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Donnerstag Nr. 214 I. August 1844. Lervna. Di» Arttun, »rs<b»'n> läglich Ubends. Au be,i?hm durch all» Postämter d»s 2nr und Auslandes. Deutsche Allgemeine Zeitung. Pre'S jür daS Viertel» iakr 2 Tvlr. — InsertionSgedüdr für den Raum einer Aelle 2 Ngr. -Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» Ueve-blick. Deutschland» "Hom Rhein. Der Zollverein und.Belgien- —Mün chen. Döllinger und Thiersch, »r. Hurter. Vr. Schlemmer. Italien. Karlsruhe. Petition über Wildschaden. Beschwerde über einen Commis- sionebcricht der zweiten Kammer. — Die Steuererhebung in Meiningen. 4SVrannschwria. Vertretung der Kunst. Gemeindeordnung. Jnjurien- sachen- -s Frankfurt a. M. Graf Nesselrode. Preußen, s Von -er Oder. Das Attentat. * Stettin. Das Attentat- — Ministerielle Bekanntmachung. QKerim. Der Nationalverein, x Ker tin. Der Gustav-Adolf-Verein. — Die Juden in Geseke.— Die Veröffent lichung der Verhandlungen der Stadtverordneten- — Die Polizeiuniform. Defterreich. Die prager Unruhen. Die Fabrikarbeiter. * Presburg. Das Zollwesen. Die Centralcisenbahn. Zeitungsverbot. Spanien. * Paris- Aushebung. Die französische Flotte vor AlgesiraS. Großbritannien. Die Quarantainegesetze. Guernsey. Der Besuch Lud wig PHÜipp's. Unfall. London. Das Ministerium und die Parteien. Krankreich. Die Jubelfeier. Marschall Bugeaud- -s Paris. Zeitungsstreit. Nicaragua. Der Herzog von Bordeaux. Das Schloß Chambord. Belgien. Adresse in Betreff des Eisenzolls. Rußland und Polen. Erschwerung des Schleichhandels. — Offiziers prüfungen. Da Plata-Staaten. Nachrichten von Buenos Ayres und Montevideo. Nachrichten von Rio Grande und Paraguay. Personalnachrtchten. Wissenschaft und «Kunst. -Königsberg. Die Jubelfeier der Univer sität. Abschaffung des Duells. Schön's Denkmal. "München. Schwan thaler. Leipzig. Die Kunstrcitergesellschaft. Handel und Industrie. -Frankfurt a. M. Börsenbericht. -Wien. Postwesen. — Berlin. Neueste Nachrichten. Paris. Graf Nesselrode. Ankündigungen. Deutschland. *vom Uhein, 28. Jul. Es war vorauszuschen, daß die von Sei ten des Deutschen Zollvereins gegen Belgien ergriffene kommerzielle Maßregel nicht blos in diesem Lande Gegner finden, sondern daß sie auch demjenigen Theile des rheinischen Handelsstandcs, welcher bei den Interessen der belgischen Eisenindustrie in einer oder der andern Weise bethciligt ist, eine unangenehme Erscheinung sein würde. Wie man ver nimmt, hat sich dieser Theil des rheinischen Handelstandcs bereits auf Schritte bedacht gezeigt, um die belgische Eisenindustrie und mit ihr sein eignes Interesse in Schutz zu nehmen; es sollen von ihm in Aachen und Köln bei den Handelskammern dieser Städte Vorschläge in Anre gung gebracht worden sein, Petitionen für Abwendung oder doch für wei tere Aussetzung jener Maßregel nach Berlin zu senden. Es ist jedoch wol nicht anzunehmcn, daß sich durch diese Petitionen, die nur ein Son- derintercsse im Auge haben, der Zollverein zur Zurücknahme eines wohl überlegten, durch höhere, allgemein wichtige Motive veranlaßten Beschlus ses werde bewegen lassen, ohne daß ihm zuvor von Seiten Belgiens selbst ein zureichender Grund zu einer solchen Modifikation seines Verfahrens gegeben sein würde. Es sind indeß jene Vorstellungen von den erwähn ten Handelskammern noch nicht genehmigt worden, und an überwiegen den Gründen zur Zurückweisung wird es ihnen nicht sehlcn. Agenten der belgischen Hammerwerke haben sich zahlreich am Rhein eingefundcn, um zum Vorthcilc der' Sache Hrcr Committentcn Stützpunkte zu gewinnen. Ihre Bemühungen sollen nicht ohne Zusammenhang mit jenen Petitlons- projcctcn sein, deren Autorität demnach um so weniger von Bedeutung und Einfluß sein könnte. Keinen größern Eindruck bringen die fortwäh renden belgischen Deklamationen von einem Zollkriege hervor, zu welchem die Maßregeln des Deutschen Zollvereins möglicherweise führen würden. In Belgien selbst glaubt man wol am wenigsten an eine Verwirklichung der reinen Unmöglichkeit, den Deutschen Zollverein trotz der Gerechtigkeit seiner Ansprüche zur Nachgiebigkeit zwinge», zu können. —LNÜNchtN, 26. Jul. Döllinger's Antwortschrist auf die drei Send schreiben vonThiersch an ihn über die Knicbeu aungsfragc läßt noch immer auf sich warten, so viel man hört, weil sic nach dem Willen des Verfassers weniger den Charakter einer polemischen Gclegenheitsschrift, son dern mehr den eines selbständigen dogmatischen Werks erhalten soll. Das Zögern des Verfassers schmälert übrigens die Spannung, mit welcher hier feiner Entgegnung von allen Parteien entgegcngcsehen wird, keineswegs, es wird diese vielmehr durch so Manches noch erhöht, was von Freun den und Schülern desselben über das zu Erwartende im voraus ins grö ßere Publikum gebracht wird. Unterdessen haben die Thiersch'schcn Send schreiben verschiedene andere Beantwortungen gefunden, denen jedoch eine hervorragende Bedeutung nicht bcigelegt werden kann, obschon alle mehr! oder weniger dazu beitragen, den besprochenen Gegenstand allseitig zu be leuchten. Bis jetzt sind in dem Streite, mit welchem unverkennbaren Eifer er auch angefangcn und fortgeführt worden ist, die Grenzen des An standes und der Wissenschaftlichkeit noch nicht überschritten worden. — Der ehemalige Antistcö I)i. Hurter, von welchem jüngst eine hiesige Correspondcnz für ein schwäbisches Blatt gemeldet hat, daß er in Rom während der ganzen Zeit seines dortigen Aufenthalts in jeder Weise aus gezeichnet worden sei, kann hier, wo er seit Jahren halb heimisch gewor den ist, nur Aehnlichcs zu erfahren haben. Ob derselbe aber in Mün chen seinen steten Aufenthalt nehmen werde, das scheint noch abgcwartct werden zu müssen, wie sehr es auch seine zahlreichen Freunde hier wün schen. Noch weniger beglaubigt ist wenigstens vorläufig die in einer rhei nischen Zeitung ausgesprochene Behauptung, daß er bestimmt sei, einen. Lehrstuhl an unserer Hochschule cinzunchmen. — Wenn ich recht unterrich tet bin, so wird vr. Schlemmer aus Nürnberg, welcher vor etwa acht Tagen hier von der evangelischen zur katholischen Kirche übcraetrcten ist, die Convcrsions-Nechtfertigungslitcratur demnächst durch eine Beleuchtung seiner Bckchrungsgründe vermehren. Vorbereitend machen hiesige und auasburger Blätter einstweilen darauf aufmerksam, daß er Verfasser der besten unter den gegen Görres gerichteten Anti-Athanasiusschristen sei, und daß sich von ihm, dem hinwiederum Görres bei seiner Aufnahme in die katholische Kirche als Zeuge zur Seite gestanden, in der fraglichen Be ziehung nur Ausgezeichnetes erwarten lasse, vr. Schlemmer wird sich übrigens fortan, dem Vernehmen nach, ausschlicßend der alten Philologie widmen und wol auch einen ihm in seinen Studien förderlichen Wirkungs kreis erhalten.— Trotz dem seit einigen Monaten immer gleichlautenden Inhalt von Correspondcnzen aus Italien, von der italienischen Grenze rc., die alle wie eine den politischen Zustand in Mittel- und Unteritalien als einen vollkommen befriedigenden schildern, kann man hier demselben keinen rechten Glauben schenken, da er mit brieflichen Mittheilungcn aus zuverlässiger Quelle und mit den Erzählungen gebildeter Reisenden in zn offenbarem Widerspruche steht. Im Kirchenstaat und in Neapel haben erst in jüngster Zeit wieder Verhaftungen, Untersuchungen und neue Ver haftungen stattgefundcn, und überall wurden die Compromittirten in die Gefängnisse der Hauptstadt abgcliefert. Ucber das Schicksal der jüngst in Calabricn mit den Wassen in der Hand gefangen genommenen Flücht linge vernimmt man noch immer nur Gerüchte. Karlsruhe, 26. Jul. In der heutigen Sitzung der Kammer der Abgeordneten übergab v. Jtzstcin eine Petition von 672 Bewohnern aus Ettenheim'rund Lahr, welche von allen Bürgern unterschrieben worden» wäre, wenn nicht thcils die Aerntegcfchäfte, thcilS die Verfolgung der Petition durch Polizei und Gendarmerie viele abgchalten hätten. Die Eingabe beschwert sich gegen den zu hohen Wild stand in dem Jagdbezirke des ehemaligen Abgeordneten Völcker in Lahr. In der Petition wurden auch Mißhandlungen, welche durch einen Jagdaufseher gegen Bürger aus geübt wurden, und die Ermordung eines Mannes durch einen Jager an geführt, Vorfälle, welche eine große Aufregung und die vorliegende Bitte um Abhülfe veranlaßten.— Der Abg. Sander nahm bald darauf das Wort, veranlaßt durch zwei Berichte der ersten Kammer, welche heute ausgcthcilk worden sind. In dem ersten, über das Budget der Forstdomainenvcrwal- tung, wird von dem Berichte der zweiten Kammer gesagt, daß die Vor schläge der Minorität über eine neue Organisation der Forstverwaltung auf gänzlich unrichtigen und mitunter absichtlich entstellten Prämissen, be ruhen; m dem zweiten Berichte der ersten Kammer, über die Pensionen, wird von den in dem CommissionSbcrichte der zweiten Kammer angeführ ten Ursachen der Vermehrung des Pcnsionsaufwandes gesagt, daß daraus „nur die während des ganzen Landtags vorherrschende Tendenz der Ver dächtigung der Negierung sowol als sämmtlicher Staatsdiener" hervor- lcuchte. Der Redner spricht seine Verwunderung und sein Bedauern über diese Stelle aus. Er und alle Mitglieder werden das Recht der freien Meinung, daß sie selbst ansprechen, auch der ersten Kammer in vollem. Umfange zuerkennen. Wer dieses Recht anarcifcn wolle, würde sich das Zcugniß eines tiefen Standes politischer Bildung ausstcllcn. Auch die Kritik von Berichten der zweiten Kammer sei nicht zu bestreiten, obgleich sic bei Ständeversammlungen, die aus zwei Häusern bestehen, selten vorkomme. Allein die Ansichten und Gründe müssen aus der Sache selbst genommen sein; Verdächtigung der Tendenzen, der Absichten dagegen, überschreite-alle Grenzen parlamentarischer Sitte und Uebung und könne nicht förderlich sein für die Geschäfte des Landes durch das Zusammen wirken beider Kammern. Er hoffe, daß diese Bemerkung genügen werde, um die erste Kammer zu veranlassen, solche Aeußcrungen, die er einem bloßen Uebcrschcn zuschrcibe, künftig zu vermeiden. Sollte diese Voraus setzung nicht eintrcffcn, so würden in diesem Saale Männer zu finden fein, welche die verfassungsmäßigen Mittel in Anwendung zu bringen wissen, um das Ansehen und die Würde dieser Kammer, welche der an dern Kammer ganz gleichstchc, zu wahren und zu vertheidigen. Nachdem