erster Linie in Aussicht ge nommenen Plan zu realisiren. Thatsache sei, daß die Verhandlungen mit den Raczynski'schen Erben in neuerer Zeit wieder ausgenommen worden sind. — Die „N. A. Z." enthält Folgendes: In Gegen wart Ihrer Majestät der Kaiserin hielt der deutsche und der preußische Centralcomitö der Krieger pflegevereine am 14. December eine Sitzung ab, in welcher der neue Delegirte des mecklenburgischen Landesvereins, der großherzogliche außerordentliche Ge sandte Herr v. Prollius, eingeführt wurde. Auf der Tagesordnung standen Beuchte und Anträge, welche sich auf die Weltausstellungen in Philadelphia und Brüssel bezogen. Sodann der Antrag eines aus dem sächsischen Landes- und dem Albcrtsvcreine in Dresden gebildeten Comitös auf Umwandlung der Simon'schen Heilstätte in Lvschwitz bei Dresden in eine Nationalstistung zur Ausbildung von Krankenpflegerinnen. Es handelt sich dabei um Ankauf des Grundstücks und Fundirung der Stiftung, deren Statuten noch zu entwerfen und für welche Corporationsrechte zur erwerben sind. Der hes sische Landesverein hatte außerdem die Ausarbeitung eines Leitfadens für die Verwaltung der im Kriegsfälle zu errichtenden Vereinslazarrthe angeregt, welcher ein anerkanntes Bedürfniß befriedigen würde. Am >5. De- crmber präsidirte Ihre Majestät die Kaiserin einrr mehr stündigen Sitzung des vaterländischen Fraucn- vereins, dessen Gesammtvorstand dazu versammelt war. Ihre Majestät besprach einige für die Fnedensthätigkeit der Frauenvereine wichtige Grundsätze und äußerte über das rettende, oder mit schneller Hilfe eingreifende Ver fahren werkthätiger Liebe, wie es bei den mannichfachcn Unglücksfällen in Deutschland von Seiten der Francn- vereine geübt worden, Anerkennung. Es galt dieselbe auch der schnellen Hilfeleistung des Bremer BeztrkSver- eins bei dem entsetzlichen Unglücksfall in Bremerhaven. Außerdem kam die Neubegründung der Loschwitzer Heil anstalt der Frau Simon als Nationalinstitut unter Protection der Königin Carola von Sachsen zur Er örterung, sowie andere Angelegenheiten, über welche der deutsche Centralcomitö am Tage zuvor verhandelt hatte und an welchen die vaterländischen Frauenvereinc gleicher weise brtheiligt sind. — Die „M-Z." schreibt: Das Kammergericht hat dieser Tage ein für die rechtlichen Verhältnisse der ge werblichen Unterstützungskassen äußerst wich tiges Urtheil gefällt. Ein Schriftsetzer war -egen den Vorstand der „Kranken-, Sterbe- und Jnvalidenkasse der Berliner Buchdrucker" wegen verweigerter Leistungen der Kaffe klagbar geworden, die Beklagte erhob jedoch den Competenzeinwand aus 8 43 des Statuts, welcher bei Streitigkeiten zwischen Kasse und Mitgliedern den Rechtsweg ausschließt, und der erste Richter erkannte auch aus diesem Grunde auf Abweisung des Klägers wegen Inkompetenz. Die III. Abtheilung des Civil- senats des königlichen Kammcrgerichts hat jedoch durch Beschluß vom 14. December den Competenzeinwand verworfen und die Sache in die erste Instanz znrück- verwieseu. Es ist demnach in Streitigkeiten der Kassen- Mitglieder mit dem Vorstände der Rechtsweg zulässig und für die Kaffe resultirt ein Gerichtsstand. Posen, 20. December. Die „P. Z." meldet: Der Prälat v. Kozmian und der Propst Poszwinski aus Priement, welche sich wegen verweigerter Zeugen aussage in Sachen der Excommunication des Propstes Kick in Kähme in Zwangshaft befanden, sind heute aus dem hiesigen, bcz. dem Gefängnisse zu Wöllstein entlassen worden, da der Staatsanwalt in Birnbaum seinen Antrag auf die Zeugenvernehmung der genannten Geistlichen zurückgezogen hat. Der Prälat v. Kozmian hat wegen verweigerter Zeugenaussage in der oben er wähnten, wie in der Angelegenheit des Geheimdelegaten in diesem Jahre 5'» Monate im Gefäugniß zugebracht. Meiningen, 19. December. (Fr. I) Mehrere Gemeinden des Landes haben sich geweigert, für dir Standesbeamten eine Vergütung für ihre Mühe waltung zu bewilligen, und erklärt, daß Diejenigen, welche die Dienste des Standesbeamten in Anspruch nehmen, denselben auch für jeden einzelnen Fall hono- riren sollten. Die Regierung erläßt dagegen eine Be kanntmachung, in welcher sie auf das gesetzlich Unzu lässige eines solchen Ansinnens hinweist. Wien, 20. December. Im Herrenhausc, welches heute in einer hochinteressanten Sitzung den Wildauer'- schen Antrag wider Erwarten ablehnte, wird demnächst abermals eine confessionelle Frage, deren Entscheidung man mit Spannung entgegrnsieht, zur Verhandlung kommen. Das Abgeordnetenhaus hat bekanntlich ein sogenanntes Altkatholikengesetz beschlossen. Zweck desselben ist, gewisse Anomalien zu beseitigen, welche sich daraus ergaben, daß die von altkatholischcn Seel sorgern cingesegueten Ehen nicht als legitim und die von denselben besorgte Matrikcnsührung als ungesetzlich angesehen wurden. Der Gesetzentwurf kam an das Herrenhaus und wurde an dessen confessionelle Commission verwiesen. Diese hat nun ihren Antrag dahin erstattet, über den Entwurf zur Tagesordnung überzugrhen. Sie verkennt die oben erwähnten Un zukömmlichkeiten nicht, glaubt aber, daß es zur Be hebung derselben eines neuen Gesetzes nicht bedürfe. Ihrer Ansicht nach können die Zwecke, die dem Ab- geordnetenhause vorschwebten, schon durch eines der con- fessionellen Gesetze vom 20. Mai vor. I., betresscno die gesetzliche Anerkennung,von Religionsgenossenschaften, verwirklicht werden. Dieses Gesetz zeige nämlich den Weg, wie sich eine Neligionsgcnvssenschaft die Anerken nung als solche von Seite des Staates verschaffen könne. Der K 7 dieses Gesetzes beseitige jeden Ge wissenszwang, indem hiernach von keinem der znm Alt- katholicismus Uebertretcnden die vorhergehende Erklä- Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. Au» dem Campaanejournal einet russischen Limenoffizier». Erzählung von N- N. Karasiu. (Fortsetzung au- Nr. iS« ) Mit gemischtem Gefühl sah ich mir diese stämmigen, bärtigen Gesellen an, welche sorglos in ihren hohen Sätteln hingen. Ihre Gegenwart war mir angenehm, und auch wieder nicht: angenehm, weil ich doch nicht so ganz allein in der tobten Steppe hinritt, immerhin hatte ich Jemand, mit dem ich ein Wort sprechen konnte; dann aber beschlich mich noch ein anderes, ein böses Gefühl: ich blickte auf die dickbeinigen wohlgenährten Klepper, die unermüdlich im langsamen Tempo auf dem längsten Marsche, aber durchaus nicht flüchtig auf kurzen Strecken sind. Wenn wir nun auf irgend eine Bande stoßen?... Was für meinen Orlik ein Spiel — ist denen eine Unmöglichkeit. In de« Falle hatte ich die Wahl: entweder mit diesen beiden Kosaken zu unter liegen oder sie der Willkür de» Schicksal» überlastend, mich selbst zu retten. Die Dienstpflicht verlangte letz tere», die Ehre das erstere. Wie kam ich nur nicht darauf, mir diesen unnützen Convoi zu verbitten ... raisonnirte ich innerlich und ließ im Aergrr meinen Orlik die Sporen leise fühlen. Bor mir dehnte sich ein kleiner, von der nebligen Finsterniß der Nacht begrenzter Raum. Der Horizont derschwand, mit dem Himmel in diesem Nebel vrrschwim- «md. Ein Stern lein blinkte schnack in der Höhe. Eine sonderbare, milchfarbige, phoSphorische Beleuchtung er ¬ zitterte über dem steinigten Boden der Steppe, welche mit stachligem, trocknem Gewächs besät war, das höch stens zur Feuerung diente. Sogar das wenig verwöhnte Kameel verschmäht diese Flora, aus Furcht, seine Lippen und Zunge zu spießen, die, nebenbei gesagt, von einer dermaßen harten Haut bedeckt sind, daß an derselben eine gewöhnliche englische Nähnadel zerbrechen kann. — »Ich hätte was zu melden, Ew. Wohlgeboren", sprach einer der Kosaken, sich nähernd. — »Was denn?" »Gut wäre jetzt nämlich das, es würde das sehr gut sein ... Wenn man jetzt solche Stückchen Filz nehmen wollte und den Pferden unter die Hufe biudcn; famos würde daS sein!" — „Wozu das? fragte ich und mir leuchtete sogleich ein, daß ich einen Unsinn gesagt hatte. — »Jctzt ... es ist dunkel . . . also man sieht nichts; aber still . . . und daher hört man weit", fing der Uralcr an zu erklären, sich wahrscheinlich nicht wenig wundernd, daß mir etwas so Einfaches nicht einfiel. — »Jetzt, wenn wir Filzstückchen unterbinden, schleichen wir gerade wie die Katzen mit ganz unhör baren Schritten.." — „Nichtig!" stimmte ich bei und wir alle drei hielten, um den Vorschlag auszuführen. Mehr als eine halbe Stunde brauchten wir, ehe wir wieder aus den Weg kamen, und hatten, wie eS sich erwies, die kostbare Nachtzeit ganz unnütz verschleu dert. Anfangs ging es Prächtig .... nicht einmal wir selbst hörten den Schritt unserer Pferde, welche lautlos mit ihren weichen Schuhen auftraten, aber o weh! daS dauerte nicht langt. Keine drei Werst hatten wir auf diesem steinigen Boden zurückgelegt, als das bekannte Klappern wieder ertönte .... zurrst selten .... dann öfter und öfter.... Da» improvisirte Pferdeschuhwerk war viel früher als wir glaubten, voll ständig unbrauchbar geworden. Acrgerlich befreiten wir die Fesselgelenke der Pferde von den Fetzen des Filzes und ritten weiter, die Stelle der Steppe unceremoniös mit dem Klappern von zwölf Hufeisen störend. Prrrr!.... flog dicht vor der Nase meines Rostes ein Vogel auf.... Orlik fuhr zusammen, spitzte die Ohren und drängte zurück. — „Ts.... Ew. Wohlgeboren, hören Sit, Ew. Wohlgeboren!" flüsterte eine besorgte Stimme hinter mir. Ich hatte auch schon rechts vom Wege etwas Ver dächtiges bemerkt Eine dunkle Masse von riesigen Dimensionen und ganz unbestimmten Umrissen bewegte sick auf uns ru; wenigstens erschien es mir, als bewege sie sich Um sie herum bald sich trennend, bald mit ihr verschmelzend, zeigten sich andere dunkle Flecke ge ringerer Größe Röthliche Punkte funkelten durch die Nacht, dumpfes, boshaftes Knurren und Winseln erklärte die Sache. Wölfe zerrten an einem gefallenen Kameel. Der Siebel hatte alle Dimensionen vergrößert; die kleinen Steppenwölfe erschienen so groß wie ein mäßiges Pferd — der Cadaver des Kameeles nicht klei ner als eine kirgisische Kibitke. „ Ach ihr Viclfrrsscr! " platzte ein Kosak heraus. — „Ho Graner, ruhig! sie verschlingen dich nicht, eine Kugel in deinen Wanst!" beruhigte der andere sein Pferd. Mein Orlik drängte zur Seite und ging nach rechts schielend an den Wölfen vorüber, welche etwas zur Seite liefen, ihre Mahlzeit auf einen Augenblick im Stiche lastend. — »Wir sind auf gutem Wege", bemerkte ich, — „da liegt noch ein Cadaver! Hier ging das Detachement .... da sind auch die Rädrrspuren der Kanonen tief eingedrückt an Stellen, die sandiger und lockerer waren." — „Wir werven nicht irren!" tröstete mich ein Kosak. — Horch! Wieder ertönte vor uns ein sonder bares Geräusch . . . Jetzt erdröhnten Dutzende von Hufen und dieses bedrohliche Stampfen kam uns lang sam entgegen. — „Gott segne uns!" flüsterte ein Kosak, seine Wintowka von der Schulter nehmend. — „Absteigen muß man!" rieth der andere, eben falls sein Gewehr hervorholend. Auf dem Rücken hing mir ein kurzläufiger englischer Doppeltarif mit Rehposten geladen; ich zog solch eine Ladung stets den Kugeln vor .... es ist doch immer sicherer! Ich spannte eilig die Hähne, drehte mein Pferd seitwärts und sah angestrengt in die Finsterniß. (Fortsetzung folgt.) Rundschau über Theater und Musik. *1' Das kürzlich in Leipzig stattgehabte Kirchen- concert zum Besten des dortigen Albcrtzwcigvercins er hielt ein besonderes Jnlerrste durch die Mitwirkung des Berliner Domchors, welcher seinen künstlerischen Ruf glänzend bewährte. War die Sängerfchaar auch numerisch nicht eben stark zu nennen, so entfaltete sic doch meistens eine ausgiebige Kraft und entzückte durch einheitliche wie edle Klangfarbe. Die Leipziger Kritik gicbt der Wiedergabe der altitalienischen Werke vor derjenigen der deutschen den Vorzug. — In Wiesbaden, wo Robert Schumann's „Genoveva" einen festen Platz im Repertoire sich erobert hat, ist nunmehr vor einigen Tagen unter Leitung des Kapellmeisters Jahn auch der Byron-Schumann'sche „Manfred" mit schönstem Erfolge in Scene gegangen. Dor Allem rühmt man Herrn Neman als den Träger der Titelrolle; die Gesangsparts wie die Ensemble» solle» mit wohlthucuder Sicherheit und Deli-
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