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Sächsischer Landes-Anzeiger : 16.08.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-08-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188708162
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18870816
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18870816
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-08
- Tag 1887-08-16
-
Monat
1887-08
-
Jahr
1887
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 16.08.1887
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i.ii mls. Ho. IS lookllbe. tt 30 Pfg i'ompvtvn > 8s»Io statt. » 8 vtu- mer Hoffman« Opernsänger n Musikalie» ' L Vsgnsr. SIN. „Lluckv" ;t bersobtigt, vis Lsriöll Vorsteher. -kaffe. nttags 3 Uhr »g „ vert das zahl- c. sns Nötir. >ie. üeii und Bkk- )t: Freitag dm , Uhr entschlief >or unerwartet n, Frau ie öl»M, ! Gelcnau. d bitten interlassenen: Kirchschull.sm. Walde, keln in Raschaa, arkersdorf und tz- findet Sonntag chm. r/,4 Uhr dhof statt. :iden verschied tag unsere gute :rfolgt Sonntag von der Halle d bitten Familien uvner, Bock, ttcrherz hat schlagen! Uhr verschied chwerem Leiden icine innigstge- ce gute Mutter, l lVvrtvI, äß, lsjahre. der theueren ^ Sonntag Vor« von der Halle statt. ietrübt an bst Kinder«. Heater. Uhr *Wk n 2. Male: NlitM :sang in 3 Act. k v. B. Sänger /ü Uhr. 'HW ni 9. Male: ildmittl 1 Vorspiel»- l Millöcker, l. Görlich^ 'V- Uhr' fi; ^ ^ NI 3. Male: mit 8M Letzteren. «r 188. — 7. Sahrga«-. « jeden Wochentag «Send (mltDatnm , olgenden Tage-, zur.«ersendlmg wgeÄe „Sächsische Landes-Anz^gek" täglich einem besondere» Unter- Matte und mit dem Extrabeittatt Sächsischer aakAtonnentenerscheintje einmal im Jahr: LsissZ» fr. Mnder des Sächsischen Landbokn. Ußrirtes Jahresbuch des Landes-Anzeigers. A täglich einem besonderen ^Sächsisches Allerlei — MeuStag, 1-. A«g»st 1887. ^ «flzelgennnir »e» „Stichs. S»-Str.»n,elßer17. Raum einer schmalen CorpnSzeil« isPfa. Bevorzugte Stelle (lspalt. Petitzeile) 30 s BeiWiederholung großer AnnonrenRab, Bei Bestellungen von Auswärts »volle man znsertlonSbetrag (in Briefmarken) beifüge» je 8 Silben TorpuSschrift bilden ca. 1 Zeise,) ' BorMtttqtz. Innoncenannahme , . : —-r .: " mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". - Unpart-iis-be «»gliche Zxttung für Sachs«» und Thüringen. NS-LVMLL Unterhaltungsblatt: i. Kleine Botschaft — 2. Sächsischer Erzähler — 3. Sächsische Gerichts-Zeitung^ 5. Jlluftrirtes Unterkaltungsblatt — 6 Sonntagsblatt — Ertra-Beiblatt: Luftiges Bilderbuch. Telegraphische Nachrichten. Vom 14. August. Wien. Die Zusammenkunft Kalnoky's mit Bismarck wird offiziös sicher bevorstehend bezyichnet, doch ist es noch ungewiß, ob diese in Kissingen oder Friedrichsruh stattfindet. , Warschau. Den ausländischen jüdischen Geschäftsleuten in ßjussisch-Polen ist der bisher bewilligte Kredit in der hiesigen Reichs Wnk gekündigt. Selbst die Diskontirung solcher Wechsel wurde ver- «eigert, die nur auf einige Wochen lauten. Budapest. Aus Rustschuk wird gemeldet, daß bei dem Feuer werk auch der deutsche und der englische Consul unter dem Fenster des Banket-Saales erschienen seien. Rom. Nach der „Tribuna" hat der Nuntius Galimbcrli in Wien es bewirkt, daß der Papst auf Ansuchen des Prinzen von Co burg unmittelbar vor der Abreise desselben nach Bulgarien diesem den apostolischen Segen überschickt hat zugleich mit Glückwünschen für den katholischen Fürsten, der im Begriffe sei, die Herrschaft über das schismatische Bulgarien zu übernehmen. Petersburg. Die Residenzpresse bespricht in ironischem Tone das Manifest des Coburgers und verlangt eine energische Protestnote Wen den neuen Fürsten von Bulgarien. Hier aufgetauchte Gerüchte M Entsendung eines russischen Geschwaders nach Varna werden allerseits angezweifclt und sind auch tatsächlich in das Reich der Er findungen zu verweisen. — Der Verfasser der famosen Brochüre: ^'»liiftucs irkmoo-russe", General Bogdanowilsch, dem eben diese Autorschaft vor zwei Monaten seine Entlassung aus dem Dienst, vollste kaiserliche Ungnade und Verbannung auf sein im Tula'schen Gouvernement gelegenes Gut eintrug, liegt dort jetzt schwer krank darnieder. Von dem Ableben seines langjährigen Freundes und Ver bündeten Katkow weiß er noch nichts. Bei dem besorgnißerregenden Zustande des Kranken wagte die Umgebung es nicht, ihn, Mitthcilung davon zu machen. Mit Bogdanowitsch würde einer der enragirtesten Pansla- visten, Deutschenhasser und Franzosenfreunde zu Grabe getragen werden. Politische Rundschau. Chemnitz, den 16. August. Deutsches Reich. Kaiser Wilhelm wird für die nächste Zeit, Wenn nicht eine zu ungünstige Witterung eintritt, auf Schloß Babels berg bleiben, wo er am Freitag von Salzburg eingetroffen ist. Bald nach seiner Ankunft empfing der Kaiser den Prinzen Alexander und die Frau Prinzessin Friedrich Karl, konferirte am Nachmittag längere M mit dem Fürsten Bismarck und empfing bann noch verschiedene angesehene Persönlichkeiten. Sonnabend hörte der Kaiser wieder die laufenden Vorträge undIuntcrnahm eine Spazierfahrt im Parke von Babelsberg. Sonntag war Familiendiner. — Die Nachrichten, welche dem Kaiser über das Befinden des Kronprinzen zugegangen sind, ebenso die Mittheilungen von Mitgliedern der königlichen Familie, wie von Personen der Umgebung stimmen darin überein, daß der Gesundheitszustand des Kronprinzen ein vor trefflicher, die Heilung eine vollständige ist. Dagegen kann die Nach richt süddeutscher Blätter, daß der Kronprinz auch in diesem Jahr die Herbst Waffenübungen der bayrischen Armee besichtigen werde, noch in keiner Weise als feststehend angesehen werden. — Prinz Ludwig von Bayern, der zukünftige Thronfolger, be gleit sich bereits in diesen Tagen zur Einschiffung auf dem deutschen Manövergeschwader nach Norden. Vorher wird derselbe aber noch dem Kaiser Wilhelm einen Besuch in Babelsberg abstatten. — Der Reichskanzler Fürst Bismarck ist Sonnabend Abend 7 Uhr von Berlin in Kissingen eingetroffen und von den Kurgästen lebhaft begrüßt worden. Der Kanzler bleibt drei Wochen in dem Bade. Mann die Besprechung mit dem österreichischen Minister Grafen Kal- noky erfolgen wird, steht immer noch nicht sicher fest. — Se. Majestät der Kaiser hat unterm 9. August aus Gastein folgende Kabinetsordre betreffend die Verleihung von Fahnen an die Die Rose von Gorze. Ein Kriegserlcbniß von E. von Wald-Zedtwitz.*) 1. Nachdruck verboten. ' Sie kannten ihn Alle im Städtchen. Ms blutjunger Officier >var er in einem blüthenrcichen Maiinonat dort hingekommen; nun wartete er auf den Stern des Premier-Leutnants, und ein starker, blonder Vollbart schmückte bereits seine Wangen. Wie manches Jahr hatte er auf dem Paradeplatze die Rekruten exercirt und wie vielen hübschen Mädchen im Laufe der Zeiten in die Augen gesehen! Mit Hen biederen Pfahlbürgern und den Kinder» des Oertchens wechselte «r manch freundliches Wort; der Krämer im Laden nickte ihm ver traulich zu, wenn er vorüberging, und die Schuljungen zogen ihre Kuppen, sobald sie ihm begegneten. So war es ein gewisses Ereig- «iß, als man ihn eines Tages auf einem zierlichen Fuchs über den Marktplatz reiten sah. Er war Adjutant gcwordeii, und seine Freude darüber war nicht gering; Alt und Jung theilte sie. Nun war eS wieder einmal Maien geworden, ein herrliches, 'svnnengoldiges Maien!'Da schauten die guten Bürger ihm erst recht nach, denn er ging nicht mehr allein; an seinem Arme hing verschämt ein zartes Mägdlein, schlank wie eine Tanne, mit weichen, sammet dunklen Augen und Wangen wie Milch und Blut. Das Glück stand Beiden auf der Stirn geschrieben, und von den Zügen der ihnen Nachschauenden war zu lesen, wie sich Alle des aussprossenden Liebes- Wckes freuten. Es war ein trautes Städtchen, nur klein, mit einigen tausend Seelen, aber Bürger und Soldaten lebten wie eine große Familie zusammen. Der Marktplatz lag etwas erhöht, just in der Mitte; geradlinige, sauber gehaltene, breite Straßen zweigten sich davon nach allen Seiten ab, um unten am Festungswalle, welcher das Ganze «mzog, zu enden. Ein stattlicher Strom bespülte die Werke und ver schönte die sonst reizlose Landschaft, in welcher die Festung lag. Den beiden Glücklichen, die eben über die Brücke hinaus in's Freie schritten, dünkte dieses schlichte Fleckchen Erde ein Stück Para dies. Brechende Knospen, Sonnenschein und jubilirende Lerchen rings «m sie her) wohin das Auge sah, nur frischauskeimende Lenzeslust. *) Wir «heilten schon in letzter Nummer mit, daß der Held dieser Erzähl« »der Autor selbst ist. in diesem Frühjahr errichteten Truppentheile an den Kriegsminister Bronsart von Schellendorf in Berlin gerichtet: „Ich habe beschlossen, den in diesem Frühjahre errichteten vier Jnfanterieregimentern, sowie den neu errichteten vierten Jnfanteriebataillonen und dem 3. und 4. Bataillon des Eisenbahnregimentes, da dieselben alle aus älteren Truppentheile» hervvrgegangen sind, welche längst im Besitz von. Fahnen sich befinden, schon jetzt, und zwar am 18. d. M., als dem unver geßlichen Gedenktage der Schlacht von Gravelotte-St. Privat, Fahnen zu verleihen. Ich hege dabei die zuversichtliche Erwartung, daß alle diese Truppentheile die von Mir ihnen anvertrauten Feld zeichen jederzeit in hohen Ehren halten und bis in die fernste Zukunft zum Heile Deutschlands und zum Ruhm des Heeres führen werden. Zur Entgegennahme der Fahnen, deren feierliche-Nagelung und Weihe Meinen dafür gegebenen besonderen Bestimmungen entsprechend am 18. d. M. stattfinden soll, sind die betreffenden Regimentskommandeure, begleitet von so vielen Leutnants und Unteroffizieren, als der Truppen- theil Fahnen erhält, zum 18. d. M. Morgens nach Potsdam zu be ordern. Indem Ich bemerke, daß die Leutnants zunächst aus den schon nach Berlin, Potsdam oder Spandau kommandirten zu wählen sind, beauftrage Ich Sie, diese Meine Ordre der Armee bekannt zu machen und das Erforderliche danach zu veranlassen. Bad Gastein, den 9. August 1687. Wilhelm." — Es heißt jetzt, die Frage der Getreidezollerhöhung sei bei der Reichsregierung noch nicht zum definitiven Abschluß gekommen. Daß sich der Reichstag in seiner nächsten Session mit der Sache be schäftigen wird, ist aber zweifellos. — Es ist bekannt, wie vorsorglich seitens der deutschen Heeres verwaltung alle auf die Pflege und Wiederherstellnitg erkrankter und verwundeter Soldaten gerichteten Anstalten gefördert werden. Nach dem neuerdings die Herstellung und Einführung transportabler Baracken erfolgt ist, durch welche zu jeder Zeit und an jeden. Orte hygienische Kranken-Unterkunftsräume in kürzester Frist geschaffen werden können, was auch im Frieden bei ausbrcchenden Epidemien von» höchster Wichtigkeit ist; nachdem ferner die gesaminte Armee mit dem vollständigen antiseptischen Verbandmaterial, das die neuere Chirurgie fordert, gleichmäßig ausgestattet worden ist, hat man von seiten der zuständigen Behörden jetzt sein Augenmerk darauf gerichtet, in welcher Weise und durch welche Lagernngsvorrichtungen der Trans port auch der schwer Verwundeten und Kranken ermöglicht werden kann. Dem Vernehmen nach hat vor Kurzem eine Probefahrt mit solchen Lagerungsvorrichtungen zwischen Berlin und Erkner stattge funden. Zu diesem Versuche waren verschiedene Vorrichtungen in einem Durchgangswagen 4,-Maffe getroffen worden, von denen ein in einem Wasserkasten schwimmendes Bett und eine in einem Holz rahmen ruhende Gummimatratze, welcher durch Anfblasen jede be liebige Spaimang gegeben werden konnte, besonderes Interesse er regten. Wenn auch die Versuche noch nicht abgeschlossen sind, so soll das Resultat doch ein überraschend günstiges gewesen sein, so daß von diesen beiden genannten Vorrichtungen künftighin bei dem Eisen bahntransport Verwundeter und Kranker ein wesentlicher Vortheil er wartet werden kann. — Die deutschen Brenncreibesitzer wollen eine große Aktien- Gesellschaft mit einem. Capital von 30 Millionen Mark errichten, welche den Vertrieb des Spiritus übernehmen und die Preise be stimmen soll. Der eigene'Betrieb der Spiritus-Raffinerie wird nicht beabsichtigt; vielmehr wird man mit den Raffineuren Kontracte ab schließen, wonach dieselben die ganze Manipulation gegen eine fest zu bestimmende Vergütung pro Hectoliter zu übernehmen haben; die Verbrauchsabgabe ans den inländischen Konsum entrichtet sodann die Gesellschaft und den für den Export verbleibenden Spiritus nimmt sie bis zur Versendung auf steuerfreies Lager. Der Vertrieb des selben nach dem Auslande ist ihre Sache, und auch die Festsetzung des Preises des inländischen Branntweins bleibt ihr überlassen. Der Reichsregierung soll eine dauernde Einflußnahme auf die Verwaltung eingeräumt werden. Das Project geht aus- vom Verein deutscher In ihren Herzen sah es nicht anders ans; auch da brachen Knospen, da leuchtete Sonnenschein, darinnen klang cs wie das Schmettern aus zahllosen frühlingslustigen Sangeskehlen. Nicht ohne Hindernisse sollte sich indessen die Vereinigung der Beiden vollziehe». Hätte die Liebe allein ausgereicht, um den Haus stand zu begründen, dann hätten sie im Ueberflusse schwelgen können; aber es gehörte noch mehr dazu, woran sie im Anfänge kaum ge dacht hatten. Aber nach und nach wurden mit Gottes Hilfe alle Heminnisse überwunden, der Schleier und der Myrtenkranz schmückten die jugendliche Braut. Als dann über ein Jahr ein zartes Töchter lein in der Wiege lag, da war des Glückes kein Ende. Die ganze Stadt nahm daran Antheil. Zwei Jahre gingen in das Land; wieder war es Mai geworden. Die alte Stadt, die alke Freundschaft und das alte Glück! Aber als die Sonne höher stieg und die Rosen blühten, da lag es ernst auf Aller Gesicht, ein Alp drückte die GemÜther nieder. Düstere Wolken zogen im Westen auf; jenseits des Rheines wollte der alte Erbfeind nicht Frieden halten; man befürchtete, daß die Kriegsfälle! die Völker bald zu blutigem Strauße entflammen würde. Freudige und zugleich bange Schläge bewegten das Herz des jungen Offiziers. Sollte sich doch vielleicht der schönste Traum des Soldaten erfüllen, ihm Gelegenheit werden, für das Vaterland zu fechten und, wenn es sein mußte, zu bluten? Aber es galt doch auch einen Abschied von Weib und Kind! Und nun war cs wirklich so weit, das entscheidende Wort war gesprochen, der Würfel gefallen. Noch einen Kuß drückte der Offizier auf die Lippen seines jungen Weibes, noch einmal versenkte er den Blick in ihr thränenüberström- teS Auge, nahm sein Kind an's Herz, — dann schwang er sich in den Sattel. Ungeduldig scharrte der Fuchs; er war gewohnt, schnell den Schenkeldruck seines Reiters zu empfangen, um munter vorwärts zu gehen. Aber heute mußte er warten; das stumme Grüßen, daS Win ken des Offiziers oben hinauf nach dem Fenster wollte nicht enden. Sein Weib, mit dem Kinde auf dem Arme, stand ja dort, um viel leicht die letzten Liebcsblicke mit ihm zu tauschen. „Vorwärts!" rief der Scheidende dem Fuchse zu; dahin galoppirte er, und bald hörte man vom Markte her das donnernde: „Hoch lebe der König!" des zum Abmarsche bereitstchenden 72. Regiments er schallen. Alle stimmten ein, Männer und Frauen, Junge und Alte; Spiritusfabrikanten. Für den finanziellen Theil des PröjeeteS hat die deutsche Bank die Führung übernommen; indessen sind auch » Bankfirmen Berlins an demselben hervorragend betheiligt. Seit Be- s kanntwerden des Planes ist der Spirituspreis kolossal in die Höhe « gegangen. — Der „Köln. Bolksztg." wird ans Straßburg berichtet, da zwei dortige Referendare wegen Theilnahme an der anfgelö studentischen Protestverbindung „Sundgoria" disziplinarisch entl worden sind. , — Ueber einen anarchistischen Fang wird verschiedenen Blätter» berichtet. Darnach traf ein Gendarm auf einer Landstraße ff» Badenschen zwei Handwerksgesellen. Er sah die Pässe nach und fand bei dem einen Gesellen ein anarchistisches Flugblatt. Gefragt, wo «c dasselbe her habe, erzählte der Pernommene, sein Reisegefährte Hab« es ihm gegeben. Beide wurden nun zur Polizei gebracht mrd bei -7? einer genauen Visitation entdeckte man bei dem Verdächtigen, wohl verpackt, ca. 200 Flugblätter desselben anarchistischen Inhaltes. Oesterreich - Untzar«. Einiges Aufsehen erregt eine von Lienbacher veröffentlichte Darstellung der scinerzeitigen Bildung- de» Liechtenstein-Clubs in Aktenstücken, aus welchen hervorgeht, daß der Club zur Wahrung der Selbständigkeit der Klerikalen gegenüber kr Regierung gegründet wurde. Die Klubmitglieder verpflichteten sich schriftlich, für die neuesten Stoatslasten, ferner für die böhmischen und galizischen Transversalbahncn nur unter der Bedingung z» stim men, daß ein Gesinnungsgenosse das Unterrichts-Portefeuille erhalle. Lienbacher legt dar, daß er den Club verlassen, weil dieser sei« Selbständigkeit aufgab und nach Neuwahl des Hauses auf Vermittl ung Carlons wieder eintrat, welcher sagte, er hoffe, der Club Werda nützlich wirken, trotz Giovannelli und Greuter. Lienbacher verspricht weitere Enthüllungen. > 7 : Frankreich. Von den achtzehn neuen französischen Infanterie- Regimentern werden zehn dem 6. Corps zugetheilt und je eins nach - Commercy, Fort Leronaille, Neüchateau, Epinal, Troyes, zwei nach ^ » Toul und drei nach Verdun gelegt. Das I. Corps erhält emeb (Maubeuge), das 7. (B-lfort) eines, das 14. drei (Lyon zwei, Grenoble eins), Paris zwei und Nizza eins. — Wie verlautet, sollen die fremdländischen Offiziere in diesem Jahre bei den Herbstmanöver« nicht wie bisher vertheilt, sondern alle dem 9. Armeekorps zugewies« werden. Am 8. September sollen dieselben vom Kriegsminister kn Paris empfangen werden und nach der Rückkehr am 20. September wird ihnen zu Ehren im Kriegsministerium ein Gala-Empfang ver anstaltet. — Die bevorstehende Probemobilifirung eines ArmeÄorpS wird wahrscheiülich am 6. September ihren Anfang nehmest. " — General Boulanger liebt es, mit Bonaparte verglichen zu werde». Bisher kannte man nur die Aehnlichkeit, daß beider Name mit Bo anfängt. Der „Figaro" hat jetzt eine zweite entdeckt: ihr Glaube an Wahrsagungen. Wie Bonaparte seine Lenormand, so hat auch Boulanger seine Prophetinnen und Alle haben ihm geweissagt, daß „er dereinst der Höchste in ganz Frankreich sein werde." Eine andere hat aber den fatalen Zusatz gemacht, der General werde eines gewalt- ämen Todes sterben. Spanien. Die Königin - Regentin Marie Christine ist ür San Sebastian eingetroffen. Sie wurde -bei der Ankunft NammS der französischen Regierung vom General Cornat bewillkommnet. Zwei französische Kriegsschiffe waren im Hafen erschienen. Orient. Die Chancen des Fürsten Ferdinand von Bulgarien stehen gegenwärtig in Bulgarien selbst nicht schlecht. Wie in Widdin, der ersten bulgarischen Stadt, welche er betreten, ist er auch in Rust schuk und Sistowa von Militär und Volk, Behörden und Geistlich keit mit einem kaum erwarteten Enthusiasmus begrüßt worden. Bei den Paraden, welche der Fürst aller Orten über die Garnisonen ab nahm, hat er es verstanden, die Soldaten, auf die ja Alles ankommt, sehr geschickt zu behandeln. Bei dem Besuch des Sommerlager» in Rustschuk sangen die Soldaten in Gegentvart des Fürsten die neu komponirte Ferdinandshymne, während die Officiere den Fürste« wie eine mächtige Woge der Begeisterung wälzte sich der Ruf durch die ganze Stadt, bis in das entlegenste Gäßchen. Die präsentirten Gewehre flimmerten im Sonnenscheine, die Fah nen senkten sich, aus allen Fenstern wehten weiße Tücher Abschieds grüße, die Trompeten fielen schmetternd ein, — mit wehendem Ban ner und klingendem Spiele ging's zum Thore hinaus. „Wer Weis^ ob wir uns Wiedersehn!* hatte die Regimentsmnsik angestimmt: „Wer weiß, ob wir uns Wiedersehn!" erklang es in aller Herzen. , 2. Wie sanft sich die Weingelände zum Thale neigten, wie friedlich sich die rothe» Ziegeldächer zwischen den grünenden Wiesen erhoben, wie ruhig und gemüthlich die Herden auf üppiger Flur ihre Nahr ung suchten! Abseits von der großen Heerstraße, in einem stillen Winkel, wo Wohlstand und Zufriedenheit ihren Wohnsitz aufgeschlagen halten^ liegt unweit der Festung Metz das kleine Landstädtchcn Gorze. Arbeit same Bürger führten hier ihr friedliches Dasein; was draußen jev- seits ihrer Berge vorging, bekümmerte sie wenig. Sie hörten wohl von Krieg und KricgSgeschrei, aber sie glaubten nicht daran. Urü> nun sollte es doch wahr werden; ihre behagliche Ruhe war gestört; ab und zu zogen schon vereinzelte Trupps französischer-Infanterie oder eine Abtheilung Husaren lärmend durch die Straßen, um sich, nahe der deutschen Grenze, mit den größeren Truppenmassen zu ver binden. Aber diese Durchzüge waren nur vorübergehend gewesen. Die große Heerstraße berührte das kleine Städtchen nicht; sie ging zwei Stunden nördlich bei Metz vorüber, und so kam es denn, daß fich die Bürger bald von ihrem Schrecken erholten, um wieder ihrem friedlichen Tagewerke nachzugehen. Um so größer aber war ihre Bestürzung, als sie wenige Tage später das Donnern der Geschütze aus der Nähe von Metz ver nahmen; grausig genug hallte es in dem sonst so stillen Thale wider. Es war am 14. August 1870; der erste der drei großen Gefcchtstage um Metz war angebrochen. Aber weder deutsche noch französische Truppen betraten heute das Weichbild von Gorze. Am 16. August blieb Alles ruhig; sorglos gaben sich die Be wohner ihrer Beschäftigung wieder hin, aber am folgenden Tage sollte sich daS Bild gewaltig ändern. Beim Morgengrauen sprengte« die ersten preußischen Ulanen über den Markt, — die verschlafene«
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