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7S. gahrvanv. Rr. ««8 A-en-Aussa-e Montag, ro. Dezember »so Dr-htanIchrtN: Rachrichle» Lrk«de» g«n>prech-r-Eamm«>nummer: »0»«l Rm ür Rachlorit'-Sckie: N«. NXN1 EchrtsNrNung «. vaul-Ige'ckiSsttstell«: Dretden - «. t. «avenllrabe »«/«» Gegrünöet 18S6 «R «Lgllch MkimaUger L»ftMu»g «oxatttch >.«0 «l. «etnIchNeßNch »V Pfg. NU r-Lg«r»o»i>>, durch Posldkju» ».«o Ml. elnlchtteblich R> Big. Bostgebühr lohne Boll,ustell«ng»gebühr> b«l rma, w»ch«it»chkm Beri-md. Nngelnummer ro Psg, Anzeigenpreise: Dir einivaitige »o mn> brrlle gelle »0 Psg., sür j<m«iv!lc>» K» Big. gamtlienanzeigen und klellengeiuch» ohne Rabatt l» Big., »usterhalb r» Big., die so mm »rette Reklame,eile roo Big., außerhalb «so BI». Oslerten- gebühr »0 Big. «uIwLrtlge «uktrLge gegen B°rau1be,ah>ung Drutk u. Besagt Llevich « Reick,-UN. r>re«den.Voft1che<l-K>°. >a,i» Tirtve«, Nachdruck nur mit deutl.OueNenangat« lDretdn. Nachr.l zuläMg. Unverlangt« Schriltstücke «erden utchi ausbewahrt Phantasien Ger -entsche Gehelmarmeen Reue Aerle«m»«Mu »er Pariser Plliie Paris, 29. Dezember. Unter der Neberschrift „Die Ge heimarmee Deutschlands" beginnt das „Journal" eine Artikelserie iiber angebliche deutsche geheime Rüstungen. Die letzten Ereignisse, die sich in Deutschland abgespielt hätten, hätten von neuem die Bedeutung gezeigt, die tn Deutschland die verschiedenen politischen Bereinigungen hätten, deren wahres Ziel die heimliche militärische Ausbildung der deutschen Jugend sei. Dem Sonderberichterstatter des Blattes sei eS gelungen. In die der ausländischen Kontrolle unzugänglichen Kreise vor- zudringcn und sich an der Quelle selbst zu überzeugen. Von dem Verbot des Filmes ,„J m Westen nichts Neues" ausgehend — ein Verbot, das nur dem Druck der National sozialisten zuzuschreiben sei —, betont das Blatt, dag die Neichsrcgiernng vor der Nhetnlandräumung vielleicht nicht so rasch vor den Ncchtskreiscn kapituliert hätte, Stahlhelm und Nationalsozialisten stellten heute eine Macht dar, der man nicht widerstehe» könne. Die Politik einer geheimen Wieder- aufrtchtung der Armee habe vorzügliche Erfolge gezeitigt und fei heute bereits eine vollendete Tatsache. Der Deutsche verfüge über einen methodischen Geist, der geradezu beneidenswert sei, und habe außerdem ein gutes Gedächtnis. Die Organisierung des geheimen Heeres habe sich nach fast den gleichen Grundsätzen vollzogen wie diejenige der preußi sche» Armee in den Jahren 1807 bis 1818. Der Versager schildert dann noch einmal die über hundert Jahre zurück liegenden Ereignisse und geht sodann auf Sen Versailler Ver trag über, der Deutschland durch sein 100 000 - Mann - Heer tn die Unmöglichkeit versetzen sollte, das Experiment von 1807 zu wiederholen. Durch die militärische Organisierung der Schupo und die Schaffung der Gehetmorganisattonen sei es Deutschland dennoch gelungen, ein mächtiges Heer aus die Jüsse zu stellen. Das Atel, das es dabet verfolge, sei das gleiche wie vor hundert Jahren. Man wolle einmal dem Heere sein Ansehen wiedergeben und die moralische Einheit der Jugend wiederherstellen sowie den Geist der Pflicht und der Aufopferung beleben. Aus diesem Gedanken heraus hätten sich dann die verschiedenen Organisationen gebildet, die eine Schule der Disziplin und des Patriotismus ersetzten und die frühere militärische Dienstpflicht darstellten. Aus allen diesen Gruppen ragten jedoch zwei ganz besonders hervor: Stahlhelm und Nationalsozialisten. Diese beiden machten kein Hehl aus ihren wahren Zielen und erklärten in aller Oesfcntlichkeit, ball sie das Vorkricgsdeutsch- land mit der Militärdienstpslicht wtederhcrznstellcn wünschten. Der Berliner Berichterstatter des „Mat in" zieht tn seinem Blatt die Jahresbilanz der politischen Ereignisse in Deutschland und kommt dabei zu dem Schluss, dass sich in innerpolitischer Beziehung trotz der Einsetzung einer bürger lichen und antimarxistischen Negierung eine wesentliche Besserung nicht ergeben habe. Der WirtschastSorganismuS befinde sich immer noch in einer gefährlichen Krise, und das republikanische Regime sei bedroht. In aullenpolitischer Be- ziehung seien die durch eine gegenseitige Verständniöpolitik erreichte» Ergebnisse stark gefährdet. Banbcrotlbr ftir Abrüstung m>» Rkvillen Belgiens SeereSbnbget Wer a>S IM Paris. 20. Dez. Der sozialistische „Populaire" ver öffentlicht heute Erklärungen des belgischen Sozialisten- sührers Vandervelde über die Stellung seiner Partei gegenüber den belgischen H e e r c s k r c d i t e n. Als er, so führt Vandervelde u. a. aus. nach vternivnatigcr Abwesen heit nach Belgien zurückkelirte, habe er eine völlig veränderte Mentalität vorgesundcn. Die Reden Mussolinis, die faschisti schen Intrigen ans dem Balkan, die Erfolge der National sozialisten in Deutschland, die bedauerlichen Wahlen unter dem Druck des Militärs tn Polen, alles das erwecke beim Mann auf der Strafte den Eindruck, ball Europa vor einem Kriege stehe, nud dah dieser Krieg morgen mit der gleichen Plötzlichkeit auöbrechcn könne wie 1914. Er sei überzeugt, dah auf dem zu Ostern stattfindcnden Kon gress der belgischen Arbeiterschaft der Gedanke einer ein seitigen Abrüstung mit grosser Mehrheit abgelehnt werde. Aber die belgischen Sozialisten seien entschlossen, aus nationalem wie aus internationalem Gebiet ihre Aktion zu gunsten einer allgemeinen, gleichzeitigen und unter Kontrolle stehenden Abrüstung fortzusctzen. Belgien sei vielleicht daö einzige Land, dessen HeereS- budgct jetzt höher sei als im Jahre 1914. Die belgischen Sozialisten wollten nicht, dass unter dem Bor wand der Landesverteidigung sür die Aufrcchterhaltung ge wisser militärischer Hegemonien und für die unbedingte Ver teidigung des durch den Versailler Vertrag und die übrigen Verträge gcsclmsjenen territorialen Status gerüstet werde. Der Versailler Vertrag sehe ja selbst die Möglichkeit seiner eigenen Revision vor. »Annullirrung »er skrirgMulben unfair!" Washington, 20. Dez. Die Blätter der He arstp resse bringen einen Artikel des Senators Smoot, der der Negierung Hoover sehr nahestcht und als Vorsitzender des Finanzausschusses im Senat eine grosse Nolle spielt. Smoot lehnt energisch eine Streichung der alliierten Kriegsschulden an Amerika ab und weist an Hand von Zahlen nach, dass der Weltkrieg dem amerikanischen Steuerzahler über 37 Mil liarden Dollar gekostet habe. Die Abtragung dieser Last mach, genau ein Drittel des gesamten Budgets des letzten Jahres aus, und es sei unfair, dem amerikanischen Volke wettere Bürden zuzumutcn. SaSAnstW brSMerbunbSMt aus »m Solei London» 29. Dez. Der Berliner Korrespondent des „O b - ferner" schreibt, man werde tn Deutschland aufmerksam verfolgen, ob aus der am 19. Januar beginnenden Ratstagung in den Fragen der Abrüstung und der polnischen Minderheiten gegenüber Deutschland billig verfahren werde. Man über treibe nicht, wenn man sage, das» die ganze Zukunft des Völkerbundes als einer Körperschaft, die in deutschen Äugen Achtung verdiene, von der Art abhängc» in der diese beiden Fragen behandelt würden. Englands Kobleniatuftrie vor schweren Mm Stillegung -er Gruben von Sü-tvales? London, 29. Dez. In den nächsten drei Tagen wird eS sich entscheiden, ob cs zu einer Stillegung der Kohlenbergwerke von Südivales kommen wirb. Die vorläufige Vereinbarung zwischen Zechcnbesitzern und Bergleuten geht am Mittwoch abend zu Ende. Der erste Schritt in den jetzt beginnenden Verhandlungen ist eine für heute anberaumte Sitzung des Nationalen Jndustricllen-Amtes, das die Wünsche der Berg leute von SUdwalcS anhörcn wird. Von einer Stillegung würden 120000 Bergleute betroffen werden. Der Präsident der Bcrgarbeitersöderation, Cook, äußerte sich sehr ernst über die Lage in der Kohlenindustrte, die nach seiner Ansicht einer neuen schweren Krise ent gegengehe. Nach seiner Ansicht sei eine Einstellung der Arbeit sehr wahrscheinlich, wenn nicht noch im letzten Augenblick »ine Wendung cintritt. Der Bcrgmcrksminister Shtnwell ,st nach Schottland gereist, wo er heute mit Arbeitgebern und Arbeitnehmern ve. anbei» will. Macbonalb hat das zu ständige Minister'u», beansiragt, auch in den Lohnstrett tn dem BarnSley-Bezirk einzugreisen, wo gemäß dem allgemeinen Plan zur Herabsetzung der Erzeugung eine An- zahl von Gruben geschloffen werden oder nur beschränkt arbeiten soll. 2v Jahre Zwangsarbeit für ägyptische Rauschgislschmusgler London, 29. Dez. Die Gerichte in Kairo verurteilten fünf Ranschgiftschmugglcr zu der Höchststrafe von zwanztg Jahren Zwangsarbeit und Beschlagnahine der Gifte. In einem Falle waren 288 Pfund Haschisch von der Türket eingeschmuggelt worden, in einem anderen Falle zwanzig Pfund Heroin durch einen gewissen Joseph Meyer, in Kerzen versteckt, über die Grenze gebracht worden. Am Weihnachtstage gelang es, Heroinschmuggler, die Haschisch von Palästina nach Aegypten bringen wollten, in der Sinat- wüste abzufassen und ihnen scchsundsechzig Pfund des ver botenen Giftes abzunchmen. M irasoasvllak Sulriluosea beschlagnahmt New-Loudo« sEonnecticuts, 29. Dez. Küstenwachtbootc beschlagnahmten den britischen Motorschoner „Eleanor Joan", der Spirituosen im Werte von 170 000 Dollar nach den Ber einigten Staaten cinschmuggcln wollte. Die elf Mann starke Besatzung »vurde nach Ncuyork gebracht, wo sie abgeurteilt werden soll. Während der Beschlagnahme des Motorschoncrs hatten die Küstenwachtboote mehrere Schüsse aus das Schmugglerschtss abgegeben, ohne eS »u treffen. Drewitz rechtfertigt sich Berlin, 29. Dez. Wie bereits mitgeteilt, hatten einig« Berliner Zeitungen in dem Streit, der tn der Führung der Wtrtschastspartet, vor allem zwischen dem Parteiführer Drewitz und dem Abg. Colosser, entstanden ist, aus einer Denkschrift Colossers Einzelheiten veröffentlicht, die eine Reihe erheblicher Vorwürfe gegen den Parteiführer Drewitz enthielten. Wie wir erfahren, wird noch im Laufe -cs Montags der Partetvorstand der Wtrtschastspartet zu- sammcntreten, um sich mit diesen Dingen zu beschäftigen. Im einzelnen erklärte der Abg. Drewitz dem Nach richtenbüro des Vereins Deutscher Zcitungsverleger zu dem Inhalt der Denkschrift Colossers, dah die darin enthaltenen Vorwürfe unwahr seien. Er, Drewitz, hätte gar nichts mit der Partcikasse z« tun und bekäme keine Parteigcldcr in die Hände: er sei auch gar nicht zetchnungsbercchttgt für die Partcikasse gewesen, sondern nur der Generalsekretär der Partei und der Kassierer, Im übrigen hätte der Prüfungsausschuß der Partes alle Vorwürse Colossers nach geprüft. Colosser selbst habe denn auch die Vorwürfe znrück- genommen, woraus die Deukschrist eingczogen worden sei. Man hätte sich dahtn geeinigt, das» Colosser weiterhin tu» Einvernehmen mit dem Partetvorstand, aber nicht mehr, ivte bisher, selbständig die „Mittelstandszeitung" herausgebcn sollte, tn der Angriffe u. a. gegen die Beamten er schienen waren, die der Parteiführer nicht decken wollte. Colosser hätte aber nachträglich seine Zustimmung zu diesem Beschluß wieder zurückgezogen, woraus der Parteiausschuß, dem 20 Personen aus allen Teilen des Reiches angehören» beschlossen habe, die Zeitungsgescllschaft aufzu- lüsen und Colosser als Geschäftsführer abzuberufen. Abg. Drewitz meint, daß sich vielleicht hieraus der neuer liche Vorstoß Colossers erkläre. Er bestreitet weiter hin, seinem Schwiegervater oder sich selbst für einen Wohnungsbau Kredite aus der Mittelstandöbank verschafft zu haben. Die Mittelstandöbank sei keine Parteibank: im Aussichtsrat wären vielmehr auch Deutschnationalc. Zwar befinde sich unter den tausenden Kredit nehmern der MttlelstandSbank auch sein Schwiegervater: er hätte aber nicht 40 000, sondern nur 6000 Mark Kredit er halten. Das Besitztum des Schwiegervaters sei auch nicht zwaugsverstctgert. Richtig sei dagegen, das, Herr Colosser selber bet der Mittelstandsbank einen Kredit von 26 000 Mark entnommen habe, obwohl er selbst Vor stand der Schöncbergcr Bank sei. Diesen Kredit habe Herr Colosser erst jetzt abgedeckt. Brünings Ostmorkenreise vradtinolüllug unserer Vvrllnvr SeürUtlvltaug Berlin, 29. Dez. In der Reichskanzlei ist man zur Zeit mit der Fertigstellung der endgültigen Dispositionen sür die Ostmarkenretse des Reichskanzlers besaßt Diese Reise beginnt, wie bereits gemeldet, am 4. Januar. In Begleitung des Reichskanzlers werden sich auch Minister Treviranus und der preußische Wohlsahrtsminister Hirtsieser befinden. Zunächst wird man sich nach Hinterpommern begebe» und dort eine Fahrt an der Grenze entlang bis Schncidcmühl unternehmen. Von Schncidcmühl begibt man sich dann nach Königsberg und wird dann den ostprcußischen Grcnzbezirkcn noch ver. schieöene Besuche abstattcn. Die Reise wird schliesslich i« Schlesien beschlossen werden. Schachweltmeister MM beinahe verkannt Berlin, rv. Dez. Schachwcltmeister Als echt«, der sich zur Zeit aus einer Tournee durch Südslawien befindet, ist in Sffegg mit knapper Not dem Tose entronnen. Er war nach einem ihm z» Ehren gegebenen Bankett gegen 8 Uhr früh in sein Hotel zurückgckehrt und in seinem Zimmer mit der brennenden Zigarette im Munde eingcschlasen. Die Zigarette setzte die Bettwäsche in Brand, und bald war der ganze Raum in Ranch und Flammen gehüllt. Das ein dringende Hotelpersonal fand den Schachmeister mit einer schweren Rauchvergiftung, bewußtlos vor dem Bette liegend, ans. Glücklicherweise hat Dr. Alsechin nur leichte Brandwunden erlitten, so daß er nach der ersten Hilfe leistung in häuslicher Pflege gelassen werden konnte. Foffre in Agonie Paris, 29. Dez. Marschall Jo ff re liegt seit Sonntag in Agonie. Die Acrzte haben den größten Teil des Tages an feinem Krankenbett verbracht und sich erst gegen Mitter nacht zurückgezogen. Die Kräfte des Kranken verfallen von Minute zu Minute, da eine Nahrungsaufnahme fast unmöglich geworden ist. Den ganzen Sonntag über trugen sich hochstehende Persönlichkeiten im Krankenhaus in das Besuchsbuch ein. Nur dem Chef der obersten Heeres- leitung, General Weygand, und einem persönlichen Freund Josfrcs ivar eS möglich, bis ins Krankenzimmer vor- zudringen und einige Minuten am Krankenlager zu ver- weilen. Der König von England hat seinen hiesigen Bot- schafter beauftragt, ihn über den Verlauf der Krankheit zu unterrichten. Denselben Auftrag hat der ägyptische Gesandte tu Part- von König Kuad erhalten.