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Frankenberger Tageblatt 79. Jahrgaug Sonnabend de« 13. März 1920 60 Kußksnnski'on I Ru»»vknvl«k»n I Frankreich hält Kriegsgefaugeue zurück Lin ehemaliger Kriegsgefangener schreibt der „Tägtz Rundschau": Die Tatsache, daß über 360 deutsch« Brüdetz im S trasgefangenenlag er m Süd frankreich sind und kein« Aussicht haben, gleich den anderen Kameraden tn di« Heimat geschickt zu werden und gleichfalls mindestens 200 Man» aus den verschiedenen Kriegsgerichten noch ihrer Aburteilung harren, dürste vielen nicht bekannt sehr. Ich habe selbst diesem Cpezialdepot angehürt, da ich laut kriegsgerichtlichem Beschluß wegen eines Streiks im Lager Brest-Kttorion, de» ich wegen der elenden Verhältnisse in Szene setzte, zu -eh» Zähren öffentlicher Arbeiten verurteilt wurde. Etwa 362 Kameraden, die wegen Militärvergehens, Gehorsams- und Arbeitsverweigerung, auch Schlägerei Nut französischen Sol daten und Vorgesetzten, die sie angegriffen und knechten wollten, bestraft waren, sind gemäß Friedensvertrag in dir Heimat befördert worden. Dis restlichen „Spezialisten", 320 vom Depot und etwa 200 von den Kriegsgerichten Verur teilte, bleiben noch dort. In bangen Zweifeln, teils der Verzweiflung nahe, warten die unglücklichen Kameraden, was mit ihnen geschehen soll und ob Rettung von der Heimat kommt. Line große Zahl der Kameraden hatte die un ermeßliche Sehnsucht nach der Heimat zur Flucht getrieben, und da sie keine Barmittel zur Verfügung hatten, auch diesem gehässigen Zivilvolk nicht in die Hände fasten wollten, sich Lebensmittel und Zivilkleidung verschafft, um sich die Flucht zu ermöglichen. Daß sie dabei gefaßt wurden, ist bitteres Schicksal. "Dann gibt es Kameraden, die infolge der meist! sehr mangelhaften Ernährung sich Nahrungsmittel nahmen. Auch wurden einige von Zivilaussehern auf gemeine Weise schikaniert, auch tätlich angegriffen und wehrten sich, da sie sich nicht als Knechte behandeln lassen wollten. Es muh alles getan werden, daß Liese Unglücklichen aus den Klaue» der Franzosen befreit werden. Ist es den Feinden nicht genug, daß sie ganz Deutschland zum Sklaven haben? Holz-G»tscheine sind »«»«»Kat »k 15. Mär, 192V -»»uboleu. «ach dttsevt Tenuk» «löscht!e»«U«s»«ch »nv werb«« ninerkt Gmschtt» ««hr auiaege»«,. Frankenberg, den 12 MLr» 19». Ort»kobkmstill« de» Nltadtr«t«. Lei Durchführung der Verordnung vom 18. Dezember 1Sl9 tSLchs. Staattztg. Nr. AS) wird «egen Schwi-rtgkHen in der Beschaffung von Futtermitteln b » auf weitere, nachgelassen, daß di« polizeilich« Veobachtung de« einaeführten Llauenvleh« >ur Vo Hütung der Verschleppung da M«ll- und jUmuvl«»»« unter Teilung der Sammeltransporte ganz oda teilweise auch bet dem Abnehmer etne-TetUranrporte» »ältst nden kann. Dabei wird vorauegesttzi, dahder Bezirks- tierarzt die« mit Rücksicht auf abgesonderte Unterbringung und Wartung der unter Beobachtung stehenden Eise für unordentlich hält. Anträg« hierauf sind bet dem Bezirktierarzt zu Kellen, der dm eingeführten Gesamttran«, port vor seiner Testung, ebenso wie die Teiltransvorte nach Ablauf der Beobachtungszeit auf Koken de« Best»«« ivaorduung vom 7. Dezember 1S18 — G.- «. V -Bl. S. 400 — in der Fassung der Verordnung vom ».Januar 19» — G- u. v.»Bl. S. 20; Sächs. Staatrztg. Nr. 1S — zu untersuchen hat. vo« der tn S 45 unter « Absatz 2 vorgeschriebenen bezirlstierärztlichen Untersuchung ist Klauenvteh befreit, da» ohve weitsen Zwischenhandel binnen rwei Tagen vom Eintreffen am Beodachtungsort ab geschlachtet werden lost. Diese vaorduung tritt mit ihrer Verkündigung in Kraft. . Dresden, am s. Mär, 1320. Wirtschafkmklsteriu«. Bezirks- Anzeiger Amtsblatt für die AmtShauptmannschast Mha, die Staats- und Gemeindebehörden zu Frankenberg Verantwortlicher Redakteur: Ernst Roßberg sev. tn Frankenberg i. Sa. — Druck und Verlag: L.G. Roßberg in Frankenberg LSa. türkisch« Kabinett aus ungefähr denselben Personen besteh« wie Las frühere. Eroßwesir ist Ler vormalige Marine- minister Sali Pascha. — Nach in Zürich eingegangenen Mel dungen berichtet der Mailänder ^Corr. della Sera"^ daß auch die italienische Mittelmeerflotte sich der Fahrt der eng lisch-französischen Mittelmeerflotte nach den Dardanesten an- geschlossen. - ! i — > ! ! l ! ! l > Simige ÄrsmvenrtSbe Im Lerebrner /ivriimmmgrgebitt MSHrisch-Osttau, 11. 3. Im Teschyrer Abstimmungs- gebiet dauern die blutigen Zusammenstöße zwischen Polen Ed Tschechen an. Der tschechische Bürgermeister von Orlau wurde von den Polen verhaftet und nach Krakau verschleppt. Aus diese Nachricht bewaffneten sich Orlauer Bürger, um den Bürgermeister zu befreien. Auf der Brücke zwischen Karwin und Freystadt kam es zu einem blutigen Zusammenstoß. Erne militärische Abteilung unter Führung eines italienischen Offiziers wollte die Ruhe wieder Herstellen, Loch wurde der Offizier mißhandelt. Ein Soldat, «in Franzose, wurde aus der Menge durch einen Schuß getötet. In einer ganzen Reih« Ortschaften sowohl aus polnischer wie auf tschechischer Seit« kam es zu blutigen Ausschreitungen, bei denen es Tote und Verwundete gab. Die Polen haben 100 Soldaten in Zivil- kkeidern in das Osttauer Revier entsandt. Zn Warwin zogen Trupps tschechischer Arbeiter von Haus zu Haus und verjagten die polnischen Arbeiter aus ihren Wohnungen. Dasselbe er- eignete sich in anderen Gebieten, wo aber die Polqn die Tschechen aus die Straße setzten. Die Ententekommission wird die ganze Demarkationslinie mit Truppen besetzen. Die Streik lage hat keine wesentliche Aenderung erfahren. -- Am Don nerstag streikten 24 800 Mann. Vie rMebenkM Ek« EntMldigtmgsgesuch Dr. Mayers. Dem diplomatischen Gebrauch gemäß hat der deutsche Geschäftsträger in Paris, Dr. Mayer, dem französischen Mi nisterpräsidenten und Minister Les Aeußern, Millerand, die Entschuldigungen über die Vorfälle im Hotel Adlon über mittelt, die schon Minister Müller dem französischen Geschäfts träger und dem General Rollet gegenüber der deren Besuch im Auswärtigen Amt ausgedrückt hat. Der französische Ministerpräsident nahm die Mitteilun gen Dr. Mayers entgegenkommend aus, bemerkte aber bei dieser Gelegenheit, daß bisher eine Bestrafung derjenigen Offiziere und Soldaten, die sich seinerzeit an der nach dem Baltikum entsendeten Ententekommission vergriffen hätten, noch nicht erfolgt sei. Dr. Mayer erwiderte, daß deren Be strafung nach ordnungsmäßiger Durchführung des bereits schwebenden Verfahrens erfolgen werde. Der Zwischenfall im Adlon hat im übrigen wertere diplomatische Schritt« von französischer Seite nicht zur Folge gehabt. s E——. pelerrbmgtl redentminelpreve ' Das in Prag erscheinende Blatt „Rußkoc Delo" (Russi sche Tat) veröffentlich nach authentischer Quelle folgende Le bensmittelpreise die in Petersburg kürzlich in amtlichen bolsche wistischen Blättern veröffentlicht wurden. Ein Pfund Brot 480 ML, ein Pfund Fleisch 1600 Mk., ein Pfund Pferde- fleisch 600 Mk., ein Pfund Gerstengrütze 950 Mk., ein Pfund Kartoffeln 200 Mk., ein Pfund Fett 4800 Mk., ein Pfund Butter 5000 Mk., ein Psund Zucker 4400 Mk., zehn Eier 3000 Mk. ein Liter Milch (auffallend billig!) 320 Mk., ein Pfund Sauerkohl 200 Mk.. ein Pfund Salz (in Rußland im Frieden 6 Pfg.) 800 Mk.. «in Pfund Kaffee 4000 Mk., ein Pfund gesalzene Fische 500 Mk., Heringe SOO Mk. das Stack (l), ein Pfund Schweinefleisch 3600 Mk.j «in Pfund Speck 4000 Mk., saur« Sahn« 2000 Mk. der Liter, ein Levensmittel-Berküufer Go»«A«ud den 1S d«. Mt«. auf Vuttemedenkatte Rr. 54 f« W Gramm. VMlkb Preis: 14 Marl kür da« Mund ad« 30 Gramm 84 Pf«. Verkauf vo« Malzextrakt LMU» an Kind«« im 1. und L. Lebensjahr je 1 Vos« gegen Vorlegung da »la»« NährmiU und Auswetrkarte. Preis: Dose 8 Marl. — Gleichzeitig findet der weitere Mus m WWWse ul SMWye. swit stil. ME an noch nicht delirierte Inhaber von Milchkarten — soweit da Vorrat reich» — i« 1 Vos« »UV Preise von 1.70 Mark statt. Auiw«l»r«rt« und KUchkart« ist vorzultgrn. Für 1 Dos« «ad« Marken üba 1 Lita Vollmilch entnommen. Frankenberg, den 12. März 1920. Le»««smttt«I S»1«ü««g »« ««»trat«. vmttcbe V«üo««lvett«m»lmg Berlin, 11. 3. Präsident Fehrenbach eröffnet die Dtzung um 12 Uhr 15 Min. Das Gesetz über die Er höhung der Biersteuer wird in allen drei Lesungen öhn« Erörterung angenommen. > . , - Es fotzt di« dritte Beratung des Entwurfes de» Landesstmergesetz«. ! Der § 2, betreffend Inanspruchnahme von Steuern durch da« Reich, schließt di« Erhebung gleichartiger Steuern durch Vi« Länder usw. aus. Hierzu beantragt Abg. Schneide r-Franken (Bayr. Aoffsp.) die Ablehnung des Paragraphen wegen Verfassungs- widrlgkeit, ebenso sei die Annahme dieses Paragraphen mit einfacher Stimmenmehrheit verfassungswidrig. Der Z 2 wird angenommen. Der H 53 bestimmt, daß das Reich jedem Land und seinen Gemeinde^ die Einnahme aus seinen Steuern tn der bisherigen Höhe gewährleistet. Aenderungen in der Höhe der Struern nach dem 5. März bleiben außer Ansatz. Unterstaatssekr«tär Möske bittet, es bei Ler Fassung der zweiten Lesung zu belassen, gegebenenfalls konnte noch «in Antrag der Mxhrheitsparteien, der 10. Mürz als Stichtag, in Frag« kommen. Der Antrag der Mehrheitsparteien, wonach der Stichtag aus den 10. März festgesetzt wird, findet An- Nqhme, ebenso ein Anttag Braun, wonach Aenderung des garantiert«» Bettages nur für die Ausgabe erfolgt, die das Reich 1919 von den Ländern und Gemeinden übernimmt. Der Antrag Beck«r-Hessen, betreffend ungerechtfertigte Aen derung und betreffend Zuschiebung der Arbeitslasten an den Reichsfinanzminister wird in namentlicher Abstimmung mit 174 gegen 63 Stimmen abgelehnt. Der Rest des Gesetzes wird im wesentlichen nach den Beschlüssen der zweiten Lesung angenommen, auch In der Gesamtabstimmung. Die dritte Beratung des Entwurfes eines Reichseinkom mensteuergesetzes wird sodann zu Ende geführt, indem Z 23, betreffend Waldnutzung, nach den Beschlüssen der zweiten Lesung angenommen wird. Hierauf wird Las Gesetz in der Gesamtabstimmung gleichfalls angenommen. Die Bericht« des Ausschusses für Volkswirtschaft und dis des Ausschusses für soziale Angelegenheit werden erledigt. Nächste Sitzung morgen 10 llhr. Anfragen und flehte Vorlagen- -- Schluß nach 3 llhr- i . Pfund Gerste 9000 Mk., «in Pfund Weizen 800 ML, Pfund Weizenmehl 1200 Mk., ein Pfund Kartoffelmehl SOy Mark, ein Pfund Hafer 250 ML, «kn Pfund Ersatzmehl mW Gerste, Weizen und Hafer 400 ML, eine Zwiebel 320 Mk^ ein Kohlkopf 550 ML, eine Möhre 180 ML, Konfekt pr» Psund (die Qualität ist scheußlich) 2600 ML, «in Psund Ma» melade 1600 ML, ein Pfund Bohnen 900 ML, eine Gap« 3000 ML, ein Huhn 2200 ML, ein Psund Kalbfleisch 1400 Mark, grüne Schoten pro Pfund 600 ML, Kaffeersatz xr» Pfund 800 ML !. > § , i Die Preis« aks märchenhaft zu bezeichnen, ist natürlich nicht stark genug; es handelt sich um wahrhaft legendarisch« Preise, di« von der kaufenden Bevölkerung wohl nur noch bezahlt werden können, weil der bolschewistische Rubel int Verhältnis zur Mark auf den Wert von einem Pfennig Hera»» gesunken ist. i l , i ! ! ! Verkaufspreise für Bren Infolge bedeutender Erhöhung der Holzprels« und Trauopo kauf»pr«i« vom Lagerplatz a» dr»t«: für 1 Zentner Stockholz auf 12 Marl ,1 , Kttfernhoü .15, ,1 . H«r1hvü . 18 , .1 D schneiden , 1 , Er werd«, Mengen in beliebiger Höhe abgegeben. — Für Lo!»a»tschei«'8ichaL« »UM d« Preis von 6 M«l bestehen. Frankenberg, den 12 Mär, 19». Orttkohlmsttll« »« Gtadkat». Verkaufspreise für Kohlen und Briketts Infolge Erhöhung »« Werkpreis« und Frachten a» 1. März 1920 gelten kür den verkauf M» Kohle» und BrtttU» tvr vezttk d« Stadt Fe»nt«v»«rg bi, aus weltae» folgend« vr«ll«: ») »tnIoUobt« od sür den Zentner: Würfel I und ll . . 15.60 Marl «nörpell 15.50 . Knörpel ll 15.40 » dj 11.» Mark Franlenberg, den 12. Mär, 19». Ottlobl«ulttll« »« vtadtrat««. Gegen den Rechtsbruch im 8 veS UevergangsschulgesetzeS Der Schulvorstand der Gemeind« Bo ckwa bei Zwich» hat an die Volkskammer folgende Eingabe gerichtet: „Der derzeitige Leiter der hiesigen Schule, Schuldirektor Vogel hat bei dem unterzeichneten Schulvorstande Einspruch gegen di« Bestimmungen im 8 9 Abs. 4 des Uebergang»' gesetzes erhoben, nach der er sich in drei Jahren einer Wiederwahl zu unterziehen hätte. Er begründet seinen Ei» pruch mit der Tatsach«, daß «r vom Schulvorstand als Schul« »irektor auf Lebenszeit gewählt, der Gemeinderat als Kol» aturbehörde dieser Wahl laut Anstestungsurkunde beigett«« ten und di« Wahl vom Kultusministerium bestätigt worden ist. Der Schulvorstand, der sich außer dem Vorsitzenden und den drei L«hrerverttetern aus sechs Mehrheitssozialisten neben nur zwei bürgerlichen Vertretern zusammenletzt, hat in seiner Sitzung vom 17. d». Mts. gegen nur «in« MMW LI«va Seorge tümiigt Sar knae Orr MMeadrtttcdaN in k«rspa «« ' Die Besetzung Konstantinopels durch englische, ftapzösische und italienische Truppen steht unmittelbar bevor, und zwar «»erden dir wichtigsten Punkte der Stadt militärisch besetzt und die Telegraphenleitungen unter die Kontrolle der Alliier- 4m kommen. Di« Alliierten beabsichtigen jedoch nicht, irgend ein« 'Aktion gegen die neugewählte türkisch« Kammer zu unternehmen. Sollte sie aufgelöst werden, so wär« das allein auf d«n Entschluß der türkischen Regierung zurückzuführen. Von dieser wird aber die bindend« Erklärung gefordert ryerden, daß sie sich in keiner Weise mit den militärischen Führern solidarisch erklärt und Mustapha K«mal von.seinem Posten «l, KorpskommanLant enthebt. § Wie di« Londoner ,/Daily Mail" berichtet, erklärte Lloyd Georg« im Unterhause, die türkische Frage sei akut ge worden. Die Herrschaft der Türken in Europa wäre in wenigen Wochen zu Ende. Dem Sultan werde ein Memorandum «»gehen, aus Grund dessen seine Uebersiedlung auf asiatisches Gebiet erfolgen muß. — Die „Times" melden: Der bri tische Militärkommandant hat über Konstantinopel den Be- agerung^u stand verhängt. Demonstrationen aus den Straßen owie feindselig« Kundgebungen gegen di« okkupierende Macht Ind streng verboten. Sie werden laut Maueranschlägen durch Esch« Kriegsgerichte geahndet werden. Di« „Times" wollen ftrner aus Konstanttnopm erfahr»» haben, daß dad neue