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6S. Jahrgang, 16. Mittwoch, 16. Januar ISIS. L8Sb Drahtanschrift: «acheMyen »re»»«,. Amnsprecher-Sammelmimmer: tt-Ll. N-rr f«r R-chlgespeitch«: »00U. »üv-IiUrNch kl Dr—de» >md «««m, bk« zw«tma»vr Zulro^ln, <MI Lcm». nur kinmLlt I»Bl, b«t «tnmaii,« Zuptvon, Lurch »I« Post <ohno Dkstellgeld) M. monatlich l.t» M. >»1«i-rn<P»B>«- Dt« Z«tl« «etwa « LU»rn> riü Pt. B«rrutz»i>lit»k u. Anjri^n »> Äumm-ri> nach Tann-u.A«i«t»M«» It,Takts. S0To»ernn,»MlchIag — Äit»».Auftr.L«g.r>oruu»b«^hl.—»«i«,»i.i»P». Lchristlestung und H«vtg«fthaft»fteUe. vtarienstrahr »8,4«. Druck u. Berlag von Liepsch « «richar»« in Dm^e, «achvnich nnr mit tnnNtchrr nannte <.Dr«dn«r Nachr.", pMfi,. — Un«rtan«te LchrifitUIcke wrrdon nicht anslumahri. tzrbitterte Kämpfe zwischen Brenta und Monte Pertica. Srl»>il»ser feindlicher Birftid an der untere» Pi,»,. — Unsere UrieirMe l« Sfte«. — -er englische «nrinemiMer 10« dir versenkun» »er SeleltrUie. — >«« »ene englische Anshedungsgesetz. — Ein englischer SizinM iib« itlsab-Lottzrinie». Ser »entsche Adendderlcht. Berlin. IS Januar. abends. (Amtlich. W. T. B f Zwischen Brenta und Piave vielfach heftiger Feuer, ka«»f. Bon den andere« Kriegsschauplätzen nicht« Renes. Sei»errekchifch->mit»rrscher Nriegrbericht. Wien, IS. Jan. Amtlich wird verlantbart: Zwischen der Brenta und dem Monte Pertica ging der Italiener nach starker, zeitweise zum Trommel feuer gesteigerter Artillerievorbereitung znm Infanterie, Angrisf über. Nach sehr heftigen Nahkämpfe« gelang es dem Feind, an einzelnen Stelle« in unsere Gräben ei», zndringen. Im Gegenstok wurde er jedoch aus diese« geworfen. I« ganzen Angrifssraume ist die vorderste Kampflinie voll in unsere« Besitz. Der Gegner erlitt schwere Verluste. An der unteren Piave wnrde ein feindlicher Borstost bei Breffanin rasch znm Stehen gebracht. 1«. T. B.f Der Ehe« des «e«eralsta»S. die ameristmische Kriesshilse. Davon, daß der Verband. soweit er in Europa über haupt noch kriegssähig ist. also in seiner durch England- Frankreich und Italien verkörperte» Vertretung, aus eige ner Kraft den Lieg gewinnen könnte, ist schon längst nicht mehr die Rede. Diö ganze Hoffnung eines glücklichen Aus ganges für die Entente wird jetzt auf die nvrdamerikaiiische Union gesetzt, auf die „Millionenarmee", die von jenseits des „großen Teiches" hcrübcrkommen »nd den Endcrsolg an die Verbaudsfalincn fesseln soll. Wie eine Fata Morgana den verschmachtenden Wanderer in der Wüste liebliche Bilder non grünenden Oasen mit murmelnder Quelle vorzaubert, so labt sich die Phantasie der kriegsmüden Völker der drei feindlichen Staaten an dem Gaukelbilds eines ungeheuren amerikanischen Heeres, das mit einem Schlage die Militär macht des Vierbunbes vernichten und der ausschweifenden Begehrlichkeit des Imperialismus unserer Gegner die Er füllung und Befriedigung bringen soll. In Frankreich hat Clsmeneeau der Opposition seiner Widersacher dadurch die Spitze abgebrochen, daß er eö für eine Ehrenpflicht der Ration erklärte, bis zum Eintreffen der amerikanischen „Be freier" im nächste» Frühjahr auszuharren. In Italic» hat Orlando das Ende des Krieges für das laufende Jahr auf Grund des Eingreifens der amerikanischen HecreSmacht als unüediugt sicher bezeichnet und in London ist von dem eng lischen Miinitionsminister Churchill bei einem Frühstück in Gegenwart des amerikanischen Botschafters ein dringlicher Aufruf au die Union gerichtet worden, mit aller Kraft die gemeinsame Kriegführung zu fördern und mit der erlösen den Tal der Sendung des Millioneiihecres nicht länger zu zögern. So sind also beim Verbände alle Augen mit gespannter Erwartung nach Washington gerichtet, von wo die große entscheidende Hilfe kommen soll. Da, gerade im Augenblick der höchsten Spannung, erhalten die Hoffenden und Harren den von dem Diktator Wilson einen niederschmetternden Dämpfer aufgesetzt. Rach einer offiziösen Reuterineldung aus der nvrdameritanischen Bundeshauptstadt hat nämlich die dortige Regierung in London. Paris und Rom wisie» lassen, daß sic die doppelte Aufgabe der gleichzeitigen Ver sorgung der Alliierten mit Getreide und Truppen aus Mangel an Schiffsraum nicht zu lösen imstande sei. Sie sei trotz eigener Schwierigkeiten bereit, der Lcbensmittel- not in den europäischen Berbandsstaaten durch Lieferung von 2)- Millionen Tonnen Weizen abzuhelscn. Dann aber müßten die Alliierten sich darüber schlüssig werden, inwie weit durch eine derartig umfangreiche Gctrcidcvcrschiffung Las Abkommen über den Transport amerikanischer Trup pen nach Europa berührt werde. Am Schlüsse der Meldung heißt cs, einzelne amcrilantsche Beamte seien der Ansicht, -atz die Alliierten vorerst der Lieferung von Getreide den Vorzug geben würden. Das ist ein Wink mit dem Zauns pfahl. der deutlich genug besagt, -atz Amerika selbst die Lieferung von Weizen in die vorderste Lint« stellt und von der Gendong von Truppen vorläufig am liebsten abscheu möchte. Einige Andeutungen nach dieser Richtung sind bereits auj>der letzten Pariser.Konferenz von seiten des amerikanischen Vertreters gefallen, der die Alliierten darauf aufmerksam gemacht hatte, daß es in ihrem Inter esse liegen würde, rechtzeitig zwischen Truppen »nd Lebens mitteln zu wähle». Die öffentliche Meinung' in den Eittcnteläiidern legte aber dieser amerikanischen Erklärung keine sonderliche Bedeutung bei, sondern verrannte sich immer tiefer in die Vorstellung, daß das gewaltige ameri kanische Hilssheer als das große rettende Wunder un bedingt »nd unter allen Umständen in diesem Frühjahr auf der Bildsläche erscheinen und den Krieg zugunsten des Verbandes beenden müsse. Rim steht die schwere Ent täuschung unmittelbar vor der Tür, und der Rückschlag auf die Kriegsstimmung in den Ententcstaatcn kann nicht ans- bleibe». Die bombastischen amerikanischen Versprechungen, die das angebliche Riesenhecr in Aussicht stellten und die nun mehr wie Leisenblasen zerplatzen, waren znm guten Teil dem Geiste des Humbugs entsprungen, der einen unaus rottbaren Zug im Wesen -cs Amerikaners ansmacht und den er nie verleugnet. Man ijat hier gesagt, Amerika dürfe nicht .unterschätzt werden. Auch England gegenüber mären wir zuerst in diesen Fehler verfallen und doch hätten die Engländer es fertig gebracht, innerhalb eines Jahres ein kampffähiges Millionenhecr auf die Beine zu bringen. Das ist richtig, aber Amerika ist iu militärischer Hinsicht nicht mit England zu vergleichen. Tie Engländer hatten in ihrem früheren Söldnerheere immerhin einen tüchtigen Stamm geschulter Soldaten, die in schweren Kolvnial- kämpfen erprobt waren, und konnten dann mit Hilfe der allgemeinen Wehrpflicht das große nationale Heer an- glicdern. Die Amerikaner aber sind eine ganz und gar iittMklitSrischc Nation, deren Heerwesen vis jetzt aus einer geradezu lächerlichen Ltu.se der Unvollkommenheit ge sta,rden^hst.„Hs Ist daher auch nicht anzunehmcn. daß sic es -ey Engländer« in der Schaffung eines Millionen» hecres gleicht«« können, sonder» sic werden mindestens zwei Jahre nötig habe«, um eine so umfangreiche Armee audzuhebe», anszubilden und auszurüsten, so daß sie den europäischen Heeren einigermaßen ebenbürtig ist. Dann ist aber vor 1919 an ein nennenswertes Eingreifen ameri kanischer Truppen in Europa nicht zu denken, vorausgesetzt, daß die Lchiffsraumfragc überhaupt den Transport i» größerem Maßstabe ermöglicht. Wenn heute schon von Washington aus der Mangel an Schiffsraum vorgeschrie ben wird, um die Unmöglichkeit der gleichzeitigen Ver schiffung von Getreide und Truppen zn begründen, io wird die Tonnagenot nach einem weiteren Jahre Uuterseekrieg noch viel bedrohlicher sein. Nicht nur die Mannschaften wetlen befördert sein, auch die ungeheuren Mengen von Munition und Kriegsmaterial aller Art, und dazu muß ein ständiger überseeischer Dienst für die Verpflegung der Truppen unterhalten werden, die der Verband in Europa aus eigenen Mitteln nicht bestreiten kann. Hieraus erhellt ohne weiteres der ungeheure Umsang der Schwie'igreitcn, die der Entsendung eines „Millionenheeres" über den Ozean entgegenstehen, und die zum Teil so unüberbrückbar sind, daß es sich günstigsten Falles, wie ein militärischer Sachverständiger in einem Wiener Blatte ansgerechnet hat, um die Herüberschaffung von 599 OM Mann handeln kann. Selbst wenn es den Amerikanern, was wir nicht glauben, gelingen sollte, diese Höchstzahl an Truppen ans euro päischem Boden zum Kampfe zn stellen, io könnte dadurch dem Kriege immer noch nicht die von der Entente erhoffte endgültige Entscheidung gegeben werden. Mau kann also ruhig sagen, daß es in jedem Fall Sand ist. auf den die Re gierungen und Völker der Entente in Europa mit ihren Hoffnungen auf die amerikanische Krieg.'Hilfe gebaut haben: eine Aricgshilfc, die noch dazu um so schemenhafter er scheinen muß, je weniger sicher es ist, daß die Amerikaner überhaupt die ernste Absicht haben, in Europa zu tun. waS sic können: denn die Wahrscheinlichkeit, daß sic ihre Rüstun gen hauptsächlich zur Rettung ihrer Stellung gegenüber Jgpan und zur Bereitschaft für alle Fälle gegenüber dem ferne» Oste« benutzen wollen, ist nicht gering. Nach alledem dürste wohl das Urteil gerechtfertigt sein, daß die amerika nische Hilfe vorwiegend eine psychische Bedeutung in -cm Sinne einer nochmaligen letzten Auspeitschung des Kriegs- willcns bei den Wcstmächten und in Italien besitzt, aber den Gang des Krieges selbst nicht wesentlich z» ändern und »ns keinesfalls die Siegcspalmc zu entreißen vermag. Es bedaxf non unserer Seite nur noch einer letzten gewaltigen Krastanstrcngung, nur noch eines letzten zielbewußten Durchhaltens, um nach der Zerstörung der amerikanischen Illusion unsere Feinde endlich dahin zu bringen, Satz sic Mis kommen und um Frieden bitten müssen. ' » «unstng über AriedensvorschlSge. (Eigene D r a h t m « l d » » g.l Gens, IS. Jan. Der „Herald" meldet aus Neuyorl: Lansing gab im Senat auf eine Anfrage Staues die Er klärung ab, daß Amerika keine direkten Verhand- lungs Vorschläge eines der Kriegführenden ad le h n e n würde. Unsere Kriegsziele im Sfte». iTrahlmeldung unsrer Berlin erLchriftleitung.) Berlin, 15. Jan. Ueber unsere Kriegsziele i« Osten läßt sich nach dem bisherigen Verlaus der Verhand lungen in Brest. Litoivsk nnr sagen: Kurland. Litauen und Polen sollen zwar nichr annettiert, aber auch nicht bei Rußland belasse», sviwern als selbständige Ltaatswcsen anerkannt werden. Ueber die Gestaltung ihres Verhältnisses zu den Mittelwaclstrn kann erst später entschieden werden. Gegenüber dem großen Komplex von Fragen, die vor uns liegen, ist natikrlich nur eine Lösung von Schritt zu Schritt je nach der wetteren Entwicklung der Ereignisse und der Verhandlungen möglich. Wie W. T. B. meldet, erklärte ttnierstaatskekrctär v. d. Busiche im Hauptansichnß: Ich tan» namens des Herrn Reichskanzlers die Erklärung abgeben, daß in den Instruktionen, die Staatssekretär v. K n h l m a n n für dir Verhandlungen in Brest-Litomsk erstatten hat. keinerlei A e n d c r n n g eingetrcten litt — Tamil dürfte allen iw Publikum und in der Presse iimiansenden Gerüchten der Boden entzogen sein. b. Berlin, 15. Jan. ,Eig. Dralumeld.f Es stet» nun mehr bestimmt fest, daß Reichskanzler Graf Heriling nicht, wie geplant war, morgen im Hauptans-schnsie des Reichstages das Wort ergreifen wird. In .Abgeordneten- kreisen wird angenommen, daß der -Kanzler am Frei lag leine an gekündigte Rede hatten wird. Der ReichSauSschrch der Vulerlandspapte« hat in einer Entschließung sesigestellt, daß l-otz allen Verleumdungen und Angriffe der Graule der Tratschen Vaterlandspartei sich überall mehr und mehr durchsetze. Der Reichsansschnß erklärt, daß die Deutsche Valeria mds Partei einmütig aus das schärfste alle Best- , bniig.-n be kämpfen werde, die in Verkennung unserer Lpgc und vott- rer LcHenÄnotwendigkeitev oder ans änderest G.dyfx-n dis Grundsätze wieder beleben wollen, die bei Beginn a-r iw zwischen abgclaiisencn zehntägigen Frist für eincy am gemeinen Frieden anfgestellt waren. Dasselbe glitt dev Ve strebungen, die in den Ausführungen Lloyd Georges »nd Wilson« eine irgendwie in Betracht kommende Verhasid lungsgrundlagc erblicken. Ans Grund seiner genauen Kenntnis der Stimmung im Lande stellt der Reichean-'schnr. fest, daß solche Bestrebungen von der nüerwült'gevden Mehrheit des Voltes verworfen werden und daß die ent gcgengeietzte Auffassung überwiegend ans irreführenden Beschlüssen beruhe. Ter Reichsansschnß bearsißt ferner dev Fortgang der Verhandlungen im Osten. Alts der Sik-!i'»ni- nis, daß der englisch-amerikanische Kavitalismüs die ganze Welt als Ausbeuiungsobickt behandelt, müssen die Rosien in der Herstellung dauernder guter Beziehungen ,n Deutsch land ihre eigensten Jrttcressen verstehen. Mit der ent schlossenen Durchsetzung unserer eigenen Jvteresicn, vor allem auf dem Gebiete der militärischen Sicherung, ist die Herbeiführung eines Friedens im Sinne der Avstabnuun solcher Beziehungen durchaus vereinbar. Weitere Presfeftimme«. Die „Deutsche Tageszeitung" teilt den Wunsch des „Lok.-Anz.". „daß nunmehr von den beteiligten Ressorts an den Abmachungen dieser Tage sestgehalten werde.", hat aber nach den bisherigen Erfahrungen nicht eben g,n»ßes Vertrauen. Es sei bedenklich, wenn ein so i.mluoo-erriw tetes Blatt, wie der „Lok.-Anz.", jetzt schon an de men müsse, daß die freie Bahn für die Heeresleitung ihre Grenze in „S t a a t s n o t w c n d i g k e i t e n" finde. Nach der augenblicklichen Lage der Dinge könne besonders im Hinblick aus den Westen die gerade jetzt crsolacnde Andeutung solcher Konflikte zwischen militärischen und staatlichen Notwendigkeiten nur mit Mangel an Vertrauen erfüllen. Tollten die Dinge anders liegen, schließt dir „Deutsche Tagcsztg.", so würden wir jedes Anzeichen mit Erleichterung begrüßen. Die „Voss. Ztg." sagt, daß sich die Besprechungen der militärischen und politischen leitenden Persönlichkeiten beim Kaiser, die zu einer Klärung der gegensätzlichen Aus sassnng geführt haben, die man als politischen Wafscnstiil stand bezeichnen könne, sich aus den Osten wie auf dev Westen bezogen habe». Bezüglich des Westens sei eine volle Einigung zwischen der politische» und der mili törischcn Leitung erzielt worden. Bezüglich des Ostens habe man sich vorläufig mii der Aufstellung v p t: Richtlinien begnügt. Endgültige Entschließungen wur den in diesem Punkte vermieden, weil man dem weiteren Verlauf der Verhandlungen von Vrest-Litomsk nicht vor greifen wolle. Von P e r s v n a l v c r ä n d e r u n g e n an den leitenden Stellen sei bis ans weiteres nicht die Rede. Ala in der Umgebung des Reichskanzlers das Ge rücht von einer „politischen Erkrankung" dcS Grafen Herl ling besprochen wurde, soll dieser lachend gesagt haben: Ich habe mich noch nie gesunder gefühlt. Rußlands Erschöpfung. k. „Daily Ehrvnicle" meldet aus Petersburg: Der Ge danke. als ob Rußland den Krieg wieder auf- nehmcn könnte, müsse endgültig aufgegeben werden. Allerdings würden im Institut Smolny vage un- phantastische Pläne zur Rekrutierung einer Frciwilligen- Armec aufgestellt, die aber nicht durchführbar seien. Ruß land habe als organisierter Staat für den Augenblick zn existieren anfgehört. iDrahtmrldung unsere» Kölner Mitarbeiter ».> gs. Amsterdam, 11. Jan. Zu dem Mitarbeiter -er „Daily News" In Stockholm äußerte sich der frühere «ng- lische Botschafter Vuchanan dahin, daß die Lage in Rußland unsicher >ei, weil niemand wisse, was morgen ge schchen könne. Ein schneller Umschwung in den inneren «erhält,ligen je, allerdings nicht wahrscheinlich. M«