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MMufferTageblatt Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meisten, des Stadt rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und LL »«7SL W°«-"bl»n ,L, W«Sd„,!! u. Um«-,-«- dein Anspruch out Gierung d-r Irimng^Kür^ Rücksendung «n"e's°L"Schrischückr alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise laut aufliegcndcm Taris Nr. 4. — Nachweisungs-Gebühr: 20 Rpfg. — Vorqeschricbene Erscheinungstage und Platzvorschristcn werden nach Möglichkeit bcrücksichngi. - 2lnzcigen - "An'nahme bis vormittags 10 Uhr. ... . ee cv, z' Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermu- Fernsprecher: Amt Wllsdruss Nr. v teilen Anzeigen überneh men wir keine Gewähr. — — — Feder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingczogen werden must oder der Auftraggeber jn Konkurs gerät. Nr. 5V — 94. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Tageblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Donnerstag, den 28. Februar 1935 Sie Saarabstimmong war peinlich korrekt! Eine Unterredung mit Dr. Blehr. Der sattsam bekannte französische Saarpropa gandist JcanRevirc kann sich anscheinend immer noch nicht damit abfinden, daß auf Grund des einheitlichen Willens seiner Bevölkerung das Saargebiet nunmehr an Deutschland znrückgcglicdert wird. Ncvire nimmt einen Artikel der „Kölnischen Zeitung", der sich mit den Druck methoden der französischen Schulen im Saargebiet befaßt, zum Anlaß, seinerseits neue „Enthüllungen" aufzutischen, deren Stichhaltlosigkeit jedoch auf den ersten Blick er wiesen ist. Jn der Zeitung „La Liberta" vom 22. Februar führt Jean Revire in einem längeren Artikel u. a. aus: „Die deutsche Presse täte besser daran, uns einige Aufklärungen über einen gefälschten Abstimmungszettel zu geben, der auf der Rückseite einen gefälschten Stempel trägt. Der Elsässische Bote in Straßburg hat sich dieses Exemplar verschafft und in seinem Schaufenster aus gestellt. Dieser Vorgang ändert nichts an der Tatsache: die Abstimmung ist vollzogen. Niemand wird aber glau ben, daß diese Fälschung nur vorgenommen wurde, um ein einziges Exemplar dieser Stimmzettel unterzubringen. Ist cs nicht bedauerlich, daß der Völkerbund die Stimm zettel so schnell glaubte vernichten zu müssen, nachdem er sie nach Genf hatte brirrgen lassen?" Der Sonderberichterstatter der „Saarbrücker Zeitung" hatte nun am Dienstag, dem 26. d. M., zufällig die Ge legenheit, den auf der Durchreise in Berlin weilenden mit der technischen Durchführung der Saarabstimmung be auftragten Norweger Dr. Blehr über diese An gelegenheit zu befragen. Dr. Blehr äußerte sich dem tiorrcspondcntcn gegenüber folgendermaßen: „Die technische Durchführung der Abstimmung wurde von der Kommission und ihren tausend neutralen und ver eidigten Mitarbeitern sehr genau und gewissenhaft organi siert. Insbesondere wurde die Herstellung der Stimmzettel, die in Holland erfolgte, äußerst geheimgehalten, so daß selbst die höchsten Beamten der A b st t m m u n g s k o m - Mission vorher nicht wußten, wie die Stimmzettel aussahen. Lediglich ein Mitglied der Abstimmungskommission war mit der Bestellung der Stimmzettel betraut, die in Holland gedruckt wurden. Die Stimmzettel wurden im letzten Augenblick vor der Ab stimmung von einem hohen Beamten der Kommission unter militärischer Bewachung nach Saarbrücken gebracht und dort unter ständiger und genauester Bewachung auf bewahrt. Auch bei der Abstimmung selbst war die Kon trolle peinlich genau, und ich darf sagen, daß diese Kon trolle hundertprozentig effektiv war. Es wäre also unmöglich gewesen, die Stimmzettel zu fälschen, da man sie vorher nicht kannte. Ich kann ruhig erklären, daß, falls man jetzt nachgcdruckte Stimmzettel finden sollte, diese Stimmzettel nach der Abstiin inung ge fälscht worden sind. Ich lenke noch die Aufmerksamkeit darauf, daß die überzähligen Stimmzettel, die nicht ver wandt wurden, von der Kommission im Einverständnis mit der Saarrcgierung zugunsten der Winterhilfe verkauft worden sind. Die Stimmzettel sind bekanntlich nach Art von Wertpapieren in einem derartig komplizierten Ver fahren hcrgestellt, daß auch rein technisch eine einigermaßen ähnliche Herstellung unmöglich ist." Der Korrespondent befragte sodann Dr. Blehr über seinen persönlichen Eindruck bei der Abstimmung und iiber sein Urteil hinsichtlich der Disziplin der Saarbevölke rung. Dr. Blehr erwiderte darauf: „Der Präsident der Abstünmungskommission, Rohde, bat schon während der Stimmzählung seiner Genugtuung Ausdruck gegeben über die mustergültige Ruhe und Ordnung, mit der die Bevölkerung sich der Ab stimmung unterzog. Ich bin überzeugt, daß sämtliche 1 2 0 0 neutrale Beamte der Kommission mit Herrn Rohde in dem Urteil über die Disziplin der Bevölkerung über einstimmen. Ich bin weiter der Ansicht, daß diese Ab stimmung als ein mustergültiges Vorbild für eventuelle spätere Abstimmungen bei anderen Gelegenheiten dienen kann." * Soweit die Ausführungen Dr. Blehrs. Kann schon das Urteil des Norwegers über die Disziplin bei der Abstimmung die Saarbcvölkeruug mit besonderer Genug tuung erfüllen, so werden die bündigen Feststellungen des leitenden Beamten der Abstimmungskommission über die Unmöglichkeit einer Fälschung dem französischen Saarpropagandisten Revire schlecht in das, Konzept seiner lügnerischen Behauptungen passen. Wer mit solchen lang sam läppisch-anmntenden Behauptungen noch nachträglich die Öffentlichkeit über den grandiosen Sieg des Deutsch tums an der Saar irrezuführen versucht und kurz vor der Liquidierung der Saarfrage, an deren Anfang ja auch eine Geschichtsfälschung des Herrn Clemenceau stand, noch einmal mit einer wissentlichen Lüge vor die Öffentlichkeit tritt, fällt entweder der Lächerlichkeit anheim oder muß als böswilliger Drahtzieher bezeichnet werden. Wie die MM MMWng im Surgebiet Vundsunkansprache Kricks an das deutsche Volk. Vor der feierlichen Hissung der Reichs flaggen im Saargebiet. Reichsinnenministcr Dr. Frick wird am 1. März aus Saarbrücken um 1O.l5 Uhr vor der feierlichen Flaggenhissung über den Ruudsunk eine Ansprache an das deutsche Volk richten. Auf das hierauf folgende Kommando „Heißt Flagge!" erfolgt auch im Reich die allgemeine Beflaggung. Jn demselben Augenblick wird eine Verkehrs stille von einer Minute eintreten. In der gleichen Zeit werden in ganz Deutschland die Sirenen aller Fabriken und Schiffe ertönen. Ebenso setzt zu dieser Zeit das einstündigc G l o ck c n g e l ä u t der Kirchen ein. Vor -er Befreiungsfeier. Saarbrücken erwartet H u n d e r 1t a us e u d e aus dem Reich. Im Saargebiet herrscht Jubel, sieht man überall frohe Gesichter. Nicht mehr 24 Stunden werden ver gehen, und die Bcfreiungsstunde für die Saarbcvölkeruug hat geschlagen, überall rüstet man an der Saar für die großen Befrciuugsseieru am 1. nnd 2. März. Besonders in Saarbrücken sind alle Kräfte am Werk, der Stadt ein festliches Kleid anzulcgcn. Jn einem nicht vorherzusehenden Umfange hat schon jetzt der Massenandrang von Saarländern, die einst „im Reich" wohnten, und solchen Volksgenossen eingesetzt, die in der Stunde der Wiedervereinigung dabei sein wollen. Die Aufgabe, die der „Leitung des 1. März" gestellt worden ist, ist noch größer als die Aufgabe der Vor bereitung der Parteitage in Nürnberg oder der Feiern auf dem Bückeberg, denn die Verhältnisse im Saargebiet sind wesentlich kleiner und einfacher. Es müssen in Saarbrücken mit 130 000 Einwohnern am 1. und am 2. März je eine halbe Million Menschen verpflegt werden, und ein ganz erheblicher Teil dieser halben Million muß mindestens in der Nacht vom 1. zum 2.. wahrscheinlich Die Mauer ist gefallen. — Deutsche Brüder von der Saar kehren heim. Saarbevölkerung, will auch das übrige deuische Volk durch vernunftgemäße Aussprache erne Beilegung der Spannungen und Beargwöhnungcn zwischen den beiden Nationen. Publizisten und Politikern jedoch, die wie Jean Revire die notorische Lüge zu ihrem Melker machen, vcr- weiacrt jedoch jeder anständige Deutsche di» Hand. auch in der Nacht vom 2. zum 3. März in Saarbrücken in Quartieren untergcbracht werden. Dazu kommen die ungezählten Tausende, die wieder wie am 6. und 13. Januar mit den Sonderzügen der Reichsbahn in das Saargebiet und auf anderen Verkehrs wegen nach Saarbrücken kommen werden. Die Leitung der gesamten Organisation Hai Oberrcgierungsrat Gut te re r vom Rcichsmiuisterium für Volksaufklärung und Propaganda, das bei der Vorbereitung bereits jetzt an die Stelle der Organisation der Deutschen Front ge treten ist. Die Feiern stehen im einzelnen fest. Am 1. März erfolgt bei Sonnenaufgang Kranzniederlegung an allen Kriegerdenkmälern durch Vertreter der Deutschen Front. Um 8 Uhr findet in allen katho lischen und evangelischen Kirchen ein Dankgottesdienst statt. Nach der Übergabe der Regierungsgewalt durch Baron Aloisi an den Reichsinnenminister Doktor Frick wird die offizielle Übernahme des Saargebiets durch die Reichsregieruna in Form der Fahnenhissung um 10.15 Uhr vormittags erfolgen. Erst mit diesem Augen blick werden die Feiern einen amtlichen Charakter tragen. Es Wird von sämtlichen Formationen erst nach der Fahnen hissung das Spiel gerührt, Während alle Aufmärsche bis zur Fahnenhissung i n Stille stattfinden. Im Anschluß au die Fahnen hissung Wird dann in einem möglichst großen Raum, damit von diesem Augenblick an sich die Feiern schon vor allem Polk vollziehen, die Übergabe der eigentlichen Rcgierungsgewalt von dem Reichsinnenminister Doktor Frick an Gauleiter Bürckel stattfinden. Am F r e i t a g n a ch m i t t a g beginnt um 14 Uhr der Vorbeimarsch aller Verbände vor dem Rathaus. Die Verbände setzen sich schon zwei Stunden vorher auf den großen Wiesen an der Maiuzer Landstraße in Bewegung und marschieren durch die ganze Stadt. U m 7 Uhrabends sprechen der Stellvertreter des Führers, Heß, Reichsminister Dr. Goebbels und Gauleiter Bürckel in der Kundgebung der 300 000 vor dem NcgierungsgebSud«. Es sind Hunderte von Lautsprechern auf den weiten Wiesen und Anlagen ausgestellt, die sämtlich für die Be völkerung freigegeben werden. Für den Nachmittag sind übrigens große Platzkonzerte und Volksfeste vorgesehen. Die Polizeistunde ist für den 1. März überall aufgehoben. Der Befreiungstag ist im ganzen Saargebiet arbeits frei, die ausfallenden Löhne werden von den Arbeit gebern bezahlt. Am Abend findet dann auf den Hohen des Wintcr- berges, der wie eine große Kulisse vor der Grenze nach Frankreich liegt, das Feuerwerk statt, für das bereits fünfzig Angestellte deutscher Firmen die Vorbereitun gen treffen. Am Sonnabend ist eine neue Kund gebung auf 4 Uhr nachmittags vor dem Regierungs gebäude augesetzt. Im Anschluß daran findet nochmals cin Vorbeimarsch aller Verbände mit Fackelzug vor dem Rathaus statt. Oberregiernngsrat Gntterer hat mit seinem Stab für die Unterbringung der SA., SS. nnd der anderen Gliede rungen der Partei diesmal besondere Vorbereitungen in den Schulen und Fabrikhallen in der Form getroffen, daß nicht nnr Stroh, sondern auch Papierschnitzel für die Nachtlager verwandt werden. Es sind 3000 Zentner Stroh und 47 000 Kilogramm Papierschnitzcl ausgebreitct. Man Hal festgcstclli, daß ein Mann 20 Pfund Stroh, dagegen nur 4 Pfund Papierschnitzel für cm gutes Nachtlager gebraucht. Die Verpflegung hat im wcsentlrchcn der Hilfszug „Bayern" übernommen. * An den übergabefeierlichkciten im Saargebiet am 1. März wird die deutsche Polizei durch Ehren- formafionen beteiligt sein. * Oie Vorbereitungen im Saargebiet Der 27. Februar ist der vorletzte Tag vor der Nück^ gäbe des Saargebictes au Deutschland. Das prägt sich im ganzen Saargebiet auf Schritt nnd Tritt aus. Ücbcr- all ist man dabei, die Ortschaften zu schmücken für die Feier der Rückgabe, und überall sieht man schon die Zei chen des neuen Deutschland erstehen. Da hämmern ans dem Bahnhof Hombnrg auf dem Dach einer Lokomotivhallc Eiscnbahnarbcitcr an einem großen Hoheitszeichen, an anderen Stellen sind bereits an amtlichen Gebäuden leuchtende Hakenkreuze und Lichter- girlandcn angebracht. Fahnenmaste erstehen in nngezätzl- icn Mengen, Und viele Tausende sind mit diesen Vor bereitungen beschäftigt. Bei der Organisationsleitnng im Kasseebäus Kiefer in Saarbrücken herrscht Hochbetriebs