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Riesaer H Tageblatt und Anzeiger «klbtblatt Mld Artiger). Lrahtanschrtst, LageLlatt Riesa, gen, ruf Nr. 20. Da» Riesaer Lagetlatt enthilt die amUtchen BekaaatmachuuDeu »er «mtßhaa-tmaanschast «robeuhain, de» «»«-ericht», der «mldanwattschaft deim «mt»gertchte »nd de» Rate» der Stadt Riesa, de» Kiaaazamt» Riesa uad de» Handtzollamt» Meitze«. Postscheckkonto: Dresden 153ö Girokaffe Riesa Nr, 5L Ir , Montag, 8. »oeember 1936, aben»s. 79. Jahr«. Dä»"Ri«saer kann- nn^FesttägeT'HUlAppetD^geg«, Lorau«zahluna, für einen vsönätT^sark 25 Pfennig durch Post oder durch dotrn. Für den Fall de» Gintretenl »on Produktionlverteuerungen, Erhöhungen der Löhne und Materialirnprets« behalten wir un« da» Recht drr Preilerhöhung und Nachforderung vor. Anzeige» für die Nummer de« Au«gabetagr» sind bi« v Uhr vormittag« aufzuaeden und im vorau« zu bezahlen; «ine Gewähr für da« Erscheinen an bestimmte» Lagen und Plätzen wird nicht übernommen. 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Die tagelange ganz eingehende Vernehmung des ver hafteten ehemaligen italienische» Obersten Garibaldi durch die französischen Behörde» hat n»n unzweibeutig de» Be weis ergeben, daher in der Tat alSein agent provocateur von «einer faschistischen Partei nach Frankreich geschickt worden ist, um dort durch Bespitzelung der der italienischen Regie rung abhold gesinnten antifaschistischen Elemente entweder Mussolini Anlaß zu einem Eingreifen zu geben, oder durch Verrat der Pläne der antifaschistischen Kreise in Frankreich Rom über das, was sich in, Anstande absptelt, auf dem lau senden zn erhalten. Tie Vast der Beweise, die dem verhafte ten Garibaldi vvrgciegt wird, ist so groß, daß ihm schließlich nichts anderes übrig bleiben konnte, als zu gestehen. Wenn er auch leugnet, auf Grund eines unmittelbaren Befehls Mussolinis gehandelt zu haben, so läßt doch der Rücktritt des italienischen Innenministers, der im gleichen Augenblick der Verhaftung Garibaldis erfolgte, erkennen, daß die ita lienische Regierung mit der Rolle Garibaldis vollkommen vertraut war. In Ront versucht man zwar, den Rücktritt des Innenministers lediglich mit dem Attentat auf den Duce in Zusammenhang zu bringen. Daß dieses Vorkommnis die Verabschiedung des Innenministers ebenfalls beeinflußt hat, darf angenommen werden. Da mau jedoch gleichfalls weiß, daß der mit einem falschen Paß und unter einem fal schen Namen nach Frankreich gereiste Hauptmann La Polle der faschistischen Polizei ein unmittelbarer Untergebener des jetzt zurückgetrctenen italienischen Innenministers war, so wirb man sich schwer von der Vermutung loslöscn können, daß er von der Tätigkeit La Pollas gewußt habe. Gleich falls dürste man hinreichend sich überzeugt haben, daß Mussolini keineswegs die Persönlichkeit ist, die sich nicht um Einzeldinge bekümmert, die die Politik des Innenministe riums bedingen. Wenn der italienische Innenminister La Polla über die Grenze mit einem Spezialaustrag sandte, so darf man überzeugt sein, daß er sich nicht ohne Mitwissen Mussolinis zu einer solchen Anordnung bequemte. Die Mit schuld Mussolinis, wenn nicht gar seine Urhebcrsäiast an den« peinlichen Zwischenfall mit Frankreich dürste durch diese Tatsachen hinreichend erwiesen sein. Ist man also über die Mitwirkung des italienischen Dik tators an der Spitzeltätigkeit Garibaldis überzeugt, so hat man nachzusvrschen,, welche Motive Mussolini zn einer solch seltsamen, doch immerhin nicht alltäglichen Politik veran laßt haben. Die Putsche, die Garibaldi sowohl an der spa nischen wie an der italienischen Grenze inszenieren wollte, sollten leine Ereignisse sein, über die man bald zur Tages ordnung hätte gehen können. Sie wären, wenn sie sich aus gewirkt hätten, ein Ereignis gewesen, das zu einem der schwersten Konflikte zwischen den Regierungen Frankreichs und Italiens geführt hätte. In einem Konflikt, der wohl kaum durch eine diplomatische Auseinandersetzung entwirrt Hütte werden können. WaS zn dem Schluß führen müßte, daß Mussolini in der Tat den Augenblick für gekommen er achtet, aus seiner Politik der Reden und Gesten in die Po litik der Taten hincinzuschrciten. Tie Krise zwischen Ita lien und Frankreich sollte provoziert werden. Diese Er kenntnis ist so furchtbar, daß man an den Geist, der seit Locarno die Völker Europas angeblich beeinflussen soll, schier verzweifeln müßte. Diese Provokationspolitik Musso linis ist wohl der schlimmste Rückfall in eine veraltete ge wissenlose Machtpolitik, den man sich überhaupt denken kann. Ob inan annehmen darf, daß durch diese frühzeitige Entdeckung des Komplottes die von Mussolini bcabsiclffigte Krise verhindert worden ist, erscheint zweifelhaft. Immerhin hat inan festzustellen, daß sich die französische Presse in der Beurteilung der ganzen Sachlage eine Mäßi gung auferlegt, die im Gegensatz ,n dem Polterton der ita lienischen Gazetten doppelt wohltuend wirkt. Aber man wird i>t der Annahme nicht fehl gehen, daß diese Mäßigung der Sprache in Paris nicht unbeabsichtigt ist, daß die fran zösische Regierung den ihrer Politik stets willfährigen Pari ser Zeitungen einen Wink gegeben hat, mit ihrer wahren Meinung solange zurückzuhalten, bis die Sachlage ganz ge klärt ist. Diese offensichtliche Mäßigung der französischen Presse in der Behandlung der italienischen Frage steht jedoch keinesfalls im Einklang mit der tatsächlichen tiefen Empö rung des französischen Volkes über die Provokation, die sich Mussolini in den letzten Tagen geleistet hat. Man darf diese Zurückhaltung in der öffentlichen Meinung Frankreichs getrost als die Ruhe vor dem kommenden Sturm bezeichnen. Angesichts der aufgespeicherten Wut und Leidenschaft in Frankreich muß dieser Sturm kommen. Womit nicht gesagt sein soll, daß sein Ausbruch unmittelbar bevorsteht. In Paris machen sich recht starke Bestrebungen geltend, die ganze Angelegenheit vor das Forum des Völkerbundes zu bringen. Diese Bestrebungen haben eine Gegenwirkung auSgclöst, die deutlicher als die tiefschürfendsten Beweise cs vermögen, erkennen lassen, wie gering in Wirklichkeit die Macht des Genfer Bundes cingeschätzt wird. Denn wenn man behauptet, offen und ohne Scheu, daß die Uebertragung des Mussolini-Konflikts an die Gerichtsbarkeit des Völker bundes eine Belastung der Genfer Institution wäre, die sic wohl kaum aushalten könnte, so gibt man diesem Vülker- bundsbcgrisf eine Auslegung, der wir von uns aus nichts hiuznznsttgcn haben. Die Wahle« in Griechenland. Athen. lFunksprnch.) Nach de» bisher vorliegenden Ergebnissen drr Wahlen wurden für die republikanischen Parteien «4 SS« Stimme« abgegeben. Für die Nova- listen »» »«» und Mr die Vrorrpubltkanifch« Partei de» General» Metara» 14 IN«. - - - MMWime an an WW-MMMeU. * Paris, 8. November. Die Nachforschungen em der srauzöfisch-italienische« Grenze haben zu einem ««sang, reichen Wassenfund geführt. In eine« Gebüsch »erberge« sand man IS Kiste« mit Gewehre« «ud Patrone» für Ma schinengewehre. Auch i« einem Teich i« der Nähe von Rarbonne förderte man Waffe« «ad Mnnition zu Tage. Dn Mm in smWi l>eM«n mhM. * Paris, 7. Rvvcmber. Nach einer Madrider Mel dung ist -er Führer der republikanische« Partei Spaniens, Alexander Lerronx, »»ter de« Berdacht der Mitwisserschaft an de« Putschversuchen der fpanisch«« Separatisten von der Madrider Polizei verhaftet worden. Wie „Journal" er fährt, sollen in verschiedenen anderen spanischen Ortschaften etwa 80 verdächtige Personen, zumeist Anhänger der repu- blikanischen Partei, unter dem gleichen Verdacht festge nommen worden sein. Die Nachforschungen der französischen Behörden in Per pignan und Umgebung haben zu neuen überraschenden Er gebnissen geführt, die weitere ernsthafte Verwicklungen un sensationelle Enthüllungen erwarten taffen. Bei der Durch, suchung der zahlreiche« Kisten, die die Anhänger Marcias in geheime« Lagern verborgen hielte«, hat «an eine große An, zahl französischer Uniformstücke gefnnbe«. Mau glanbt, daß die Verschwörer nach Neberschreite« der spanische« Grenze die regulären spanischen Truppen irreführ«« wollte». Der Oberst Marcia soll über diese Angelegenheit eingehend ver hört werden, da man ihr die allergrößte Bedeutung beimitzt. Wahrscheinlich haben Separatisten in der Nähe der Grenze weitere Munitions- und Waffenlager angelegt. Die Nach forschungen gestalten sich aber sehr schwierig, da sich diese Depots in schwer zugänglichen Waldgebiet«« der Pyrenäen befinden. Die französischen Kommissare, die mit allen Mit teln von den Verschwörern über die Lage der Munitions depots Aufklärung zu erhalten versuchen, bekommen stets die Antwort, daß sic doch selbst suchen sollten. Macia wurde gestern abend über seine Beziehungen zu Garibaldi verhört. Uebcrraschcnderweise gab er die ehren wörtliche Versicherung ab, daß dieser von de» separatistische« Putschversuchen nicht unterrichtet gewesen fei. Er habe zwar Garibaldi mehrmals getroffen, erklärte Macia, aber er habe ihm niemals von seinen Plänen erzählt. Garibaldi lmbe ihn auch keineswegs unterstützt. Am Sonntagvormittag fand die mit Spannung erwartete Gegenüberstellung des Obersten Garibaldi mit seinem ältere« Bruder, de« General Tante Garibaldi, statt. Als Sante in da« Zimmer eintrat, warf sich ihm sein Bruder zu Füßen und küßte ihm die Hand und erklärte, daß er zwar Geld genommen, aber niemals seine Brüder verraten habe. Er hätte niemals aufgehört, der großen Sache zu dienen. Die französischen Beamten machten dieser theatralischen und peinlichen Szene ein Ende und setzte» das Verhör fort. Garibaldi erklärte aber wie derholt, sich jetzt au nichts mehr erinnern zu können. Immerhin sind die Kommissare gezwungen, einige weitere dunkle Punkte anfzuklären. Garibaldi «nd Scivoli. Eine italienische Darstellung. st Rom, 7. Nov. Tic Agentur Ttcsaui verbreitet folgende Mitteilung: Tie "italienische Polizei harte von mehreren Seiten aus Frankreich Mitteilungen erhalten, daß ein gewisser Scivoli, der jetzt unter dem Namen Fer nand identifiziert ist, nach Italien kommen würde, um ei» Attestat ans bas Lebe« Mussolinis vorzubereiten. Bei der Ausführung dieses Attentats würde er mit zwei oder drei Komplicen, mit denen er sich in Italien treffen wollte, zu sammenarbeiten. Da Scivott nun von Paris, wo er plötz lich verschwunden war, sich anscheinend nach Nizza begeben hatte, ersuchte die Polizei das italienische Generalkonsulat in Skizza, die notwendigen Ermittlungen anzustellen. Um rascher vorgehen und eingehendere Nachrichten über das jenseits der Grenze vorbereitete Komplott erhalten zu können, entsandte die Poliztt den Generalinspektor Lapolla nach Frankreich zu dem ausschließlichen Zweck, in allen ihm bekannten italienischen Kreisen Erkundigungen cinzuziehen und sich möglicherweise die Photographie des Scivoli zu beschaffen, damit die italienische Grenzpolizei denen Einreise leichter verhindern könnte. Zu dielen, Zweck war Lapolla genötigt, an Ricciotti Garibaldi heranzutrcren, von dem er wußte, daß er mit Scivoli bekannt war. Vor seiner Ab reise zeigte Lapolla der französischen Polizei den Paß Tripolis, den er sich zu beschaffen gewußt hatte, um danach die für die italienische Grenzpolizei nonvendiacn Photo graphien herzusrellen, und gab dadurch den dcnilichsten Be weis, daß die ihm übertragenen Nachforschungen dicken be sonderen Zweck verfolgten. Später trat Lapolla wiederum mit Ricciotti Garibaldi zusammen, um ihm den Paß Sei» voliS zurückzugcben. Paris, 7. Nov. „Pent Parisien" berichtet: Bei der gestern abend vorgenommencn Konfrontation des wieder holt genannten Scivoli hat Garibaldi cingcftonden, KM NUN Lire erhalte« zn habe«, nm als Agent des italienische« Mi nisters des Innern in Frankreich zu wirken, d. h nicht als „agent provocateur", sondern als Iniormntor dco italie nischen Innenministers. Scivoli crlläric. er habe nach Ita lien geben sollen, um Briefe zu überbringen. Man habe ihn aber getäuscht. Anhänger von Garibaidi '"ollen auSae- sagt haben, daß der Oberst von einem Pion ausländischer Anarchisten, den Schatz der Kirche Noirc Tamc zu rauben, unterrichtet gewesen sei. * r -' - < VufioliAi entschuldigt sich. )t Paris, 7. Nov. Mussolini har in seiner Eigenschaft als Außenminister dem französischen Boiichaücr in Rom eine offizielle Note der italienischen Regierung übermittelt, in der diese ihr Bedanern über die Zwischenfälle in Tripolis zu« Ausdruck bringt. Tisziplinarmaßnahmen seien be reits gegen die Beteiligten ergriffen worden. Man be trachtet hiermit den Zwischenfall von Tripolis als erledigt. WWmWUWtzSMt». * Dresden, 8. November. Dem Tclunion-Sachsen- dicnst wird aus Berlin berichtet: In einem Leitartikel der Äreuzzeitung befaßt sich Graf Westarp mit den Möglichkeiten, die sich in Sachsen für die kommende Regierungsbildung ergeben. Er stellt zunächst fest, daß die bisherige Mehrheit von SO zn 10, die aus Volksparteilern, Demokraten und Altsozialisten bestand, zerschlagen ist, und daß diese Parteien init ihren 2t jetzigen Sitzen, selbst wenn sie nm die 11 Sitze der Auswertungs- und Wirtschaftspakte, vermehrt würden, zn einer Großen Koalition der Mitte sich nicht bilden könnten. Graf Westarp knüpft hieran die Bemerkung, daß man cS nicht recht verstehe, wie die Tägliche Rundschau dieses Er gcbnis als eine Rechtfertigung der bisherige» Koalitions Politik der Deutschen VolkSpartei ansühren könne. Auf ein weiteres Rätselraten über die kommende Regierungsbildung verzichtet Graf Westarp, im weiteren betont er aber, daß die Deutsämationalc VolkSpartei als stärkste nichtsozialdemo kratische Partei nicht darauf verzichten werde. Dies wäre in die Wagschale zu iversen. Schließlich beschäftigt er sich noch mit der Täglichen Rnndscknnr, die in den sääffischen Wahlen ein Vertrauensvotum für die Thoirvpolittk zn er blicken glanbt, denn sie Italien den Thoiryparteicn eine Mehrheit von Zweidritteln gebracht. Graf Westarp schreibt dazu: Man stellt der Außenpolitik nicht gerade ein gutes Zeugnis ans, wenn man z» ihrer Rechtfertigung das Ergebnis von Wahlen heranzieht, die mit der Außenpolitik an sich nichts zn tun gehabt haben und die so offensichtlich wie in Sachsen durch wirtschaftliche Sor ge» beeinflußt worden sind. Eine Zweidrittelmehrheit für die Thoiri,Parteien kann mau nur erreichen, wenn man die 31 Liiikssozialistcn hinzuzühlt. Formell ist da» gewiß be rechtigt, da diese in Saäffcn die offizielle Sozialdemokratische Partei bilden. Gerade diese sozialistischen Abgeordneten haben aber in, vorigen Landtag das Baud drr Großen Koali tion zerschnitten und dadurch den Ausschluß der Altsvzialisten hcrbcigcsührt. Sic stehen ans den, ganz radikale» Stand punkt der früheren Unabhängigen. Ob sic jetzt den Anschluß an eine Renicrungsgcmeinschgft der Mitte sintze» werden. ist wohl mehr als zweifelhaft. Sollte es geschehen, so wer den sie in einer solchen Regierungsgemeinschasr mit ihren 31 Mitgliedern alle anderen Parteien an Stärke weit über ragen. Diese, selbst von der VolkSpartei über die neu hin- zugetretenen Splitterparteien bis zu den Demokraten müß ten um des Radikalismus solcher Regicrungsgenonen willen alles, aber auch alles verleugnen, was sie grundsätzlich in dem Wahlkampf vertreten haben. Will mau wirklich mir der Täglichen Rundschau die sächsischen Parteien von der Tein schen VolkSpartei bis zu den Linkssozialistcn einschließlich als «ine geschloffene Einheit der Thoirn-Parteieu beirachrcn, so beweist man damit nur das eine, daß die Thvirnmchrhcü alles andere als regierungsfähig ist. Winz »in iit MW Ägc. vdz. Berlin. In einer Vorstandssitzung der deutschen Demokratischen Partei erstattete am Sonnabend der Vor,. Abg. Erkelenz einen Bericht über die politische und wirt schaftliche Lage. In letzterer Beziehung behandelte er be sonders das Ermerbsloscnproblem. Die llutcrnchmervcr bände und die Gewerkschaften sollten sich bald zum Zwecke einer großzügigen srcicn Vereinbarung znsammensindcn, um das Verhältnis zwischen Produktivität, Lohn- und Kaus- krast zu regeln. Zur außenpolitische» Lage meinte der Redner, daß die Verhandlnngcn mit Frankreich vsscnbar ans dem toten Strang wäre». Frankreich lönute die ganze europäische Luft aber wesentlich verbessern, wenn cs ans eigenem Entschluß bald das Rheinland rünmte. Fnncrpoli- tisch bleibe cs bedauerlich, daß es anscheinend nicht zur Bil dung einer Mchrheitsregierung komme. Möglich sei nur eine Mchrheitsregierung, die in der Außenpolitik kein Un heil anrichtc. Der Kläriingsprozcs; bei den Deutscimativ- nalen sei noch nicht weit genug vorgeschritten. Die Sozial demokratie habe auschriucnd keine Absicht, die Verantwor tung mit zn übernehmen. Aussichtslose Versuche zur Bil dung einer Mchrheitsregierung solle man gar nicht erst unternehmen. Im Innern beginne, wie die Landtags wahlen in Mecklenburg und Lachsen zeigten, die nationalisti sche Welle zn zerfließen: bedauerlich sei aber, daß die Wäh ler des Mittelstandes sich von unfruchtbaren Phrasen der Wirtschastspartci und des Anfwcrtnngsl'nndcs betöre» ließen.