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Donnerstag» 3t Ja««« Fvonuemeirt: «ierkeljShrlichrüNgr. bet unentgrldlichrr Li« serung in'» Hau« Durch dir König! Pop vierteljährlich rr Ngr. Linzelue Nummer» i Ngr Inseratenpreise: 8ür den Raum ei«« gespaltenen Zeile; 1 Ngr. Unter „Einge sandt" die Zeile 2 Ngr. D»«sde«, dm 3 t. Jan««. — Dl« Leutnant Freiherr v. Brust I. dkS Garde. Reiter. Regiment« ist die nachgrsuchte Entlassung au» der Armee mit der Etlaübniß zum Tragen der Armee-Uniform bewilligt, der Oberstleutnant ». Carlowitz de« 1. Reiter-Regiments zu« Chef des Generalstab« ernannt, der Hauptmann und Adjutant v. Zeschau vom Fuß-Artillerie-Regiment rrbetmermaßen der Ad. jutantmfunction enthoben und dafür der Oberleutnant Bücher III. von demselben Regiment« zum Adjutanten ernannt, endlich auch dem verabschiedeten ch«. Assistenzärzte Scheppahn die Er. laubniß zum Forttragm der mtlttärärztltchen Uniform ertheilt »ordm. — Borgestern Nachmittag beehrten II. MM. der König, -ie Königin und die Königin Marie die Kunstausstellung des 1.4», Sie auch allen anderen aurgestelltrn Kunstsachen rin« eingehende Aufmerksamkeit widmeten. —- Gewerbeverein unter Vorsitz de« Herrn Ober-Jn, spector Tauberlh. Der Verein bewilligt für die Bedürfnisse der Gewerbeschule 800 Thaler auf da« Jahr 1866 und spricht seine Freude über da« gedeihliche Wirken seiner Anstalt aus. — Auf geschehene Anfrage theilt Herr vr. Rentzsch mit, daß die Erfin dung der feuerfesten Geldschränke von dem Engländer Marr herrühre, wenigsten- habe dieser das erste Patent auf «inen sol» chen Schrank genommen. — Es wird eine Commission gewählt die dm Werth des in letzter Sitzung besprochenen«» Weilbrrn» »rrschen Zuschrieidesystems prüfen soll, und wird dieselbe au« mehreren Schneidern, einem Mathematiker und einem Arzte zu sammengesetzt. — Herr MechanikuS Lommatzsch aus Meißen führt auf Verlangen seine Fettschneidemaschin« vor und setzt sie in Be trieb. Herr Fleischermeistcr Otto Lehmann hat mit gewohnter Freundlichkeit das zu verarbeitende Material geliefert. Die Maschine nimmt in einem innen polirlen eisernen Kasten, dessen Deckel geöffnet und wieder aufgeschraubt werden kann, das Fletsch oder Fett auf. Ein luftdicht schließender, viereckiger Kolben, an einer Zahnstange befestigt, drückt das Material beim Umdrehen einer Kurbel gegen eme« Messerkasten, welcher aus einer g'ö' ßeren oder geringeren Anzahl horizontal und vertical stehender Messer besteht. Das Fleisch dringt in viereckigen Streifen ule: diesen Messe, kästen hinaus und wird hier durch M.sser, die ähnlich den an der Heckselmaschinr arbeitenden sich bewegen, in lauter Würfel zerschnitten. Durch Veränderung der Messer könne« auch Scheiben geschnitten werden. In drei Minuten erhalte.» 80 Pfund Fett die Würfelform und ist hierzu nur ein Arbeiter nöthig, der die Kurbel dreht. Die 4 Seltner schwere Maschine kostet 120 Thaler und mit 4 Messer kästen zur Her stellung verschieden großer Würfel 150 Thaler. Sie bereitet so viel Wurstmaterial vor, daß ein Exemplar genügt, um die Bcdürfi iffe mehrerer großen Fleischereien zu befriedigen. Herrn Lommatzsch wird der Dank des Benins ausgesprochen — Herr Ttrnstcin referirt im Namen einer gewählten Commission über Nsthwendigkeit und Art der Einrichtung eines Gewerbs-Ge hilfen-NachweisungS-BüreauS. Sn den Bericht des Referenten schließt sich eine lange, sehr lebendige, oft durch Heiterkeit oder Bravorufen unterbrochene Debatte, aus der wir nur Folgend's mittheilen: Die Innungen besitzen schon seit langer Zeit in den von ihnen gehaltmrn Herbergen Einrichtungen, durch welche sie mit Arbeitern versorgt werden. Ist auch der Herbergszwang aufgehoben, so bestehen die meisten Herbergen doch noch fort und find besonders für Arbeiter, die längere Zeit ohne Arbeit ge wesen, überhaupt für mittellose Arbeiter, eme Wohlthat. Viele Gesellen besuchen jedoch die Herbergen nicht mehr, besonders wenn sie noch einiges Geld besitzen, sondern halten sich in Gast. Häusern auf, von wo au« sie Arbeit suchen. Für diese und dann für alle nicht innung-mäßigen Gesellen, wie für alle nicht einer Innung angehörenden Gewerbtreibenden, deren Zahl ron Jahr zu Jahr größer wird, macht sich ein Centralpunkt nothwendig, wo da« Arbeits-Angebot und die Nachfrage nach Arbeitern angebracht werden kann. Die Versammlung beschließt, daß der Gewrrbeverein ein solches In stitut in« Leben rufen und e« auf eigene Rechnung vorläufig ein Jahr führen soll. Man erwartet, daß die Kosten, die der Verem wird decken müssen, 150 Thlr. nicht übersteigen werden, und daß da« Institut gedeihen werde, wenn <S auf uneigen nützigster, Vertrauen erweckender Basis gegründet werde. — In nächster Sitzung wird der Gegenstand wieder ausgenommen und werden dann die von der Commission gestellten weiteren Anträge in Erwägung kommen, nämlich daß da« Institut blo» Mitgliedern de« Gewerbevereins Arbeiter zuweise, damit die Einrichtung nicht als Gewerbe angesehen und der Concession bedürftig erachtet werde; daß Jeder, der Arbeiter sucht, 2z Ngr. zahle, der Arbeiter aber nicht; daß die Centralstclle »n ein Parterrelocal der inneren Altstadt gelegt, und da) eine Commission mit Ausarbeitung einer betreffenden Regulativ« beauftragt werde. — Unter den Eingängen erwähnen wir eine Empfehlung de« Technikums und der Industrieschule in Mitt. weida, welche unter der Direetion de« Herrn Ingenieur« W. Uhland sich einer immer größeren Anerkennung erfreut. — Schließlich girbt der Fragekasten zu einigen Erläuterungen Veranlassung. — 4t. Die Trauerfeierlichkeit, welche am Dienstag Vor mittag auf dem neuen Annrnlirchhof zu Ehren des leider so früh Heimgegangenen ConrectorS an hiesiger Annen-Realschule, W. O. Helmert, stattfand, lieferte «ine» Beweis dafür, wie geachtet, geschätzt und geliebt derselbe in allen den Kreisen ge. wesen, welche Gelegenheit gehabt halten, den hohe« Werth kennen zu lernen, den er als Lehrer, College und Freund, als Mann der Wissenschaft, als echter Christ und edler Mensch hatte. Schon die äußerst zahlreiche und viele distinguirt« Per. sönlichkeiten zählende Tramroersammlung — wir bemerkten darin z. B Herrn Conststorialrath vr. Kohlschütter, Herrn Oberbürgermeister Psotenhaurr, Herrn Stadtrath Peschel u. a. m. — sowie der überaus reiche Palmen- und Blumenschmuck konnten dies bekunden; noch deutlicher ging e» aber aus den warm von Herzen kommenden, den Stempel der Wahrhaftigkeit tragenden und sinnig gewählten Worten hervor, welche in der schönen Friedhof«. Capelle von den Herren Rector Köhler, Di. rrctor 0r. Richter und Pastor Böttger dem selig Entschlafenen gewidmet wurden. Nach dem Segens^pruche der Kirche, den ihm der letztgenannte würdige Geistliche in die stille Tobten« kammer nachrief, schloß die ergreifende Feier mit den Klängen des LieblingSltedeS unseres Helmert: „Es ist bestimmt in Gottes Rath, daß man vom Liebsten, wa« man hat, muß scheiden l" — Wie wir hören, werde« Ende Februar oder Anfang März die Rekrutirungen ihren Anfang nehmen und sollen da. bei circa 9000 Mann, also ungefähr 3000 Mann mehr wie vorige« Jahr, ausgehoben werden. Sei es nun, daß wegen dieser späten Nekrutirung Mancher an seiner Dienstzeit ein Vierteljahr prositiren will, oder daß mancher junge Mann gar keinen Begriff hu, was ihm das Jahr als Freiwilliger kostet (in Preußen rechnet man incl. der Equlpirung 500 bis 600 Thaler, kurz die Anzahl der sich tis jetzt zum einjährigen Freiwilligendienst Gemeldeten ist ganz bedeutend und erreicht in der Kreisdirk ciion Leipzig circa die Zahl 800, während hier in Dresden ungefähr 500 Gesuche eingereicht worden sein sollen. Viele von den sich in Leipzig Gemeldeten haben ge beten, ihr Jahr in Dresden abdienen zu können. — Wie die Natur schäkert und oft die wunderbarsten Winterschläfer zu früh auferweckt, haben wir schon durch ganze Sammlungen und zoologische Gärten in unserer Expedition, deren einzelne Artikel uns lebendig in Gestalt von Schmetter, lingen, Maikäfern rc. zugeführt werden, nachgewiesen. In diesen Tagen zeigte sich aber einer der seltensten Frühlingsboten, ein Pfauenauge,, das zu früh aus seinem Winterschlafs erwachte, aus dem hartgefrorenen KieS auf dem Centralgüterbahnhofe herausguckte und fröhlich im Sonnenschein seine krampfhaften Turnübungen aussührte — Auf Veranlassung Sr K. H. des Kronprinzen Albert werden den in den Schlachten von Gitschin und Königsgrätz gefallenen Soldaten der königlich sächsischen Armee Denkmäler errichtet werden. Zu diesem Zwecke circuliren unter den ver schiedenen OsficiercorpS bereits Listen zur Beisteuer. - Dem Vernehmen nach soll in einer der nächsten Nächte eine Allarmirung der Besatzung Dresdens staltfinden, um zu sehen, in welcher Zeit die umliegenden Schanzen erreicht und besetzt werden können. — Ein verabschiedeter königlich sächsischer Potepsejunsir, der den vorjährigen Feldzug mitgemacht, mußte vorgestern wc. gen plötzlich überkommener Geistesstörung in dem hiesigen Stadt» krankmhause untergebracht werden. — Der diesjährige Eisgang der Elbe brachte neue Gefahr für unsere alte Elbbrücke. Eine große Anzahl Elbfahrzeuge, man spricht von 21, darunter sogar mit Braunkohlen beladene Zillen, sollen sich in Böhmen ihrer Fesseln mtiedigt und den Weg ohne Begleitung stromabwärts genommen haben. Wir sahen auch mehrere davon am gestrigen Vormittag die Elbbrücke passiren, ohne jedoch zu bemerkenden Schaden an der Brücke anzurichten. Die Fahrzeuge selbst kamen jedoch nicht ohne Schaden davon. Eine große Zille trieb in der Nähe der Bohrwerkstraße nach dem linken Ufer zu, und gelang einer Zahl beherzter Schiffer und Fischer von hier, auf diese» Fahr- zeug sich zu begeben, dasselbe festzuhalten und so seinem Eigen- thümer zu retten. Hoffen wir, daß auch die übrigen Fahrzeuge wenigstens an unseren Brücken keinen Schaden aiwchten. Es soll in Böhmen ein großer Hafendamm durch die Hochfluth durchbrochen worden sein, und alle in diesem Hcüen geborgenen Fahrzeugs sollen frei auf der Elbe treiben. In der Stadt Dresden war bis gestern Mittag noch kein Schaden durch die Hochfluth angerichtet. Wenn da» Wasser auch im Fallen «a^ so läßt das im Riesengebirge und im Böhmerwalde bereit« eingetretene ThauwHter dennoch bedeutende Zunahme der Hoch- fluth erwarten. — Auf einem Felde bei Meerane wurde vorgestern der Maler S. von dort todt aufgefunden. Wahrscheinlich ist der selbe angetrunken dorthin gelangt, hat sich wegen der Dunkel heit nicht wieder zurecht finden können und ist vom Schlag- fluffe getroffen todt liegen geblieben. — Ein sächsischer Soldat der 5. Campagne de« 15. Infanterie-BatillonS, der in einem Hause der Lrndhausstraße einquartiert war, hat sich mit seinem Dienstgewehr Dienstag Abend erschaffen und wurde im Siechkorbe nach dem Todten- hause gebracht. Ihn scheint die Furcht vor gewissen diSeiplinellen Maßregeln, die ihm angedroht waren, zu diesem Schritte bestimmt zu haben. Eben so erschoß sich in der darauf folgenden Nacht ein Fourier des dritten Reiterregiments in seinem in einem Neu- pädter Gasthof bksindlichen Quartier. In diesem Falle scheint eine Liebschaft auf die That mit eingewirkt zu haben. — n— Wie wir hören, ist zu dem von un« gestern beschrie benen, in einem Garten der Chemnitzer Straße aufgefundenm Aasten der Eige» thümer in der Person einer hiesigen Gasthof«» besitzerin ermittelt worden. Er gehört zu einem Diebstahl, der vor einigen Tagen zu ihrem Nachtheil verübt worden war. — — Durch den am 29. d. Morgen« 5 Uhr von Leipzig auf der Thüringer Bahn abgegang nen Personenzug sind auf der Station Weißenfels zwei Leute, ein Streckenarbeiter und ein Fabrikarbeiter aus Weißenfels, überfahren und Ersten« so fort getödtet, Letzterer durch Zerfahren beider Beine schwer ver wundet worden. Den Zugführer trifft eben so wenig, wie sonst Jemand eine Schuld hierbei. Beide Verunglückte standen mitte« auf dem Nebengleise und traten, um einem auf der entgegen, gesetzten Seite ankomimnden Güterzuge auszuweichen, auf va« andere Gleis, ohne den auf diesem Gleise von Leipzig anfah renden Zug rechtzeitig zu bemerken. Bevor sie nur etwas zu ihrer Rettung thun konnten, waren sie Beide von der Locomr- tivr ersaßt und überfahren. — Im Dammlerschen Steinbruche bei Oberhaslau ist am 24. d. M. der Steinbrecher Meier aus Haara von einer un- vermuthet herunter gestürzten Erdschicht dergestalt am Kopfe ver. letzt worden, daß er alsbald den Geist aufgab. Der Verun glückte befand sich schon in ärmlichen Verhältnissen und hinter- läßt eine Frau mit fünf unerzogenen Kindern. — Gestern Nachmittag spielte mittelst einer Stange ein Knabe an der Elbe mit den auf der Hochfluth am Ufer hin- treibenden Eisschollen, versah es und stürzte in'S Wasser. Nicht ohne Mühe wurde der Unvorsichtige wieder glücklich herauS- geangelt. — Vorgestern früh wurde bei Seeligstadt der Steinbrecher Schuster von dort, Vater dreier Kinder, todt aufgefunden. Er war TagS zuvor in Stolpe« aus Besuch gewesen und Abend« nicht heimgekehrt; wahrscheinlich ist er auf dem mit Eis be deckten Wege gefallen und hat eine Gehirnerschütterung erlitten, zu der sich Schlagfluß gesellte. — Am 24. d. M. ist in Mügeln ein dem Anschein nach nach Dresden gehöriger, in oer Richtung von da gekommener Hund, ein dunkelbrauner, glatthaariger, männlicher, 4 bis 5 Jahre alter Pintscherbastard, getödtet, sccirt und mit der Toll» wuth behaftet befunden, demzufolge aber vom k. Gerichtsamte zu Pirna die Frist zu Beibehaltung und Anlegung der Hunde- maulkörbe für die linker Seit» der Elbe gelegenen Ortschaften des dortigen Gerichtsamtsbezirks von Heidenau ab bis an die Grenze der Gerichtsämter Dresden, Dippoldiswalde und Lauen stein bis zum 22. April d. I verlängert worden. — Die k, Kreisdircction zu Dresden hat wegen Ausmit- telung eines Grundbesitzers Namens Joseph Praschek aus Zdetic« in Böhmen, welcher im Monat Juni vorigen Jahres mit der k. sächsischen Armee auf Vorspann gefahren und nicht wieder in seine Heimath zurückgekehrt ist, Verordnung an sämmtliche Amts- hruptmannschaften und Polizeibehörden ihres Bezirks erlassen. — Oeffentlich« Gerichtssitzung am 30. Januar: In der ersten Hauptverhandlung erscheint heute ein junger Mensch von angenehmem Aeußern, im Alter von 21 Jahren. Robert Theodor Enger von hier auf der Anklagebank. Enger ist dem Gerichte, trotz seiner Jugend, eine bekannte Persönlich keit, denn bereits 4 Mal hat derftlbr Gefängniß und einmal Arbeitshaus wegen Diebstahls und Betrugs erlitten, und noch zwei Erkenntnisse, auf je ein Jahr Arbeitshaus lautend, liegen zur Vollstreckung vor. Der Angeklagte gesteht ein, am 5. No vember in der Loßner'schen Gastwirthschaft übernachtet und dort am Morgen bei seiner Entfernung eine auf dem Tische liegende und einem anderen Uebcrnachlenden gehörige silberne Cylinderuhr mit goldener Kette mitgenommen zu haben. Enger hat die Uhr und Kette versetzt. Beides ist wiedererlangt und dem Beschädigten, einem Handelsmann Uhlig aus Berlin, aus. gehändigt worden. Ferner hat Enger am 12. November au!