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Erscheint: «xlrch snlh 7 Uhr- Inserate «rrden angenonime»: bi« Abend« 6, Tonn» tagv b,s Mittag« ir Uhr: Manrnstraße 18. Anzeig In dies. Blatte Unten eine eisolgieichr Leidrciinng. Auslage: 18.000 Exemplare. Tageblatt für Niiterlialtnng und Geschäftsverkehr. Druck und Eigrnrhum d.r Herausgeber: Litpsch ^ Ntichardt. — Verantwortlicher Rcdactcur: ZUlkUS Ntichardt FS»»»««e>Sd «tiNtljLhrlich 20Ntz» bei u«nigeldliiyrrtt«- Irrung in'« Hau«. Durch dir Kiinigl P»H vikilrljähil 2!it/»Kgr. Lrnzelne Nummrm I Sigr. Anseratenpreise: Für den Raum ein«» gefallenen Zeit«: I Ngr. Unter „Eingesandt- di, Zeit« L Ngr. Nr. IW. Fünfzehnter Jahrgang. Mitredactenr: Sheodor Droinsch. W! »,»WlWIMN» Freitag. Sen IS. Juli 1870. Dresden, den 15>. Juli. — Se. Majestät der König hat dem Schuldirector I)r pink. Ernst Wilhelm Richter in Hainichen das Ehrenkrerez des AlbrechtSordenS verliehen und dein zeitherigcn Ober Zollinspector in Marienberg, Julius Einil Dreyßig, lintcr Ernennung zum Ober Steuer Jnspeetor die Stelle des Dirigenten der Haupt steuerämter Bmitzen und Lübau übertragen. — Die Königin Wittive von Preußen, welche sich geraume Zeit aus Besuch am königlichen Hoflager in Pillnitz ausgehaltcn hat, ist vorgestern Nachmittag )l> Uhr mit Erlrazug nach Berlin zurückgrreist. — In Folge der neuesten Ereignisse am politischen He> rizont herrscht in den militärischen Eommandobüreaus und Ela blissementS seit gestern reger, Leben. Allenthalben werden die vorbereitenden Schritte gethan. um dein Befehle zur Mobilisi rung unseres Armeecorps, welcher bei Ausbruch des Krieges sicher zu erwarten steht, die Ausführung aus dem Fuße folgen lassen zu können. Die Landwchrbchörden sind zur Zeit noch ohne Weisung, doch würde deren Thätigkeit dann um so ra scher beginnen und manchen Reservisten und Landwehrmann vom heimischen Heerd, von Weib und Kind losreißen müssen. Da die Etats der für den .Kriegsfall auftretenden Truppen Heile bereits im Mai d. I. (wie alljährlich iviedcrichrend völ lig besetzt, auch für alle Eominandostellcn die bezüglichen In Haber bereits designut sind, so bedarf eS nur weniger Tage, um Jeden an seinen Posten zu rufen. Tie Beschaffung der nöthigen Pferde würde im gegenwärtigen Falle rasch von flat ten gehe», da dieselben nach dem hier zuin ersten Riale in Kraft tretenden Gesetze über Aushebung der Pferde aus dein ganzen Lande, welches 3t),OM selddiensttüchtige Pferde besitzt, gestellt werden müssen. Leider wäre die vor der Thür stehende Erntezeit der unpassendste Zeitpunkt für eine derartige Even tualität. — Einer Mittheilung der Königl. Eommandantur zufolge sollen auf höhere Anordnung während der diesjährigen Herbst Übungen in der Zeit vom 22. bis 29. August dieses Jahres Ablheilungen der ersten Infanterie Division in der ungefähren Stärke von 2lOO Mann in der Reu und Antonstadl, der inneren Altstadt, der See und Wilsdruffer Vorstadt und Frie drichstadt untergebracht werden und zwar mirlhs und verdin gungsweise. Die betreffenden Einwohner Dresdens, welche ge nagende Räumlichkeit dazu besitzen, haben sich daher sesert bei der hiesigen Einauartierungsbehörde zu melden. — Der Gras di Bari, Bruder des .Königs Franz von Neapel, ist vorgestern früh »nt hohem Gefolge und Dienerschast hier angclommen und im Hotel de Sa re abgcstiegen. In Bezug aus die Untersuchung des Trinkwassers har unsere städtische Behörde jüngst eine anerkenneiiswerthe Thalia keit entwickelt, nachdem von den Stadtverordneten hierzu ein bedeutendes Bercchnungsgcld bewilligt worden war Die gan zen Brunnen, öffentliche und private, wurde» einer genauen Revision durch Sachverständig unterzogen und das Waffe: geprüft. Die Folge war bei vielen Brunnen deren sofortige Außerbetriebsetzung entweder durch Abnahme des Schwengels oder durch Anschlag einer Betanntmachung, daß das Wasser ungenießbar sei. Diese Maßregel hat den allgemeinsten Beifall gesunden, der Wohlsahrlvpolizei Setten des Publikums wohl verdienten Dank erworben, wenn auch mancher Hausbesitzer wegen Schließung seines Brunnens eilt grämliches Gesicht ge zogen hat. — .Kommenden Dienstag wird aus „Reisewitzens" eine großartige Musikaufführung staltsinden, an welcher sich, wie wir hören, sämmtliche hiesigen Civilmusikcr, circa 230 an der Zahl, betheiligen werden Das Ganze gilt einem sehr ehrenwert!>en und praktisch nützlichen Zweck, zu dessen Verwirklichung das Dresdner Publikum, namentlich in Bezug aus seine pecuniare Beihilfe, sich veranlaßt fühlen dürfte; denn cs gilt, einen Fond zu erweitern, der setzt mit einer geringen Anlage von etwa öM Thalern erst im Entstehen und bestimmt ist. dereinst den Musikern der Residenz eine Unterstützung in .Krankheit und andern mißlichen Lebensverhältnissen zu gewähren. Wenn schon die erwähnte Musikausführung in dem reizenden Reisewitzer Park, der' rn den jetzt so schwcrsonnigen Tagen mit seinen ehrwürdigen Laubdachern angenehmen Schutz gewährt und dessen bekannte Brauerei in neuerer Zeit einen besonders snschcn. klaren und wohlschmeckenden Bierstoff in seltener Weise liefert, em beson dcreS Vergnügen und einen exquisiten Kunstgenuß gewähren wird, ko dürste auch der beabsichtigte milde Zweck daS Publikum zur regen Theilnahme anregen, namentlich, wenn cs bedenkt, wie auch die Civilmusiker unserer Stadt so oft uns die Stunden der Muße mit ihrer Kunst, mit ihren herrlichen Melodien ver süßten. Deshalb tritt auch an uns die Pflicht heran, diesen Künstlern durch klingende Beihilfe die Stunden des Harms, deren ja das Lebe« leid« so viele bietet, zu erleichtern, zu er hellen - Wir erwähnten gestern, daß der Schlossergeselle, welcher in der Vogelschen Destillation neulich eingebrochen, am Mitt woch Vormittag von der Criminalpolizei verhaftet wurde. Der selbe hat sich jedoch seiner Haft im Polizcigesängniffc, wo er unterdes; untergebracht war, auf eine sehr schlaue und rakfinirte Weise in der 'Rächt vom Mittwoch zum Donnerstag wieder entzogen, indem er das eine Bein des in seiner Zelle stehende» Tisches abgebrochen, damit das vor dem Fenster befindliche Gitter auseinander gewuchtet, den Strohsack durch s Fenster in den Zeughos geworfen und dann durch Rachspri»gen sich befreit Hoffentlich gelingt seine Wiederhabhaslwerdung recht bald, da nach allen diesen 'Vorgängen der Flüchrling ein gefährliches Cubjeet zu sein scheint. — Der hiesige Männcrgcsang Verein „Apollo" folgt mich sten Sonntag einer anderweitcn Einladung des mit ihm be freundeten Musil Vereins zu Außig, um mit demselben — wie bereits M>7 geschehen — nicht nur auf der reizenden Ferdi nandshöhe, sondern auch aus der all ehrwürdigen Schloßruine Lchreckeiistein verschiedene gemeinschaftliche Gesangsvortragc unter sich zu halten. — Was muß nur unter die Gänse gefahren sein. Das Naturwunder der dreibcinigen lebendigen Gans, welches wir neulich erwähnten, ist überboten worden, denn gestern ist hier auä Anssig eine vierbeinige Gans angekommen In der Webergasse dir. 8 hat sie Standquartier genommen, wie sich Jedermann davon überzeugen lann. Ohne Zweifel läßt sie sich zum Aerger ihrer drcibeinigcn Eollcgin auch aus der Vogelwiese für Geld sehen und macht ihr Eoncurrcnz, denn vier Beine ziehen jedenfalls mehr wie drei. Tee zwei Gänse sollten ein Eompagnie-Geschäft machen, ivo die Firma iin Vogelwiesen Register aus den Namen der Vierbeinigen eingetragen werden tönnte. — Unser zoologischer Garten erhielt neuen Zuwachs, Herr Apotheker Schneider schenkte einen Serwal, und Herr Fabrikant Mar Hauschild zwei afrikanische Luchse. - Zeitungsnachrichten zu Folge eirculiren gegenwärtig im Handclsvertehr falsche Zehn Gulden Noten der landgräflich Hessen Honiburgischen Landesbani. Die sehr saubere, aus pho tographischem Wege hergestellle Ausführung der Falsisicate mahnt zu besonderer Vorsicht bei Annahme von Note» gedach ler Bank — — Am Dienstag Abend langte aus Bmunschweig ein Vergniiguugszug in Dresden an, welcher nahezu an 300 Gäste brachte, Ne der sächsischen Schweiz eilten Bestich abzuslatten beabsichtigten. Gestern Vormittag bewegte sich ein Zug von I l rochen Dicitslmäniiern, mit Blumenstöcken, Sträußen x belade», die Weberaasse entlang dem Aittonsplarc zu. Es galt einer seier lick,eil Geburtstagsgliltulatton, dein» aus obgenaiinlem Platze wurde das Geburtstagskind, eine stilhattendc Fruchihaudle'.!». mit einem Blumenregen förmlich ülerickntttel. Die feierliche Anrede eines ergrauten Tienstmanws der Expreß Eompagnie entlockte selbst der so manchen Sturmen des Lebens lvergebe reuen Frau Thranen der tiefsten Rührung und unter vi>! suchen Wuniche» stw das fernere Wehl der GOeterlen zerstreu ten sich die unisormirten Gratulanten — Aus der Brestestraße sind aus Befehl des Sro.dlrarhes mehrere Maurer beschäftigt die dein sogenannte» ..Brandplaizc" angrenzenden Häuser, sowie Gubelwandc e>n gelbes Gewand mittels Kalksarbe anzuziehen. Mil der Ruckwand des Hauies 'Nr. 7 hat man den Anfang gemacht, zumal sie von der rer lehrreiche» Secstraße aus sehr m die Augen strlll Wie lange die Brandstelle wo :m Jahre MG 3 Hau'cr nieder brannte n noch unbebaut bleiben wird, kann nicht beantwortet werden, doch lassen die jetzigen Vorrichtungen andeulen. daß noch meh rere Jahre vergehen leimen, ehe ein Ecn.eri aal, Sradlthealer u. s. w. allda ausgebaut wird. — Gestern Morgen ritt ein junges Herrchen nach dem Großen Garten zu. Als er auf die vom Dchnaschen Schlage dahin führende Ehaussee lam. wurde das Pferd störrisch, ging in schärfstem Tempo durch und entledigte sich seines Nettere, der auch iostwt in einer dichten Staubwolke verschwand, welche sein Rücken aus der Straße unfreiwillig aufgewühlt hatte Während der Gaul in Freihettsstnunge sich seitwärts amu sirte. führte man den zu Boden Geschmetterten in die m der Nähe befindliche Sodabude, wo die das kohlcn?aure Naß kredenzende junge Dame den Samarite»dienst übernahm und den Reiter, so gm es ging, durch Striegeln und Bügeln wieder soweit wenigstens herstellte, daß eine herbe igcholte Droschke ihn nach seiner Wohnung bringen konnte Am 10. d. wurde Bodenbach rcn einem so starken Hagclschbag heimgesucht, ivie sich die ältesten Leute nicht er inner», je einen solchen hier erlebt zu haben. Um 2 Uhr 'Nachmittags stiegen in der Richtung vom hohen Lchnecberge der Wetterseite schwarze Wolken aus, leider war auch darunter eine Partie von lichtgraucr Färbung, den bevorstehenden Hagel verkündend. Um '/.F3 Uhr entlud sich das Wetter : manche der Schloffen hatten die enorme Größe von Tauben , >a Hühner eiern und wogen über 2 Lolh. Das entsetzliche Wetter währte in voller Wulh etwa 12 Minuten und vernichtete den größ ten Thril der Feldsrüchte, des Obstes re. Das Getreide liegt wie zerdroschen, die Kartoffel so, als ob eine starke Truppe Kavallerie darüber geritten wäre. Bon den Bäumen sind un zählige Aeste, bemühe alles Löst herabgcschlagen und der Boden davon bedeckt. Der Schaden an Dächern und Fenstern ist sehr bedeutend. Tausende von Fensterscheiben sind dem Wetter zum Opfer gesallen. Vrn der Vehemenz des SchlossensallS lann man sich einen Begriff machen, wenn man zwei Linien dicke Scheiben durchgeschlagen sieht; es wurden mehrere Hun dert solcher Scheiben, mit welchen der Perron im Aufnahms- gcbäude gedeckt ist, zertrümmert. Die Passagiere, welche eben init dem Dresdner Zuge ankämc», als das Wetter niederging, mußten sich gleich m die Wansale und m die Zollhallen flüchten, um nicht von den beninle »stürzenden Glasscherben ver letzt zu werden, welche sich theilwcise in den Boden spießten. In dem Ausnahmsgebäude, in dem vm-ü-vm befindlichen säch sischen Beamtenhause sind Hunderte von Fensterscheiben zer trümmert. In den Gatten ist der Schaden so groß, daß er erst nach Jahren ersetzt werden lann, die Rosen z. B., welche noch in dein schönsten Flor standen und welche an keinem Hause in Bodenbach längst der Ehaussee schien, stehen geknickt und zerschlagen. In der Gegend bei Eulau sollen ganze Gruppen Menschen weinend ihre Felder umstanden haben. Am Bahnhöfe werden Glaser die Nacht über arbeiten, um die Fensterscheiben der Waggons, welche zeitlich Früh für die Trains bestimmt sind, herzustellen. Der gelammte Schaden ist vor der Hand unberechenbar. Bohcmia. — Tie Lerurthcilung eines der sozialdemokratischen Ar beiterpartei anaehörigen Lchuhmachergesellen, 'Namens Dittmar, zu dreimonatlichem Gcsangniß wegen „Schmähung von Religion und Kultus", welche vor einigen Tagen vom Frohburger Ge- schworncngcricht erfolgt ist, macht viel von sich reden. Der Berurtheilte, noch dazu ein Dcutschlatholik, hatte in einer Volksversammlung zu Frohburg nur die Worte gebraucht, der heilige Geist ist ein Märchen", Worte, deren strafbare Bedeu tung nach dem neuen zur Veröffentlichung gelangten Dissi- dcnlengksetz schwerlich nachgewiescn werden kann. Dean hofft, daß das Appellalionsgerichl das erwähnte Urrheil, welches nicht einmal eine elswöchciulichc Voruntersuchung in Anrechnung ge bracht, verwerfen werde. Fr. I. — Die Turnvereine zu Bcrna, Frohburg, Goritzsch, Hain, Lausig! und Lobsiadl batten sich mit dem von Geilhnin in letz ter Stadl am 10. d Ri. zu einem Gauturnfest cingestmden, waren unter Veramiitt der Musik eingezogen und von dem Getthainer Beistände empsangen worden. 'Nachmittags halb 3 Uhr stellten sich die zum 3uge geordneten Turner im Verein mit de» städtischen Behörden und festlich geschmückten Jung frauen aus denn Marktplatz auf, wo nach Äbsinaung des Lie des: „Turner au) zum Streite" x. Herr Bürgermeister Bauer Namens der Stadl den Genien den herzlichen Willkommen sprach und ein Hoch aus den König o.nsbrachle, das mit hun dert Stimme» ivieoerhallte. Hieraus bewegte sich der Zug durch die festlich gcichmuckle Stadl nach dem Turnplätze, wo das Schauturnen stausand. Den Schluß des Festes bildeten am Abend d:c im ^ckneßhauie und m der Graiilich'schen Re stauration abge hatte ne n 'Balle. Vergangenen Dienstag fand die Verlheilung der zuerst erlangten Becher aus dein in Langeusalza arrangirlen dritten Thüringischen Schützenfeste statt öei welchem sich schon am ersten Tage eine Anzahl Dresdner Theilnehmer auszttchnclen. Unter den hiesigen Schiitzen erhielt Herr .Krctzschmar die erste Tagesprämie aus die Standicheibe. andere Präniittle von hier waren die Herren Anger,„an» , Schlegel, Rech . Lesscr und Bicling. — Am Montag Morgen gegen ck Uhr brannte die am Wege »ach Pölbitz bei Zwickau gelegene, dem Mühlcnbcsitzer Hering gehörige Erleitniuhlc total ab Leider sind dabei zwei Menschenleben zu beklagen, da Nr Schneidemüller Petzold und dessen Ehefrau mil verbrannten. Das Fetter hat mit so rapi der Eile um sich aegriffcn, daß die herbei eilende Feuerwehr gar nicht in Aelion lam Die Pctzold'schen Eheleute waren erst Morgens gegen 3 Uhr vom Vogelschießen nnch Hause ge kommen Zwei Mühllnappen tonnten sich nur durch Herunter- springen vor dem Feuertodc retten. Die Leichname der bei deni Brande umgelem,nennt Pel.oldschcn Eheleute sind 'Nach mittags aus dem Schutte hervorgezogen und in einem gemcin- ichastlichen Sarge zur Ruhe bestattet worden Cie waren ganz verkohlt uitd zuiamutengeschrumpfl. — Am 11. d. Mts. ist in Zwönitz bei Gelegenheit des daselbst stallgesundeneit Vogelschießens der im r». Lebensjahre stehende Sohn des dortigen Gürtlers Ficker von einem am Schießen sich bctheiligten Schuhmachergescllcn Namens Schreie» aus Unvorsichtigkeit m die Brust geschossen und sofort getödtet worden — Der Großenhainer Gcwerdevereln, der Mittwoch üdev