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Dresdner Journal : 21.06.1863
- Erscheinungsdatum
- 1863-06-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186306216
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18630621
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18630621
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1863
-
Monat
1863-06
- Tag 1863-06-21
-
Monat
1863-06
-
Jahr
1863
- Titel
- Dresdner Journal : 21.06.1863
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140. 3U»eli«d: 5 7-Ur. 10 I» »U»«». 1 „ 10 '..»' » k—» u°ü Üoll.tUek !° V--S-- IS Nxr. 1 St«»p.I.u LiL»«lo» «awwor»- 1 N-r. - -<-b>»r bio-a. »ustrulemnrts»: ,, xrz, 4-0 s-ow «i°«r L»ll«r 1 Hssr vot«r „Lio^«»»o4t" äj« 7.«U«. 2 d>Mr. Lrschelimk: 1A«Iicd, wit Xuzv»bme cksr 8ouu- uvck O-1-ri»^«, * Ld-oä« für ävo kolg«uä«u 1»x. Sonntag, .dm 21. Juni. .»b—- II 11 . .. »u ' «iiLlwi »üii, I^.>^ !III , ,., Verantwortlicher Redactenr: I. G. Hartmann. 18«A »»seratrnaimahmr au, wärt,: I^tpal»: k». vaiaoirarri», 6olomi„I«,o>r 6«» I>r««<tn-r lonroal»; «daoäaa.: H. Luoi.»», L. Il-r-oa»; S»»dur^ - ^leoaa: Knaamrai» L Voai.,»; LarUa: 6aoeiv»'»»:tl« Uuob- kaoäl., Kar»»»»,»', Uur«»ii; Lr«w«lli 8. 8c»uor^a; >r»,I»a: I.ovi» 8rt»o»ii«; rraollfure ». A.: ^Leo-tt^cd« Oucbk.; LSIa: OLoaaxa; kart»! v. l.ö«xa,xi., (28, in« <is 1>ov» eotaos); kra^: t u. t)»ui.i<:it', Uuctit».; Viaa: Övwptoir 6. II. >Vieu«r 2-ituox, ötsfauapl. 807. Herausgeber: Köuixl. Lapsäitivu 6»- vre-äo-r lourual», Orvaäsu, Ll-rlvo-tr»-»« di». 7. Abo« nemeat--Einladung Ans da- mit dem I.Jüli beginnende neue vierteljährliche Abonnement de- „DreSvO» Journals" werden Bestellungen für auswärts bei allen Postanstalten, für Dresden bet der unterzeichneten Expedition angenommen. Der Preis beträgt in ganz Dachsen vierteljährlich I Thlr. IS Ngr.; rm AuSlande tritt Postzuschlaa und Dtempelgebühr hinzu. Wir ersuchen unsre geehrte» Abonnenten, namentlich die i» Auslande, ihre Bestellungen möglichst bald zu erneuern, damit keine Unterbrechung in der Zusendung des Blatte- eintritt. Ankündigungen aller Art finden im „Dresdner Journal" eine sehr geeignete Bmvreitung. Die Jnsertionsgebühren werden im Jnseratentheile mit I Ngr., unter der Nubrik „Eiugesandtrs" mit 2 Ngr. für die gespaltene Zeile oder deren Raum berechnet. > ' Lönigl. Expedition des Dresdner Journals. . —i' i! , 1 I 1 ' .i»«WW»M^W»«S»>»r 1'4« 1L. . II ' -l'7i,i7Wtz 11-— - »-. _ ! Amtlicher Theil. Dresden, 20. Juni. Seine Majestät der König sind gestern vvn Leipzig wieder in Pillnitz eingetrosfen. Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Frau Großherzogin von Eachsen - Weimar nebst Prinz« sskn Tochter Marie sind heute Mittag nach Weimar abgereist. Nichtamtlicher Theil. Ueberstcht. Telegraphische Nachrichten. AettungSschan (Donau-Zeitung. — Conftitutionelle Oesterreichischr Zeitung. — Ost-Deutsche Post. — Presse.) Tagrigeschichte. Dresden: Rückkehr Sr. Mas. des Kö nig«. Abreise Sr. k. Hoheit des Großherzog» von Sachsen-Weimar. DaS sogenannte sächsische Drrmit- telungSproject in der französischen Handelsvertrags frage. — Wien: Abgang der dreimächtlichen Noten nach St. Petersburg. — Triest: Recrutirung nach gesehen. — Berlin: Abreise deS Königs. Verwar nungen. Ausländische ärztliche Praxis. Historische Ausstellung. Preußische Offiziere gegen Mexico. — Hannover: Eintritt des Königs in Bürgcrcorpora- tivnen. — Kassel: Budgetberathung. — Weimar: Heerwart j-. Selbstmord eine- Enkels von Goethe. — Paris: AuS Mexico. Franzosen in Rußland. Ver- urtheilung. — Turin: Kammerdebatte über die'aus wärtige Politik. — London: Antisclavenmeeting. Der Prinz von Wales zum Doctor promovirt. — Au- Dänemark: Befestigungen von Friedrichstadt. Der polnische Aufstand. (PaßvWjchürfungen. Wo- lowski'S Verhaftung. Die Kassendieh«. Felinski und Krzywitzki.) Dresdner Nachrichten. Provinzial Nachrichten. (Leipzig. Zwickau. Budissin.) SinaesandteS. Frequenz sächsischer Bäder. Telegraphische Nachrichten. Wien, Kreitag, IS. Juni. Mit Bezug auf die Behauptung der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" tast eine Verständigung über die den Polen zn macheaten Concesfiovrn zwischen Ruß land, Oesterreich und Preußen erreicht sei, sagt dre „Teneralcorrespoudenz an- Oesterreich": So weit dir Sache Oesterreich betrifft, find wir in der Lage, diese Angabe, in welcher Absicht immer sie abgefaßt sein wöge, alS rein a«S der Luft ge griffen zu bezeichnen. Wien, IS. Juni. (Tel. d. Boh.) Am Herren hause hielt Cardinal Rauscher ten Dringlichkeitt- autrag auf Erlast einer Adresse. Derselbe wurde einstimmig angenommen und eine Commission von v Mitgliedern zur Entwerfung der Adresse ge wählt. Die Commission besteht auS: Cardinal Rauscher, Graf Auertprrg, Kürst Jablouowtki, Superintendent Haase, Graf Kuefstetu, Freiherr v. LichttNsrlS, Kürst Johann Adolph Schwarzen berg, Graf Haller, Graf Stahrrmderg. Mecsery bringt da- Heimathtgesetz ein. — Am Abgeord-' netenhause wurde auf Antrag des Adtes Eder der Erlaß einer Adresse an den Kaiser alS Antwort auf die Thronrede einstimm'g beschlossen und zur Borbrrathung eine Commission von v Mitglieder« gewählt- Diese find: GiSkra, Herbst, Prazak, Kuziemski, Pototzki, Mühlfeld, Rechbauer. Dovbl- bof, Hagenauer — Schmerling überreicht einen Gesetzentwurf über die Behandlung nmfaffendrr Gesetzentwürfe. Berlin, Tonuabeud, 2Ü. Juni. Die Rati ficationen der preußisch-belgischen handelspolitischen Stipulationen vom 28. März wurden heute im Ministerium deS Auswärtigen zwischen de« Mi nisterpräsidenten und dem belgischen Gesandten auS- gewechselt und werden daher am 1. Juli in Kraft treten. London, Kreitag, IS. Juni, Nachts. In der heutigen Sitzung des Oberhauses lenkte Lord Strat ford de Redcliffe die Aufmerksamkeit deS Hauses auf die Grausamkeiten der russischen Trnppen in Polen. Ohne vüüige Lostrennung Polens von Rußland erwartet er keinen dauerhaften Frieden. Er wünscht Auskunft über ein angebliches Edikt deS Generals Murawjeff, wonach die Knute auch gegen Krauen avgewendet werden sollte, und erbittet sich die Vorlage der weitern diplomatischen Kor respondenz. Earl Russell versprach dieselbe bal digst zu bewirken, und gedachte der Absendung der beinahe identischen Roten der drei Mächte nach St. Petersburg, wovon er rin günstiges Resultat hoffe. Len Inhalt der Roten will er mittbeiler», falls sich die Rückantwort verzögere. Betreffs der Mnrawjeff'sche» Bekanntmachung ist er nicht un terrichtet. Fürst Gortschakoff habe dem englischen. Gesandten Lord Rapier versichert, Rußland sei an verkommenden Grausamkeiten unschuldig und werde deshalb Untersuchung riuleiteu. Konstantinopel, Freitag, IS. Juni. Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Aali Pascha, hat der österreichischen Regierung für die gegen den k. k Konsul Calzavura in Lalona er griffenen Maßregeln vollkommene Genvgthuung zugesagt. DreSdeu, 20. Juni. Dir Wiener Zeitungen beschäftigen sich heute mit der am 18. Juni zur Eröffnung des Reichsraths ge haltenen Thronrede. Die osficiöse „Donau-Zei tung" giebt eine Paraphrase der Thronrede. Sie sagt dabei: „Die heute vernommene Thronrede athmet in allen Theilen den Geist aufrichtigen Festhaltens an dem Prin cipe verfassungsmäßigen Lebens überhaupt und den Be stimmungen der Verfassung selbst insbesondere. Erhebend und ermunternd für alle Folgezeit ist die allerhöchste An erkennung, daß der Schirm freiheitlicher Einrichtungen eine raschere Bewegung auf allen Gebieten des geistigen und materiellen Lebens begünstigte und das Ansehen und die Machtstellung des Reiches förderte. Die Reihe der in Aussicht gestellten Gesetzentwürfe beweist, daß die Um gestaltung Oesterreichs in einen wahrhaften Rechtsstaat das unverrückbare Ziel der Regierung des Kaisers bildet, wonach sie mit Eifer strebt, ohne das Gebot jener Mä ßigung und Vorsicht aus den Augen zu verlieren, welche die gewichtigste Bürgschaft des Gelingens aller mensch lichen Vorsätze und Bestrebungen ist. Der äußern Lage des Reiches wird nur kurz und in allgemeinen Zügen gedacht; aber es genügte wohl, daß der ernste und leb hafte Wunsch der Regierung hervorgehoben wurde, den »vgemcincn Friedensstand erhalten zu sehen, um den Ge- , fühlen von Millionen treffenden Ausdruck zu verleihen. Ja, die Bemühungen Oesterreichs, in dieser Richtung kundgegeben, werden nicht verfehlen, als eine kräftige Bürg schaft zur Wahrung deS Friedens zu erscheinen." — Die in ihrer politischen Farbe unter den Wiener Blättern am nächsten der „Donau-Zeitung" stehende „Consti- tutionelle Oesterreichischr Zeitung" bemerkt in ihrem Artikel über die Thronrede: „Das wichtigste Mo- Went der Thronrede aber ist für uns jenes, welches die stebenbürgischen Angelegenheiten zum Thema hat. Die Demonstrationen des RomänencongrefseS wird in vollcm -Naße gewürdigt und die Art, wie in einem solchen feier- > Achen Momente vom Throne herab dessen erwähnt wird, dürfte den Romänen zeigen, daß sie sehr wohl daran ge- than, den Eingebungen zu folgen, welche sie in der be rühmt gewordenen Adresse ausdrücktrn. Mögen sw wei ter auf diesem Wege wandeln, sie werden dadurch zu einem wichtigen Factor im Etaatsleben Oesterreichs; sie sinken zur Nullität herab, wenn sic der magyarischen Parole folgen. Die Regierung hofft dir Anwesenheit der sieben- bärgischcn Abgeordneten noch in dieser Session zu sehen, und der Reichsrath, welcher über da- Budget Beschlüsse fassen soll, wird jedenfalls die Prärogative deS Gesammt- reichsratheS zu üben befugt sein. Der ReichSrath ist nicht als engerer berufen; wenn er auch dadurch verhindert war, die Functionen deS GesammtreichsratheS zu üben, daß Siebenbürgen nicht in der Lage gewesen war, zu Wählen. Run dieses geschieht, wird auch jeder Competenz- streit Wegfällen, und da» wird un» in die Lage setzen, Auf der Bahn der Entwickelung im Verfassunq-lebrn ernst lich fortzuschrriten." — Die radicalern Zeitungen finden an der Thronrede die Enthaltsamkeit in Bezug auf die auswärtige Politik zu tadeln. „Jndeß — so fährt die „Ost-Deutsche Post" nach diesem Tadel fort — sollen uns diese fühlbaren und empfindlichen Lücken, welche in dem ersten Drittel der Thronrede sich befinden, nicht abhalten, die Anerkennung für den ihr inne wohnenden Geist deS Fortschrittes und für den ernstlichen Willen, die Ausbildung unsrer Verfassung-- und Justiz»' zustände zu fördern, auszusprechen." — Die „Presse" meint gleichfalls, daß die polnische Affaire, die deutsche Bundcsrcform, der Zollvertrag, als solche Angelegenhei ten, welche für Oesterreichs einheimische Interessen von gar entscheidender Bedeutung sind und deren Erörterung daher die ReichSvertretung ganz gewiß nicht unterlassen wird, auch schon in der Thronrede Platz zu finden ver dient hätten. Sie fährt fort: „Ungleich weniger lako nisch ist die Thronrede hinsichtlich der Budgetvorlage. ES konnte da mit gutem Fug der fortschreitenden Besserung der Valuta und des StaatscreditS gedacht werden, und mit Befriedigung wird man allseitig die Eröffnung ver nehmen, daß für das laufende Jahr die Benutzung deS außerordentlichen Ergänzungscrrdils von 12 Millionen Gulden, welcher zur Vervollständigung der Teficitbedeckung bewilligt worden, entbehrlich wird, ein Ergrbniß, das ver- muthlich dem größern Ertrage der Steuererhöhungen und den Ersparnissen, welche der Agiorückgang mit sich brachte, zu verdanken ist." Schließlich hebt die „Presse" hervor, daß in dem Augenblicke, in welchem die Thronrede ver ¬ lesen ward, inmitten der Minister auch der kroatische und de, ungarische Hofkanzler den Thron umstanden, als Zeugen einer Politik, welche ihnen mit keiner Sylbe die Hoffnung auf irgend eine TranSaction außerhalb der Verfassung eröffnet«. Tagesgeschichte. Dresden, 20. Juni. Se. Majestät der König, Aller- höchstwelcher gestern bei seiner Rückkehr von Leipzig in KoSwig die Eisenbahn verlassen hatte und auf bereit ge haltenem Wagen nach Moritzburg zum Diner gefahren war, geleitete Abends seine hohen Gäste, den Großhcrzog und die Großherzogin von Sachsen-Weimar nebst den übrigen Gliedern der Familie — nur Ihre Hoh. Prin zessin Marie von Weimar hatte, von Prinzessin Sophie k. Hoheit begleitet, noch das Theater besucht, wieder nach Pillnitz zurück. Eingetretencs uugünstiges Wetter hat einen Ausflug in das Hochland, auf die Festung König stein, der heute beabsichtigt war, vereitelt, und so verließen Ihre k. Hoheiten der Großhcrzog und die Großherzogin nebst Prinzessin Tochter Marie das Lustschloß Pillnitz heute Mittag !ä12 Uhr, bestiegen in Niedersedlitz den k. Salonwagen, fuhren nach dem Leipziger Bahnhof in Dresden und von da dircct nach Weimar zurück. Se. Majestät der König geleitete seine hohen Gäste bis Nie dersedlitz, Ihre königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Frau Kronprinzessin bis auf den hiesigen Leipziger Bahnhof, woselbst sich auch der stellvertretende Gouver neur -der Residenz, Herr Generalleutnant v. Nostiz-Drze- wiecki Erc., Herr Polizeidirector Schwauß und mehrere andere Herren und Damen zu ehrerbietigster Verabschie dung eingefunden hatten. , Dresden, 20. Juni. Verschiedene Zeitungen bringen, auf Grund einer in der „Europe" erschienenen Veröf fentlichung, einen Auszug auS einem „von dem Minister „v. Brust, während seine» Aufenthalte» in Berlin, in „der Zoll- und HandclSfrage verfaßten VermittelungS- projecte." Nachdem jene Veröffentlichung, infolge einer hierorts nicht aufgeklärten Indiskretion, einmal ftaltge- funden hat, dieselbe aber zugleich auf einer feh lerhaften und zum Theil sinnentstellenden Ueberschung beruht, welche das fragliche Schriftstück unverständlich macht, so sind wir ermächtigt worden, das Letztere in sei ner wahren Fassung abzudrucken. Es ist nämlich jenes sogenannte Vermittelungsproject der Entwurf einer Er klärung, welche der königl. preußische Bevollmächtigte, im Fall deS Einverständnisses der k. preußischen Regierung mit den von dem Herrn Minister v. Beust gemachten Vorschlägen, nach der Wiedereröffnung der Münchner Gr- neralzollconserenz daselbst abzugeden gehabt haben würde; diesen Entwurf hatte Herr Minister v. Beust im Per laufe der von ihm in Berlin gepflogenen Vernehmungen aufgesetzt, nur um ein ungefähres Bild zu geben, wie sich die Ausführung des von ihm ausgesprochenen Ge dankens praktisch gestalten würde. Folgende» ist der wort getreue Inhalt dieser Aufzeichnung: „Preußen muß an der ausgesprochenen Ansicht fest halten, daß es auf einen neuen ZollvereinsvertragSab- schluß mit Oesterreich nicht eingehen kann, dafern nicht der Fortbestand de» Zollvereins unter Annahme de» fran zösischen Vertrags gesichert ist. „In diese Lage ist Preußen dadurch versetzt worden, daß die Verhandlungen, welche zu dem Behufe einer Er weiterung de» Vertrags mit Oesterreich vom 19. Febr. 1853 geführt werden sollten, zu dem in dem Vertrage Fe rrilleton. Vie „Oesterreichischr Revue". (Zur Charakteristik Napoleon'S.) (Schlul au« Rr. 139.) „Der gesellschaftliche Bau eines jeden Staates setzt in gewöhnlichen Zeiten dem raschen Emporkommen deS Talent», das sich weder aus große Familienvcrbindungen noch auf große Rrichthümrr stützen kann, schwer zu über windende Hindernisse entgegen. Kraft eine- Naturgesetze» wird die Indolenz der Masse zum gedornen Gegner deS Talent- und beginnt mit diesem einen Kampf, welcher nur zu häufig die schönsten Federn auS dessen Flügeln reißt. Andererseits lassen ruhige Zeiten auf der Stufen leiter der höher» Wirkungskreise keine Sprünge zu Die Etaatsgesellschaft bedarf zu ihrer Existenz unter regelmäßigen Verhältnissen bloS «ine» Mittelmaße- von Kraft, Tüchtigkeit und Talent.... Um dennoch durchzu dringen, muß da» Talent, wie Suwaroff in seinen jünger« Jahren, zugleich die seltene Tugend besitzen, seine Tüchtigkeit sich verzeihen zu machen und Anerken nung und Wirkungskreis sich zu erobern Schritt für Schritt wie im BrlagerungSkriege. „Diese Tugeud hat Bonaparte weniger besessen, al« jeder andere Sterbliche. I» jeder Stellung seine» succes« fiven Emporkommen« fühlte er sich nach und nach so unbehaglich, al« steckte er in engen Kleidern und Schuhen. GewLltsam sucht« pr sie zu erweitern, und that rS so in einer jede», ht« er endlich auf dem Throne saß, um auch von da au« in welterschütternder Bewegung dem expansiven Drange seiner Natur zu folgen. Tausend« »on Mrnschrn, m denen dar Trieb nach Schaffen und Handeln start entwickelt ist, pflegen in der Regel »irdrigere Wirkungskreise zu usurpiren: Bonaparir usurpirtr in ent gegengesetzter Richtung. Vor Toulon nahm er als Batail lonschef dem Artillerie-General Duteil zuerst den Wir kungskreis, später drängte er ihn vollends auS seine; Stellung, und alS 1794 Dumerlion ihn-an die Spitze der Artillerie der Armee stellte, nahm er dem Chef vom Generalstabe, Gaultier, den Wirkungskreis, und verstand eS auS seiner untergeordneten Stellung heraus, die Armee nach seinen Ideen marschiren und kämpfen zu lassen. In jedem Staate mit einer gewissen Consisienz in der Gliederung seiner Gesellschaft hätte Bonaparte mit die sem unüberwindlichen Drange, auS dem Niveau der Masse herauSzutretrn, Schiffbruch gelitten. Aber gerade zur Zeit der Revolution war eine Tugend geworden, waS ihn sonst mit Verbitterung erfüllt und wahrschein lich zu Grunde gerichtet hätte. Die Revolution hatte die alten Traditionen, die alte Gesellschaft niedergerisien; sie hatte den alten Staat völlig deSorganistrt, um ihn von Neuem und auS neuem Stoffe aufzubauen. Ein Volk von Neulingen anerkannte in dem allgemeinen Wettlaufe nach Ehren und Würden des Staates — wie die Revolution selbst — kein andere« Recht, al« daS deS Stärker» und Gewandter». Bei diesem allgemeinen Con- eurs« machte sich die Mittelmäßigkeit zuerst in allen Armtern breit. Die mittelmäßige Leistung der ganzen Staat«maschinr war die natürliche Folge. Da fuhr der Convent mit seinem Systeme de« Schrecken» dazwischen und beschleunigte den Ablauf eine« sonst ziemlich lang samen Processes. Die dünkrlvolle Mittelmäßigkeit wurde von der permanenten Guillotine hinweggefegt; die klügere Mittelmäßigkeit zog ha« Talent a» sich und strebte, die eign« Unzulänglichkeit durch fremd« Kraft zu stützen. So kam da« Talent rasch an die zweiten Plätze. Doch im Bewußtsein, daß nun Jedermann gerade so viel gelten könne, al» er versönlich werth sei, nahm r» bald seine Leistung al» sein Etgenthum in Anspruch und fordert« seinen Lohn. So waren die Hoche's, die Marceau's, so war Bonaparte und die Mehrzahl der Emporkömm linge jener Zeit in selbstständige Stellungen gelangt, und in diesen konnte bei der Vielköpfigkeit einer wechsel vollen Regierung Jeder so weit gehen, als seine Kraft reichte, und so weit Glück und Gewandtheit vor den zahlreichen Klippen bewahrte. Ein solcher UebcrgangSzustand, in welchem die alte Gesellschaft völlig aufgelöst und die neue noch lange nicht gebildet war, ist als die unumgängliche äußere Grundlage deS raschen Emporkommens Bona parte'» anzusehen. Im heutigen Frankreich, wo neue Traditionen wiedererstandrn find, eine neue Gesellschaft sich gebildet hat,- würde Bonaparte möglicherweise als unzufriedener Frondeur nach Cayenne oder Lambefsa ge schickt worden sein. „Eine andere Begünstigung war, daß Bonaparte in ganz jungen Jahren und al» sein Wesen noch eine vollen Schwunges fähig war, in Stellungen gelangte, die eine unbeschränkte Entfaltung desselben erheischten. Nichts war in der harmonischen Entwickelung seine« Innern schon gebrochen oder verwelkt; Nicht« war schon sirif und starr geworden. Er genoß in dieser Beziehung dcn ganzen Vorthril Jener, dir, auf den höchsten Höhen de- MenschrndasrinS geboren, mit der vollen Spannkraft kraftstrotzender Jugendlichkeit sich großen Aufgaben gegen über an dir Spitze von Heeren and Staaten gestellt sahen und mit der Größe ihrer Aufgabe« selbst zur Größe emporwachsrn konnten." Unter den andern allgemein interessanten und treff lichen Beiträgen im ersten Bande der „Rtvue" seien noch genannt: „DaS Racenmomrnt in seinem Einflüsse auf bioitische Zustände" von Vr. Glatter; ..Verbreitung der Gletscher in Oesterreich" vom Ptofrssor Simony; „Oesterreich« waldlose Gebiete" vom Prvf. Vr. Kerner; „Einst und Jetzt der Kegelalion in Oesterreich" von vr. S. Reisiek; „Vom quarnerischen Gebiete" von vr. I. R. Lorenz, und „Die Museen für Kunstindustrie und der Anschauungsunterricht für Kunst" vom Prof. R. v. Eitelberger. Außer den genannten finden wir noch ver schiedene Aufsätze, die auf das Staats- und Culturleben in Oesterreich nach verschiedenen Richtungen hin Bezug haben — vom Prof. Hochegger, Hofjecrelär v. Hegcdu«, Oberbrrgrath v. Hinzenau, Gcneral-Domänen-Jnspector Wessely, vr. Peez, Prof. Winckler, Baurath Wawra, vr. Ambros. v. Theater. In München hat man für da» be schlossene neue Theater einen sehr zweckmäßigen, 60,000 Quabralfuß großen Platz auf dem ehemaligen Eichlhal» anger gewählt. Der Comitö will mit dem Bau, der auf Aktien ausgeführt wird, eine große Restauration, Con« cert- und Balllocalitäten und Privatwohnungen in ren tabler Weise verbinden. Uebrr die Nothwrndigkeit eines zweiten Theaters in München herrscht nur eine Stimme. Die Bevölkerung wächst stetig, der Fremdenzufluß eben falls; das Hoftheater genügt trotz seiner Größe längst nicht mehr, das Restdenztheater ist für ein zweites Theater zu klein, die beiden Vorstadttheater find dem heutigen Charakter München» nicht mehr angemessen. Ferner ist e» jedenfalls der Würde des Hoftheater» entsprechender, wenn rS künftig Possen nicht mehr zur Aufführung bringt. Auch kann e« für Intendanz und Personal jede» Hoftheater« nur von Nutzen sein, wenn durch ein zweite» gute» Theater eine Rivalität erweckt wird. Mit der bisherigen olympischen Ruhe der privilegirtrn Bühne wird e« dann freilich rin Ende haben. Da« Publicum aber und di« Kunst selbst können nur dadurch gewtnuen. Wie überall, so ist auch hier die Concurrenz »»ttheilhaft.
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