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Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Die für den 12. bis 14. d. M. hier zu erwartende Einquartierung umfaßt den Regimentsstab und das 2. Bataillon mit Bataillons stab vom Schützenregiment Nr. 108 in Stärke von ca. 25 Offizieren, 520 Unteroffizieren und Mannschaften und 35 Pferden. Mit dem Negimentsstab wird wahr scheinlich auch Se. Kgl. Hoheit Prinz Friedrich August, welcher jetzt Kommandeur des Schützenregiments ist, in unserer Stadt Quartier nehmen. > — Seiten der städtischen Kollegien ist ein neues Regulativ, den Verkauf von Brod betr., aufgestellt worden, das der Stadtrath in heutiger Nummer ver öffentlicht. — „Wenn's einmal honigt, da honigt selbst der Zaunspfahl!" So pflegt ein altes Jmkerwort einen Sommer mit ausgezeichneter Tracht zu kennzeichnen und findet dasselbe auch Heuer, wenn auch nicht im weitesten Sinne, Anwendung, denn fast ausnahmslos sind die Stöcke schwer und mit starken, gesunden Völ kern besetzt. Der Honig selbst ist von vorzüglicher Güte, dick und äußerst zuckerreich. Schwärme hat es nur wenige gegeben, was allemal ein Zeichen von guter Tracht ist. Viele Imker, welche „beweglichen Bau" führen, haben schon jetzt schöne Honigernten eingeheimst. Auch dis Herbstaussichten sind Dank des Regens in sofern günstig, als noch manches Blümchen seinen Kelch öffnen kann, so daß die Bienen nicht gezwungen werden, schon vor dem Winter vom Eingebrachten zu zehren. — Auch in diesem Sommer sei die Mahnung wiederholt: Eßt nie ungewaschenes Obst! Durch vorherige Reinigung des Obstes spült man Feldstaub, fein vertheilten Landstraßenstaub oder Gartendünger, Eier von Eingeweidewürmern, große und kleine Ba zillen und sonstige wenig sichtbare, aber unserem Organismus nicht gut gesinnte Thierchen, mit ab, nicht zu vergessen, den Handfchweiß derer, welche die Früchte abpflückten und derer, welche sie verkauften. — Für rechtzeitiges Erscheinen am Brandplatz und erfolgreiche Löschthätigkeit gelegentlich des am 7. Juni dieses' Jahres bei dem Böttchermeister Leipner in Höckendorf entstandenen Brandes hat die königliche Brandversicherungs-Kammer den Spritzen der Gemein den Ruppendorf und Obercunnersdorf Prämien nach Höhe von 30 M. und bez. von 25 M. bewilligt. — Von Interesse für Händler und Flaschen- bierlieferanten dürfte eine Dresdner Landgerichts verhandlung gegen eine Produktenhändlerin sein. Diese besaß keine Kenntniß von den Bekanntmachungen der Brauereien, welche das Bier in Flaschen verkaufen, daß die Flaschen durch besondere Marke geschützt, lediglich Eigenthum der betreffenden Brauerei sind und keinem anderen Zwecke dienen dürfen. Auf den Flaschen ist eingeprägt, oaß dieselben der Brauerei zugehören. Eine Uebertretung dieser Kundgebung ist eine Ver letzung des Markenschutzes. Die Frau machte sich einer solchen dadurch schuldig, daß sie leere Flaschen mit Etiquette „Klosterbier vom Waldschlößchen" mit Deutschmann'schem Bier füllte und die Flasche für 7 Pfennige verkaufte. Die Angeklagte wurde zu einer Geldstrafe von 150 M. verurtheilt, auch die öffentliche Bekanntmachung des Urlheils im „Dresdner Anzeiger" verfügt. Poffendorf. Unter ehrenvoller Begleitung ihrer Jugendgenossen und Ortseinwohner wurde am Mitt woch Nachmittag die am vergangenen Sonnabend er mordete unglückliche Ida Lina Leicht, Tochter des Berginvaliden R. Leicht, auf hiesigem Friedhöfe zur ewigen Ruhe bestattet, wobei Herr Diakonus Arland auf Grund des Schriftwortes Marcus 13, 33 bis 37 eine tiesergreifende Grabrede hielt. Aus dem Friedhöfe hatte sich eine zahlreiche Menschenmenge eingefunden, um dem Begräbnisse mit beiwohnen zu können. Viele DU . „Weißerih. Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal : Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Preis vierteljährlich 1 M. 85 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Meißmtz-Zitmls. Amtsblatt Inserate, welche bet de» dedeutenden Auflage des Mattes eine sehr wirk, same Äerbreiiung finden, werden nut 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spalte»jsil-> L0 Pfg. für die Königliche Umtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Paul Ithne in Dippoldiswalde. Mt achtseitigem „Nustrirten llntrrhaltungrblstt". » Mit humoristischer Mochenbeitage „Seifenblasen", -ir Mit land- und hauswirthschaftlicher Monatsbeilage. Nr. 91. Sonnabend, den 5. August 1893. 59. Jahrgang. waren gekommen, um den Mörder zu sehen, der, wie man vielfach glaubte, mit zugegen sein werde, was jedoch nicht der Fall war. Alle Anerkennung gebührt der Possendorfer Jugend, welche durch eine reiche Sammlung sämmtliche Begräbnißkosten getragen hat, so daß den bedürftigen Eltern gar keine Ausgaben erwachsen sind. — Bei hiesiger Tagesverpflegung für mittellose Reisende wurden im Monat Juli 91 Marken von der Verwaltung ausgegeben. Dresden, lieber Landtagswahlen, die am 19. Okt. — wie mitgetheilt — bevorstehen, sei nach stehende Zusammenstellung veröffentlicht: Von konser vativen Abgeordneten scheiden folgende aus: Geh. Rath Klemm (Dresden V), Hofbuchbinder Fritzsche (Leipzig III), Kommerzienrath Hänsel (4. stävt. Kr.), Stadtrath Kurtz (7. städt. Är.), Bürgermeister Härt- wig (8. städt. Kr.), Fabrikbes. Oehmig (14. städt. Kr.), Justizrath Opitz (22. städt. Kr.), Gutsbes. Kockel (8. ländl. Kr.), Gutsbes. Steyer (13. ländl. Kr.), Ritter gutspächter Horst (17. ländl. Kr.), Gutsbes. Kökert (22. ländl. Kr.), Gemeindevorstand Rößner (25. ländl. Kr.), Oekonomierath Uhlemann (26. ländl. Kr.), Guts besitzer Seydel (28. ländl. Kr.), Ortsrichter Uhlig (34. ländl. Kr.), Bürgermstr. Berger (37. ländl. Kr.), Ritt meister Gelbke (38. ländl. Kr.), Gemeindevorstand Leithold (39. ländl. Kr.), Amtshauptmann v. Polenz (43. ländl. Kr.), Rittergutsbes. Wehner (45. ländl. Kr.). Außerdem scheiden aus die Abgg. Liebknecht (Soz.), Esche (freis.). Streit (fortschr.), Müller (lib.), Starke (fortschr.), Uhlmann (fortschr.), Werner (ntlib.), Preibisch (ntlib.), Goldstein (Soz.); überdies finden in den beiden neugebildeten Leipziger Kreisen (Ost und West) zum ersten Male Wahlen statt. — Die Abgg. Starke (fortschr., 10. städt. Kr.) und Werner (ntlib., 18. städt. Kr.) haben nach dem „Vaterland" eine Wiederwahl abgelehnt. — Prinz Friedrich August wird in seiner Eigenschaft als Kommandeur des königlich sächsischen Schützen- (Füsilier-) Regiments „Prinz Georg" Nr. 108 zusammen mit sämmtliche« Kommandeuren der Infanterie-Regimenter und Jäger-Bataillone des XII. Armeekorps Mitte Oktober ein zweiwöchentliches Kom mando auf der Schiebschule zu Spandau ableisten. Die Anwesenheit des Sachsenprinzen in der Reichs hauptstadt wird dem aus alten sächsischen Soldaten bestehenden Militär-Verein „König Albert von Sachsen" Anlaß geben zu einem Festkommers, an welchem auch der Prinz selbst und die gedachten sächsischen Komman deure, sowie die Offiziere der in Berlin garnisoniren- den sächsischen Eisenbahntruppen theilnehmen werden. Letztere, bisher nur eine Kompagnie, welche die Num mer 15 führt, werden am I. Oktober verdoppelt, da zu gedachtem Zeitpunkte eine zweite sächsische Eisen bahnkompagnie errichtet wird. Beide Kompagnien kommen zum zweiten Eifenbahnregiment und führen dann die Nummern 7 und 8. Die Kasernen für die Eisenbahntruppen befinden sich auf dem Gelände zwi schen Schöneberg und dem Riesenexerzirplatz auf dem Tempelhoser Felde. Sie sind neu erbaut und die Sachsen erst in neuerer Zeit dort eingezogen. Vis zu diesem Zeitpunkte war die sächsische Eisenbahnkompagnie in Berlin in einem Privathause der Großgörschen- Straße in der Nähe des botanischen Gartens ver- quartirt. — In Ergänzung des Artikels in Nr. 174 des „Dresdner Journals", s. Nr. 89 der „Weißeritz-Ztg.", welcher die Angaben des „Vorwärts" in der Nummer vom 23. Juli über massenhaftes Auftreten von Typhus in der Garnison Dresden — zum Theil mit tödtlichem Verlause — als unwahr bezeichnete, kann auf Grund authentischen Materials noch Nachfolgendes angeführt werden. Seit dem November 1892 bis zum gegen wärtigen Momente sind an Typhus nur 4 Soldaten der Garnison Dresden behandelt worden und zwar 1) Gardist Dittrich des Gardereiterregiments vom 19. November bis 23 Dezember 1892, wurde geheilt ent lassen. 2) Schütze Türcke des Schützenregiments vom 30. November 1892 bis 12. Januar 1893, wurde ge heilt entlassen. 3) Grenadier König des 2. Grenadier regiments Nr. 101 vom 25 März bis 2. Mai 1893, wurde geheilt entlassen. 4) Grenadier Maatz des Leib- Grenadierregiments Nr. 100 vom 28. März bis 2. Mai 1893, wurde geheilt entlassen. Der letzte Todes fall an Typhus ist im Garnisonlazareth Dresden am 24. August 1891 vorgekommen. Der Verstorbene war der Gefreite Schmidt 11. Kompagnie Infanterieregi ments Nr. 139. Coswig. Ein Unglücksfall ereignete sich am Sonntag Nachmittag in Sendigs Restaurant in Neu- Coswig. Beim Kegelschieben benahm sich ein junger Mann so ungeschickt, daß die schwere Kugel nicht auf die Bahn fiel, sondern den vor ihm stehenden Wirth mit solcher Wucht an den Hinterkopf traf, daß er so fort bewußtlos zusammenbrach. Erst nach langer Zeit, und nur durch die Bemühungen von zwei AsrztoU, gelang es, das Bewußtsein des WirtheS wieder zu er wecken. Sein Zustand ist aber immer noch sehr be- sorgnißerregend. Meißen. In einem hiesigen Gartenrestaurant saß am Sonntag eine Anzahl Herren und Damen aus Chemnitz in bester Stimmung beim „Schieler", als plötzlich der recht unangebrachte Scherz eines Bethei ligten, der seinem Tischnachbar, als dieser sich setzen wollte, den Stuhl wegrückte, der freudigen Laune em jähes Ende bereitete. Der sich setzen wollende Herr fiel so ungünstig auf ein Fußbänkchen, daß er halb ohnmächtig vor Schmerz auf der Stelle liegen blieb. Sebnitz. Gleich einer Anzahl anderer Städte wird auch das idillisch so schön gelegene Bergstädtchen Sebnitz an der Schandau-Niederneukircher Bahnstrecke das kirchliche Fe st spiel „Luther" in der Dichtung von vr. Hans Herrig zur Ausführung bringen. Schon jetzt, wo alle Vorarbeiten zur Ausführung des Fest spieles in vollem Gange sind, ist ein großer Erfolg dieses Unternehmens zu erwarten. Um die markige Gestalt unseres Luther, dieses gewaltigen Reformators und seine große Zeit unserm christlich deutschen Volke wieder in ihrer ganzen Größe historisch treu vor Augen zu führen, hat man weder Mühe noch Kosten gescheut, so daß das ganze Werk auf einen jeven Besucher einen gewaltigen Eindruck ausüben dürfte. Die Vorstellun gen werden Mitte September ihren Anfang nehmen, also zu einer Zeit, zu welcher ein Besuch in der säch sischen Schweiz mit ihrem herbstlichen Schmuck und nach Sebnitz unbedingt lohnend ist. Stolpen. Um die erledigte Bürgermeisters! eile haben sich bis jetzt nach Ablauf der Meldefrist 50 Be werber gemeldet, darunter 6 Juristen, 3 Bürgermeister, 2 Offiziere a. D., verschiedene Gemeindevorstände und Verwaltungsbeamte. Vier von den Bewerbern sind bereits zur engeren Wahl gezogen, unter ihnen ein Bürgermeister und ein Gemeindevorstand. Zittau. Der dritte der bei dem Umbau im Hotel zur Sonne verunglückten Männer, der städtische Ar beiter Looke, ist soweit wieder hergestellt, daß er bereits aus dem Krankenhause entlassen worden ist. In wenigen Tagen dürfte derselbe wieder seiner Arbeit nachgehen können. Zwickau. Vom königl. Landgericht wurde der Bahnarbeiter Riedel aus Waldenburg wegen fahr lässiger Tödtung eines zwei Jahre alten Kindes zn einer Gefängnißstrafe von 5 Monaten verurtheilt. Riedel zielte am Abend des 31. Mai d. I. mit einem Tescbing nach gedachtem Kinde (einem Söhnchen des Eisenbahnarbeiters Fritzsche in Reinholdshain), drückte auch den Hahn ab, ohne sich davon zu überzeugen, ob das Gewehr geladen sei. Dies war leider der Fall. Der Schuß drang dem kleinen Fritzsche in den