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echtigt sei, daß in derFabrik- sem Berg- und Hüttenwesen, Tüchtigkeit der deutschen Soldaten gegenüber den zu- saknmengerafften Massen des Feindes zu gewahren. das VII. Armeecorps vorzuziehen. Letzterer Heerführer rückte nach Süden vor, siegte mit der badischen Divi sion in dem blutigen Gefecht bei NuitS und vereinigte dann seine Truppen bei Vesoul, des Anmarsches der bei Besancon sich sammelnden großen Heeresmassen (Bourbaki) gewärtig. Im Norden vereitelte General Manteuffel den von Faidherbe beabsichtigten Vorstoß über di« Somme, griff den Gegner sodann in seiner VertheidigungS- stellung an der Hallue an, drängte ihn nach zwei tägigem Kampf in den Schutz der nahen Festungen zurück und deckte zugleich die Landschaften an der untern Seine durch starke Streitkräfte in Rouen. Diese Ereignisse hatten das beabsichtigte Einrücken der deutschen Truppen in eine Centralstcllung bei Beau vais gehindert, die aber auch durch Herstellung einer Eisenbahn zwischen Amiens und Rouen überhaupt entbehrlich wurde. Andererseits legte die Einnahme von Mizieres der Armee eine zweite Verbindungs linie mit Deutschland frei. In Paris herrschte nach dem Mislingen der früher» Befreiungsversuche Entmuthigung — nur unterbrochen durch den zwecklosen Angriff auf Le Bourges. Die deutsche Artillerie dagegen vertrieb den Feind auS der drohenden und wichtigen Stellung auf dem Mont- Avron und vollendete die Vorbereitungen zum Angriff auf die SüdfortS. Die mannichfachen, auf weitem Umkreise geführten Operationen dieseS Zeitabschnittes geben am besten Gelegenheit, in allen Ereignissen die strenge Durch führung eines klaren einheitlichen Planes in der deutschen Heeresleitung und die zähe Ausdauer und Das Generalstabswerk über den Drutsch- Franzöfifchen Krieg. Das soeben herausgegebene 15. Heft deS Gencral- v^stabSwerkes: „Der Deutsch-Französische Krieg 1870/71" E. S. Mittler u. Sohn), reicht in seinem bereit« bis zu Ende des Jahres 1870. Es jenen Zeitraum, in welchem die l. und Mn. Armee beauftragt wurden, den im Norden und / Süden von Paris zurückgeworfenen Feind nicht weiter zu verfolge», sondern in geeigneten Centralstellungen Vie Einschließung der Hauptstadt zu decken und dem etwa wieder verbrechenden Feinde mit aller Kraft ent» gegenzutreten. Es kam daher in dieser Zeit auf den verschiedenen Kriegsschauplätzen zwar zu vielen ein zelnen, nicht aber zu entscheidenden Kämpfen, für deren Herannahen jedoch allerorts deutliche Anzeichen sprachen. Vor Paris beschleunigte die deutsche Heeres leitung die Vorbereitungen zum Angriffe auf dieses Hauptbollwerk deS Widerstandes. Im Süden der Seine stützte die Armeeabtheilung des Großherzogs von Mecklenburg sich auf Chartres, die II. Armee auf Orleans, Blois blieb besetzt, bis nach Tours wurde vorgestoßen. Namentlich bei Ven- döme trafen die Deutschen wiederholt auf die Vor- truppen der bei Le Mans versammelten II. Loirearmee. Nach Osten zu suchte die II. Armee mit der auf CourgcS zurückgewiesenen I. Loirearmee wieder Fühlung zu gewinnen. Die »»sichern von derselben eingehenden Nachrichten veranlaßten, zwischen der II. Armee und "östlich vperirenden Truppen des Generals v. Werder Zur Frage der Altersversorgung-- und Jnvalideukaffeu. dl.l..e. Herlin, 30. Iuui. Dem Reichstage liegt nunmehr der vom Abg. v. Hertling erstattete Com- mifflonSbericht über den Antrag Stumm wegen Ein führung von Altersversorgung«- und Invalidenkassen für alle Fabrikarbeiter vor. Von besonderm Interesse ist die in dem Berichte wiedergegebene Erklärung deS RegierungScpmmissarS. Der Antrag Stumm wollt« bekanntlich obligatorisch«, nach dem Muster der berg männischen Kyappschastsvereine zu bildende AlterSver sorgungs- und Invalidenkassen. Der RegierungScom- miffar wies nun nach, wie die Knappschaftsvereine sich al« Muster für die Organisation der Altersversorgung aller Fabrikarbeiter durchaus nicht eignen. Er führte Ur. 151. EtipZig. ' uzm». ' preis ' »UeülMtNch I«.«m. Rede -es Cultusministers Ferry über de« Univerfitätsunterricht. In den Sitzungen der französischen Deputirten- kammer am 26. und 27. Juni sprach der Unterrichts minister Ferry über den UnivcrsitätSunterricht: Der Gesetzentwurf überschreite nicht die Rechte de« StaateS; derselbe sei durch eine ernstliche Gefahr hervor gerufen, wirksam und zeitgemäß. Vor vier Jahren habe man in einer andern Versammlung über die UnterrichtSfrei- heit discutirt. Man sagte damals, es gebe keine Freiheit ohne das Recht, die UnivcrsttälSgrade zu verleihen. Heute sage man, es gebe keine UnterrichlSsreiheit ohne die religiöse Vereinssreiheitl ES komme darauf an, zu sehen, ob diese Freiheit mit der Unterrichtsfreiheit etwas gemein habe. E« liege in diesem Punkte ein MiSverständniß vor, da« von 1848 datire, wo man die Unterrichtsfreiheit in die franzö sischen Gesetze eingeführt habe. Hr. de Montalembert habe dieselbe als ein natürliches Recht angerufen. Jule« Simon habe dies nicht für den Unterricht der Kinder, sondern nur für die Belehrung der Erwachsenen zugelaffen. Die Untrr- richtSsreiheit sei immer dem Staatsrechte unterworfen ge wesen. (Beifall links.) Hr. Dufaure sagte in der Di«- cussion von 1848, daß der Staat in diesen Dingen nicht gleichgültig bleiben könne. Man will dem Staate nur die «h/n gehörende Stelle geben; man will nur, daß er ge wisse SraätSdoctrinen und eine Staatsmoral aufrecht erhalte. (Beifall.) Würde man einen gegen die Freiheit de« Vater landes gerichteten Unterricht dulden? Und gibt es nicht in diesem Baterlande eine Erbschaft von Ideen, welche die gegenwärtigen Geschlechter ihren Kindern übermachen müssen? Es sind die Ideen der Revolution, welche den Staat sicher- , stellen. (Sehr gut! links.) den Altersversorgungskaffen für die Fabrikindnstrie zum Muster dienen könnten, sei die dauernde Leistungsfähigkeit der KnaPPschastSkaffen in die Erörterung gezogen, und «» fei darauf hingewiesen, wie diese Kaffen vermöge ihrer vier jährigen Existenz inzwischen zu einem Beharrungszustand« gelangt seien, welche, allen Elementen der Kaffenentwicke lung eint beruhigende Stetigkeit verleihe. Indessen , daß die bisherigen Erfahrungen und der jetzige Zustand der Knappschaftskaffen eine ausreichende Regelmäßigkeit der Einnahmen und Ausgaben für die Zukunft verbürgen, sei gewagt zu behaupten. Der Bestand der Knappschaftstaffen auf Grund ihrer zeitigen Verfassung sei auch in Preußen so alt noch nicht; viele dieser Kaffen seien erst seit der Mitte der fünfziger Jahre gebildet oder neugestaltet. Die seitdem verflossene Zeit reiche keineswegs aus, nm die Kaffen mit dem vorausgesetzten Charakter der Stabilität zu versehen. Ueberhaupt dürfe man, bei allen Sympathien für da« ehr- auf zahlreiche verschiedene Industriezweig«, auf verhältniß' mäßig Neioe Anlagen und auf sehr zahlreiche Anlagen »er' theilt. Dazu komme nun nach die örtliche Verstreuung der Anlagen über da« ganze Staatsgebiet, Fabrikanlagen finden sich fast in jedem Kreise oder Amtsbezirke. Im Gegensatz dazu beschränke sich das Berg- und Hütten wesen io Preußen auf 6 von 13 Provinzen; in jenen Pro vinzen concentrire e« sich wieder auf einen Theil der Ber- waltuugSbezirte und selbst innerhalb dieser sei e« noch wie der park localistrt. Solche Momente würden doch auch in Rechnung zu bringen sein und sie sprächen dafür, daß die Schwierigkeiten der Organisation von Altersversorgung«- kaffen in der Fabrikivdustrie größer als im Bergbau seien. Man dürfe weiter gehen und behaupten, daß der Entwicke lung der Koappschasskaffeu manche andere Verhältnisse zu statten kamen und noch zu statten kommen, welche in der . Fabrikindustrie fehlen. So habe da« Alter des deutschen Bergbaues den Bergleuten zu einem Standesbewußtsein verhelfen, da«, wenngleich iu neuester Zeit durch manche Dinge geschwächt, doch immer noch stark genug, sei, um ge nossenschaftliche Bildungen besonders zu begünstigen. Weiter sei besonderer Nachdruck darauf gelegt worden, daß das jenige, was zu Gunsten der Arbeiterbevölkerung im Berg bau erzielt sei, der Arbeiterbevölkerung in den übrigen Großbetrieben doch nicht länger vorenthalten werden sollte, anscheinend von der Voraussetzung ausgehend, al« weun im Bergwesen Deutschland« die obligatorische Betheiligung an Altersversorgungskaffen bereit« eine vollendete Thatsache sei. Diese Voraussetzung treffe aber nicht zu. In den nächst Preußen größten deutschen Staaten, Bqjern und Sachsen, bestehe die obligatorische Altersversorgung nicht zu Recht; in Preußen komme sie, wenn man die bestehenden Ein richtungen nach ihrem praktischen Effect betrachte, nur einem Bruchtheil der Arbeiter zu statten, deffen Größe je nach der Steigerung öder der Abnahme der Arbeiten im Bergbau einigermaßen schwanke, im Durchschnitt der letzten Jahre aber nur wenig über die Hälfte der gesammten Arbeiter- ' zahl sich erhebe; e« seien nämlich nur die sogenaunten stän digen Arbeiter an den Vortheilen der Altersversorgung in de» Knappschaften betheiligt, während die unständigen Ar- Leiter trotz ihrer Mitgliedschaft in den KnaPPschastSkaffen von dem Ansprüche auf eine AlterSpensiou ausgeschlossen seien. Der der Commission vorliegende Antrag ziele in Wahrheit als» dahin, eine Einrichtung de« Bergbaue«, welche in Preußen nur etwa der Hälfte der Arbeiter zu gute komme, in den beiden nächstgroßtrn deutschen Staaten ' aber überhaupt nicht zu Recht bestehe, welche also selbst in den beschränkten Grenzen des Bergwerksbetriebe« zur all gemeinen Durchführung in Deutschland noch nicht habe gr- FolgendeS au»; Ende 1876 hätten von den in Preußen vorhandenen 87-KnuppschaftSve>tbirnd«n^5 übsvlOOOO» « über 500^ «md 25 über 100V Mitglieder besessen; dies setze doch, da die Knappschaften wesentlich einen locale» Charakter habt», eine beträchtlich« Zusammendrängung der Arbeiter und der Anlägen voran«. Nach der Gewerbezählung von 1875 seien ferner in Preußen von sämmtlichen im Großbetriebe beschäftigten Arbeitern über 25 Proc. im Berg- und Hütten wesen, 13 Proc. in der Textilindustrie, 11 Proc. in den Nahrungsmittelgewerben, 8 Proc. in der Muschinenindustrie, in allen übrigen Industrien kleistere Bruchtheile beschäftigt. Von 87 Betrieben der Großindustrie mit mehr als 1000 Ar beitern fallen 71 auf da« Berg- und Hüttenwesen, von den sämmtlichen zwischen 200 und 1000 Arbeiter beschäftigenden Anlagen falle dorthin mehr als der dritte Theil. Die Zahl der mit Dampskraft arbeitenden Betriebe betrage im Berg- und Hüttenwesen Preußens rund 1300, in der übrigen In dustrie ründ 12300. Solche Zahlen legen den Schluß nahe, der auch im übrigen berechtigt sei, daß in der Fabrik industrie, im Vergleich mit dem Berg- und Hüttenwesen, die Ärbeitcrmenge sich in verhältnißmäßig kleinen Quoten sind keinerlei Dispositionen getroffen. — Der deutsche Botschafter, General Schweinitz, wird unu,ittelbar zurückerwartet. * lvi«», SO. Juni. Meldung der Politische» Corrr- spondrnz au« Konstantinopel, ,,E« heißt, der fran zösische Botschafter hätte sich dahin geäußert, Frankreich könne niemals die von der Pforte verfügte Aufhebung de« Fermans vom Jahre 1873 zuaeben, welche Aegypten in dasselbe Berhältuiß zur Pforte zurückversetzt«, wie es zur Zeit Meh«med-Ali'S bestand. Frankreich und England verhandelten wegen eine« ge meinsamen Protestes gegen die Aufhebung de« Fer mans. — Der Ministerrath berieth am Sonnabend darüber, ob dem ehemalig«» Khedive die Erlaubniß ertheilt werden sollte, nach Konstantinopel zu kommen. Ein Beschluß wurde nicht gefaßt. Gestern beschäftigte sich der Ministerrath mit der griechischen Frage. Die Pforte soll heute den Mächten eine hierauf bezügliche Mitthrilung machen. — Die Gerüchte, daß die Stel lung des GroßvezirS Kheyreddin-Pascha erschüttert sei, erhalten sich." Mittwoch, Deutsche Mgruieiuc Zeitung. -M l 'V Insertion»,tdützr »44-» .4 »«u, -4 SchU- Telegraphische Depeschen. * Lm», 30. Juni. Se. Maj. der Kaiser hat gestern der hier veranstaltete» Regatta beigewohnt. Die Tur St. Maj. nimmt ihren ungestörten Fortgang. * Litt, 30.Juni. Die Panzerfregatte Preußen ist, nachdem dieselbe da» große Schwimmdock nach Swinemünde übergesührt hat, heute Vormittag hier wieder ejngetrofsen. "Som, 29. Juni abend«. In der heutigen Sitzung det Deputirtenkammer, in welcher die Berathung deS Mahlsteuergesetzentwurfs fortgesetzt wurde, erklärte der Ministerpräsident DepretiS, daß er den von dem Mitgliede der Minorität der Commission, Delgiudice, formulirten Antrag acceptire, welcher in dem vom Senat angeuommenen Entwürfe Aendcruugen vor- nimmt, die die Prärogative der Kammer intact er halten. — Wie die Italic meldet, begab sich Fürst Alexander von Bulgarien gestern früh »ach dem Vaticän, wo er eine lange Unterredung mit dem Pavste hatte. "Som, 30. Junk. Die Deputirtenkammer beendete vormittag« die Berathung des Eisenbahn- bautengesetzeS und nahm den gesammten Entwurf mit 257 gegen 96 Stimmen an. "Versailles, 30. Juni. Die Deputirtenkammer hat die Dringlichkeit für die Berathung de« Gesetz entwurfs über die Freiheit deS Unterrichts beschlossen. "Parts, 30. Juni. Nach hier au» EhiSlehurst vorliegenden Nachrichten ist in dem Befinde» der Kaiserin Eugenie keine bemyrkenSwerthe Verände rung eingetreten; dieselbe hatte eine unruhige Nacht verbracht. Iu der bei Rouher heute stattgefundenen Versammlung von Mitgliedern der Partei de« „äppel su pouplü" wurde da« Testa-menl des Prinzen LoniS Napoleon mit seinen Aynexen und einem CoLicill verlesen, ein Beschluß jedoch nicht gefaßt. Ferdinand Barrot und Fürst Murat erhielten den Auftrag, den Prinzen Iöröme von dem Inhalt des Testaments in Kenntüiß zu setze»; Rouher hatte es abgelehnt, diese Mifsto« zu Übrruthmen, indem er er klärte, daß es sein, unwiderruflicher Entschluß sei, sich nach dem Ableben des Prinzen LouiS Napoleon an der Politik nicht mehr activ zu betheiligen. * London, 30. Juni. Der englische Botschafter in Petersburg, Lord Dufferin, hat sich auf seinen Posten zurückbegeben. — Die Königin hat den Pfarrer Joseph Barclay zum Bischof von Jerusalem ernannt. * Petersburg, 30. Juni. Die Behauptung, welche auswärtige Blätter aufstellen, daß der russische Bot schafter, Fürst Lobanow, bei der Pforte gegen den Irade des Sultans bezüglich der Ersetzung des Khe dive durch srinen Sohn, Tewfik-Pascha, Verwahrung eingelegt habe, ist unrichtig. Rußland hat die Politik dör andern Mächte in keiner Weise zu durchkreuzen ge sucht. — Für Sommerreisen des Kaisers Alexander